Multiple Persönlichkeit

Dem Namen nach tritt eine neue Spezies in den Kreis der portablen Aufnahmegeräte. Handy Recorder nennt die Firma Zoom ihre jüngste Entwicklung, die zwar nicht zum Telefonieren taugt, als mobiler Recorder aber einiges zu bieten hat.

Von Michael Nötges  

Nach dem R-09 von Roland (siehe Test, Heft 10/06) und dem Microtrack von M-Audio (siehe Test, Heft 11/06) begrüßen wir herzlich im Kreise der Testkandidaten den Delegierten aus dem Hause Zoom. H4 heißt der kleine Tausendsasser des Herstellers mit Sitz in Tokio und auf den ersten Blick ist seine multiple Persönlichkeit nicht zu erkennen. Die Firmengeschichte zeigt aber, dass multifunktionales Equipment seit jeher eine Domäne der Japaner war, die mit ihrem Erstlingswerk, dem Zoom 9002, schon 1989 – sechs Jahre nach Firmengründung – ihr erstes Multieffekt-Gerät vorstellten. Daher ist es nicht verwunderlich, was der kompakte H4 alles bietet. Die Konstrukteure demonstrieren, was auf engstem Raum möglich ist und greifen dabei auf ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Entwicklungsbereichen (Recording, digitale Effekte, Audio-Interfaces) zurück.  Es handelt sich zunächst um einen Wav- und Mp3-Recorder mit integriertem Stereomikrofon, der für die externe Einspeisung von Signalen zusätzlich über Instrumenten- Line- und Mikrofoneingänge verfügt. Die Option eine Phantomspannung von 48 oder 24 Volt zu aktivieren, lässt den Anschluss von Kondensatormikrofonen zu. Als Speichermedium dienen SD-Karten mit einer Kapazität bis zu zwei Gigabyte und die Stromversorgung erfolgt entweder über IEC R6 Batterien (AA-Format) oder ein externes Netzteil. Eine Kunststoffwanne zum Arretieren des Gerätes an einem Tisch-Mikrofonständer und ein schwarzer Schaumstoff Windschutz gehören neben der 128 MB-SD-Karte zum Lie-ferumfang.

Es werden Samplingraten bis zu 96 Kilohertz bei 24 oder 16 Bit Wortbreite unterstützt, wobei die Qualität der Mp3s von 48 bis 320 kbps vari-iert und die komprimierten Audio-Files eine fixe Samplingfrequenz von 44,1 Kilohertz aufweisen. Zusätzlich ist ein Vier-Spur-Modus wählbar, der Mehrspuraufnahmen möglich macht und als wäre es noch nicht genug, ist der H4 mit zahlreichen Effekten, Verstärker- und Mikrofon-Simulationen, einem Metronom  und Stimmgerät  ausgestattet. Die Möglichkeit den H4 auch als USB-Audio-Interface einset-zen zu können, führt an die Grenze des fassbaren, da das silber-schwarze Miniatur-Spaceshuttle gerade einmal 366 Euro kostet und nicht viel größer als ein herkömmliches Handy ist. Von schnellen Songskizzen, Mitschnitten, Podcasts, Außen- und mobilen Mehrspuraufnahmen bis hin zu Demo-produktionen an der heimischen D.A.W. ist prinzipiell alles möglich.

Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich die beiden Eingänge an der Unterseite des H4 als professionelle XLR-Klinke-Kombi-Buchsen, die für Mikrofon- (XLR, symmetrisch), Line- und  Instrumenten-Signale (6,35-mm-Klinke, sym-metrisch und unsymmetrisch) ausgelegt sind.  An der linken Flanke des insgesamt ordentlich  verarbeiteten Recorders befinden sich die beiden Ausgänge (Line, Kopfhörer), denen wir skeptisch gegenüber stehen, da es sich um 3,5-mm-Klinken-Buchsen handelt und diese Tatsache in den meisten Fällen früher oder später zur Suche nach passenden Adaptern führt, außerdem mitunter etwas wackelige Verbindungen zur Folge hat.

