Weichmacher und Vervielfältiger

Der Hersteller Xils Lab präsentiert mit den Plug-ins Le Masque: Delay und Chor’X  einen Delay- und Chorus-Effekt, die das Veredeln von Aufnahmen klanglich und bedientechnisch auf ein neues Level heben wollen. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht.  

Von Georg Berger  

Bislang war der französische Software-Hersteller Xils Lab als Produzent virtueller Instrumente am Markt bekannt und konnte viel Lob für die Emulationen des EMS Synthi 3, des Elka Synthex und des RSF Polykobol einheimsen (siehe Test in Heft 7/2011). Doch vor kurzem ist das von Xavier Oudin geführte Unternehmen auch als Hersteller von Effekt-Plug-ins in Erscheinung getreten. Die Premiere wurde Anfang des Jahres mit dem Delay-Effekt Le Masque: Delay gefeiert. Vor kurzem hat der Hersteller mit dem Chorus-Effekt Chor’X noch einmal nachgelegt. Beide Effekte warten mit einer bemerkenswerten Ausstattung auf, wobei die Entwickler mit ihrer Expertise beim Emulieren von Synthesizern ordentlich gewuchert haben. Haupt-Feature von Le Masque ist ein integrierter Step-Sequenzer-Dialog, der ein taktgenaues Einstarten von Stereo-Echo-Effekten gestattet. Mit an Bord ist eine reinrassige Synthesizer-Filter-Sektion sowie einige Modulatoren, um verzögerte Signale gehörig in die Mangel nehmen zu können. Chor’X wandelt auf Vintage-Pfaden und emuliert den Chorus-Effekt auf Basis analoger Eimerkettenspeicher-Schaltungen. Dabei haben sich die Entwickler von legendären Chorus-Schaltungen und Geräten wie etwa Roland Dimension D oder den Effekten in Synthesizern wie dem Yamaha CS 80 oder dem Elka Synthex inspirieren lassen. Zusätzlich wartet Chor’X mit einer ungewöhnlichen Form des Parameter-Handlings auf. Ein weiteres Highlight markiert die Möglichkeit sowohl das Effekt-Signal, als auch das Originalsignal auf flexible Weise im Stereo-Panorama zu verteilen und sogar wandern zu lassen. Damit bieten sich schon einmal genügend Ansatzpunkte, um aus dem Gros der Mitbewerber deutlich herauszustechen und den Anwender mit neuen Möglichkeiten und Aspekten im Umgang mit diesen Effektarten zu versorgen. Wer jetzt glaubt, dass sich der Hersteller diese Extra-Features ordentlich bezahlen lässt, täuscht sich gewaltig. Jedes Plug-in geht für sehr günstige 60 Euro über die (virtuelle) Ladentheke. Ob der Kauf der beiden Effekt-Plug-ins tatsächlich lohnt und sie das Zeug haben, sich einen Stammplatz als Kreativ-Werkzeuge in der DAW zu erkämpfen, muss der Test erst noch zeigen. Doch genug der Vorrede, schauen wir uns die beiden Testkandidaten einmal en detail an. Los gehts mit dem Delay-Effekt Le Masque.

