Göttlicher Sound

Mit dem Jupiter-8V schickt sich Arturia als erster Hersteller an, den gleichnamigen Klassiker von Roland auf die native Ebene zu heben. Wie immer gibt’s obendrein noch einige Extras dazu.

Von Georg Berger


Die bisherigen Resonanzen auf Arturias jüngsten Streich, den Jupiter-8V, könnten kontroverser nicht sein. Sie konzentrieren sich in erster Linie auf eines: Den Sound. Zwei Lager streiten darüber, ob der Jupiter-8V nun authentisch klingt oder nicht. Dabei vergessen viele einen wichtigen Umstand: Schon beim originalen Jupiter 8 klang kein Exemplar wie das andere, was seinen Grund in Bauteiltoleranzen hat. Ein objektiver Vergleich ist somit schier unmöglich. 
Deshalb halten wir uns aus dieser Diskussion raus und testen die Software so wie sie ist.

Denn jenseits dieser eher philosophisch geschmacklichen Fragen haben die französischen Entwickler ein bemerkenswertes Produkt vorgelegt. Denn Arturia hat sich als erster Software-Hersteller an eine rein native Realisierung des Roland-Instruments gewagt. Bisherige Versuche den Jupiter 8 zu reproduzieren beschränken sich bis dato auf Entwicklungen von Roland selbst, die jedoch zumeist in Hardware einmündeten. Dazu zählen der 1996 vorgestellte virtuell-analoge Synthesizer Jupiter 8000 und das 2003 präsentierte VariOS-System, bestehend aus Soft- und Hardware, das wegen seiner offenen Architektur mannigfaltige Aufgaben im Studiobereich abdecken soll. Dem Original am nächsten gekommen ist bisher die VariOS 8 Software, die für das gleichnamige System eine entsprechende Emulation offeriert. Klanglich konnte sie jedoch nicht überzeugen. Arturia steht mit ihrem ungleich moderneren Produkt also momentan konkurrenzlos auf dem Markt.

Doch die Entwickler aus dem französischen Grenoble haben sich beim Jupiter-8V nicht nur auf eine originalgetreue Simulation konzentriert. Sie haben es sich auch dieses Mal wieder nicht nehmen lassen, ihrem jüngsten Produkt eine Reihe von Features mitzugeben, die über den Funktionsumfang der Vorlage hinausgehen. So verfügt der knapp 200 Euro teure Jupiter-8V über eine 32-stimmige Polyphonie und  zusätzliche…

Niederfrequenz-Oszillatoren (LFO), die im sogenannten Galaxy-Modul zusammengefasst sind und für einen markanten Schub in Sachen Lebendigkeit sorgen. Ein umfangreich editierbarer 32-stufiger Step-Sequenzer bietet obendrein eine zusätzliche Option zum integrierten Arpeggiator und eine Effekt-Sektion verleiht den Sounds zusätzlich Glanz und Charakter. 

Wie üblich zeigt sich bei Aufruf des Instruments eine fotorealistische Darstellung der Bedienoberfläche, die zumindest alten Hasen in Sachen Jupiter 8 Programmierung keinerlei Probleme bereiten dürften. Das Layout der zentralen Bedienelemente und somit das Handling sind im Wesentlichen identisch zum Original und zeigen nur bei den viereckigen Tastern ein paar kleine Unterschiede in Funktion und Beschriftung. Wer will,  kann also ohne Umschweife direkt loslegen. Doch das gestaltet sich nicht ganz einfach. Denn im Gegensatz etwa zum Prophet-V (Test in Heft 7/2006) oder zur Analog Factory (Test in Heft 11/2006) aus gleichem Hause ist die Darstellung der Bedienelemente dieses Mal viel zu klein geraten. Schon bei einer Bildschirmauflösung von 1024 x 768 Pixeln ist das Ablesen und Bedienen der Schalter und Reglereinstellungen nur mit konzentriertem Blick möglich. Höhere Bildschirmauflösungen verstärken diesen Umstand nur noch. Ideal wäre es, die Bedienoberfläche skalieren zu können. Auffällig: Die Bedienung der Drehschalter mit der Maus erfordert einiges an Geduld, da anders als sonst üblich, sich die Schalter beim Anklicken sehr zickig anstellen und zumeist mehrere Versuche erforderlich sind. 

