Auralic Altair: Königlich Wandeln und Streamen
Der Auralic Altair ist ein hervorragend klingender, bestens ausgestatteter D/A-Wandler, der auch das drahtlose Streamen von hochaufgelöster Musik erlaubt. Wir haben den High-End-Netzwerkplayer ausführlich getestet.
Von Hans-Günther Beer und Sylvie Frei
Mit dem Spitzenklasse-D/A-Wandler Vega (UVP knapp 3.300 Euro) hat Auralic schon seit Jahren ein heißes Eisen im Feuer, das hervorragende Abschneiden in diversen Tests, darunter auch in Professional audio 11/2015 bestätigen das. Mit dem im vergangenen Jahr vorgestellten Altair (1.995 Euro) hat der chinesische Hersteller nun zusätzlich einen hochkarätigen Stereo-D/A-Wandler/Vorverstärker im Programm, der nicht nur über eine hochmoderne Wandlertechnik verfügt, sondern auch über eine ausgeklügelte Drahtlos-Streaming-Technik, ähnlich der in der Streaming Bridge Aries Femto.
Immerhin 15 unterschiedliche – ausschließlich – digitale Signalquellen lassen sich über Kabel oder drahtlos an den Altair anschließen und in analoge Signale wandeln. Dabei unterstützt der Wandler alle derzeit gängigen Digitalformate. Die Streaming-Funktionen lassen sich über die kostenfreie Lightning DS App steuern, die derzeit allerdings nur für aktuelle iOS-Geräte wie iPhone und vor allem iPad zur Verfügung steht – eine Version für Windows und OS X ist in Arbeit.
Edles Äußeres, geschmeidige Bedienung
Die Technik des Altair steckt in einem eleganten, matt-silberfarbenen, gebürsteten Aluminiumgehäuse, das makellos verarbeitet ist. Die zehn Millimeter dicke Front ist aus einem massiven Aluminiumblock gefräst, ebenso das halbkugelförmig geformte zentrale Bedienelement, ein großer Druckgeber/Drehregler. Bündig in die Front eingelassen ist ein großes schwarzes Fenster, hinter dem sich ein knackscharfes OLED-Display (512 × 64 Pixel) mit gelber Leuchtschrift verbirgt. Auf der Rückseite finden sich, mit Ausnahme des Kopfhörerausgangs auf der Front, alle physikalischen Ein- und Ausgänge sowie die Gewinde-Anschlüsse für die beiden im Lieferumfang enthaltenen WLAN-Antennen.
Der Altair wiegt etwa 3,2 Kilogramm und nimmt mit seinem kompakten Gehäuse nicht viel Platz auf dem Desktop oder Regal ein. Die Antennen sind blitzschnell angeschraubt und ausgerichtet. Die Bedienung im überschaubaren und gut gegliederten Menü gelingt über den Druckgeber/Drehregler flott und geschmeidig. Alternativ erfolgt die Bedienung vom Hörplatz aus über die im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung, oder noch besser vom iPad über die Lightning DS-App.
Auralic setzt übrigens beim Altair aus klanglichen Gründen auf ein kostspieliges Purer-Power-Linearnetzteil, das extrem niedrige Rauschwerte ermöglicht, was sich übrigens auch im Messtest bestätigen sollte.
15 mögliche digitale Eingangs-Quellen
Eingänge
Der Streaming DAC besitzt insgesamt sechs kabelgebundene Möglichkeiten für den Anschluss von Digitalsignalen. Dazu zählen zunächst drei klassische: ein XLR-Anschluss für die im Profibereich häufig genutzte Stereo-AES/EBU-Signale, ein koaxialer Cinch- und ein optischer Toslink-Anschluss für Stereo-S/PDIF-Signale. Hinzu kommen außerdem ein Typ B USB2-Anschluss für das kabelgebundene Streaming mit dem Computer, zwei Typ A USB2-Anschlüsse – zum Einstecken von externen USB-Festplatten/USB-Sticks sowie für den Anschluss externer D/A-Wandler. Last but not least folgt ein Netzwerkanschluss – über den kann der Altair sogar als DLNA- und uPnP-fähiger Musikserver eingesetzt werden. Es besteht die Option, eine 2,5-Zoll-Festplatte oder –SSD einbauen zu lassen. Damit wird der Altair dann zum potenten und autarken Musikserver.
Ausgänge
Ausgangsseitig stehen sowohl ein professionelles symmetrisches XLR-Paar als auch ein unsymmetrisches Cinch-Paar zur Auswahl. Über die XLR-Anschlüsse steuerten wir im Hörtest übrigens unter anderem die Aktivmonitore Audio Optimum MS8 an, Test Seite 38.
Kabellos Streamen
Neben den physikalischen Digitaleingängen ist der Altair mit einem 802.11b/g/n/ac Tri-Band WiFi ausgestattet, Die Konfiguration des WLAN-Zugangs erfolgt ausschließlich über die kostenlose Lightning DS App und dazu baut der Auralic zunächst einmal einen eigenen WLAN-Hotspot auf. Einmal im heimischen WLAN eingeloggt, stehen alle Vorteile der Netzwerkbasierten Musikwiedergabe zur Verfügung. Neben UPnP/DNLA-Streaming von einem NAS besteht auch Zugang zu Online Streamingdiensten wie TIDAL und Qobuz. Außerdem kann man auf unzählige Internetradiosender zugreifen. Des Weiteren unterstützt der Altair jede OpenHome- oder uPnP AV-kompatible Software sowie Streaming über Bluetooth und Airplay. Die Lightning DS App ist sehr übersichtlich und leicht bedienbar aufgebaut und speichert die Informationen zu den Bibliotheken im Cache, was die Bedienung sehr reaktionsschnell macht.