Das Xils-Lab-Delay ist zunächst einmal ein klassischer True-Stereo-Verzögerungseffekt, der das separate Bearbeiten und Einstellen beider Einzelkanäle erlaubt. Die wichtigsten Parameter sind dabei in Form von zwei Doppel-Potis pro Kanal realisiert, die zum Einen das Einstellen der Delay-Zeit und des Feedbacks und zum Anderen der Panorama-Position und der Effekt-Lautstärke gestatten. Die Delayzeiten reichen von Null bis drei Sekunden, einstellbar im Hundertstel-Sekundenbereich, was sehr flexibel ausfällt.  Mit Hilfe des insgesamt fünften Doppel-Potis regulieren wir den Dry-/Wet-Anteil sowie die Lautstärke des Stereosignals am Ausgang. Erster Hingucker ist ein klassisches Synthesizer-Modulationsrad, das wahrlich nicht zur Standardausstattung eines Effekts zählt. Mit seiner Hilfe sind, wen wunderts, Echtzeit-Eingriffe in bis zu zwei Parameter gleichzeitig möglich. Später dazu mehr. Der Haupt-Akteur ist jedoch das interaktive Graphik-Display in Form eines Step-Sequenzer-Dialogs. Per Buttons lässt sich darin ein Raster in einem Bereich von einem bis zu vier Takten definieren mit Auflösungen von einem Viertel bis zu einem Sechzehntel-Takt. Mit Hilfe der Maus zeichnen wir anschließend Blöcke in das Raster ein, die sich mit ihrer leuchtenden hellblauen Farbe deutlich vom Hintergrund absetzen. Maximal acht dieser sogenannten „Masken“ sind dabei realisierbar, wobei jede Maske den Bereich anzeigt in dem das Plug-in das eingespeiste Signal verzögern soll. Wer le Masque als einfachen Delay-Effekt ohne Start-/Stop-Intelligenz nutzen will, zieht die Maske einfach über das gesamte Raster auf. Abseits dessen erlaubt der Raster-Dialog also auf denkbar einfache Weise ein kontrolliertes, taktgenaues Ein- und Ausschalten des Effekts. Das hört sich anfänglich vielleicht äußerst banal an. In der Praxis nimmt es einem jedoch eine Menge Fummelarbeit ab, wenn es darum geht, gezielt bestimmte Passagen im Arrangement – etwa auf der Vokalspur – präzise im Takt mit Echo-Effekten zu würzen. Im Test haben wir das Einstarten und Stoppen von Echo-Einsätzen jedenfalls deutlich schneller realisiert als über die Automationsspur in der DAW. Sicherlich, ganz ohne Bypass-Automation kommen wir auch bei Le Masque nicht aus, denn vier Takte reichen bei weitem nicht für ein gesamtes Projekt und die stets gleiche Echo-Abfolge alle vier Takte ermüdet irgendwann. Dennoch reduziert sich der Eingriff in die Automationsspur merkbar. Doch damit fangen die Möglichkeiten von Le Masque erst an. Mit Hilfe des Snap-Buttons können die Masken auf das eingestellte Raster quantisiert werden und der Clou ist der Swap-Button, der maskierte und unmaskierte Bereiche auf einen Schlag umkehrt, was im Test zu teils völlig kaputt klingenden, aber auch rhythmisch und klanglich sehr reizvollen Ergebnissen führt. Damit das alles auch wie gewünscht über die Bühne geht, offeriert Le Masque vier Synchronisations-Modi. Außer der Synchronisation auf das DAW-Tempo kann das Plug-in auch fest auf ein Tempo oder dynamisch per Tap-Tempo-Funktion eingestellt werden. Der vierte Modus versetzt Le Masque in die Lage, das Tempo des eingespeisten Signals zu analysieren und selbst einzustellen. Im Test geht dies erwartungsgemäß am Besten mit Schlagzeugspuren oder Drumloops. Für dieses nicht alltägliche Feature gibts schon einmal ein Sonderlob. Mit Hilfe der Start- und Stop-Tasten ist in den Modi in denen Le Masque extern synchronisiert wird, schließlich das Starten des Maskierungs-Rasters präzise zum nächsten Takt möglich. Das lässt sich selbstverständlich auch auf eine Automationsspur in der DAW aufnehmen, was im Vergleich zum herkömmlichen Bypass-Schalten nochmals komfortabler geschieht. Nächste Besonderheit: Mit Hilfe des Locator-Attack- und -Release-Reglers lässt sich das Starten und Stoppen des Echos sanft ein- beziehungsweise ausblenden.

Vor allem der Release-Regler leistet im Test sehr gute Dienste und verhindert ein unschönes Abreißen des Echo-Effekts. Damit immer noch nicht genug, fungiert ein horizontaler weißer Streifen innerhalb der Maske als Parameter und Steuersignal zum Modulieren anderer Parameter. 
A pro pos andere Parameter: Unterhalb des Raster-Dialogs haben die Entwickler als weiteres Schmankerl eine klassische Synthesizer-Filter-Sektion mit einstellbarem Cutoff und Resonanz integriert. Das Filter wirkt in dem Fall auf das gesamte Stereo-Echo-Signal und zeigt sich im Test als mächtiger Klangverbieger mit herrlich angenehm klingendem Analog-Sound. Ein Drive-Parameter sorgt für ein zusätzliches Anrauen des Signals. Per Drehschalter stehen schließlich fünf Filtertypen zur Auswahl – je zwei Hoch- und Tiefpässe sowie ein Bandpass –, die auf entsprechende Weise ins Material eingreifen. Drei weitere Regler in dieser Sektion erlauben das Einstellen der Modulationsintensität eines LFOs und einer Hüllkurve auf das Filter und die Ausgangslautstärke. Beide Modulatoren erscheinen durch Druck auf den LFO&Envelope-Button und warten mit dem üblichen Satz an Parametern auf. Besonderheit: Die Wellenformen des LFO lassen sich additiv aufschalten, so dass auch Mischformen, etwa aus Sinus und Zufalls-Welle realisierbar sind. Bemerkenswert ist auch der Reset-Schalter, der den LFO wahlweise auf den nächsten Takt, den Beginn der nächsten Maske startet oder ihn völlig unabhängig schwingen lässt. Die ADSR-Hüllkurve lässt sich ebenfalls auf den Start der Masken synchronisieren oder auf die Lautstärke des Echo-Signals. In Stellung Off ist die Hüllkurve deaktiviert. Pfiffige Besonderheit: Der Loop-Button erlaubt das Umschalten der Hüllkurve von einem linearen in ein zyklisches Verhalten, so dass sie quasi als zusätzlicher LFO fungieren kann. Doch das ist es noch nicht ganz in Sachen Modulation. Durch Druck auf den Mod-Button erscheint eine einfache Modulations-Matrix, die das Zuweisen von je zwei Zielen auf das erwähnte Modulationsrad und die Masken-Level-Parameter gestattet. Zur Auswahl stehen unter anderem Filter-Cutoff, -Resonanz und -Drive sowie die LFO-Geschwindigkeit. Über die Drehregler ist die Modulationsintensität sowie ein positiver oder negativer Verlauf einstellbar. Links daneben kann definiert werden, ob Le Masque gleichzeitig zur DAW stoppen soll oder ob der Effekt erst einen halben oder ganzen Takt danach stoppen soll. Das kleine schwarze Viereck darunter erlaubt durch Klicken auf den roten Punkt und anschließendes Ziehen der Maus, das Einstellen eines Schwellenwerts zum Einstarten der Hüllkurve im In-Modus (siehe oben). Im Test eröffnet sich mit den gebotenen Möglichkeiten ein wahres Schlaraffenland an Echo-Sounds.

Wie kurz angedeutet, verpassen wir einer Vokalspur im Refrain präzise Echo-Einsätze auf Wortebene und sorgen für ein Erhöhen der Aufmerksamkeit. Schlagzeugspuren können wir in Windeseile Echo-Akzente beispielsweise auf die Snare oder die Bass-Drum setzen und eher langweilig dahintuckernde Achtel-Bässe erhalten durch geschickten Einsatz der Masken wie von Zauberhand neue rhythmische Akzente. Ohne Einsatz des Filters glänzt Le Masque durch einen transparenten Klang, der jedes Detail ohne Klang färbende Anteile verarbeitet. Mit Hilfe des Filters und nicht zuletzt auch durch die Modulationsmöglichkeiten ändert sich das Klangbild alsbald in Richtung Tape-Delay, wobei die Drive-Funktion sehr rasch klassische Dub-Effekte erklingen lässt. Doch anders als die Vorlage wabern die gefilterten Echos mit einer beeindruckenden Lebendigkeit daher, die auf diese Art nicht oft zu hören ist. Sicherlich könnte man sich jetzt noch mehr einsetzbare Masken, eine höhere Anzahl an programmierbaren Takten und auch mehr Modulationsziele wie etwa die Echozeit oder das Versetzen der Masken-Start- und  -Endpunkte wünschen. Vermisst haben wir auch die Möglichkeit, separate Masken für jeden einzelnen Stereokanal einzustellen. Doch das trübt den insgesamt sehr guten Eindruck, den Le Masque im Test hinterlässt, nicht wirklich, zumal solche Features per Update leicht realisierbar sind. 
Ein ganz anderes tontechnisches Feld beackert der Chor’X-Effekt, wenngleich es sich ebenfalls im Kern um einen Verzögerungseffekt handelt. Wie erwähnt emuliert das Plug-in einen Chorus-Effekt auf Basis von Eimerkettenspeicher-Schaltungen, die auf rein diskret-analoge Art einen Echoeffekt realisiert. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Ein Netzwerk aus Kondensatoren und Schaltern erlaubt das Speichern von Spannungen, die per Schalter zeitversetzt an den jeweils nächsten Kondensator weitergereicht, dort gespeichert und per Schalter wieder an den nächsten Kondensator gereicht und am Schluss an den Ausgang gegeben werden. Damit einher geht ein charakteristisches Klangbild, bei dem das eingespeiste Signal eigentümlich in den Höhen beschnitten, leicht verzerrt und zusätzlich mit Rauschanteilen durchsetzt wird. Insofern lässt dies schon einmal auf den Grundsound von Chor’X schließen. Drei unterschiedliche Modi stehen im Plug-in zur Auswahl, bei denen eine unterschiedliche Zahl an Eimerkettenspeicher-Blöcken zum  Einsatz kommt. Das opulenteste Routing findet sich im SY-Modus. Pro Stereokanal werkeln zwei Eimerketten-Blöcke, die sich per Drehregler anteilig mischen lassen, wobei jeder einzelne Schaltkreis per eigenem LFO individuell modulierbar ist. Die zwei weiteren Modi besitzen pro Einzelkanal jeweils eine Eimerketten-Emulation, wobei die Modulation im DI-Modus von einem LFO für beide Kanäle gemeinsam realisiert wird und der CS-Modus für jede Delay-Einheit wiederum einen separaten LFO bereitstellt. Überdies verfügt der DI-Modus über zwei zuschaltbare Funktionen, bei denen einmal die LFOs asynchron laufen und das andere Mal eine Verstärkung des Cross-Feedbacks nach sich zieht. Im Test klingt der Chorus-Sound dadurch insgesamt höhenreicher und schärfer. Mit Hilfe des Hiss-Reglers lässt sich bei Bedarf in allen Modi das typische Rauschen und eine leichte Verzerrung wohldosiert hinzumischen. Das einzigartige Highlight mit dem das Chor’X-Plug-in jedoch den Vogel abschießt, ist die Art und Weise wie die Modulationstiefe und -geschwindigkeit eingestellt wird. Dies geschieht über das Controllerfeld oberhalb der Modus-Sektion, das als XY-Matrix fungiert. Die darin sichtbaren Lichtpunkte lassen sich mit der Maus völlig frei in der Vertikalen und Horizontalen verschieben. 

Im Test des RSF PolyKBII ist uns diese Bediensektion bereits begegnet. Das Handling ist dabei denkbar einfach. Jeder Punkt – im SY-Modus sind es vier, die beiden anderen offerieren jeweils zwei – repräsentiert eine Eimerketten-Delay-Einheit. Das waagerechte Verschieben des Punkts nimmt Einfluss auf die Modulationstiefe. Je weiter der Punkt von links nach rechts bewegt wird, desto stärker die Intensität. Vertikale Bewegungen nehmen schließlich Einfluss auf die Modulationsgeschwindigkeit. Das Beste: Mit Hilfe des Amount- und Speed-Reglers oberhalb dieser Matrix können die Punkte sogar animiert werden. Je nach Einstellung führen sie dabei leichte kreisrunde Bewegungen aus oder ziehen völlig zufällig ihre Bahnen durch das Feld. Für diesen simplen wie genialen Kniff gibt es einmal mehr ein Sonderlob. Einziger Wermutstropfen: Beim Verschieben der Punkte erscheinen keine Popup-Fensterchen, die Auskunft über die momentan eingestellten Werte geben, weshalb wir im Test auf unsere Ohren vertrauen müssen. Wer es dennoch präzise haben und die Einstellungen überdies auf traditionelle Art realisieren möchte, drückt einfach den Knob-Button. Der daraufhin erscheinende Dialog zeigt je nach Modus eine entsprechende Zahl an Doppel-Potis mit denen sich die Parameter präzise einstellen lassen. 

Ein weiteres Highlight findet sich in der zweiten XY-Matrix auf der rechten Seite. Darin lässt sich ebenfalls mit Hilfe von Lichtpunkten sowohl das trockene (Druck auf den Dry-in-Button), als auch das Effektsignal im Stereopanorama positionieren. Doch nicht nur die Breite ist einstellbar, sondern auch die räumliche Tiefe, ausgehend von einer virtuellen Stereo-Mikrofonierung, die ihrerseits selbst virtuell in der Breite und im Positionswinkel einstellbar ist. Je weiter die Punkte von diesen Mikrofonen entfernt sind, desto stärker wird der räumliche Eindruck. So können wir im Test dem Original- und Effektsignal verschiedene Tiefenstaffelungen und Positionen im Panorama zuweisen, die wir per Dry-/Wet-Regler gefühlvoll austarieren. Die Positionen der Lichtpunkte können dabei wiederum per Amount- und Speed-Regler in Bewegung versetzt werden, was zu entsprechend lebendig klingenden Ergebnissen führt. Über Buttons kann schließlich die Animation in der Modulations-Sektion angehalten werden. Die Hertz- und Vertical-Buttons schränken in beiden Dialogen die Animation auf horizontale und vertikale Bewegungen ein. Im Test entpuppt sich dieses Stereo-Feature als geradezu geniales Werkzeug, das wir alsbald nicht mehr missen wollen. Vergleichbares haben wir  jedenfalls bislang noch bei keinem anderen uns bekannten Chorus-Effekt angetroffen. Mehr noch, können wir Chor’X damit auch als reinen Panning-Effekt einsetzen, indem wir die Modulationstiefe auf Null setzen und sorgen ohne weiteren Eingriff in den Klang für zusätzliche Lebendigkeit. 

