We need more Tape!
SampleTron 2 kombiniert die Sound-Engine von IK Multimedias SampleTank 4 mit der hauseigenen Tape-Modeling-Technologie, um die Klänge Tape-basierter Sampler aus den 60er und 70er Jahren sowie von frühen digitalen Sample-Playern und Vocodern zu erzeugen. Autor Stefan Hofmann hat sich das virtuelle Instrument genauer angesehen.
Von Stefan Hofmann

In einer kleinen Stadt in Italien wurde IK Multimedia gegründet. Im Laufe der letzten 25 Jahre mauserte sich der Soft- und Hardware-Hersteller zu einem der bekanntesten Player im Studio- und Gitarrenbereich. Getreu dem hauseigenen Motto „Musicians First“ entwickelt IK Multimedia stetig neue Produkte für Produzenten, Audio-Engineers und Gitarristen, um den Arbeitsprozess einer Musikproduktion zu vereinfachen. Das Produktportfolio setzt sich mittlerweile aus Mikrofonen, Audio-Interfaces, Drum-Maschinen, Lautsprecher-Systemen, Messmikrofonen und diversen Software-Anwendungen zusammen. Wir haben uns mit SampleTron 2 ein ganz besonderes virtuelles Instrument genauer angesehen.
Ein Überblick
SampleTron 2 von IK Multimedia bringt ein bekanntes Vintage-Sample-Player-Format, das eigentlich auf Mellotron-Technik basiert, in die heutige Zeit. Bei diesem elektromechanischen Tasteninstrument findet die Klangerzeugung über 3/8 Zoll breite und mit drei Spuren bespielten Tonbändern statt. Die aufgenommenen Samples beziehungsweise kompletten Audiospuren werden mehrstimmig in einer Schleife abgespielt. SampleTron 2 bringt die unverwechselbaren Sounds von bandbasierten Samplern aus den 1960er und 70er Jahren zurück. Eine umfassende Sammlung von Samples klassischer Mellotron- und Chamberlin-Bänder und weitere akustische Sounds wie Chöre, Streicher, Blechbläser, Synth-Sounds, Orgelklänge, Klaviere, Bass-Sounds sowie Vocoder, die mithilfe der internen Tape-Modeling-Technologie ziemlich vintage klingen, werden nach dem Kauf auf die Festplatte gespeichert. Außerdem können Anwender mit SampleTron 2 eigene Samples laden und weiterbearbeiten. Das virtuelle Instrument benötigt mindestens 4 GB RAM-Speicher, wobei der Hersteller 8 GB empfiehlt. Die Plug-In-Formate AU, VST2, VST3 und AAX werden unterstützt. Somit sollte IK Multimedia SampleTron 2 in jeder aktuellen Produktionsumgebung zum Laufen gebracht werden können.
Nutzeroberfläche und Bedienung
Die Nutzeroberfläche von IK Multimedia SampleTron 2 ist vor allem eins – übersichtlich. Über drei Tabs können alle notwendigen Einstellungen getroffen werden. Nach dem Öffnen der Software zeigt sich der sogenannte TRON-Tab. Hier wird das Instrumenten-Modell grafisch abgebildet, das Sound A bereitstellt. Elf verschiedene Grafiken gibt es. Besonders die Detailverliebtheit der Entwickler ist hier hervorzuheben. So verfügen manche Instrumente über einen zusätzlichen Schalter, der es erlaubt einen virtuellen Deckel zu öffnen, um das Innenleben näher betrachten zu können. Links neben der abgebildeten Klaviatur werden alle drei möglichen Soundquellen angezeigt. Diese können einzeln oder zusammen abgespielt werden. Um einen neuen Klang zu wählen, reicht ein Klick auf den Tracknamen. Anwendern stehen dabei über 400 verschiedene sogenannte Tracks beziehungsweise Klänge zur Verfügung. Über die drei darunterliegenden Drehregler lassen sich Attack, Release und Tone für alle geladenen Tracks gleichzeitig verändern. Auch eine einzelne Bearbeitung ist im sogenannten Edit-Tab möglich.