  In weiser Voraus-sicht prüfen wir den Lieferumfang – schließlich wollen wir später aktive Monitore am Line-Ausgang anschließen – suchen aber vergeblich nach dem ergänzenden Zubehör. Der Pegel des Kopfhörerausgangs ist über ein Drehrad einstellbar, der Line-Ausgang kann nur intern angepasst werden. Direkt unter dem Power-Schiebe-Schalter, der eher an einen Dip-Schalter erinnert und auch ähnlich schwergängig ist, befindet sich die digitale USB 2.0-Schnittstelle in Form einer Mini-B-Buchse. Auf diesem Weg kann der H4 an die D.A.W. andocken und zwei Funktionen erfül-len. Entweder dient er als USB-Audio-Interface oder als SD-Karten-Leser. Die rechte Flanke ist lediglich mit einem etwas fummeligen und wenig präzisen Jog-Wheel, zur Navigation durch die Menüs ausgestattet. Wobei das Drücken des Steuerrads zum Auswählen und Bestätigen dient. Allerdings muss es teilweise mehrfach betätigt werden, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen, da der Kontakt bei schneller Navigation schon mal versagt. Drei weitere dreistufige Schiebe-Schalter (Low, Mid, High) passen die Eingangsempfindlichkeit der beiden externen Eingänge und des internen Stereomikrofons an (siehe Tabelle: Eingangsempfindlichkeit).

Damit lassen sich sowohl schwache Instrumenten-, Mikrofon- und auch hohe Line-Signale verarbeiten. Zur Feinjustierung dient eine interne digitale Pegelanpassung.  Der Kopf des Gerätes besteht aus einem stereo Elektret-Kondensatormikrofonen mit Nieren-charakteristik in X/Y-Anordnung. Der mangelnde Platz zwingt dabei die beiden Kapseln zu einer horizontal nebeneinander liegenden Positionierung, die zu leichten Phasenunterschieden zwischen den Kapselsignalen führen kann. Hintergrund: Exakt übereinander angeordnete Mikrofonkapseln nehmen ein seitlich eintreffendes Signal zwar mit unterschiedlicher Lautstärke aber gleicher Phasenlage auf (eigentlicher Vorteil der X/Y-Anordnung). Ist dies nicht der Fall kann es zu Kammfiltereffekten kommen die Frequenzauslöschungen zur Folge haben. Erreicht der Schall von rechts kommend die linke Kapsel zuerst, wie es bei der Anordnung des H4 der Fall ist, gerät außerdem die exakte Abbildung der Stereobasis in Gefahr. Erfreulich ist, dass die Laufzeitunterschiede aufgrund der eng beieinander liegenden Kapseln möglichst gering gehalten werden. Sicheren Schutz vor physischer Beschädigung bieten jeweils zwei gekreuzte Überrollbügel aus Metall, die in ihrer Anordnung an die Kontakte Funken sprühender Elektroschocker erinnern.  

Das Zentrum der Oberseite bildet das grün hinterleuchtete LCD-Display, das nicht größer als eine Sonder-Briefmarke ist. Auch in dunk-len Umgebungen sind die Anzeigen zu erkennen, allerdings beweist sich beim Ablesen, ob die Sehstärke der Augen mit den Jahren nachgelassen hat und vielleicht doch mal wieder ein Optiker aufgesucht werden sollte. Etwas mehr Großzügigkeit, um größere Symbole und Schriftarten verwenden zu können wäre wünschenswert. Eine Navigationswippe ergänzt das seitlich angebrachte Jog-Wheel um die Transport-Funktionen (Stopp, Pause, Vor und Zurück) und ermöglicht außerdem den Zugang zu den beiden Haupt-Menüs (Menü: allgemeine Einstellungen, Input: Eingangs-Optionen). Vier beleuchtete Tast-Schalter, die im Gegensatz zum Ein-Cent-großen Aufnahmeknopf aufgrund ihrer mangelnden Größe die Feinmotorik auf die Probe stellen, haben je nach Aufnahme-Modus unterschiedliche Funktionen. Da passiert es schon einmal, dass sie nicht bei jedem Druck den Befehl entgegennehmen und erst der zweite oder dritte Versuch zum gewünschten Ergebnis führt.

