Die Spaß-Maschine
KikAxxe bringt Spannung, Spiel und Spaß in jedes Studio und das zum Discount-Preis. Das virtuelle Instrument hat jedoch noch einige Macken, die an die gute alte Analogzeit erinnern.
Von Georg Berger
Elektronische Musik in den 1970er-Jahren zu produzieren war meist nur gut betuchten Musikern und Bands vorbehalten. Schon damals kosteten die mächtigen Modular-Systeme und die ersten polyphonen Synthesizer gerne fünfstellige D-Mark-Summen. Der Großteil der am Markt erhältlichen Synthesizer war zudem monophon und selbst diese waren nicht zum Schnäppchenpreis zu ergattern. Doch die Synthesizer-Hersteller erkannten damals sehr schnell die Zeichen der Zeit und boten alsbald abgespeckte Versionen ihrer Erfolgsprodukte zum deutlich günstigeren Preis an. Trotz klanglicher Einbußen und eingeschränkter Eingriffsmöglichkeiten entwickelten sich die Instrumente der zweiten Liga zu Verkaufsschlagern. Zu nennen wäre unter anderen beispielsweise der Moog Prodigy. Der Hersteller ARP machte allerdings keine Ausnahme und bot von 1975 bis zur Firmenpleite 1981 ebenfalls eine abgespeckte Variante seines monophonen Flaggschiffs Odyssey unter dem Namen Axxe an, der infolgedessen eine weite Verbreitung fand. Der amerikanische Software-Hersteller Way out Ware hat sich jetzt des Axxe angenommen und präsentiert mit KikAxxe eine virtuelle Ausgabe dieses Synthesizers. Die Entwickler haben aber scheinbar dem Ruf des Axxe nicht ganz getraut und ihrem Produkt neben der Emulation des Synthesizers noch eine Reihe weiterer Features mitgegeben…
So finden sich außerdem an Bord ein Step-Sequenzer zum Programmieren und Abspielen von Synthesizer-Linien, ein Drumcomputer im Stil der Roland TR-Serie mit sechs wählbaren Drumkits und eine Bandecho-Simulation. Das Ganze macht aus KikAxxe eine Produktionsumgebung zum Erzeugen von Dancefloor-Tracks und erinnert vom Konzept her an den Kassenschlager Rebirth von Propellerhead, der mit der Emulation von zwei Roland TB-303 und einer Roland TR-808/909 ähnliches bietet. Sehr erfreulich: KikAxxe ist für verbraucherfreundliche 55 Euro erhältlich, ein Preis, für den man ansonsten nur einen mittelmäßig klingenden Bodeneffekt erhält. KikAxxe lässt sich als VST-, AU- und RTAS-Plug-in sowie Stand-alone betreiben. Beim Start erscheint zunächst der Advanced-Dialog, der einen Vollzugriff auf sämtliche Parameter von Synthesizer, Sequenzer und Drumcomputer gestattet. Durch Druck auf den Easy-Button erscheint eine reduzierte Bedienoberfläche, die die wichtigsten Parameter zum Eingriff in den Synthesizer-Klang offeriert, sowie die Auswahl, das Laden und Starten von jeweils vier verschiedenen Sequenzen für den Synthesizer-Sequenzer und den Drumcomputer erlaubt. Wer sich nicht in die Tiefen des Sound-Designs und der Pattern-Programmierung begeben will und zumeist Vorgefertigtes nutzen möchte, ist mit dem Easy-Dialog bestens bedient. Die Kür erfolgt jedoch im Advanced-Fenster. Der obere Teil – Sequencer+ genannt – ist den per Button wechselweise aufrufbarem Sequenzer oder Drumcomputer vorbehalten. Unten findet sich die originalgetreue Reproduktion des ARP Axxe, mit den typischen Schiebereglern anstelle von Potis. Dazwischen bietet eine