Oben links befindet sich das Tape-Effects-Panel. Hier wird das analoge Tape-Modeling gesteuert. Dieses kann für jeden Klang separat geregelt werden. Dazu stehen die sechs Regler Erosion, Noise, Wow, Bias, Tape-Snaps und Flutter bereit. Um zu verstehen, wie sich die einzelnen Bedienelemente auf den Klang auswirken, bedarf es etwas Einarbeitungszeit. Dieses Investment zahlt sich jedoch aus, da diese Einstellmöglichkeiten das virtuelle Tape hörbar machen und so ein ganz besonderes Sounddesign-Element darstellen. Zusätzlich können Nutzer eigene Samples per Drag-&-Drop laden und diese dann über das Instrument weiterbearbeiten. Ebenfalls lässt sich wählen, ob die genutzten Samples chromatisch oder aufgrund der Benennung ihren Platz auf der Tastatur finden. Der Edit-Tab ist zweigeteilt. Wie bereits erwähnt besteht hier die Möglichkeit, per Click auf den jeweiligen Sound, den sehr gut sortierten Track-Browser zu öffnen und aus über 400 Klängen zu wählen. Zusätzlich stellt dieser Reiter jedoch auch noch weitere Bearbeitungsmöglichkeiten bereit. So lassen sich pro Sound unter anderem die Lautstärke, das Panning und das Tuning verändern. Zusätzlich stehen ein Multimode-Filter und eine Envelope zur Verfügung, die einzeln oder für alle Tracks gemeinsam genutzt werden können. Der letzte Reiter beherbergt die Effekt-Sektion. Hier laufen alle drei Sounds zusammen und können mit vier festen Effekten weiterbearbeitet werden. Oben in der Kette steht ein Channel-Strip, der einen Mastering-EQ und einen Kompressor vereint. Darunter befindet sich ein Stereo Tape-Echo, das auf dem Maestro Echoplex EP-3 basiert. Übrigens: Eine Automation des Parameters Time erzeugt sehr interessante Artefakte, die jeden Sound nach Radiohead klingen lassen. An dritter Stelle folgt Multimod. Sechs verschiedene Modulations-Effekte wie Chorus, Phaser und Flanger können hier aufgerufen werden. Zu guter Letzt können Anwender noch auf eine Vintage Plate zurückgreifen. Hierbei handelt es sich um einen Plate-Reverb, der eigentlich für AmpliTube 5 entwickelt wurde. Alle Effekte klingen hervorragend, keine Frage. Jedoch gibt es eben nur vier davon. Sollten diese nicht ausreichend sein, empfehle ich eine Kombination von SampleTron 2 mit dem virtuellen 500er Effekt-System Mixbox von IK Multimedia.
Praxis
SampleTron 2 klingt trotz seines Vintage-Anspruchs – oder eben genau deswegen – ziemlich modern. Besonders Trap und Pop-Produzenten dürften von den möglichen Klängen des Instrumentes begeistert sein. So lassen sich über die Tape-Effekt-Sektion besondere Sounddesigns verwirklichen, die den Klang des abgespielten Sounds nahezu perfekt simulieren und jedem Ton eine gehörige Portion Einzigartigkeit und Wärme verleihen. Besonders gefallen die große Anzahl an Klängen echter Instrumente. Gerade Flöten und Orgelklänge profitieren vom Vintage-Klangbild, für das SampleTron 2 steht. Klänge aktueller Trap-Produktionen lassen sich mit diesem Instrument nahezu automatisch erzeugen. Die Bedienung ist denkbar einfach. So wurden alle Parameter logisch in Sektionen unterteilt. Auch Anfänger werden sich in diesem Plug-In sofort zurechtfinden. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind perfekt auf einen schnellen Workflow und eine einfache Übersetzung kreativer Ideen in Klänge ausgelegt.
FAZIT
SampleTron 2 ist ein ganz besonderes Instrument, das es schafft, den Klang Tape-basierter Sampler mit den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Reproduktionen bereitzustellen. Die große und qualitativ hochwertige Klangbibliothek, die einfache Bedienbarkeit und die detailreiche grafische Darstellung machen dieses virtuelle Instrument zu einem Erlebnis. Einzig die recht dürftige Effektsektion dürfte dem ein oder anderen Sounddesigner negativ auffallen. Jedoch befinden sich im Lieferumfang nahezu jeder DAW genügen Bordmittel, um Klänge mit diversen Effekten weiterbearbeiten zu können. Die vorhandenen Effekte bei IK Multimedias SampleTron 2 sind jedenfalls hervorragend. Wer auf der Suche nach besonderen Klängen ist und Spaß am Sounddesign hat, sollte hier zugreifen.

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