Für die Aktivierung der Aufnahme-Modi muss über die Navigationswippe und das Jog-Wheel in das Menü ‚Mode’ gesteuert werden. Eine rote LED leuchtet im Stereo- und erlischt, sobald der Vier-Spur-Modus verwendet wird. Im Stereo-Modus des H4 lassen sich über das interne Mikrofon oder die beiden Eingangsbuchsen Aufnahmen durchführen, die wie der Name schon sagt, in einem Stereo-File auf der SD-Karte abgelegt werden. Die Samplingfrequenz der Wav-Files ist zum einen über die ersten drei Wahltast-Schalter neben dem Display direkt möglich (96, 48 oder 44,1 Kilohertz) oder im Hauptmenü – dieses wird durch einen Druck auf die Mitte der Navigationswippe geöffnet – unter dem Menüpunkt Recording Format vorzunehmen. Für den schnellen Zugriff auf die Samplingrate reichen die Tast-Schalter aus, um die Wort-breite von 16 auf 24 Bit zu ändern bleibt einem der Weg durch die Menüs nicht erspart. Ähnli-ches gilt für das Mp3-Format. Der vierte Tast-Schalter aktiviert generell die datenkomprimierte Aufnahme. Spielt die Qualität eine untergeordnete Rolle und die Priorität liegt bei langen Aufnahmezeiten – der Hersteller verspricht bei zwei Gigabyte SD-Karte und 128 kbps zirka 34 Stunden  und im Wav-Format bei 44,1 Kilohertz und 16 Bit Auflösung ungefähr 190 Minuten – sollte die Auflösung der Mp3s möglichst klein gehalten werden. Hierfür ist die Menünavigation obligatorisch. Je nachdem welcher Eingang im Input-Menü – Druck auf die Navigationswippe nach unten – ausgewählt ist ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten das eingehende Signal mit Effekten zu versehen. Während Kompressor und Limiter in beiden Fällen zur Verfügung stehen, haben die Entwickler von Zoom für das interne Mikrofon eine Besonderheit integriert. Vier unterschiedli-che Mikrofon-Simulationen und damit verschiedene Klangcharakteristika beeinflussen das eingehende Signal. Die Bezeichnungen (SM57, MD421, U87, C414) verweisen auf Mikrofon-Klassiker von Shure, Sennheiser, Neumann und AKG.

Die Bedienoptionen im Vier-Spur-Modus sind in einigen Punkten abgewandelt. Die Möglich-keit der Aufnahme von vier separate Spuren oder zwei Stereospuren ist der grundlegende Unterschied. Da die Samplingfrequenz auf 44,1 Kilohertz und die Wortbreite auf 16 Bit fixiert ist, dienen die vier Wahl-Tast-Schalter neben dem Display jetzt für die Auswahl der vier Spuren. Leuchten diese durch einmaliges Drücken grün,  sind sie für die Wiedergabe aktiviert das erneute Drücken – die Farbe der Tast-Schalter wechselt auf rot – schaltet die Spuren für die Aufnahme scharf. Am unteren Rand des Hauptfensters sind neben der A-B- Funktion, die das Markieren und wiederholte Abspielen bestimmter Bereiche ermöglicht, zwei weitere Icons integriert. Mit dem ersten lässt sich ein Mixer öffnen, der die vier Spuren anzeigt. Lautstärke und Lage im Stereopanorama sind über das Jog-Wheel anpassbar. Das zweite ermöglicht das Bouncen von aufgenommenen Spuren. Diese Funktion ermöglicht es insgesamt mehr als vier Spuren aufzunehmen. Das Verfahren ist denkbar einfach: ist die Basis eines Songs (Schlagzeug, Bass, Gitarre Gesang) aufgenommen, können diese vier Spuren in einem Stereo-File abgespeichert werden. Dieses kann auf die ersten beiden Spuren gelegt werden, um dann weitere Tracks, wie beispielsweise ein Gitarren-Solo oder Backing-Vocals aufzunehmen. Über das  Input-Menü gelangt man zur Effekt-Sektion des Vier-Spur-Modus. Hier lassen sich 50 Presets auswählen,  die von Gitarren- und Bassverstär-ker-Simulationen über Standard-Effekte, wie Hall, Chorus oder Delay bis hin zu speziell für Gesangs- oder Akustikgitarrenaufnahmen opti-mierten Algorithmen reichen. Über die Edit-Funktion lassen sich die jeweiligen Parameter anpassen und optimal auf das individuelle Sig-nal anwenden.

Die letzte Möglichkeit der Aufnahme besteht darin den H4 als Audio-Interface zu nutzen und direkt in einem Sequenzer mit ausschließlich 44,1 oder 48 Kilohertz und 16 Bit Wortbreite aufzunehmen. Höhere Auflösungen werden nicht unterstützt. Im Lieferumfang enthalten ist Cubase LE von Steinberg, so dass nach Instal-lation der Software der Aufnahme-Session nichts mehr im Wege steht. Über die USB Schnittstelle an den Computer angedockt, erkennt dieser den H4 als neue Hardware. Das Display stellt uns vor die Wahl entweder Audio I/O (Audio-Interface) oder Connect to PC (Wechseldatenträger) zu aktivieren. Taucht der Recorder bei den Audio-Geräten nicht automatisch als Interface auf, empfiehlt es sich im Gerätemanager den Standard-Treiber zu aktualisieren. In unserem Fall war das Problem danach behoben. Die Stromversorgung erfolgt automatisch über die USB-Schnittstelle, was die Batterien entlastet und zusätzliches Kabelwirrwarr durch den Netzstecker verhindert.