Leiste vielfältige Mixer-Funktionen. Sie erlaubt die Einstellung der Gesamtlautstärke sowie getrennt der Lautstärken von Synthesizer und Drumcomputer, die sich per Crossfader noch einmal ausbalancieren lassen. Last not least bieten Send- und Return-Regler die Möglichkeit, die Klangerzeuger mit Echo anzureichern. Der Klang des Echos ist durchaus authentisch, liefert den typisch dumpfen und im Frequenzgang beschnittenen Klang und bietet die üblichen Eingriffsmöglichkeiten. Was fehlt, ist eine einstellbare Synchronisationsmöglichkeit zum Tempo des Host-Sequenzers. In der momentanen Version bleibt nichts anderes übrig, als den Millisekunden-Werten im Tooltip zu vertrauen, der beim Ändern der Delay-Zeit erscheint und die Echozeit manuell zu regulieren. Das sollte aber in einem kommenden Update leicht zu lösen sein. Als erstes widmen wir uns dem Synthesizer: Way out Ware hat für sein Produkt ein Modell aus der frühen Baureihe ohne sogenanntes PPC-Modul emuliert. Anstelle dessen findet sich ein Poti für Pitchbend und ein Portamento-Fader. Im Unterschied zum Original findet sich überdies ein Schalter zum Synchronisieren der LFOs auf das Tempo des Host-Sequenzers sowie drei weitere Fader, die sich um die Lautstärke extern eingespeister Signale kümmern und eine Feineinstellung des Trackings von Filter und Hüllkurve auf diese Signale erlauben. Ansonsten ist im Vergleich zum Original alles beim Alten geblieben. Dazu zählt auch der Umstand, dass KikAxxe wie sein Vorbild ausschließlich monophon spielbar ist. Eine Mehrstimmigkeit hätte der virtuellen Ausgabe durchaus gut zu Gesicht gestanden und mehr Möglichkeiten geboten, was aber wiederum das Gesamt-Konzept mit integriertem Sequenzer ad absurdum geführt hätte. Also geht das in Ordnung. Vermisst haben wir allerdings die Möglichkeit, zumindest die Notenpriorität und das Triggering einstellen zu können. KikAxxe spielt nämlich Töne, anders als das Original, ausschließlich mit Last-Note-Priorität und mit einem Single-Triggering. Wer noch nie mit einem ARP-Synthesizer zu tun hatte, wird sich anfangs in das eigenwillige Layout der Bedienelemente einarbeiten müssen, um alle Möglichkeiten der Klangerzeugung zu erfassen. Der aufgedruckte Signalweg auf der Bedienoberfläche ist dabei nicht sonderlich hilfreich und korrespondiert auch nicht zu den darunter befindlichen Schiebereglern. Ein Blick ins Handbuch sollte zwar erfolgreich Abhilfe schaffen, doch hier hat Way out Ware eindeutig geschlafen. Denn außer einem HTML-Dokument, das eher einer unstrukturierten Stichwortsammlung gleicht, gibt es nichts weiter. Überdies wird es bei Installation der Software noch nicht einmal auf die Festplatte kopiert. Wir hätten uns zumindest ein pdf-Dokument gewünscht, das Schritt für Schritt in die Möglichkeiten von KikAxxe einführt. So bleibt nur das lästige und verwirrende Klicken durch Seiten und der nervende Aufruf zusätzlicher Pop-up-Fenster, um an die gewünschten Informationen zu kommen. Darüber hinaus ist die Dokumentation auch noch lückenhaft. Eine Anleitung etwa zum Einbinden externer Signale fehlt. So etwas dürfte selbst bei einem günstigen Verkaufspreis nicht vorkommen und gereicht Way out Ware nicht zur Zierde.
