Starker Schwarzer

Schwarz wie die Nacht und richtig stark ist Yamahas MSP7. Dabei ist er kein Espresso sondern ein höchst impulsiver Schallwandler fürs Nahfeld. 

Von Harald Wittig

Bereits der Test des kleinen MPS5 in Ausgabe 2/2007 hat gezeigt, dass Yamaha sein Geschäft versteht: Der kleinwüchsige Lautsprecher erwies sich als äußerst impulsiver Nahfeld-Winzling mit dem sich, trotz leichter Schwächen bei der Basswiedergabe und der Raumdarstellung, gut arbeiten lässt. Letzteres haben auch zahlreiche Leser von Professional audio Magazin bestätigt, die nach eigenem Bekunden mit dem MSP5 einen verlässlichen Partner für ihre Eigenproduktionen gefunden haben.
Andere Leser wiederum wünschten sich einen Test des MSP7, der immerhin mit einem größeren Tief-Mitteltöner und mehr Endstufenpower aufwarten kann. Da wir selbst neugierig sind, ob der mit 625 Euro gut zweimal so teure Lautsprecher auch in einer höheren Leistungsklasse als der MSP5 spielt, haben wir dem Test-Wunsch gerne entsprochen.

Der MSP7 ist – wen wundert´s – mit dem kleinen MSP5 nicht nur rein äußerlich eng verwandt: Das mattschwarze Gehäuse ist ebenfalls aus starkwandigem Polyprophylen (PP) und aus einem Guss gefertigt. Laut Yamaha verfüge PP über beste Schwingungseigenschaften für eine neutrale und verzerrungsfreie Wiedergabe, denn das synthetische Gehäusematerial gewährleiste eine optimale Dichte. Davon abgesehen ist der Kunststoff PP, der häufig im Maschinen- und Fahrzeugbau, beispielsweise zur Herstellung von Armaturenbrettern und Batteriegehäusen, Verwendung findet, hervorragend zum Spritzgießen geeignet. Damit ist es möglich, auch aufwändigere Bauformen kostengünstig zu realisieren. Tatsächlich fällt die Formgebung des Gehäuses aus dem Rahmen: Augenfällig ist das bei den stark abgerundeten Ecken des MSP7. Diese sollen klangschädliche Beugungen des Schalls an den Kanten verhindern. Eine weitere Besonderheit fällt hingegen erst bei näherem Hinsehen auf: Im Gegensatz zur strikten Quader-Form der meisten Monitore, ist die Front der MSP-Lautsprecher leicht nach vorne geneigt. Die Rückwand steht also nicht parallel zur Front und ist außerdem breiter als die schallabstrahlende Vorderseite. Tatsächlich steht der MSP7 regelrecht windschief auf der Konsole. Die Yamaha-Entwickler versprechen sich mit diesem Konstruktionsmerkmal, das sich übrigens in ähnlicher Ausführung auch beim O 110 von Klein + Hummel findet (Test in Ausgabe 10/2006), eine Minderung der gefürchteten stehenden Wellen im Gehäuseinneren. Darüber hinaus darf der Lautsprecher aufgrund der Ein-Grad-Neigung seiner Frontseite auch etwas erhöht stehen – die ideale Ausrichtung des Hochtöners auf Ohrhöhe bleibt damit gewahrt.

Das Hochton-Chassis des MSP7 ist mit einer im Durchmesser 25 Millimeter messenden Titan-Kalotte ausgestattet. Das Metall Titan ist zumindest theoretisch sonst üblichen Kalotten-Materialien wie Kunststoffen oder Gewebekonstruktionen wie zum Beispiel Seide in Sachen Verwindungssteifigkeit deutlich überlegen: Bedingt durch seine hohe Steifigkeit und seine vergleichsweise geringe Massenträgheit kann Titan auch Frequenzen bis hinauf 40 Kilohertz verzerrungsfrei und linear abbilden. Hinzu kommt ein exzellentes Impulsverhalten. Allerdings erkauft ein Hersteller das auch mit typischen Nachteilen: Aufgrund der geringen Eigendämpfung neigen Metalle in bestimmten Frequenzbereichen zum Nachschwingen. Diese Eigenresonanzen liegen zwar im Ultraschallbereich und sind damit an und für sich außerhalb des menschlichen Hörvermögens. Dennoch können sie das Hochtonverhalten eines Lautsprechers dennoch mehr oder weniger stark beeinflussen. Im schlechten Fall klingt ein Titan-Hochtöner in der Grundtendenz metallisch und leicht harsch, im besten Fall lediglich minimal heller. Es kommt wie so oft drauf an, inwieweit ein Lautsprecher-Konstrukteur diese Themen in den Griff bekommt. Im Falle des MSP7 wird dies der finale Hörtest klären.
Der Tief-Mitteltöner des MSP7 hat wie der MSP5 eine Membran aus Polyprophylen, weist jedoch einen deutlich größeren Durchmesser aufweist: Mit immerhin 213 Quadratzentimetern gegenüber den 127 Quadratzentimetern des MSP5 bietet er damit deutlich mehr Fläche, bewegt also bei gleichem Hub auch wesentlich mehr Luft. Das kommt nicht allein der Basswiedergabe als solcher zugute, sondern erleichtert auch die Abstimmung der beiden Chassis im Hinblick auf den Tief-Mittenbereich erleichtert. Denn gerade hier schwächeln auch gute Klein-Lautsprecher häufiger.