Die Messwerte reihen sich problemlos in die Riege der von uns bisher getesteten mobilen Recorder ein, da sie insgesamt auf ähnlichem Niveau liegen. Der über die externen Eingänge gemessene Frequenzgang zeigt sich in guter Form, fällt allerdings oberhalb von fünf Kilo-hertz bis 20 Kilohertz um 13 Dezibel ab. Der Klirrfaktor liegt knapp über 0,1 Prozent und damit zwischen dem Wert des Microtrack von M-Audio (0,015 Prozent) und dem R-09 von Roland (0,3 Prozent). Der Geräuschspannungsabstand geht mit -69 dBu wie der Fremdspannungsabstand von -66,7 dBu in Ordnung, stellt  aber keine Meisterleis-tung dar.

Im ausführlichen Hör- und Praxistest von Professional audio Magazin spielen wir alle möglichen Aufnahme-Modi durch, testen die internen Effekte und vergleichen die Aufnahmen mit den Ergebnissen der bereits getesteten mobilen Recorder von M-Audio und Roland, sowie dem Firewire-Audio-Interface FW 410 von M-Audio (siehe Marktübersicht, Heft 06/06). Für die externe Mikrofonierung nehmen wir ein Stereopaar Røde NT5.

Zunächst fertigen wir zwei Akustikgitarren-Aufnahmen einer Lakewood M-14CP an: ein-mal über das integrierte Stereomikrofon und dann mit Hilfe des NT5-Pärchens. Bei der In-stallation des H4 für die Aufnahme müssen wir uns etwas einfallen lassen. Die mitgelieferte Plastikwanne in der das Gerät mittels zweier Klettverschluss-Streifen arretiert wird, verfügt nur über ein 1/4“-Gewinde, wie es bei Tisch-mikrofonständern verwendet wird. Da dies nicht kompatibel mit den herkömmlichen 3/8“-Gewinden an Mikrofonständern ist, müssen wir kurzerhand improvisieren.

Hilfreich sind dabei die praktischen Klettverschlussbänder. Der H4 lässt sich auf die Spinne eines Großmembranmikrofons – dieses ist selbstverständlich nicht im Netz – legen und mit den Halteriemen festschnallen. Damit lässt sich anschließend die richtige Positionierung des Recorders erreichen, was mit einem Tischständer nur bedingt möglich ist. Jetzt können wir mit der Session beginnen.

Die Aufnahme klingt etwas basslastig und mittenbetont, die feine Auflösung bei 96 Ki-lohertz und 24 Bit Wortbreite weiß aber durchaus zu überzeugen. Klangliche Details werden nicht unterschlagen und führen zu einem für Demos und Klangskizzen gut geeigneten Ergebnis. Im Gegensatz zum R-09 zeigen sich die Höhen eher zurückhaltend. Die Stereoaufnahme über die externen Mikrofone bringt den Charakter der NT5 zum Vorschein. Sie klingen in dieser Kombination angenehm schlank und transparent, vergleichbar mit den Aufnahmen, die uns der Microtrack von M-Audio geliefert hat. Dieser bot zwar eine etwas feinere Auflösung und luftige Höhen – die vermissen wir beim H4 ein wenig. Insgesamt erhalten wir hier ein Ergebnis, das für Demo-Aufnahmen auf sehr hohem Niveau und für kleinere Produktionen allemal ausreicht.  

Interessant sind die leicht zu bedienenden Effekte im Stereo-Mode. Zum einen lassen sich durch die verschiedenen Mikrofon-simulationen unterschiedliche Klangcharakteristika erzeugen, was darin mündet, dass wir uns für die Simulation zweier Sennheiser MD421 entscheiden, die der Aufnahme den betonten Bassanteil nimmt und etwas mehr Transparenz in den Höhen hervorruft und dadurch das Klangbild insgesamt ausgewogener wirkt. Der neutrale und etwas distanzierte Klang der NT5 kann durch die Wahl der Simulation der AKG C414 abgerundet werden. Das Ergebnis klingt abgerundet in den unteren Mitten und insgesamt etwas voller. Zusätzlich probieren wir den integrierten Kompressor, der uns in diesem Fall etwas zu stark komprimiert und dessen Parameter sich im Stereo-Modus nicht anpassen lassen. Für andere weitaus dynamischere Signale (Schlagzeug, Live-Mitschnitte) kann dieser in Verbindung mit dem Limiter aber sehr hilfreich sein.  