Doch zurück zum Synthesizer: Wie im Original besitzt der KikAxxe nur einen Oszillator und einen Rauschgenerator. An Wellenformen stehen Sägezahn und Rechteck mit einstellbarer Pulsweite – natürlich modulierbar – zur Verfügung. Per Fader können Mischungen der Wellenformen und des Rauschgenerators erzeugt werden, die das Repertoire an Grundklängen entsprechend erweitern. Von dort aus geht es in ein vierpoliges Tiefpassfilter mit Resonanzfähigkeit und anschließend in den Verstärker. An Modulationsquellen bieten sowohl Original wie auch Nachbau zwei LFOs die separat mit festen Sinus- und Rechteck-Wellenformen ausgestattet, aber gemeinsam in der Geschwindigkeit regulierbar sind, sowie eine ADSR-Hüllkurve. Ein zusätzliches Schmankerl offeriert der zuschaltbare Sample-and-Hold-Generator, der für einen ordentlichen Schub an Lebendigkeit sorgt. Alle vier Modulationsquellen können nun anteilig per Fader auf die Tonhöhe des Oszillators einwirken. Die Pulswellenmodulation ist über den Sinus-LFO und die Hüllkurve steuerbar. Das Filter kann zusätzlich zu LFO und Hüllkurve entweder über den Sample-and-Hold-Generator oder über ein herkömmliches Keyboard Tracking gesteuert werden. Der Verstärker wird ausschließlich über die Hüllkurve gesteuert. Der Repeat-Schalter offeriert die Möglichkeit, den Durchlauf der Hüllkurve zu loopen, wahlweise durch Druck auf eine Keyboard-Taste oder permanent. Trotz dieser eingeschränkten Klangformungsmöglichkeiten im Vergleich zum großen Bruder Odyssey (siehe Test Creamware Prodyssey ASB in Heft 12/2006) ist es erstaunlich, zu was der KikAxxe fähig ist. Fette Klänge und schwebende Soundtexturen sind bauartbedingt natürlich nicht seine Domäne. Seine Stärken spielt er als Solo-Synthesizer aus. Das mitgelieferte Repertoire an Presets gibt dazu einen farbenprächtigen Überblick über das Potenzial des vermeintlich dünn und piepsig klingenden Synthesizer-Zwergs. Das Arsenal an Bass-, Lead- und Effektsounds begeistert auf Anhieb. Trotz eines einzigen Oszillators erklingen wuchtige Bässe mit kellertiefem Fundament. Angereichert durch das Filter können die Bass-Sounds des KikAxxe in Sachen Knurrigkeit und schmatzender Bass-Sweeps dem Klassiker TB-303 durchaus Paroli bieten. Die Lead-Sounds stehen dem in nichts nach. Bläser-, Orgel- und streicherartige Sounds in mannigfaltigen Schattierungen sind machbar, sie sind durch Vordergründigkeit geprägt und besitzen gerade durch ihren spröden Grundklang Charakter. Dank der sehr schnellen Hüllkurve sind perkussive Sounds ebenfalls mit Leichtigkeit erstellt. Das Filter gefällt durch einen angenehm weichen Klangverlauf. Das Resonanzpfeifen klingt sehr hoch, ohne jedoch schrill zu wirken. Durch Einsatz der beiden LFOs haben wir im Handumdrehen die altbekannten Zwitscher- und Blubber-Sounds erstellt. Im Test nutzen wir sehr gerne den Sample-and-Hold-Generator, der den KikAxxe zu einer Effektmaschine macht und wilde Klangtexturen ermöglicht, die immer wieder neue Assoziationen hervorrufen und etwa an R2D2 aus Star Wars oder an diverse Handy-Klingeltöne erinnern. Soundbastler, die auf die Schnelle entsprechende Sound-Tüpfelchen brauchen, erhalten mit KikAxxe einen zuverlässigen, vielseitigen und inspirierenden Klanglieferanten, dem trotz der gebotenen Möglichkeiten bestimmt nicht so schnell die Luft ausgeht. MIDI-Controller sind selbstverständlich auch programmierbar, wahlweise durch Vergabe einer Nummer oder durch einen Learn-Modus. Schon nach kurzer Zeit haben wir die Klangformungsmöglichkeiten erfasst. Im Test macht das Erstellen neuer Sounds einen Riesenspaß dank der einfachen und übersichtlichen Bedienmöglichkeiten, die ohne den Aufruf zusätzlicher Menüs auskommt. Dadurch empfiehlt sich KikAxxe nicht nur für diejenigen, die ein Herumschrauben an einer Vielzahl von Parametern verabscheuen, sondern auch für Einsteiger in die Welt der elektronischen Klangerzeugung.
Die gelungene authentische Reproduktion des ARP Axxe-Synthesizers macht aber nur ein Drittel des Gesamtpakets von KikAxxe aus. Durch die Implementierung des Step-Sequenzers und Drumcomputers lässt KikAxxe das Original weit hinter sich und offeriert einen deutlichen Mehrwert, der in Sachen Bedienung und Spielspaß ebenso leicht, unkompliziert und inspirierend daherkommt wie der Synthesizer. Beide Komponenten erlauben das Erstellen von 16-stufigen Pattern mit bequemen und kreativen Eingriffsmöglichkeiten, die sie zu ernst zu nehmenden Werkzeugen machen. In beiden Dialogen – per Button wechselweise aufrufbar – finden sich permanente Bedienelemente, die gemeinsam auf Sequenzer und Drumcomputer einwirken. Dazu zählen der Start/Stop-Taster, der Tempo-Fader und die Ausklapp-Menüs zur Auswahl von Drum- und Synthesizer-Pattern. Maximal vier Pattern können in den Speicher geladen werden, die anschließend per Taster gestartet werden können. Der Now-Button startet die neue Sequenz bei laufendem Betrieb direkt. Nach Druck auf den Cue-Button läuft die aktuell gespielte Linie bis zum Ende durch und wird nahtlos vom neuen Pattern abgelöst. Die mit Reset bezeichnete Reihe von Buttons erlaubt die Länge des Patterns einzustellen. Weitere Schalter gestatten ein Zurücksetzen der Pattern und ein gezieltes Anwählen eines Steps. Der Step-Sequenzer bietet über Fader die Einstellung der Tonhöhe. Allerdings gerät das im Test zu einer fummeligen Angelegenheit, denn die Tooltips geben keine Auskunft über die Tonhöhe. Doch die Entwickler haben an alles gedacht. Durch Druck auf die Keyboard-Learn-Taste können wir über das angeschlossene Keyboard sukzessive die gewünschten Noten eingeben. Das geht auch am virtuellen Keyboard von KikAxxe, allerdings wird nicht der gesamte Tonumfang abgedeckt. Die Transponierung der virtuellen Tastatur mit Hilfe des Oktavlagen-Schalters im Synthesizer hat keine Auswirkungen. Da ist ebenfalls noch Spielraum für kommende Updates vorhanden. Über den Length-Fader können wir die Tondauer der einzelnen Noten einstellen. Die mit Gate bezeichnete Button-Reihe erlaubt das Rhythmisieren der Sequenz durch gezieltes Aktivieren und Deaktivieren einzelner Steps. Sehr bequem: Die vier Shift-Tasten gestatten eine Transponierung der Sequenz in Halbtönen und ein Versetzen der Steps um jeweils einen Schritt, wobei die Steps an den Grenzen der Sequenz entsprechend an den Anfang oder das Ende versetzt werden. Passt also eine Melodie-Linie nicht genau ins Arrangement, bieten die Shift-Tasten eine schnelle Abhilfe. Eine Besonderheit bietet noch die Keyboard-Gate-Taste: Nach Aktivierung starten Sequenzer und Drumcomputer erst nach Druck auf eine Keyboardtaste. Der Sequenzer spielt dann die eingegebene Notenfolge in Relation zur gespielten Note am Keyboard. Konsequenz: In dieser Betriebsart wandelt sich der Sequenzer von einem starren Notenknecht zu einem wandlungsreichen Arpeggiator. Einzig die Möglichkeit, die Sequenz außer vorwärts auch noch rückwärts oder alternierend abzuspielen, haben wir vermisst.
Die Programmierung von Drumpattern geht ein wenig anders über die Bühne, aber trotzdem genauso leicht und unkompliziert. Über ein Ausklapp-Menü haben wir die Auswahl zwischen sechs verschiedenen Drumkits, die Sounds auf Sample-Basis bereitstellen. Außer zwei akustischen Drumkits und zwei elektronischen Drumsets, stehen natürlich auch die Klassiker TR-808 und 909 zur Auswahl. Pro Drumkit stehen maximal sieben Instrumente zur Verfügung. Über den mächtigen Drehschalter aktivieren wir für jedes Instrument seine eigene Step-Sequenzer-Reihe und geben die gewünschten Noten ein. Sehr schön: Der Dumcomputer bietet noch die Möglichkeit, jedes Instrument nachhaltig im Sound zu verbiegen. Dies geschieht über ein resonanzfähiges Filter mit wählbarer Hoch- und Tiefpass-Charakteristik, das sich über einen LFO mit vier wählbaren Wellenformen modulieren lässt. Im Test haben wir damit die akustischen Drumsets in Windeseile in rein elektronische Vertreter verbogen und erhalten eine weitere kreative Spielwiese, die das Sound-Potenzial des Drumcomputers ins schier unendliche erweitert. Das dürfte nicht nur etwas für Dancefloor-Puristen sein. Techno-Produzenten werden sich noch über die, für jedes Instrument aktivierbare, Roll-Funktion freuen. Sie löst einen staccatohaften Wirbel