Damit nicht genug, haben die Entwickler in Sachen Einzigartigkeit noch einen drauf  gesetzt und Chor’X mit der Möglichkeit ausgestattet, Transienten von der Modulation auszunehmen. Denn nur allzu leicht sorgt der Chorus-Effekt bei allzu heftigem Einsatz für verwaschene Ergebnisse. Einsätze von hauchzart gespielten Dreiklangs-Brechungen auf der Gitarre versinken in einer breiigen Klang-Fläche, staccato gespielte Sechzehntel-Bässe verlieren an rhythmischer Präzision. Mit Hilfe der von Xils Lab getauften Special Modulation-Sektion lässt sich die Impulshaftigkeit von Signalen erhalten und der Klang trotzdem mit dem typischen Chorus-Effekt weichzeichnen. Dazu muss einfach der Modulation-Button gedrückt werden, woraufhin die Signalfluss-Skizze gegen zwei Regler und eine weitere XY-Matrix getauscht wird. Ebenso wie im Threshold-Dialog von Le Masque (siehe oben) lässt sich durch Verschieben des Lichtpunkts in der Matrix ein Schwellenwert definieren, oberhalb dessen die Transienten vom Chorus-Effekt ausgenommen werden. Im Test ist beim Verschieben des Punkts dabei ausschließlich der Signalanteil oberhalb des Thresholds hörbar, was sehr komfortabel ist und ein rasches Einstellen ermöglicht. Mit Hilfe des angegliederten Dry-/Wet-Reglers stellen wir schließlich die Stärke ein, mit der die Transienten von der Modulation ausgenommen werden. Das Ganze funktioniert ähnlich wie bei der Parallel-Kompression. Je höher der Regler eingestellt ist, desto mehr bleiben die Transienten unbearbeitet. Der Amount-Regler sorgt hingegen für ein Anheben des Chorus-Anteils in Abhängigkeit zur Signalstärke. Damit passt sich also die Effektstärke unabhängig vom Ausklammern der Transienten dynamisch dem eingespeisten Signal an. Im Test sind wir von den damit realisierbaren Ergebnissen gleichermaßen fasziniert wie begeistert, denn mit diesem Feature wird unsere Erwartungshaltung komplett auf den Kopf gestellt. Wir hören den bei hohen Einstellungen typisch verstimmten Eier-Effekt, das Signal ist aber trotzdem präzise und transparent hörbar. In Sachen Sound deckt Chor’X insgesamt eine sehr breite Palette an Modulations-Sounds ab. Moderat eingestellt sorgt das Plug-in für ein subtiles Verbreitern und angenehmes Weichzeichnen des anliegenden Signals, perfekt um Vokal-Spuren einen zusätzlichen Schuss an Volumen zu verpassen. Stärkere Settings liefern den sattsam bekannten, leicht verstimmten Sound der jedoch stets sehr weich und angenehm hörbar ist. Dabei sorgt Chor’X für eine leichte Betonung im unteren Mittenbereich. Gleichzeitig klingen die Höhen eigentümlich zurückgenommen und erscheinen wie mit einem zarten Schleier umhüllt. Im mächtigen SY-Modus klingen die Ergebnisse erwartungsgemäß am fettesten. Die beiden anderen Modi sind in Sachen Klangfülle gleichauf. Die eigentlichen Stärken des Xils Lab-Plug-ins treten allerdings bei Einsatz der Animations-Features zu Tage, die zumeist in homöopathischen Dosen eingesetzt, den eingespeisten Signalen immer das gewisse Etwas verleiht, bei dem man nicht weghören kann. 

Fazit

Xils Lab ist mit den beiden Plug-ins Le Masque: Delay und Chor’X ein zweifellos großer Wurf geglückt. Die Entwickler haben es gekonnt verstanden den Themen Echo und Chorus neue Aspekte abzuringen, die nicht nur einzigartig, sondern auch praxisgerecht sind, ohne Wenn und Aber inspirierend wirken und eine Bereicherung im Plug-in-Arsenal sind. Obendrein klingen beide Prozessoren auch noch sehr gut, so dass in Sachen Preis-Leistung das Urteil nur überragend lauten kann.

Erschienen in Ausgabe 06/2012

Preisklasse: Oberklasse
Preis: 59 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: überragend