Im Vier-Spur-Modus nehmen wir eine Song-Skizze auf. Ein Schlagzeug-Loop wird über die Line-Eingänge auf den Spuren eins und zwei aufgezeichnet. Diesen spielen auf einem Lap-top mit Ableton Live im richtigen Tempo ab und speisen das Signal über die Ausgänge der FW 410 in den H4 ein. Zur Vorbereitung haben wir die Spuren eins und zwei, sowie drei und vier miteinander verlinkt. Als nächsten spielen wir die Akkorde auf den Spuren drei und vier passend zum Rhythmus ein. Nachdem wir das richtige Lautstärkeverhältnis im Mixer des H4 eingestellt haben, bouncen wir diese vier Spuren auf eine Stereospur. Über den Instrumenteneingang addieren wir auf Spur drei einen Bass, den wir mit dem internen Ampeg SVT-Effekt versehen. Das rudimentäre Playback steht. Jetzt Singen wir die gerade entstandene Melodie zunächst noch ohne Text aber mit der Einstellung Lead Vocal ein und fertig ist das Song-Layout. Um noch eine angezerrte Gitarre für den Refrain und ein paar Fills einzuspielen, wiederholen wir das Bounce-Verfahren, wählen dann den Sound Full Crunch – eine Simulation des Mesa Boogie MKIII mit leichter Kompressor-Einstellung – modifizieren den Klang über die Edit-Funktion, um noch etwas mehr Dreck in den Sound zu bekommen, und nutzen die erneut frei gewordenen beiden Spuren für un-sere Add-Ons. Im internen Mixer legen wir die Fills über den Strophen-Part im Stereopanorama nach rechts und die Refrain-Gitarre nach links. Da beide Spuren im Refrain mit dergleichen Begleitfigur gespielt sind, erreichen wir einen schönen Stereoeffekt für den Refrain-Part. Die Sounds der Simulationen und Effekte sind für diesen Zweck mehr als ausreichend und jeder Sänger wird sich freuen, Vorproduktionen auf diesem Niveau zu bekommen, auch wenn nicht alle Effekte restlos überzeugen können und teilweise etwas unnatürlich klingen (Pitch-Shifter, Tape Delay), sind doch viele interessante Klänge dabei (Tremolo, Chorus, Auto Wha, Hall, Reverse Delay).

Schließlich sind wir doch froh das Mäusekino zu verlassen und den H4 an unser Notebook anzuschließen, um in den vollen Genuss der übersichtlichen Bedienoberfläche unseres Sequenzers zu kommen. Auch wenn das Gerät zunächst nicht erkannt wird, lässt sich das Problem über den Gerätemanager beheben und anschließend erkennt Samplitude 9 den H4 als Audio-Device und wir können komfortabel aufnehmen. Wir lassen alle Effekte des H4 weg und nehmen Akustik-, E-Gitarre  und E-Bass auf. Um die Instrumente in Stimmung zu bringen nutzen wir den internen Tuner, der sich sowohl für Gitarre, Bass und auch offene Stimmungen eignet. Klanglich liefert die zum Vergleich herangezogenen M-Audio Soundkarte ein marginal besseres Ergebnis. Die Aufnahmen sind klarer und transparenter und vermitteln eine größere klangliche Tiefe, was sich besonders bei der aufgenommenen Akustikgitarre bemerkbar macht, die in hohen Lagen brillanter und insgesamt räumlicher klingt. Dennoch schlägt sich der H4 sehr wacker und liefert am Ende eine vorzeigbare Produktion unseres Demo-Songs, die sich hören lassen kann.

Fazit

Es ist beachtlich was der H4 von Zoom für 366 Euro alles bietet. Neben dem integrierten Stereomikrofon, den universellen Eingängen über die sich sowohl externe Mikrofone, Instrumente und Studio-Equipment mit Line-Pegeln anschließen lassen, liefern die internen Effekte, Verstärker- und Mikrofonsimulationen eine Vielzahl brauchbarer Features. Die Bedienungsfreundlichkeit lässt zwar zu wünschen übrig und  das Display ist etwas klein geraten, was gerade bei länger dauernden Mehrspuraufnahmen nach einiger Zeit nicht nur die Augen anstrengt. Dafür ist die Option, den H4 auch als USB-Audio-Interface nutzen zu können, eine sinnvolle Be-reicherung, die ihn von anderen mobilen Recordern abhebt. In Verbindung mit einem Notebook ergibt sich eine komfortable Alternative für mobiles Recording, deren klangliche Qualität nicht zu verachten ist.  

Erschienen in Ausgabe 03/2007

Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 366 €
Bewertung: gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut