Innen größer als Außen

Yamaha legt mit dem Modell DM3 Standard ein kompaktes Digitalmischpult vor, das es faustdick hinter den Ohren hat. Mithilfe einer Touch-Display-Steuerung will der „Kleine“ in Sachen Features und Funktionen auf Augenhöhe zu den großen Pulten agieren. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht.

von Georg Berger

Es sieht ja schon etwas winzig aus, kam mir in den Sinn, als ich das Yamaha DM3 Standard aus dem Karton ziehe. Das ist er also: Yamahas jüngster Wurf in Sachen Digitalmischpult, das künftig in Clubs, Konferenzsälen, Gemeindehäusern, Museums- und Schul-Aulen, aber auch im Recordingstudio dem Anwender den tontechnischen Alltag erleichtern will. Es vereint 16 analoge Ein- und acht analoge Ausgänge, sechs Aux-Busse, ein 18-kanaliges USB-Audio-Interface, DAW-Controller-Funktionalität, Vier-Band-EQ, Gate, Ducker, Kompressor sowie zwei Effektbusse mit einer Auswahl aus 18 Algorithmen auf sich. Überdies kann es via USB-Stick Audiodaten abspielen und aufzeichnen und dank digitaler Steuerung verfügt es über äußerst flexible Routingmöglichkeiten. Doch das sind nur die groben Eckdaten, denn das DM3 Standard kann noch viel mehr. Alles erwähnen zu wollen, würde jedoch den Rahmen des Artikels sprengen, weshalb ich mich einmal mehr nur auf die Highlights beschränke.

Das Pult nimmt gerade einmal die Fläche einer aufgeschlagenen professional audio Ausgabe ein. Dafür ist es mit über sechs Kilo für seine Dimensionen recht schwer. Kein Wunder, denn das DM3 Standard ist komplett in Metall gewandet. Durch diese Verarbeitung, die sich nur mit den Worten „rock-solid“ beschreiben lässt, und natürlich durch sein Gewicht dürfte es nur sehr schwer sein, es unabsichtlich von einem Tisch zu feuern und so manchen Stoß und Schubser wird es ebenfalls klaglos hinnehmen. Auffällig sind die beiden kreisrunden Lüftungsöffnungen an den Geräteflanken. Dahinter werkeln Ventilatoren, die je nach Betriebsumgebung das Innere vor Überhitzung schützen. Während der Testphase bleiben die Ventilatoren jedoch still. Dennoch erzeugt das Pult im Innern eine gewisse Wärme. Für diese praxisgerechte Lösung – in so manchem Club kann es durchaus sehr warm werden – erhält der Mixer sein erstes Lob. Ob das Pult aber aufgrund seiner Dimensionen auch bei gestandenen FOH-Technikern bestehen kann, bleibt abzuwarten. Doch es gilt ja nach wie vor die Maxime, nicht nur nach dem Äußeren zu urteilen. Mit seiner 01v-Serie hat Yamaha dereinst über lange Zeit hinweg einen quasi Industriestandard in Sachen kompaktem Digitalmischpult definiert, das sich gleichsam im Live- und Studiokontext erfolgreich bewährt hat. Das DM3 Standard, obwohl es sich im gleichen Fahrwasser bewegt, folgt jedoch nicht diesem Vorvater, sondern markiert eine neue Generation an Digitalpulten, die vielmehr einige Gene aus den Pulten der TF-Serie geerbt hat. Doch der Reihe nach.

Eine neue, smarte Mixer-Generation

Das DM3 Standard ist Teil einer Produkt-Serie, die im Herbst mit dem Modell DM3 (ohne Zusatzbezeichnung) Zuwachs erhalten wird. Für das Standard-Modell ruft der Hersteller 2.000 Euro auf. Das nur DM3 getaufte Modell soll rund 2.500 Euro kosten. Beide Modelle kommen mit einem kompakten Benutzerhandbuch, einem Netzgerät sowie einer Lizenz für Steinbergs DAW Cubase AI. Weitere Dokumente und zum Pult gehörige Software kann auf der Herstellerseite kostenfrei heruntergeladen werden. Wer das Pult in ein Rack einbauen will, kann dies übrigens mit aufpreispflichtigen Rackwinkeln erledigen.