Zu den unterstützten Formaten zählen WAV, DSD, AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC, MP3, OGG, WV und WMA. Grundsätzlich unterstützt das System alle PCM-Abtastraten von 44,1 bis 384 kHz bei bis zu 32 Bit Fließkommaauflösung sowie DSD64, DSD128 und DSD256. Die maximalen Sampleraten von 352,8 und 384 kHz, DSD und die 32 Bit stehen freilich nur für Streaming und über den USB-Eingang zur Verfügung.
DSP-Innenleben
Der Altair arbeitet mit Auralics proprietärer Tesla-Plattform. Diese basiert ähnlich wie beim Vega auf einem Quad-Core Coretex-A9-Prozessor mit 1 GHz Taktfrequenz, 1 GB DDR3 Arbeitsspeicher und 4 GB Systemspeicher. So schafft die Plattform einen Durchsatz von 25.000 MIPS. Der Altair speichert, beziehungsweise buffert die Musikstücke vollständig im 4 GB Systemspeicher und sorgt so immer für eine unterbrechungsfreie Wiedergabe, von eventuellen Netzwerkstörungen bekommt der Hörer nichts mit. Die Tesla-Plattform erlaubt außerdem die künftige Erweiterung des DSP um DSD-Upsampling, Raumkorrektur und die Unterstützung von MQA, die sobald verfügbar per Firmware-Update einfach aufgespielt werden können. Als Wandlerchip kommt der ESS Sabre DAC ES9018K2M zum Einsatz.
Filtertechnik
Auralic hat den Altair mit vier Filter-Modi ausgestattet. Diese bestehen aus einem linearphasigen Filter, einem minimalphasigen Filter, das sogenannte Pre-Ringing-Effekte, die bei der digitalen Signalverarbeitung nahe der Transienten auftreten können, unterdrückt, mehrere Roll-Off Filter sowie mehrere Noise-Reduction-Filter für native DSD-Konvertierung. Alle Filter setzen oberhalb der menschlichen Hörgrenze an (siehe Messkurve) – überwiegend zwischen 34 und 48 Kilohertz an – und beeinflussen so lediglich die Transienten von Signalen, die zwar indirekt Auswirkung auf die Wahrnehmung der tieferen, hörbaren Frequenzen haben können, aber selbst nicht hörbar sind.
Die Femto-Master-Clock
Die sogenannte Femto-Master-Clock arbeitet mit gleich zwei Quarzen 44,1 kHz und 48 kHz. Einer sorgt für den Takt für alle Abtastraten, die ein Vielfaches von 44.1 kHz betragen, die andere ist für die Vielfachen von 48 kHz zuständig. Dergestalt arbeitet der Altair sehr präzise und ähnlich dem „Extreme“-Mode der Femto-Clock des Vega.
Musterknabe im Messlabor
Die Messwerte des Altair sind ausnahmslos als „besser geht nicht“ zu bezeichnen. Außer dem akribisch linearen Frequenzgang, haben wir zwischen 20 und 50 Kilohertz auch die Auswirkung der vier Transienten-Filter gemessen (siehe Messkurve). Die Geräusch- und Fremdspannungsabstände des Altair erreichen bei unserem Audio Precision-Messcomputer die Messgrenze. Sie liegen jenseits von 140 dB – ein überragendes Ergebnis, das sich der Altair mit dem Vega teilt. Das FFT-Spektrum zeigt einen niedrigen Noisefloor von -115 dB, der lediglich bei k2 und k3 durch zwei sehr moderate Peaks überschritten wird, die klanglich völlig unauffällig sind, da sie unter -95 dB bleiben. Der Weiteren zeigt der Wandler hervorragende Klirrfaktorwerte zwischen 0,0005 und 0,0007 Prozent. Auch die Wandlerlinearität ist mit einer perfekten Geraden beider Kanäle bis -125 dB (siehe Messkurve) sehr gut.
Der Hörtest
Der DAC sollte vor jeder Hörsitzung auch nach dem generellen Einspielvorgang etwa eine halbe Stunde laufen, bevor man ernsthaft Musik hört. Klanglich präsentiert sich der Altair dann als im besten Sinne nahezu charakterlos. Er klingt zum einen ungemein dynamisch, schnell und zupackend, ohne auch nur ansatzweise giftig oder lästig zu tönen. Kurze Impulse schüttelt er sozusagen aus dem Handgelenk, lässig und souverän. Charakter zeigt er indes in einer gewissen Geschmeidigkeit, die Musik fließt regelrecht, was den Spaß ungemein erhöht. Gleichzeitig behält der Altair den Überblick und differenziert winzige Details sehr schön und zeigt gleichzeitig eine gewisse Harmonie.
Fazit
Der Auralic Altair bietet beste Verarbeitung, hochwertige Technik und einfache und über die Lightning DS eine komfortable Bedienung. Er verarbeitet alle wichtigen Datenformate und lässt sich per Firmware updaten, Stichwort MQA. Vor allem aber klingt der Altair exzellent und ist im Studio oder zuhause ein hervorragender Vorverstärker. Das Preis-Leistungsverhältnis ist exzellent.
Erschienen in Professional audio 06/2017
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