aus, der für Intros, Breaks und Bridges in der Techno-Musik so typisch ist. Die Geschwindigkeit des Rolls ist selbstverständlich einstellbar. Ausgelöst wird er wahlweise durch den Trigger-Taster über dem Drehschalter oder über eine Taste am MIDI-Keyboard. Der Test des Gesamtsystems gerät zu einer kurzweiligen und kreativen Session. Wir wählen im laufenden Betrieb immer wieder neue Synthesizer- und Drum-Pattern aus, laden verschiedene Synthesizer-Presets und lassen uns von der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten begeistern. Im Schwerpunkt liegen natürlich verschiedene Spielarten des Dancefloor. Doch mit einigen geschmackvollen Änderungen erhalten wir Arrangements, die sich genauso gut auch für Pop-Musik im Stile von Depeche Mode einsetzen lassen. Über den sogenannten Session-Manager – erreichbar über den Preferences-Button – speichern wir neu erstellte Kombinationen aus Pattern und Preset ab. Die Drum- und Synthesizer-Pattern sowie die Sound-Presets sind natürlich ebenfalls über eigene Manager-Dialoge separat speicherbar. Alles in allem könnte KikAxxe einen guten bis sehr guten Eindruck hinterlassen. Doch zu den bereits genannten, aber behebbaren Kritikpunkten gesellen sich noch weitere Auffälligkeiten, die nicht verschwiegen werden sollen. Dazu zählt der Einsatz von KikAxxe als Plug-in im Verbund mit einem Sequenzer. Zwar können der Synthesizer und Drumcomputer über verschiedene wählbare MIDI-Kanäle separat angesteuert werden und ermöglichen ein unabhängiges Erstellen von Rhythmen und Melodielinien im Sequenzer. Doch diese Möglichkeit ist nicht konsequent zu Ende gedacht worden. Denn KikAxxe verfügt nur über einen Stereo-Ausgang, über den Drumcomputer und Synthesizer gemeinsam geführt werden. Separate Audio-Ausgänge für beide Klangerzeuger würden die Flexibilität noch deutlich erweitern. Ein simultanes Rendern beider Instrumente auf eigene Spuren ist nicht möglich und muss daher in zwei Durchgängen erfolgen. Eine weitere Auffälligkeit zeigt sich, wenn externe Signale in den KikAxxe geführt werden. Dazu stellt Way out Ware ein separates Effekt-Plug-in des Instruments bereit, das als Insert in eine Audio-Spur eingefügt, die Signale entgegennimmt und über den Ausgang von KikAxxe wieder herausführt. Das klangliche Ergebnis enttäuscht im Test. Zwar können wir über den Audio-Input-Regler von KikAxxe die Signalstärke des Audio-Signals einstellen. Doch am Ausgang hören wir nur einen statischen Ton, der sich zu keiner Zeit an die Transienten der Audio-Signale anpasst. Zwar lässt er sich über den Filter, die Filtermodulationsmöglichkeiten und die Hüllkurve beeinflussen. Doch insgesamt ist das zu wenig an musikalisch Verwertbarem. Ein Nachregeln mit Hilfe des Envelope Follower und des Smooth-Reglers, der die Ansprache der Synthesizer-Bausteine einstellt, bietet da ebenfalls keine Abhilfe. Vermisst haben wir auch die Möglichkeit, zwischen Original- und Effektsignal überblenden zu können. Überdies ist es nicht möglich, bei Einsatz von KikAxxe als Effekt-Plug-in, MIDI-Signale ins Plug-in zu führen. Damit existieren keine Möglichkeiten, externe Signale über die Gate-Funktion des Synthesizers rhythmisch zu zerhacken, was bei einigen Hardware-Vertretern wie etwa dem Doepfer MS-404 problemlos möglich ist und zu reizvollen musikalischen Effekten führt. Zugegeben, diese Kritikpunkte mögen vielleicht in Anbetracht des Verkaufspreises und des zu erwartenden Programmier-Aufwands überzogen erscheinen. Eine Nachbesserung in einem kommenden Update würde KikAxxe jedoch zur Ehre gereichen und ein ansonsten stimmiges Konzept noch ausgereifter erscheinen lassen.
Fazit
KikAxxe überzeugt durch übersichtliche Bedienmöglichkeiten, ein überragendes Preis-/Leistungsverhältnis und trotz abgespeckter Klangformungsmöglichkeiten mit facettenreichen und sehr gut klingenden Sounds. In der ersten Version besitzt KikAxxe zwar noch eine Reihe von Kinderkrankheiten und vermeidbarer Flüchtigkeitsfehler, die hoffentlich in kommenden Updates beseitigt werden. Doch das hat den Spaß beim Testen dieses vielseitigen und inspirierenden Instruments nicht geschmälert.
Erschienen in Ausgabe 05/2008
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 55 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: überragend
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