Die erwähnten Zusatz-Module aktiviert man per Knopfdruck und ähnlich wie beim Prophet-V erweitert sich die Bedienoberfläche am oberen Rand um zusätzliche Editiermöglichkeiten. Dort finden sich über Reiter anwählbar die drei Einstelldialoge Preset, Modulation und Effekt. Der Presetmanager erlaubt die bequeme Organisation der Einzel-, Dual- und Split-Sounds und folgt dabei der Terminologie des Originals. Die Bezeichnung Program meint dabei einen Einzel-Sound. Ein Dual-Layer- oder Split-Sound wird Patch genannt, was auch zur Darstellung der Instrumentenslots im Presetmanager korrespondiert. Zusätzlicher Bedienvorteil: Er besitzt zwei Filter in Form von Auswahl-Dialogen zum Eingrenzen von Such- und Sortierkriterien, die ein rasches Finden eines der knapp 400 Presets ermöglicht. Beim Abspeichern von Eigenkreationen lassen sich innerhalb des Speicherdialogs über Drop-down-Menüs entsprechende Attribute zur Indizierung vergeben. Dabei geschieht das Speichern, ungeachtet dessen ob es sich um einen Program- oder Patch-Sound handelt, immer mit demselben Dialog, der allerdings anfangs etwas rätselhaft erscheint. Denn beim Speichern eines einzelnen Sounds, erlaubt der Dialog gleichzeitig die Vergabe von Patchnamen quasi in einem Aufwasch. Hinter dem kryptisch klingenden Project-Eintrag verbirgt sich eine Neuheit von Arturia. Er zeigt beim Anklicken eine Liste bereits erstellter Soundbänke, die bei Auswahl eines Eintrags dieser Bank den neuen Klang zuweist. Neue Soundbänke lassen sich dort durch Eintrag eines neuen Namens erstellen.  

Die 16 Tasten rechts neben dem LED-Display, die im Original zum Speichern dienen haben jetzt eine andere Aufgabe. Sie bieten jetzt eine Snapshot-Funktion, ähnlich wie in Arturias Analog Factory. Presets lassen sich über einen Klick mit gehaltener Shift-Taste dort bequem ablegen und mit einfachem Klick wieder aufrufen. Diese Information erhalten wir jedoch erst auf Nachfrage beim deutschen Vertrieb, da sich das Handbuch zu diesem Thema beharrlich ausschweigt. Arturia sollte da noch einmal nachbessern. 

Richtig interessant wird es bei Aufruf des Modulation-Reiters. Zwei Unterdialoge finden sich dort, die das erwähnte Galaxy-Modul und den Step-Sequenzer aufrufen. Das Galaxy-Modul enthält, oberflächlich betrachtet, drei herkömmliche LFOs, die mit den Wellenformen Sinus, Dreieck und Sägezahn ausgestattet sind. Die ersten zwei LFOs verfügen noch zusätzlich über eine Rechteck-Wellenform. Das Besondere und einzigartige ist allerdings die Art der Verschaltung dieser drei Komponenten. Ähnlich wie bei einer Frequenzmodulation beeinflussen sich alle drei LFOs gegenseitig und erlauben farbenprächtige Modulationsverläufe, die schier unermessliche klangliche Möglichkeiten offerieren. Um die Wirkungsweise zu versinnbildlichen, haben die Entwickler dem Dialog ein Koordinatennetz spendiert, in dem sich eine animierte Linie bewegt und die Auskunft über den Modulationsverlauf gibt. Der erste LFO schwingt dabei auf der Y- und der zweite auf der X-Achse. Je nach Auswahl der Wellenformen und der Schwinggeschwindigkeit der ersten beiden LFOs zeigen sich damit Linienanimationen, die wie das Schraffieren einer Fläche mit einem Bleistift anmuten. Die Wirkungsweise ist ähnlich der von Joystick-Controllern wie beim Prophet-V oder Absynth 4 (Test in Heft 1/2007). Doch der Jupiter-8V setzt mit dem dritten LFO noch einen drauf. Er erlaubt die ohnehin schon komplexe Modulation um eine dritte Dimension zu erweitern, indem er die Drehung des Koordinatensystems steuert. Der Angle-Regler erlaubt dabei sogar einen manuellen Versatz des Koordinatensystems. Selbstverständlich sind die Rate-Regler, wie alle übrigen Bedienelemente auch, über MIDI-Controller fernsteuerbar. 