Anders als die Standardversion kommt das DM3 mit einer integrierten DANTE-Schnittstelle, so dass sich das Pult in eine netzwerkbasierte Audio-Architektur einbinden lässt. Yamaha hat für diesen Fall übrigens auch schon vorgesorgt und mit der DANTE-basierten 19-Zoll-I/O-Box Tio1608-D2 ein passendes Gegenstück im Programm. Die Bedienung beider Modelle ist jedoch identisch und unterscheidet sich nur in den erweiterten Routingmöglichkeiten auf DANTE-Ebene. Also wieder zurück zum DM3 Standard.

Die Oberfläche des Pults wird von neun motorisierten 100-Millimeter-Fadern nebst Sel(ect)-, Cue- und On-Tastern sowie einem Neun-Zoll-Touch-Display beherrscht. Darüber taucht der Anwender in die Tiefen des Pultes und seiner Möglichkeiten ab. Sehr schön: Das Display ist fest im Gehäuse in einem 45-Grad-Winkel angehoben, so dass es sich bequem ablesen lässt. Rechts vom Display findet sich eine USB-A- sowie eine Stereoklinken-Buchse nebst beigeordnetem Poti. In den erstgenannten Anschluss stecke ich einen USB-Stick um wahlweise Stereofiles im wav- oder MP3-Format abzuspielen oder aufzunehmen. An die zweite Buchse schließe ich einen Kopfhörer an.

Rechts neben der Faderbank führt der Blick unweigerlich zum weiß hinterlegten „Touch-and-Turn“-Regler, der – Nomen est Omen – ein gerasteter Endlosdrehregler mit Schaltfunktion ist und alternativ zum Einstellen und Bestätigen von Funktionen und Parametern, dient, die zuvor auf dem Touch-Display angetippt wurden. Im Test verzichte ich zwar die meiste Zeit darauf, Parameter darüber einzustellen, denn mit den Wischbewegungen auf dem Display komme ich besser zurecht. Aber das ist letztlich Geschmackssache, weshalb diese Bedienmöglichkeit ohne Wenn und Aber zu begrüßen ist.

Mithilfe des Home-Tasters kann ich rasch von jedem Punkt innerhalb der Display-Struktur auf die gleichnamige Oberfläche im Display schalten. Die hinterleuchteten Taster darüber legen verschiedene Kanal-Settings auf die Faderbank. So können damit rasch die Kanäle 1 bis 8, 9 bis 16, die Effekt-, Playback- und Monitor-Kanäle in einer Bank sowie die Ausgangskanäle und Stereosumme auf die Fader geroutet werden  Die sechs Taster unten rechts lassen sich individuell mit Funktionen belegen und fungieren im Verbund mit einer DAW als Transporttastensektion. Mehr dazu gleich noch.

Viele Profi-Features von Großpulten enthalten

Durch die Schräge im oberen Pultdrittel ergibt sich auf der Stirnseite ein entsprechend großes Feld, auf dem sämtliche Anschlüsse großzügig Platz finden. Das DM3 Standard verfügt über 16 Analog-Eingänge, von denen die ersten zwölf in Form von XLR-Buchsen ausgelegt sind. Die restlichen vier Eingänge sind mit Combo-Buchsen bestückt. Die insgesamt acht analogen Ausgänge sind ebenfalls in XLR ausgeführt. MIDI-Schnittstellen, Wordclock und/oder S/PDIF-Buchsen (koaxial, optisch) sind Fehlanzeige. Stattdessen findet sich lediglich eine USB-B-Buchse sowie ein RJ45-Ethernet-Anschluss. Über diesen USB-Anschluss fungiert das DM3 als 18×18-Kanal Audio-Interface, das Signale mit 48 oder 96 kHz wandelt. Überdies lässt es sich darüber auch als DAW-Controller einsetzen. Hierfür nutzt das DM3 Standard das Mackie HUI-Protokoll. Über die Ethernet-Schnittstelle kommuniziert das Pult mit der dedizierten DM3-Editor-Software, über die sich die Funktionen des Pults auch an einem Windows- oder Mac-Rechner editieren lassen. Der Clou: Die Editor-Software arbeitet autark, will heißen, das Pult muss nicht mit dem Rechner verbunden sein, damit die Software funktioniert. So lässt sich etwa für eine anstehende Veranstaltung in aller Ruhe ein Mischpult-Setup am Rechner erstellen, das anschließend als sogenannte „Scene“ gespeichert und am Ende derart ins Pult übertragen und aufgerufen wird. Für diesen Bedienkomfort gibt’s schon mal ein Extralob, denn so etwas ist noch längst nicht selbstverständlich. Noch besser: Im Test verbinde ich das Pult über ein herkömmliches Netzwerkkabel mit dem Rechner, ich rufe die Editor-Software auf, klicke darin auf „Connect“ und wenig später ist die Verbindung ohne weiteres Rumfummeln an IP- und Gateway-Adressen etabliert. Ein sogenanntes Crossover-Netzwerkkabel, das für gewöhnlich für eine Direktverbindung zwischen Computer und Audiohardware erforderlich ist, ist nicht mehr nötig. Hier wurde einmal mehr mitgedacht. Bravo.

Ebenfalls löblich, wenngleich mittlerweile schon zum Standard avanciert, ist auch die Möglichkeit, das Pult mithilfe der DM3 StageMix-Applikation für Apples iPad fernbedienen zu können. So kann der FOH-Techniker den Musikern im direkten Austausch auf der Bühne ihren Monitormix erstellen oder Mix-Settings an unterschiedlichen Stellen im Saal überprüfen und gegebenenfalls angleichen. Allerdings ist hierfür ein extra WiFi-Router erforderlich, an den das Pult jetzt doch mit einem Crossover-Netzkabel angeschlossen werden muss. Als drittes Extra offeriert Yamaha noch die DM3 MonitorMix-Anwendung für iPhone und Android-Smartphones. Über diese Software können die Musiker auf der Bühne oder im Studio selbst Hand an ihren Monitor- oder Kopfhörermix legen. Um böswilligen Zugriff zu unterbinden ist das Ganze auch noch passwortgeschützt, so dass nur der Inhaber des Passworts den Mix im jeweiligen Kanal ändern kann. Für diese praxisgerechte und ebenfalls nicht alltägliche Lösung gibt’s auch gleich schon das nächste Lob.

18-Kanal USB-Audio-Interface inklusive

Nachdem wir sozusagen die Rahmenbedingungen, sprich Hardware, und seine Möglichkeiten beleuchtet haben, geht’s jetzt ins Innere des DM3 Standard, das sich über das Touch-Display aufrufen und editieren lässt. Nach dem Hochfahren des Pults, das circa 25 Sekunden dauert, werde ich als erstes vom Home-Dialog begrüßt, der im zentralen Bereich Studio-Effekte und darum herum verteilt eine Reihe weiterer Anzeigen auf sich vereinigt. Hierbei gilt, dass sich mit dem Finger auf (fast) alle Bereiche tippen lässt, was mit dem Aufruf und Wechsel von weiteren Dialogen einhergeht. In der oberen Zeile zeigt sich von links nach rechts der Name des aktuell geladenen Mixer-Settings, von Yamaha „Scene“ genannt, eine Level-Meter-Miniaturdarstellung sämtlicher Ein- und Ausgänge sowie eine Reihe von Icons, die den Zugang zu wichtigen Funktionen gewähren. Über das Cassetten-Symbol erreiche ich die Dialoge zum Abspielen und Aufnehmen von Audio über den USB-Stick. Hinter dem Kopfhörer-Symbol verbirgt sich ein Bildschirm zum Einstellen des Monitor- und Kopfhörerkanals. Durch Druck auf das Zahnrad gelange ich in die  Systemeinstellungen des Pults, um grundlegende Settings vorzunehmen. Hinter dem Männchen-Symbol verbirgt sich schließlich eine Benutzerkontenverwaltung. Ähnlich wie bei Computern hat der Administrator Vollzugriff und Gäste erhalten nur ausgewählten, eingeschränkten Zugriff. Wie gehabt erhält der Gast einen Zugangsnamen und ein Passwort und der Administrator kann wählen, welche Bereiche der Gast bedienen darf. Das ist einmal mehr sehr klug gedacht, wenn das Pult etwa in einem Club von ständig wechselnden Mix-Ingenieuren bedient wird, die in den grundlegenden Einstellungen nichts verloren haben. Oben rechts wird die Zeile durch das Haus-Symbol beschlossen, das durch Antippen auf dem Display oder durch Betätigen des Hardware-Tasters stets auf diesen Dialog verlinkt.

Die untere Zeile des Displays zeigt, korrespondierend zur Faderbank, ständig neun Quadrate, die neben einer Kanalbeschriftung und einem Symbol die aktuell darauf gerouteten Kanäle zeigt. Überdies enthalten sie auch noch Pegel- und Dynamikreduktionsanzeigen. Die linke Spalte ruft eine Reihe weiterer Dialoge zum Einstellen des aktuell selektierten Kanals/Bus auf. Darunter gehört bei den Eingängen das Einstellen der Vorverstärkung, des Panoramas, der Phantomspannung und Phasenumkehr sowie das Einstellen der Sendlevel auf die Aux- und Effektbusse und der Effekte. Besonderheit: Das DM3 Standard verfügt über sechs Mute-Gruppen. Der aktuelle Kanal kann dabei einer oder mehrerer dieser Gruppen zugewiesen werden.

DAW-Controller Funktionalität

Die rechte Spalte wird von der Level-Meter Darstellung des Summenausgangs und einer Reihe von Schaltflächen zum Aufrufen der einzelnen Send-Busse auf die Faderbank beherrscht. Mehr dazu gleich noch. Die Mitte des Displays zeigt einen Vier-Band-Equalizer plus Hochpassfilter sowie in zwei kleineren Feldern Parameter zum Einstellen von zwei Dynamikeffekten. Zwecks besserer Bedienbarkeit lassen sie sich auch vergrößert anzeigen. Der erste Dynamikeffekt enthält ein Noise Gate. Wahlweise lässt sich auch ein Ducker-Effekt aufrufen, wobei sich frei bestimmen lässt, auf welche Kanäle/Signale der Effekt zum Absenken der Lautstärke hören soll. Der zweite Dynamikeffekt ist ein klassischer Kompressor mit einstellbarem Knie. Besonderheit: Equalizer und Kompressor verfügen über einen „One-Knob-Modus“. Ist dieser aktiv, werden zuvor gemachte Einstellungen sämtlicher Parameter auf einen Schlag proportional gemeinsam verändert. Ist der Gesamtsound der EQ-Kurve zwar richtig eingestellt, aber etwas zu stark, reicht ein simples Betätigen des Reglers/Faders um die Gesamtkurve unter Beibehaltung der Kurvenform organisch abzusenken. Das ist eine weitere praxisnahe Lösung, die das nächste Lob verdient.