Die elektronische Frequenzweiche hat ihre Trennfrequenz bei 2,5 Kilohertz und befindet sich vor den beiden analogen Endstufen. In puncto Endstufenpower bietet Yamaha einiges auf: 50 Watt treiben den Hochtöner an, immerhin 80 Watt stehen für den Tief-Mitteltöner zur Verfügung. Die notwenig groß dimensionierten Netzteile bedingen sicherlich auch das Kampfgewicht des MSP7: Immerhin gut 12 Kilogramm bringt der Schwarze auf die Waage, was dem vergleichsweise kompakten Monitor (siehe zu den Abmessungen den Steckbrief) niemand ansieht.

Das Gewicht des Monitors beruht weiter auch auf dem massigen Kühlkörper aus Metall, der mehr als zwei Drittel der Rückseite für sich beansprucht. Das Kühlelement ist mit acht Schrauben sicher an der Gehäuse-Rückwand verschraubt und weist die MSP-typische Formgebung auf: Von oben betrachtet erinnert der Querschnitt des Kühlkörpers an die Tragfläche eines Flugzeugs, wobei die hohle Konstruktion mit ihren längs verlaufenden Rippen die effektive Fläche für die Wärmeabfuhr vergrößert – insoweit nutzt der MSP7 den sogenannten Kamineffekt. Der zusätzliche Massegewinn trägt seinerseits zu einem besseren Impulsverhalten bei. Vorausgesetzt, der MSP7 steht rutschfest auf solidem Untergrund, gilt insoweit das Rückstoßprinzip: Wie beim Rückstoß einer Feuerwaffe wirkt nämlich auch bei der Schallabstrahlung eine rückwärts gewandte Kraft. Je mehr Masse dieser entgegenwirkt, desto präziser ist die Energieabstrahlung nach vorne. Davon abgesehen sieht das Kühlelement einfach gut aus und die sorgfältig entgrateten Kanten schließen Verletzungen beim Transport oder der Aufstellung aus. Überhaupt verdient die Verarbeitung des MSP7, wie schon die des MSP5 Bestnoten, denn sie ist ausgezeichnet.

Unter dem markanten Kühlkörper sind die beiden Eingangsbuchsen – einmal XLR, einmal Klinke – sowie der gerastete Lautstärke-Regler und drei Schieberegler zur Anpassung an den Subwoofer SW10 beziehungsweise für die klangliche Feinabstimmung angebracht. Der sogenannte Low Cut Switch beschneidet die tiefen Frequenzen wahlweise bei 80 oder 100 Hertz, während es sich bei den beiden Klangstellern „Low Trim“ und „High Trim“ um Filter handelt, die jeweils auf den Bass beziehungsweise die Höhen einwirken. Das Bass-Filter wirkt bei 45 Hertz, vier Positionen stellen dem Anwender entsprechende Einstelloptionen zur Verfügung: Neben der neutralen „0“-Stellung lässt sich der Pegel einerseits um 1,5 Dezibel anheben oder wahlweise um -1,5 und drei Dezibel absenken. Das Höhenfilter gestattet die An- oder Absenkung um jeweils 1,5 Dezibel bei 15 Kilohertz, beide Filter besitzen laut Yamaha eine hohe Flankensteilheit von -30dB/Oktave.

Bevor der MSP7 Klangfarbe bekennen muss, zeigt er sich messtechnisch von der besten Seite: Der Frequenzgang des schwarzen Monitors glänzt mit einem durchweg sehr gleichmäßigen Kurvenverlauf. Die kleine Senke zwischen einem und zwei Kilohertz ist völlig vernachlässigbar.

Beim Abhören unterschiedlicher Stücke von Klassik, über akustische Musik bis hin zu knallhartem Funk-Rock und Elektronischem fällt – wie schon beim kleinen MSP5 – zunächst das sehr gute Impulsverhalten des MSP7 auf. Auch bei hohen Abhörpegeln bleibt dieser Lautsprecher stets kraftvoll und sicher und lässt sich auch von sehr dynamischen Impulsen nicht aus der Ruhe bringen. Namentlich im Bereich der oberen Mitten und den Höhen, speziell bei Transienten ist der Monitor ein typischer Vertreter der MSP-Serie: Beispielsweise knallen die Hochgeschwindigkeits-Läufe eines Gitarren-Solos, die mit beinhartem Pektrum-Anschlag ausgeführt sind, zum greifen Nahe Richtung Hörplatz, unliebsame Verzerrungen sind auch bei höchster Konzentration nicht auszumachen. Dem Tief-Mitteltöner ist es wohl zuzuschreiben, dass der MSP7 auch bei den recht tief reichenden Bässen lobenswert kraftvoll auch exakt zu Werke geht. Ein Ausbrechen der Bässe, vor allem bei den besonders heftigen Elektrobässen einer Dance-Floor-Produktion, leistet sich der Lautsprecher nicht. Gerade in puncto Impulsfestigkeit und Feindynamik muss der Yamaha selbst manch erheblich teueren Konkurrenten nicht fürchten. Dankbarerweise enthält sich der MSP7 jeder billigen Effekthascherei und dickt den Bassbereich nicht etwa künstlich an.

Die Höhen gibt der Lautsprecher insgesamt sauber mit guter Auflösung wieder, eine befürchtete Grob- oder Harschheit ist dem Titan-Hochtöner fremd. Allerdings wirken die Höhen auch leicht vordergründig, wodurch sich eine gewisse Gesamtaufhellung des Klangbilds ergibt. Das fällt allerdings erst im Vergleich mit den Referenz-Monitoren von Professional audio Magazin, den KRK Exposé E8B auf, dessen Beryllium-Hochtöner sich sehr viel feiner und gleichzeitig dezenter in Szene setzt. Dieser an und für sich unzulässige Vergleich beinhaltet ein ganz großes Lob an den starken Schwarzen: Niemand wird erwarten, dass der beinahe zehnmal günstigere MSP7 die klangliche Vollendung des Amerikaners erreicht. Dennoch schlägt sich der günstige Lautsprecher sehr beachtlich und ist im Hochtonverhalten mit Sicherheit auf einem Niveau mit vergleichbar teueren Lautsprechern wie beispielsweise einem Event ASP8 (Test in Ausgabe 6/2008) oder einem Tannoy Precision 6D (Test in Ausgabe 8/2006). Übrigens: Der MSP7 benötigt – wie jeder Monitor – unbedingt eine längere Einspielzeit. Uneingespielt klang er nämlich noch ein wenig verschnupft, noch mehreren Tagen Dauerbeschuss mit einem breitbandigen Rauschen präsentiert er sich im Verlauf des Tests deutlich gesünder.
Bei der Raumdarstellung übertrifft er seinen kleinen Bruder in den wesentlichen Punkten: Hatten wir beim MSP5 noch eine etwas instabile Phantommitte bemängelt, bleibt der MSP7 insoweit unbeirrbar. Zwar empfehlen sich auch bei ihm eine sorgfältige Aufstellung eines Pärchens und eine präzise Ausrichtung auf den Hörplatz, anders als der Kleine kapituliert er aber bei Abhörentfernungen über 1,5 Metern nicht. Die Stereobreite ist richtig gut und auch fein differenzierte Einstellungen des Stereopanoramas setzt der Monitor präzise um. Die Tiefenstaffelung ist hingegen nicht so ganz seine Domäne: In dieser Disziplin wirkt er etwas flach. So erfordert es erhöhte Konzentration, die Tiefenwirkung verschiedener Impulsantworten aus dem Faltungs-Hall-Plug-in Altiverb 6 für ein akustisches Streichtrio zu ermitteln. Das gelingt beispielsweise einem Emes Quartz oder auch dem ADAM A5 – beide übrigens auch rund 200 Euro günstiger – besser. Von diesem vergleichsweise kleinen Manko abgesehen, ist der MSP7 aber in jedem Fall ein echter Studio-Monitor, sprich Arbeitsgerät der Oberklasse.

Fazit

Mit dem MSP7 hat Yamaha einen kompetenten Vertreter der Nahfeldzunft ins Rennen geschickt, der vor mit sehr gutem Impulsverhalten bei insgesamt feiner Auflösung von den Bässen bis in den Höhenbereich überzeugt. Trotz gewisser Schwächen bei der Raumdarstellung in der Tiefe ist allen zu empfehlen, die einen verlässlichen Partner für die Musik-Produktion suchen.

Erschienen in Ausgabe 08/2008

Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 625 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: sehr gut