Jeweils drei Modulationsziele lassen sich nun anteilig vom ersten und zweiten LFO ansteuern. Acht Adressen stehen zur Auswahl. Dazu zählen die Tonhöhen und Pulswellen beider Oszillatoren, die Filtereckfrequenz von Hoch- und Tiefpassfilter, die Resonanz des Tiefpassfilters, sowie die Gesamtlautstärke. Mit diesem Repertoire sind die wichtigsten Parameter abgedeckt und der virtuelle Jupiter erreicht damit Sphären, die ansonsten nur großen Modularsystemen vorbehalten sind. Solch ein Modulationskonzept findet sich bis dato noch bei keinem anderen Klangerzeuger. Der Redaktion ist zumindest nichts Vergleichbares bekannt. Doch im Galaxy-Modul steckt noch viel mehr Potenzial, das sich momentan aber noch im Dornröschenschlaf befindet. Denn durch eine simple Erweiterung der Modulations-Adressen und -Ziele würde das Modul noch mächtiger werden. Da ist also noch viel Spielraum für künftige Updates vorhanden. Für dieses geniale und innovative Modul gibt’s also schon einmal die Bestnote. 

Im Vergleich dazu wirkt der integrierte Step-Sequenzer eher konventionell. Gleichwohl ist er sehr opulent ausgestattet und erlaubt detaillierte Eingriffe. Eine Phrase kann aus maximal 32 Schritten bestehen, die sich sehr bequem mit den Zeichenwerkzeugen – wählbar am linken Rand – erstellen lassen. Portamento, Legato und Accent lassen sich per Punktmatrix aktivieren. Die Accent-Funktion ist dabei dem Roland TB 303 entlehnt und in Form einer AD-Hüllkurve umgesetzt worden. An Abspielrichtungen hat der Step-Sequenzer den gleichen Umfang zu bieten wie der Arpeggiator, also vorwärts, rückwärts einzeln und alternierend sowie zufällig. Steuern lässt er sich wahlweise über den Rate-Regler in Verbindung mit dem Start- und Stop-Button, über MIDI-Notenbefehle oder über den Host-Sequenzer, zu dem er sich selbstverständlich synchronisieren lässt. Eine Quantisierungsfunktion ist ebenfalls integriert, die Einstellungen des Notenrasters von einer halben bis zu einer 1/128 Triole erlaubt. Ähnlich wie beim Galaxy-Modul lässt sich die Sequenz jetzt anteilig auf drei Modulationsziele adressieren. Zur Auswahl stehen dieselben Komponenten wie im Galaxy-Modul, so dass der Step-Sequenzer nicht nur zur Generierung von Melodien, sondern auch zur Steuerung etwa des Filters oder der Pulsweite dienen kann. Eine Erweiterung des Umfangs der Modulationsziele würde auch diese Komponente deutlich erweitern und den Jupiter-8V zu einem wahren Modulationsmonster machen.  

Zu guter Letzt verfügt der Jupiter-8V auch noch über eine Effekt-Sektion. Doch anders als bei vielen Mitbewerbern, die den Einsatz der Effekte lediglich am Ende der Signalkette vorsehen, hat das Arturia-Instrument hier mehr anzubieten. Insgesamt vier Einschleifpunkte stehen zur Verfügung, die in die Kategorien Voice- und Patch-Effekte aufgeteilt sind. Ein Diagramm im Dialog gibt Auskunft über das interne Routing. Die Slots dienen zum Aufruf und zur Auswahl der Algorithmen. Die zwei Voice-Effekte finden demnach ihren Einsatz innerhalb der Klangsynthese einmal vor und das andere Mal nach der Filtersektion und werden somit als Bestandteil in die Klanggenerierung eingebettet. Zur Auswahl stehen die Algorithmen Chorus, Flanger, Phaser, Equalizer, Verzerrer und sogar Ringmodulation. Unschlagbares Bedienungsplus: Einige Effektparameter lassen sich sogar von den Bausteinen des Synthesizers modulieren. Zur Auswahl stehen der LFO, die X- und Y-LFOs des Galaxy-Moduls, der Step-Sequenzer, die zwei Hüllkurven, Anschlagsdynamik, Aftertouch und Keyboard-Tracking. Die Perspektive in Sachen dynamischer Klanggestaltung mit Hilfe von Effekten gerät dadurch fast grenzenlos.

Die zwei Patch-Effekt-Slots stehen schließlich seriell verknüpft hinter dem Verstärker und vor dem Summenausgang, um den Gesamtklang zu verschönern. Anders als die Voice-Effekte verfügen sie über die Algorithmen Hall, Stereo-Delay und -Phaser, Chorus und Flanger, die zwar nicht mehr von den Synthesizerkomponenten modulierbar, wohl aber bei Bedarf über MIDI-Controller steuerbar sind. Auch hier ist Arturia wieder ein uneingeschränktes Lob auszusprechen. Denn sie haben es geschafft, eine Klangkomponente erfolgreich innerhalb der Klangsynthese zu integrieren, die bei vielen Mitbewerbern eher wie ein aufgesetzter Kropf wirkt.   

Ausgestattet mit diesen Features dürfte der Jupiter-8V also nicht nur etwas für Liebhaber dieses Synthesizer-Klassikers sein, sondern auch ein Schlaraffenland für ambitionierte Klangtüftler mit Vorliebe für kreatives und experimentelles Sounddesign.

Im Praxis- und Hörtest zeigt er, was in ihm steckt und weiß die Erwartungen zu erfüllen. Der Eindruck in Sachen Grundsound, den wir in unserem Messebericht in Heft 5/2007 geschildert haben, bestätigt sich noch einmal deutlich. Der Jupiter-8V besticht durch eine angenehme Wärme, die jedoch im Vergleich zum Prophet V nicht ganz so vordergründig erscheint. Seine eindeutigen Stärken liegen auf der Erzeugung von Flächensounds, die zwar immer noch voll und warm, aber gleichzeitig auch zart und fein erklingen. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten die beiden Filter. Im Vergleich zum berühmten Moog-Filter lässt sich der Tiefpassvertreter des Jupiter 8 nicht in Eigenresonanz versetzen und wirkt vergleichsweise zahm und unauffällig. Der durch die charakteristische Anhebung der Mitten so geschätzte Analog-Sound ist mehr in Richtung obere Mitten zu finden. Das Klangbild erscheint dadurch immer etwas silbriger, filigraner und nicht ganz so druckvoll als das etwa des Minimoog oder eines Arp 2600. Aber es tönt immer noch deutlich voller als das des Yamaha CS 80, dessen Sounds sich geballt in der Analog Factory finden. Knackige Basssounds mit Durchsetzungskraft und Biss sind also nicht seine Domäne. Durch die Zufalls-Wellenform des LFO, den Arpeggiator und vor allem die Crossmodulation ist die originale Klangerzeugung aber auch in der Lage Sounds mit einer gehörigen Portion Lebendigkeit und Schärfe zu erzeugen. Gerade die letzte Funktion erlaubt die Realisierung eher metallisch klingender Spektren, die den klassischen FM-Sounds der Yamaha-Riege in nichts nach stehen. Zwitschernde und blubbernde Effektsounds unterschiedlichster Couleur sind dank der Zufallswellenform des LFO und durch den Arpeggiator leicht erstellt. 

Die Presets geben einen profunden Einblick in das Potenzial dieses Klassikers ab, die überdies ordentlich mit einem Pfund an Zusatz-Features wuchern. Im Test fühlen wir uns oftmals an einschlägige Hits der 80er Jahre erinnert. Flächen- und Bläsersounds klingen auf einmal verdächtig nach Alphavilles „Big in Japan“ und ein anderes Mal nach dem Stück „Shout“ von Tears for Fears oder nach „Axel F“ von Harold Faltermeyer. Die Simulation des originalen Jupiter 8 Sounds kann nur als gelungen bezeichnet werden. 