Schauen wir uns als nächstes einmal die Signalstruktur und Verknüpfungsmöglichkeiten im DM3 Standard an, was stellenweise bereits kurz angeklungen ist. Das Pult verfügt über sechs Aux-Sends in Mono, die sich ab Werkseinstellung an den ersten sechs XLR-Ausgängen des Pultes befinden. Weiter enthält es intern zwei Effekt-Sends und -Returns in Stereo, wobei jeder Effekt-Bus über eine identisch ausgestattete interne Effektsektion verfügt. Die Signale der Audiodateien vom USB-Stick werden über einen eigenen internen Bus eingestellt. Ebenfalls auf virtueller Ebene erlaubt das DM3 Standard jetzt noch die Einstellung eines Monitor-Kanals sowie von zwei in mono ausgeführten Matrix-Ausgangskanälen. Diese Matrix-Kanäle bieten eine zusätzliche Option zum Erzeugen eines alternativen Mixes, der sich an unterschiedlichen Stellen ausgeben lässt. Möglich ist es etwa, neben der Hauptmischung, die FOH ausgegeben wird, zwei weitere Monitore im hinteren Teil eines Saals mit dem Matrix-Mix zu beschicken, der zwecks besserer Durchhörbarkeit mit mehr Höhen, weniger Bassanteilen und einer leichten Anhebung der Vokalkanäle daherkommt. Genial in diesem Zusammenhang: Jeder Kanal im DM3 Standard kommt mit einem simplen Delay, um Signale verzögert auszugeben. Im vorliegenden Fall werden die Signale der hinteren Monitore verzögert ausgegeben, um Laufzeiten zwischen Front- und Rear-Monitor auszugleichen. In einem anderen Szenario kann der FOH-Ingenieur ganz normal seinen Live-Mix fahren und über die Matrix-Kanäle einen Submix seiner Arbeit in einen Computer zwecks Recording übertragen. Anders als Matrix-Mischer an Analog-Pulten sind die Matrix-Kanäle im DM3 Standard ungleich flexibler aufgestellt. Sie können nicht nur die Stereosumme und Aux-Busse, sondern auch noch jeden einzelnen Eingangskanal entgegennehmen, die sich individuell abmischen lassen.

Unabhängig editierbar via DM3 Editor Software

Im Übrigen ist das DM3 Standard äußerst flexibel, wenn es um das Verbinden von Ein- und Ausgängen und das Routing von Bussen und Ausgänge geht. Dafür stehen einerseits in den Channelstrip-, Output- und Aux-Bildschirmen entsprechende Unterdialoge bereit. Wer sein Routing auf einen Schlag anpassen will, ruft den Patch-Dialog innerhalb der Systemeinstellungen auf. Wer mag, kann einzelne Kanaleingänge an separate physikalische Ausgänge schicken, die sinnigerweise „Omni“ getauft wurden. Wer den Monitorkanal an Lautsprechern abhören will, muss dafür zwei physikalische Ausgänge verwenden. Sollen die Matrixkanäle an weitere Lautsprecher geschickt werden, erfordert dies weitere physikalische Ausgänge. Da das DM3 Standard aber auch ein Audio-Interface ist, vervielfachen sich die Routingmöglichkeiten noch einmal. Wie erwähnt stehen 18 Ein- und Ausgänge über USB zur Verfügung, die sich bei Bedarf beliebig auf die Ein- und Ausgangskanäle schalten lassen. So kann bei Bedarf ein Mehrkanal-Playback vom Computer ins Pult gespeist werden, dass über die zweite Kanalbank des Pults gemischt wird, während die Live-Instrumente über die erste Kanalbank eingestellt werden, um dann alles über die Hauptsumme an die PA auszugeben. Einem Mix sämtlicher USB-Kanäle im DM3 Standard, der zum Beispiel anschließend auf USB-Stick aufgenommen wird, steht natürlich auch nichts im Weg. Überdies lassen sich auf die Aux-, Matrix- und Summenbusse bei Bedarf auch mehrere physikalische und USB-Ausgänge routen. Wer mag, kann beispielsweise den ersten Aux-Bus am ersten XLR-Ausgang ausgeben und simultan zwecks Aufzeichnung an einen beliebigen USB-Kanal schicken.

Fernbedienung via iPad und Smartphone

Im Test ist die Bedienung mittels Touch-Display, das Aufrufen der verschiedenen Kanalsettings über die Faderbank-Taster und das Einstellen der Channelstrips, Effekte und Sends zwar rasch verinnerlicht. Doch es erfordert am Anfang schon ein wenig Zeit, um sich mit den ganzen Möglichkeiten des DM3 Standard vertraut zu machen.

Ganz zu Anfang werde ich von den sich bietenden, komplex erscheinenden, Möglichkeiten schier erdrückt. Eine erste willkommene Hilfe liefern die rund 15 Mixer-Scenes, die ich durch Antippen der Scene-Bezeichnung über einen Browser-Dialog abrufen kann. Dort finden sich Settings für verschiedene Szenarien wie etwa ein Rockkonzert, einen Podcast, einen Gottesdienst oder eine Videokonferenz. Dennoch ist das Studium des Benutzer- und des Referenzhandbuchs obligatorisch, möchte man sich souverän durch den Dschungel an Features bewegen.

Für den Hör- und Praxistest fertige ich eine Reihe von Aufnahmen über das DM3 Standard an, die ich über USB direkt in Cubase Pro 12 aufnehme, um sie mit meiner Referenz, dem guten alten Fireface 400 von RME zu vergleichen. Einmal wird der Hörvergleich zu einer äußerst kniffligen Angelegenheit. Ganz gleich ob es sich um Mikrofonaufnahmen oder elektrische Instrumente handelt: Das DM3 Standard ist eine ehrliche Haut, die Signale akkurat und transparent einfängt. Transienten fängt es detailliert ein und die Auflösung ist exzellent. Es bewegt sich ohne Wenn und Aber auf Augenhöhe zu unserer Referenz. Unterschiede sind, wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen zu hören. Beim Hörvergleich teste ich gleichzeitig dann auch die DAW-Controller-Möglichkeiten des Pults, die sich ebenfalls sehen lassen können. Dafür muss ich lediglich die beiden unteren Tasten in der Faderbanksektion gleichzeitig drücken und schon zeigt sich ein entsprechender DAW-Dialog im Display. Die Transporttasten steuere ich wahlweise mit dem Display oder den Tasten unten rechts am Pult. Kanäle kann ich wahlweise um jeweils einen oder gleich um acht Kanäle weiterschalten. Ich kann Kanäle stumm schalten, die Automation ein- und ausschalten und mithilfe des Touch-and-Turn-Rads führe ich die Jog-/Shuttle-Funktion aus. Sicherlich, einen reinrassigen DAW-Controller ersetzt das DM3 Standard zwar nicht. Aber wenn es um das reine Abmischen, also das Abstimmen der Lautstärken geht, ist das Yamaha-Pult eine willkommene Alternative im Vergleich zur Maus. Am Schluss verschaffe ich mir auch noch einen gehörsmäßigen Eindruck über die Qualität der enthaltenen Effekte, die sich durchweg mit „kraftvoll“ umschreiben lassen. So verfügt der Equalizer über 18 dB Gain in den Bändern, mit denen er Signale nachhaltig zu Leibe rückt. Entzerrungen erfolgen dabei klar und transparent, ohne hörbare Klangfärbungen. Ebenso mächtig sind auch die beiden Dynamikeffekte aufgestellt, die sich abseits vom technischen Verdichten in Extremstellungen als kreative Sounddesignwerkzeuge empfehlen. Auch diese Komponenten fallen durch Transparenz und Neutralität auf. Die Effekte in den beiden Effektbussen gefallen ebenfalls durch einen glasklaren und hochfeinen Grundsound auf, der anliegende Signale auf behutsame Weise und je nach Einstellung hauchzart veredelt. In Sachen Sound steht es am Ende durchweg glänzend da. Und mit der gebotenen Ausstattung präsentiert sich das DM3 Standard als sehr gut ausgestattete, in sich geschlossene Lösung, um auf Events und im Studio ein verlässlicher Partner zu sein.