Gleichwohl fallen im Test einige Punkte auf, die den bisherigen positiven Eindruck trüben. Dazu zählt die doch recht hohe CPU-Last, die das Arturia-Instrument beim Spielen erzeugt. Beim Test auf einem Singlecore-Rechner mit 3,4 GHz-Prozessor gelangt die CPU-Anzeige bei Nutzung der maximalen Polyphonie, des Unisono-Modus und gerade bei Einsatz der Patch-Effekte recht schnell in den roten Bereich – zumal wenn gleichzeitig zu einem bereits bestehenden Arrangement gespielt wird. Möchte man uneingeschränkten Spielspaß haben, sollte es schon ein Dualcore-Rechner  und vor allem die Polyphonie an die Erfordernisse angepasst sein. Unschön ist auch ein stufen- und sprungartiger Klangverlauf bei der Einstellung des Tiefpassfilter-Cutoffs, wenn die Resonanz voll aufgedreht ist. Das Ganze hört sich wenig organisch an und wirkt wie ein Rückgriff auf die Anfänge der digitalen Klangerzeugung. Bei moderater oder keiner Beteiligung der Resonanz, erklingen Filterverläufe jedoch erwartungsgemäß kontinuierlich und weich. 

Das Handling von Galaxy-Modul und Step-Sequenzer zeigt ebenfalls einige vermeidbare Schwächen. So vermissen wir im Galaxy-Modul einen globalen Bypass-Button. Möchte man das gesamte Modul aus dem Signalweg nehmen, bleibt momentan nur das Zudrehen von mindestens drei Reglern übrig. Ähnliches gilt für die drei Punkte-Reihen im Step-Sequenzer. Zwar enthält er einen Lösch-Button, der die Stufeneinstellungen mit einem Schlag egalisiert. Dies betrifft aber nicht die Punkt-Matrix für Glide, Accent und Legato, was ebenfalls einbezogen werden sollte. 

Doch bei aller Kritik mindert dies nicht den Spaß beim Erstellen neuer Sounds. Gerade die zusätzlich integrierten Features machen aus einem eher zahm klingenden Instrument ein wildes Biest. So routen wir im Galaxy-Modul die Tonhöhe von Oszillator eins auf den ersten LFO, der mit einer Sägezahnwelle schwingt und eine vertikale Linienanimation zeigt. Die Tonhöhe von Oszillator zwei wird durch den zweiten LFO moduliert, der mit einer Sinuswelle ausgestattet ist. Konsequenz: Die vertikale Bewegung der animierten Linie wandert jetzt horizontal hin und her und beide Oszillatoren erzeugen ein an- und abschwellendes Glissando. Bei Einsatz des dritten LFO, der eine Dreieckswelle besitzt, wird die zuvor beschriebene Bewegung in Drehung versetzt. Resultat: Durch die Drehung entstehen auf einmal gegenläufige Glissandi beider Oszillatoren, die sich außerdem immer wieder abwechseln. Sämtliche Rate-Regler dort können bis hinauf auf 50 Hertz schwingen und erlauben in Extremstellungen eine völlige Dekonstruktion des Basisklangs. Frequenzmodulationen sind damit ohne weiteres möglich, die je nach Einstellungen scharf und bissig daherkommen. 

Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die Effekte. Die Qualität der Patch-Effekte ist eher als durchschnittlich zu bewerten, außerdem fressen sie wertvolle Rechenleistung. Diese Effekte hätte sich Arturia sparen können. Unverzichtbar sind hingegen die Voice-Effekte. Besonderer Clou: Einige Parameter der einzelnen Algorithmen lassen sich von den Synthesizerbausteinen und sogar von Step-Sequenzer und Galaxy-Modul fernsteuern. Wem der Sound nicht weich oder schrill genug erscheint, kann damit ordentlich nachhelfen. Unschlagbar in Sachen Flexibilität zeigen sich hier der parametrische Equalizer, der dank seiner Modulationsfähigkeit zu einer willkommenen und lebendig klingenden Alternative für die Filtersektion des Jupiter-8V gerät, sowie der Ringmodulator, der für zusätzliche Schärfe sorgt. Eher eine Frage des Geschmacks sind Chorus, Flanger und Verzerrer. Gerade der Verzerrer hätte ruhig eine Spur schärfer und bissiger klingen können.   

Fazit 

Mit dem Jupiter-8V hat Arturia ein originalgetreu klingendes und kreatives Produktions- und Sounddesignwerkzeug vorgelegt, das allerdings noch einige Kinderkrankheiten besitzt. Ambitionierte Klangtüftler werden vor allem die Zusatz-Features nicht mehr missen wollen. Dennoch gibt’s die Bestnote von Professional audio Magazin für ein konzeptionell sehr gut durchdachtes Produkt.

Erschienen in Ausgabe 08/2007

Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 205 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut