Die Low-Cost-Offensive
Billig muss nicht zwangsläufig auch schlecht bedeuten, oder doch? Professional audio hat sich jeweils acht Equalizer- und Kompressor-Plug-ins sowie fünf virtuelle Hall-Prozessoren bis maximal 50 Euro zum Test kommen lassen, um genau dieser Frage nachzugehen. Wer durchgefallen ist und wer den hochpreisigen Mitbewerbern ordentlich Konkurrenz macht, erfahren Sie in unserem aufwändigen Vergleichstest.
Von Georg Berger und Thomas Peulen
Mal Hand aufs Herz: Haben Sie sich nicht auch schon einmal mit einem Stoßseufzer die Frage gestellt, warum Effekt-Plug-ins der angesagten Hersteller immer so viel Geld kosten? Ist Ihnen anschließend die Frage in den Sinn gekommen, ob eine vergleichbare Qualität nicht auch günstiger zu haben ist? Nun, die erste Frage wollen wir unbeantwortet lassen, wohl aber einige Antworten auf die zweite Frage liefern. Denn jenseits der Platzhirsche in den oberen Preisregionen tummeln sich am Markt viele Plug-in-Schmieden, die mit erheblich niedrigeren Verkaufspreisen für ihre Produkte um die Gunst des Kunden buhlen. Dabei geizen die Low-Cost-Plug-ins nicht mit Features, wie professionell gestalteten Bedienoberflächen und Ausstattungsmerkmalen, die man bei der teuren Konkurrenz zuweilen sogar vergeblich sucht. Doch Aussehen und Features ist das eine, der Klang und das Regelverhalten das andere. Es gilt also herauszuarbeiten, was die Billig-Konkurrenz auch in dieser Disziplin zu leisten vermag und wie es um ihre Tauglichkeit in der Praxis bestellt ist. Bei den Recherchen und dem Zusammenstellen des Testfelds sind wir zunächst von der Fülle an Produkten und Herstellern förmlich erschlagen worden. Um diesem (Über-)Angebot Herr zu werden, kristallisierte sich schnell heraus, dass wir fürs erste eine Obergrenze bei nur 50 Euro ziehen konnten und mussten. Auffällig: Sämtliche Anbieter in diesem Preissegment bewerben und vertreiben ihre Produkte ausschließlich über das Internet in Eigenregie. Die Bezahlung erfolgt zumeist in Dollar über Paypal, einige Hersteller nutzen das Bezahl-Portal Share it. Beide Portale verfügen übrigens über Bezahlformulare auch in Deutsch. Bemerkenswert: Viele Anbieter geizen auf ihren Produktseiten mit detaillierten Informationen zu den angebotenen Produkten, was nicht nachvollziehbar ist. Dafür bieten alle Hersteller jedoch den Download von Demo-Versionen an, mit denen sich die Tauglichkeit der Produkte eingehend testen lässt. Mehr noch, weisen sie ausdrücklich auf dieses Angebot hin, um dem Kunden nicht die berühmte Katze im Sack anzudrehen. Allerdings legen nur die allerwenigsten Hersteller ihren Produkten eine Bedienungsanleitung bei, was schade ist und zusammen mit den spärlichen Produktinformationen ein möglicher Grund für die günstigen Verkaufspreise ist. Ein anderer Grund für die günstigen Preise besteht in der Tatsache, dass es sich zumeist um Ein-Mann-Unternehmen handelt, was die Kosten entsprechend niedrig hält. Viele Hersteller beabsichtigen dabei auch nicht, sich eine existentielle Grundlage durch den Verkauf ihrer Produkte zu schaffen und betreiben das Entwickeln von Plug-ins als Hobby, wie etwa der Holländer Jeroen Breebaart mit seinem Red Phatt Pro Kompressor. Im Haupt-Beruf ist er als leitender Wissenschaftler in der Forschungsabteilung des Elektronik-Herstellers Philips angestellt und erhält durch den Verkauf seiner Produkte quasi eine Art Aufwandsentschädigung. Doch zurück zu unseren Auswahlkriterien: Nachdem wir das Angebot durch Ziehen einer Preisgrenze deutlich reduziert hatten, blieb immer noch eine riesige Fülle an Produkten. Im nächsten Schritt konzentrierten wir uns daher auf die wichtigsten Studio-Effekte, also Equalizer, Kompressoren und Hall. Am Schluss wählten wir jeweils acht Equalizer und Kompressoren sowie fünf Hall-Plug-ins aus, die sich einer kritischen Überprüfung unterziehen mussten. Wichtig: Als Meßlatte für den Vergleich zogen wir die serienmäßig mitgelieferten Pendants aus Cubase 5 heran, an denen sich die Test-Kandidaten messen lassen müssen. Doch genug der Vorrede. Als erstes widmen wir uns den Equalizern.
Für unseren Equalizer-Vergleich treten acht Plug-ins aus sieben Ländern an, die in ihrer Ausstattung, Bedienung und Konzeption teils erheblich voneinander abweichen. Das Testfeld teilt sich dabei in die Lager der transparent-unauffällig klingenden Entzerrer und die der Klangfärber auf. Beginnen wollen wir mit den transparent klingenden Equalizern. Als erstes stellt sich der IIEQ Pro Equalizer des holländischen Herstellers DDMF zum Test, der für 18 Dollar erhältlich ist. Nach der Installation finden sich zwei separat ladbare Plug-ins auf der Festplatte. Mit dem ersten Plug-in ist eine Bearbeitung von Stereo-Signalen möglich. Die Bedienoberfläche zeigt ein interaktives Graphik-Display zum Einstellen der Filterverlaufskurve. Das zweite Plug-in erlaubt eine True-Stereo-Signalverarbeitung, mit der sich beide Stereokanäle unabhängig voneinander entzerren lassen. Konsequenterweise zeigt die Oberfläche dafür zwei Graphik-Displays. Sehr schön: Diese Variante bietet auch eine aktivierbare MS-Matrix mit der eine Entzerrung von Mitten- und Seitensignalen möglich ist. Ansonsten ist die Ausstattung und die Bedienung beider Plug-ins identisch. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist die Umschaltmöglichkeit zwischen serieller und paralleler Verknüpfung der Filterbänder. Bei Einsatz mehrerer Bänder beeinflussen sie sich im Parallel-Modus nicht gegenseitig und werden erst am Ausgang summiert. Im Test wirkt sich das zwar nicht sehr deutlich aus. Bei Phasenproblemen kann dieser Modus jedoch hilfreich sein. Alleine mit diesen Features ist der IIEQ dem Cubase-Equalizer um einiges voraus. Doch es geht noch weiter. Insgesamt zehn Bänder stehen zur Verfügung, was schon mehr als ausreichend ist. Jedes Band kann mit einer Auswahl aus zwölf Filter-Arten bestückt werden. Außer den üblichen Verdächtigen wie Shelf-, Pass- und Peakfilter findet sich auch ein Allpass-Filter, das Einfluss auf die Phase, nicht aber auf den Frequenzgang nimmt. Klanglich befindet sich der IIEQ auf einer Höhe mit dem Cubase-Entzerrer, wenngleich er eine Spur sanfter ans Werk geht. Zwar besitzt der Studio EQ mit einem Gain von maximal 24 Dezibel etwas mehr Reserven als der Equalizer aus dem Tulpenland. Doch bei identisch eingestellten Verstärkungswerten gibt sich das DDMF-Plug-in immer noch etwas zarter und zurückhaltender. Wem der Umfang an Features im Studio-EQ nicht ausreicht, erhält mit dem IIEQ in jedem Fall ein exzellent ausgestattetes Werkzeug mit allen Schikanen. Nächster Kandidat in unserem Vergleichstest ist das MFreeform-Plug-in der tschechischen Software-Schmiede Meldaproduction, ein reinrassiger linearphasiger Equalizer. Ebenso wie der IIEQ Pro lassen sich die Filterkurven über das interaktive Graphik-Display erstellen. Das Plug-in folgt jedoch einem ganz eigenen Konzept: Durch Doppelklick fügen wir Punkte ins Display ein, mit denen wir Frequenzen anheben und absenken. Zusätzlich finden sich Anfasser an den Punkten, mit denen wir durch beherztes Ziehen mit der Maus rasch Einfluss auf die Bandbreite des Filters nehmen. Durch Ziehen an den weißen Punkten in der Mitte der jetzt entstandenen Filterflanken, lässt sich die Steilheit manipulieren. Ein Kontext-Menü bietet zudem verschiedene wählbare Optionen, um das Verhalten der Filter- und Flankenpunkte zu manipulieren, was reichhaltige Möglichkeiten zur Ausformung der Filterkurve bietet. Bemerkenswert: Das Maximal-Gain für alle Filterpunkte reicht bis 64 Dezibel, was eindeutig überdimensioniert ist. Darüber hinaus wartet das Plug-in mit einer Morphing-Funktion auf, die ein Überblenden von vier Filter-Settings erlaubt. Im Test erstellen wir die unmöglichsten Filterverlaufskurven jenseits von Peak, Pass und Shelf, weshalb sich das MFreeform-Plug-in primär für Spezialisten und ambitionierte Klangforscher empfiehlt. Die mitgelieferten Presets demonstrieren überdies eindrucksvoll, was sich virtuoses mit diesem Plug-in anstellen lässt. Trotzdem: In Sachen Bedienfreundlichkeit erhält er dennoch nur eine befriedigende bis gute Note. Denn das Erstellen und Editieren eines Filterverlaufs mit zwei Peak- und Shelf-Filtern ist sehr gewöhnungsbedürftig und erfordert mehr Zeit und Klickarbeit als im Studio-EQ. Nichts zu meckern gibt’s beim Klang. Erwartungsgemäß überflügelt der tschechische Equalizer den Studio-EQ mit einem äußerst transparenten und feinen Klang. Entzerrungen erfolgen, die entsprechenden Einstellungen vorausgesetzt, mit akademischer Präzision. Erstellte Kerbfilter greifen wie mit einem Skalpell ins anliegende Material ein. Die prinzipbedingt vorhandene Latenz des Plug-ins hält sich dabei erfreulich in Grenzen, nicht jedoch die Prozessorlast, die im Vergleich zu den übrigen Testkandidaten merkbar ansteigt.
Das EQISM.220 Plug-in des deutschen Herstellers Intelligent Sounds & Music wirkt im Vergleich dazu eher wie die Spielzeug-Ausgabe eines Equalizers. Die in blau und gelb eingefärbte Bedienoberfläche versprüht dabei den nostalgischen Charme früher Computerspiele. Das knapp 28 Euro teure Plug-in verfügt jedoch über ein interaktives Graphik-Display mit der sich das Gain und die Bandbreite der Filter geschwind einstellen lässt. Gleiches ist auch über die Drehregler und Dreiecke unterhalb des Displays realisierbar. Fünf Bänder stehen zur Verfügung, die allerdings über die Dreiecke proportional zueinander einstellbar sind. Wer also einen engen Frequenzbereich entzerren möchte, muss dies auf Kosten der Bänder links und rechts daneben tun, die dadurch entsprechend breiter ausfallen. Die Auswahl aus verschiedenen Filterarten und eine einstellbare Filtergüte sucht man ebenfalls vergeblich. Der EQISM-Equalizer verfolgt ein anderes Konzept: Über eine Ausklappliste sind Filter von zweiter bis hinauf 20. Ordnung wählbar, die mit unterschiedlich steilen Filterflanken aufwarten. Allerdings lässt sich dies nur für alle Filter gemeinsam einstellen. Wir hätten uns das für jedes Band separat gewünscht. Überdies geht die Auswahl einer höheren Filterordnung mit einer erhöhten Prozessorlast einher. Im Vergleich zur Ausstattung unserer Test-Referenz ist der EQISM-Equalizer deutlich im Hintertreffen. Doch das soll nichts heißen. Denn im Hörtest leistet der EQISM gute Dienste, wenn es um ein rasches und kraftvolles Anpassen des Klangs geht. Bei Anwahl höherer Filterordnungen ist deutlich zu hören, wie sich die Bandbreite verengt. Als schneller Problemlöser ist der Equalizer in jedem Fall von Vorteil. Überdies gestattet der Mix-Regler ein Ausbalancieren zwischen Direkt- und Effektsignal. Klanglich siedelt er sich etwas unterhalb des Studio-EQs an. Ganz klassisch ohne Display gibt sich das EQ1A-Plug-in des japanischen Herstellers Mellowmuse. Die Oberfläche offeriert einen vierbandigen Equalizer mit je zwei Shelving- und Peak-Bändern plus Hochpassfilter und zeigt ein schnörkelloses Layout, ähnlich einer Mischkonsole. Klanglich auf dem gleichen Niveau wie der Studio-EQ greift der EQ1A trotz identisch eingestellter Bänder auffälligerweise deutlich beherzter und kräftiger in anliegende Signale ein. Im Test müssen wir den Output merkbar senken, um die Lautstärke an den Cubase-EQ anzupassen. Doch selbst nach dem Angleichen der Lautstärke klingen die EQ1A-Signale immer noch vordergründiger und voluminöser als die des Studio-EQ. Für Cubase-Anwender ist das Plug-in wenig attraktiv. Die nächsten vier Equalizer warten mit einer im Vergleich zum Studio-EQ reduzierten Ausstattung auf. Ihr Schwerpunkt liegt weniger auf dem präzisen Entzerren von Signalen, sondern mehr in Richtung Sound-Design. Dazu bedarf es nicht unbedingt einer riesigen Fülle einstellbarer Parameter und Features, wie die beiden Equalizer des amerikanischen Unternehmens Stillwell Audio beweisen. Das 1973-Plug-in verfügt über drei Bänder und ein Hochpassfilter. Bässe und Höhen sind als Shelvingfilter ausgelegt. Der Bass besitzt vier wählbare Festfrequenzen. Das Mittenband wartet mit Bell-Charakteristik und sieben Festfrequenzen auf. Das Höhenband kommt mit einer Frequenz aus. Besonderheit: Ein aktivierbares 16-faches Oversampling sorgt für ordentlich Headroom bei der Signalverarbeitung. Für den Hörtest reproduzieren wir die im 1973-EQ gemachten Einstellungen im Studio-EQ. Das Ergebnis: Der Stillwell-Equalizer fügt Signalen einen leichten seidigen Glanz hinzu. Das Audiomaterial klingt voller und runder, gleichzeitig nach oben hin fein aufgelöst ohne bissig zu wirken. Der Studio-EQ klingt hingegen nüchterner, um nicht zu sagen trockener. In eine ähnliche Kerbe haut auch der Vibe-EQ vom gleichen Hersteller. Unterschied: Das Plug-in besitzt vier Bänder mit zwei einstellbaren, sich überlappenden, Mittenfiltern. Das Regelverhalten des Vibe-EQ ist dabei sehr behutsam. Identische Einstellungen im Studio-EQ klingen deutlich vordergründiger und trotz sorgfältiger Einstellung nüchtern. Der Vibe-EQ legt wiederum einen seidigen Glanz über die Signale und verschleiert sie auf wohlig-angenehme Weise. Das Entzerren von Gitarrensignalen mit Hilfe der Mittenbänder erinnert dabei immer wieder an das Guitar-Channel-Plug-in aus der Eddie Kramer Collection von Waves (Test in Heft 1/2010) und bestätigt die exzellenten Qualitäten des Vibe-EQ. Das 1973-Plug-in empfiehlt sich somit ohne Wenn und Aber als Generalist mit schmeichlerischen Qualitäten. Der Vibe-EQ hingegen ist ein Spezialist und eignet sich für ein subtiles Verschönern des Mittenbereichs. Seine musikalischen Qualitäten zeigen sich deutlich beim Schalten des Plug-ins auf Bypass. Beide Plug-ins sind für je 34 Euro erhältlich, ein Preis der in jedem Fall gerechtfertigt ist.
Eine Sound-Maschine mit Charakter ist auch der 35 Dollar teure QB3-Equalizer des britischen Unternehmens De la Mancha. Er ist ausgestattet mit zwei Shelving- und einem Bell-Filter. Ein Hochpassfilter bei fest eingestellten 40 Hertz ist per Schalter aktivierbar. Als besonderes Leckerli verfügt der QB3-EQ über einen zuschaltbaren Limiter. Jedes Band besitzt einen Güte-Regler, wobei sie in den Shelf-Filtern Einfluss auf die Flankensteilheit nehmen bis hinauf zur Selbstoszillation. Der QB3 zeigt sich im Test als wandelbares Plug-in mit kraftvoll zupackenden Filtern. Mit flach eingestellten Filterflanken geht es wie ein Passfilter ans Werk. Das Mittenband erlaubt ebenfalls drastische Eingriffe ins Frequenzspektrum. Der Studio-EQ wirkt gegen das deutlich vordergründige und nachhaltige Regelverhalten des QB3 hingegen wie ein zahnloser Tiger. Wer mit der groben Kelle Frequenzbereiche ändern will, bekommt mit dem walisischen Equalizer das passende Werkzeug. Gleichzeitig färbt es den Klang, denn noch ohne Einwirken der Filter hebt das Plug-in anliegende Signale im Mittenspektrum an, bei gleichzeitig eigentümlich komprimiert klingenden Höhen. Doch das ist noch nicht alles. In Extremstellungen der Parameter verwandelt sich der QB3 rasch in ein brüllendes Monster und sorgt sogar für nachhaltige Verzerrungen des Klangs. An dieser Stelle zeigt sich auch, warum der Limiter Einzug in den Equalizer gefunden hat. Verzerrte Bassdrums erhalten dadurch deutlich mehr Punch und Biss, was in erster Linie Techno- und Industrial-Musiker gefallen wird. Last but not Least stellt sich mit dem Pultronic EQ-110P ein Equalizer aus slovakischer Fertigung zum Test. Die Bedienoberfläche des Plug-ins schielt dabei eindeutig in Richtung des legendären Passiv-Filters Pultec EQP-1A. Doch der Pultronic-Equalizer verfolgt einen eigenen Weg in Sachen Ausstattung. Er besitzt einen Lowcut-Filter, gefolgt von einem Bass-Band mit Shelving-Charakteristik, das lediglich ein Anheben der Frequenz erlaubt. Das Mittenband ist als Bell-Filter mit einstellbarer Filtergüte ausgelegt. Es lässt sich sowohl verstärken, als auch dämpfen. Das Höhenband wartet mit einer identischen Ausstattung wie das Bassband auf. Highlight im Plug-in ist die Möglichkeit, aus fünf, respektive sechs Röhrenemulationen für das Bass- und Höhenfilter auszuwählen, die den Klang beeinflussen. Weitere Röhren-Emulationen sitzen in den regulierbaren Ein- und Ausgangsstufen. Mit den drei Parametern Warmth, Saturation Drive und Brilliance lässt sich zusätzlich Einfluss auf die Ausgangs-Röhrenstufe nehmen. Zusätzlich arbeitet der EQ-110P mit zweifachem Oversampling und einem Anti-Aliasing-Algorithmus, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Im Hörtest stellen wir den Equalizer zunächst neutral ein, um die Röhrenemulation der Verstärker in Ohrenschein zu nehmen. Erwartungsgemäß stellt sich der typisch charakteristische Röhrensound ein. Wer seinen Signalen einen Schuss Vintage-Charakter verleihen will, kann dies bereits noch ohne Einwirken der Filter erledigen. Durch entsprechende Einstellungen an den drei Röhren-Parametern klingt eine Gesangsaufnahme beispielsweise deutlich runder, voluminöser und vordergründiger. Brilliance sorgt für mehr Glanz im Höhenbereich. Allerdings sollte man es nicht übertreiben. Denn ein allzu hoch eingestellter Warmth-Wert führt zu hörbaren Verzerrungen, die zwar ästhetisch gefallen, aber nicht immer beabsichtigt sind. Die einstellbaren Filter überzeugen hingegen durch ein feines und subtiles Regelverhalten. Anhebungen im Bass und Höhenbereich erfolgen sehr organisch und verschönern den Klang. Die Wahlmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Filter-Röhren in beiden Außenbändern liefern weitere Optionen, das Signal zu modellieren. Besonders deutlich wird dies bei Anwahl des Dirty Vintage Tube Modells, das eine voll in die Sättigung gefahrene Röhre emuliert. Der Pultronic Equalizer verwandelt eine eher leblos klingende E-Bass-Linie daraufhin in ein knurrend-bissiges und vordergründig klingendes Monster. Die klanglichen Unterschiede der übrigen Röhren-Emulationen sind sehr fein, aber je nach anliegendem Signal hörbar. Die gebotenen Möglichkeiten machen aus dem Pultronic-Plug-in eine Sound-Maschine par exellence. Mit den gelungenen Röhrenemulationen bieten sich dem Anwender sinnvolle Möglichkeiten, Signale mit dem Hauch der Analog-Ära zu umhüllen.
Das Testfeld an Kompressoren zeigt sich ebenfalls zweigeteilt in die Lager der Klangfärber und der transparent klingenden Dynamik-Prozessoren. Den Anfang macht der Kompressor GTO des walisischen Herstellers De La Mancha, der für 35 Dollar zu haben ist. Rein optisch haben wir es bei dem Plug-in mit einem vintage-orientierten Kompressor zu tun, dessen Bedienoberfläche ein wenig dem Classic Compressor aus der TRacks-Suite von IK Multimedia ähnelt. Der GTO verfügt über eine Link-Funktion, was bei der Bearbeitung von Stereo- und Mono-Signalen durchaus hilfreich sein kann. Ebenso ist der GTO Sidechain-fähig, was längst nicht bei allen, teilweise wesentlich kostspieligeren Kompressor Plug-ins der Fall ist. Darüber hinaus ist der Effektanteil über den Mix-Parameter regelbar, wodurch eine Parallelkompression möglich ist. Der Sound ist offen und transparent, wenn auch das versprochene Vintage-Klangerlebnis ausbleibt. Der GTO meistert sämtliche Dynamikaufgaben jedoch sehr gut und schlägt sich mit dem Vergleichs-Kompressor aus Cubase 5 recht gut. Beim großen Bruder GTX, der ebenfalls für 35 Dollar erhältlich ist, gibt es sogar Einstellmöglichkeiten für RMS und Knee, was ihn deutlich flexibler für viele Anwendungen macht. Beide Plug-ins sind übrigens im Bundle für 49 Dollar erhältlich. Vom gleichen Hersteller stammt auch der Sidearm-Kompressor. Optisch eher unübersichtlich gestaltet, erwartet den Benutzer eine wahre Parameterflut: Den Anfang macht ein ordentlich zupackendes Sidechain-Filter (maximal16-Pol), gefolgt von einer Distortion-cleaning-Funktion zur Unterdrückung von Verzerrungen bei kurzen Release-Zeiten, bis hin zu einer regelbaren Sättigung des Signals. Damit ist im Sidearm wirklich alles vorhanden, was ein Dynamiktool überhaupt haben kann. Allerdings wirkt sich das auch auf die Bedienung aus. Selbst ein geübter Anwender braucht schon etwas Geduld, um ein annehmbares Ergebnis zu erzielen. In puncto Sound wird der Sidearm jedoch eindeutig Anhänger mit experimentellen Ambitionen finden. Von heftig pumpend bis harsch zerrend ist bei diesem Kompressor wirklich alles möglich, nur gewöhnliche Dynamikaufgaben werden aufgrund der Unübersichtlichkeit zum Geduldsspiel. Der Sidearm ist daher ein Tool für ganz besondere Momente, am ehesten vergleichbar mit dem Ueberkompressor von Sonalksis.
Extrem analytisch und fast schon akademisch präzise geht der Red Phatt Pro von Jeroen Breebaart vor. Äußerlich erinnert das Plug-in an den C1-Kompressor von Waves. Hingucker ist das Raum füllende graphische Display, das dem Benutzer die Kompressionskennlinie anzeigt. Trotz vieler Parameter gestaltet sich die Bedienung des roten Holländers erstaunlich übersichtlich und komfortabel. Besonderheit: Mit dem „Hysteresis“-Parameter kann man, selbst bei einem beherzten Einsatz des Thresholds, dem berüchtigten Atmen und Pumpen entgegensteuern. Es handelt sich dabei um eine Art einstellbarer Look-ahead-Funktion. Ein Feature das längst nicht bei allen Kompressoren selbstverständlich ist. Nächstes Highlight: Anders als gewohnt, lässt sich die Kompressorkennlinie mit zwei Ratio-Reglern feinjustieren, was teils ungewöhnliche Dynamik-Verläufe wie eine negative Kompressor-Kennlinie möglich macht. In der Praxis ist dieses Feature beispielsweise als Gate einsetzbar. Flexibler geht es kaum. Ein zuschaltbarer Sidechain, ein Dry-/Wet-Regler für Parallelkompression sowie ein 64 Bit Support komplettieren die bemerkenswerte Ausstattung des Red Phatt Pro. Klanglich wartet das Plug-in mit einem transparenten Sound auf, das anliegende Signale glasklar und verfärbungsfrei in der Dynamik reduziert. Damit empfiehlt sich der Red Phatt Pro sogar für Mastering-Anwendungen. Im Vergleich zum Cubase-Kompressor lässt sich der Red Phatt Pro deutlich vielseitiger einsetzen. Der Preis von etwa 13 Euro für so ein flexibles und gut klingendes Tool ist schon mehr als bemerkenswert und eine unbedingte Empfehlung. Mit 18 Dollar schlägt der NYCompressor von DDMF preislich in die gleiche Kerbe. Optisch etwas dem DSP Kompressor der TC Electronics Powercore-Plattform nachempfunden, besitzt das Plug-in alles, was man zur flexiblen Dynamikbearbeitung braucht, und das auf einen Blick. Der Sidechain des Plug-ins lässt sich per Button mit externen Signalen speisen oder intern über ein Filter betreiben. Dieses ist sogar in der Flankensteilheit einstellbar. Der Attack-Bereich ist mit maximal 180 Millisekunden zwar nicht sonderlich ausgeprägt, aber für die meisten Anwendungen durchaus ausreichend. Auch bei diesem Gerät ist eine Parallelkompression möglich. Klanglich besticht der NYCompressor mit einer deutlichen Färbung, die sich durchaus mit Vintage beschreiben lässt und Charakterzüge legendärer Kompressoren wie dem Urei 1176 trägt, jedoch deutlich günstiger zu haben ist. Die oberen Höhen wirken leicht entschärft aber sehr offen, die Bässe klingen dagegen sehr druckvoll und präsent. Hierbei kommt es natürlich auch auf die Einstellung des sehr wirkungsvollen Sidechain-Equalizers an. Im Vergleich zum eher transparent klingenden Cubase-Kompressor bietet sich der NYCompressor vor allem dort an, wo eine ausdrückliche Färbung erwünscht ist, zum Beispiel für ausdrucksstarke Vocals.
Der nächste Kandidat hört auf den Namen Major Tom und stammt vom US-amerikanischen Hersteller Stillwell Audio. Optisch mit einem Vintage-Design versehen, erinnert das Layout der Bedienelemente leicht an den 1176 Limiting Amplifier von Universal Audio, es unterscheidet sich aber dennoch grundlegend in einigen Funktionen. Attack und Release sind nicht einstellbar. Die Zeiten ändern sich dynamisch, abhängig vom eingespeisten Signal, ähnlich wie im Fairchild 670 Kompressor. Dafür findet sich ein Feedback/Forward-Button, der den Detektor-Schaltkreis zwischen Feed Forward und Feedback-Architektur umschaltet, was letztlich doch Einfluss auf Attack und Release nimmt, wobei der Forward-Modus schnellere Zeiten bereitstellt. In der Praxis gestaltet sich der Umgang mit Major Tom vorzüglich. Das Audiomaterial klingt bei diesem Kompressor nie verzerrt oder leblos, wie es bei falscher Einstellung von Attack- und Release-Zeiten öfters vorkommt. Der Arbeitspunkt des amerikanischen Dynamik-Magiers lässt sich überdies durch einen Schalter von Peak auf RMS umstellen. Somit eignet sich Major Tom auch als Limiter. Mit an Bord sind auch ein zuschaltbarer Sidechain und eine Wahlmöglichkeit zwischen Hard- und Softknee-Charakteristik. Der Clou bei diesem Plug-in zeigt sich allerdings eher versteckt für den Betrachter: Klickt man auf das „Major Tom“-Logo, leuchtet dieses auf und die Applikation arbeitet intern mit 16-fachem Oversampling. Klanglich verhält sich das Plug-in sehr souverän. Ob nun ein Signal leicht limitiert werden soll oder heftig komprimiert, der genügsame Amerikaner verleiht dem Signal stets eine angenehme Färbung und verhält sich dabei sehr unaufdringlich. Der Preis von 58 Dollar – der Europreis liegt in etwa bei 45 Euro – ist für ein Produkt mit dieser Klanggüte wirklich günstig, kosten klanglich vergleichbare Geräte wie etwa von Sonalksis deutlich mehr. Ebenfalls für 58 Dollar erhältlich, ist der Rocket-Kompressor aus gleichem Hause. Optisch sehr futuristisch gestaltet, zeigt er sich dennoch von der Benutzeroberfläche sehr übersichtlich. Auffällig: Threshold und Make-up gain – auf der GUI mit „compensation“ betitelt – sind unüblich über zwei Fader ober- und unterhalb des VU-Meters regelbar. Im Gegensatz zum Major Tom ist bei diesem Plug-in auch eine Parallelkompression möglich. Die Besonderheit des Rocket zeigt sich wiederum erst im Detail: Mit einem Spitzenwert von fünf Microsekunden ist in der Tat eine extrem schnelle Attack-Zeit möglich, was ihn im Vergleich zum Cubase Kompressor, zum Spezialisten für perkussive Signale macht. Wie im Major Tom ist auch beim Rocket ein 16-faches Oversampling über den Decadence-Button möglich, was natürlich auch auf die Systemleistung geht, jedoch akzeptabel ausfällt. Die Ratio Werte sind in festen Werten von vier, acht, zwölf und 20:1 wählbar. Beim Betätigen des „ALL“-Schalters wird der vom Urei Kompressor bekannte „All-Button-Mode“ wirksam: Eine sehr extreme Einstellung, die besonders reizvoll im parallelen Einsatz des Kompressors klingt. Last but not Least passen wir mit dem Hochpassfilter, Detector HPF genannt, das Kompressionsverhalten sehr wirksam an das Audiomaterial an und nehmen effizient Bassanteile aus dem Regelkreis heraus, die für ein Pumpen sorgen könnten.
Ganz anders verhält sich hingegen der CP1 Kompressor der japanischen Software-Schmiede Buzz audio, der zwar auch fürs Tracking geeignet ist, sich jedoch eindeutig als exzellenter Mastering-Spezialist zu erkennen gibt. Die Bedienoberfläche des CP1 erinnert dabei sehr stark an die Mastering Plug-ins von Roger Nichols Digital. Als Teil des rund 58 Dollar teuren Buzcomp Bundles erhältlich, vermag dieses Tool erstaunliches zu leisten. Die Attack-Zeit kann stufenlos bis 500 Millisekunden gewählt werden, wobei die Attack-Kurve zusätzlich zwischen Hard und Softknee-Einstellung umgeschaltet werden kann. Die Release-Zeit lässt sich manuell frei wählen und im Auto-Mode, abhängig von der Attack-Zeit, automatisieren. Als Automationstypen können zusätzlich die Optionen Dynamic und Smooth angewählt werden. Dynamic bedeutet in diesem Fall ein etwas längeres Attack, welches sich sehr gut für akustische Musik eignet, da es die ursprüngliche Dynamik der Musik erhält. Smooth empfiehlt sich mit sehr kurzem Attack für eher hartes Brickwall-Limiting. Der CP1 eignet sich sich aufgrund dieser Besonderheiten besonders gut als sehr effektiv arbeitender Limiter und Maximizer. Hier kann er auch seine volle Stärke ausspielen. Klanglich eher transparent ausgerichtet, holt er aus dem Mix eine erstaunliche Lautheit heraus, ohne die Gesamt-Dynamik platt zu machen oder womöglich noch die Transienten zu verändern. Der Lautheitsgewinn geht beim CP1 niemals zu Lasten des Gesamtsounds. Das kann in unserem Testfeld kein anderes Gerät, den Cubase Kompressor eingeschlossen. Doch auch als Kompressor auf einzelnen Instrumentenspuren vermag der graue Japaner vorzügliches zu leisten. Aufgrund des sehr weit gefassten Attack-Bereichs und des frei einstellbaren Ratio-Parameters, was bei einem Limiter /Maximizer die Ausnahme darstellt, fühlt sich der CP1 als Insert-Effekt in einzelnen Kanälen ebenso wohl. Das ähnlich bezeichnete CP1A-Plug-in des japanischen Unternehmens Mellowmuse zeigt sich sehr übersichtlich und schnörkellos aufgebaut. Besonderheit: Das Plug-in wartet mit einer markanten Möglichkeit zur Parallelkompression auf, die mittels getrenntem Wet- und Dry-Regler herstellbar ist. In diesem Betriebs-Modus gestattet der CP1A sehr extreme Einstellungen, ohne dass die Qualität des anliegenden Signals darunter leidet. Der CP1A ist zwar nicht Sidechain fähig, aber das sind andere wesentlich kostspieligere Plug-ins, beispielsweise von Waves, auch nicht. Diese bieten jedoch selten eine derart umfassende Möglichkeit der Parallelkompression. Immerhin lässt sich das Regelverhalten des Kompressors durch den recht effizienten Hochpassfilter, „Key HP“ genannt, sehr gut an das Audiomaterial anpassen ohne das zu basslastige Signalanteile das Plug-in zum Pumpen animieren. Klanglich verhält sich der CP1A sehr transparent, ohne dem Signal einen charakteristischen Stempel aufzudrücken. Im Vergleich zum Cubase-Kompressor schneidet der CP1A recht ordentlich ab, wenngleich er an diesen allerdings in Bedienkomfort und Klang nicht ganz heranreicht.
Der Hall zählt unbestritten zur Königsdisziplin der Studio-Effekte. Für einen Software-Hall der Spitzenklasse legt der Anwender leicht eine hohe drei- bis vierstellige Euro-Summe auf den Ladentisch. Doch auch in dieser Kategorie geht es deutlich günstiger. In der dritten und letzten Runde unseres großen Vergleichstests steigen fünf Plug-ins der Hersteller Audio Damage, Meldaproduction und Mellowmuse in den Ring, um den Beweis anzutreten, dass Software-Hall für den Preis einer Tankfüllung ebenso gute Dienste leisten kann. Als erstes muss sich das Adverb-Plug-in des amerikanischen Software-Herstellers Audio Damage beweisen. Lediglich ein Algorithmus steht zur Verfügung, der den Hallplatten-Sound älterer digitaler Hallgeräte reproduziert. Die Bedienung ist binnen weniger Augenblicke verinnerlicht, nicht zuletzt durch das überschaubare Arsenal an einstellbaren Parametern. Im Vergleich zum Roomworks-Plug-in von Cubase 5 tritt das Adverb hinsichtlich Ausstattung allerdings zurück. Zwar lassen sich Parameter wie Diffusion und Raumgröße einstellen, doch in Sachen Equalizer finden sich lediglich Buttons mit denen drei fest eingestellte Optionen wählbar sind. Je nach Einstellung sorgt der Hall für ein deutliches Anheben von Bässen und Höhen, mit der sich je nach Bedarf die Signale deutlich aus dem Mix herausheben. Der Grundsound ist naturgetreu der Vorlage nachempfunden und im Frequenzgang typisch beschnitten, was mit einer leichten Topfigkeit einhergeht. Die Klangqualität des Adverb reicht dabei nicht an den Cubase-Hall heran, was aber auch nicht seine Absicht ist. Als reinrassiger Klangfärber verleiht er Signalen ein charakteristisches Timbre. Insgesamt empfiehlt sich das Adverb daher für spezielle Anwendungen, bei denen es mehr auf Färbung, als um Raumgestaltung geht. Gitarren und Stimmen zaubert es etwas wohlig-behagliches hinzu. Für Schlagzeug ist es jedoch nur eingeschränkt einsetzbar. Mit einem Verkaufspreis von knapp 45 Dollar ist das Preis-Leistungsverhältnis daher lediglich befriedigend bis gut. Wandlungsreicher zeigt sich hingegen der EOS-Hall aus gleichem Hause. Zwei Plattenhall-Emulationen und ein sogenannter Superhall-Algorithmus sind an Bord, mit der sich die Klangpalette deutlich erweitert. Der integrierte Equalizer bietet flexiblere Eingriffsmöglichkeiten, wenngleich er nicht so kräftig zulangt wie das Pendant im Adverb. Als Besonderheit findet sich eine Modulationssektion, mit der die Hallfahne in Bewegung versetzt wird. Der Attack-Parameter nimmt Einfluss auf das Abklingverhalten der Hallfahne. Die Klangqualität des EOS ist dabei auf gleicher Höhe mit dem Cubase Roomworks-Plug-in. Im Gegensatz zu den Plate-Algorithmen bietet der Superhall einen sehr großen Konzerthallen-artigen Sound, mit dem sich eindrucksvoll sehr dichte und lange Hallsignale erzeugen lassen. Im Vergleich liefern beide Plug-ins fein aufgelöste und luftige Ergebnisse, die sich nachhaltig verbiegen lassen. Mit den gebotenen Möglichkeiten zeigt sich das EOS-Plug-in vielseitig einsetzbar. Eindeutig die Nase vorn hat der EOS-Hall, wenn es um kreatives Sounddesign geht und es mit extremen Einstellungen mehr um Klangfärbung als um Raumgestaltung geht. In diesem Fall ist die Preis-Leistung deutlich besser als im Adverb.
Unumstrittene Ausstattungssieger im Testfeld sind die beiden Hall-Plug-ins des tschechischen Herstellers Meldaproduction. Außer detaillierten Einstellmöglichkeiten für die Raumparameter und den integrierten Equalizer warten das MReverb und die Multiband-Variante MMultibandReverb zusätzlich mit einem einstellbaren Noise Gate auf. Die Opulenz an einstellbaren Raum-Parametern ist auf Augenhöhe mit Spitzenklassen-Vertretern wie etwa dem Lexicon PCM Reverb Bundle. Die Dichte von Early Reflections und Nachhall ist separat einstellbar und es findet sich ebenfalls ein Parameter zum Modulieren der Hallfahne. Damit nicht genug besitzen beide Plug-ins vier LFOs inklusive integriertem Step Sequenzer, mit denen sich intern Parameter steuern lassen, ähnlich wie etwa im Timeless Plug-in von Fabfilter. Acht Hall-Settings können pro Instanz geladen werden, die per Morphing-Feature nahtlos überblendbar sind. Parameter-Junkies werden in jedem Fall ihre wahre Freude haben. Im Test bedarf es schon einer gewissen Einarbeitungszeit, um die beiden Plug-ins souverän zu beherrschen. Das mitgelieferte Handbuch sollte in jedem Falle durchgelesen werden. Vier Algorithmen stehen zur Auswahl, die sich jedoch nur minimal in Erstreflexionen und Halldichte unterscheiden. Richtig mächtig zeigt sich der Equalizer, der fast sämtliche Eigenschaften des MFreeform-Plug-ins geerbt hat. Mit seiner Hilfe zügeln wir nicht nur Bass- und Höhenanteile. Er besitzt eindeutige Qualitäten als Sounddesigner, mit dem wir nachhaltig den emulierten Raum nachmodellieren können, ein Paradebeispiel dafür, was Equalizer mit Hallfahnen anstellen können. Von Raumsimulationen, über Ambiences bis hin zu kleinen und sehr großen Räumen und Hallen ist alles machbar. Die mitgelieferten Presets demonstrieren dies auf anschauliche Weise. Klanglich schlagen die Meldaproduction-Reverbs den Cubase-Hall um Längen. Ganz gleich, was wir einstellen, es klingt in jedem Fall immer edler als beim Roomworks und es stellt sich ein gewisser Glanz ein, wobei der Hall auf subtile Art für authentische Räumlichkeit sorgt. Damit reiht er sich problemlos in die Oberklasse ein. Mit einem Verkaufspreis von 30 Euro ist das Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar. Das bisher erläuterte gilt dabei für beide Plug-ins. Doch das zehn Euro teurere MMultibandReverb setzt noch ordentlich einen drauf. Ähnlich wie ein Multiband-Kompressor gestattet das Plug-in ein separates Verhallen von maximal sechs Frequenzbereichen. Die Presets geizen dabei nicht mit den Möglichkeiten, die sich in Verbindung mit den vier LFOs ergeben. Das MMultibandReverb zeigt sich dabei als wandlungsfähige Multieffekt-Maschine, die etwa durch Verschieben der Bänder mit Hilfe der LFOs für teils drastische Ergebnisse sorgt. In unserer bisherigen Testpraxis ist uns solch ein Plug-in bislang nicht begegnet. Mit den gebotenen Möglichkeiten ist die Multiband-Variante in der Bedienung logischerweise komplexer und in jedem Fall nur etwas für Spezialisten und ambitionierte Soundschrauber, wenngleich sich durch Nutzen ausschließlich eines Bandes dieselben Ergebnisse wie im MReverb realisieren lassen.
Die bisher vorgestellten Plug-ins bedienten sich einer algorithmischen Hallerzeugung. Doch mit dem IR1A des japanischen Herstellers Mellowmuse findet sich auch ein Faltungshall in der Preisregion bis 50 Euro. Ähnlich spartanisch ausgestattet wie der bereits vorgestellte Equalizer und Kompressor, offeriert das IR1A-Plug-in die wichtigsten Parameter auf übersichtliche Art. Zentrales Bedienelement ist der Datei-Browser zur Auswahl der Impulsantworten. Das 58 Dollar teure Plug-in wartet mit einem Lieferumfang von 22 Impulsantworten auf, darunter sieben Impulsantworten verschiedener Gitarren-Cabinets. Das Importieren weiterer Impulsantworten im Wav- oder Aiff-Format bis maximal 48 Kilohertz ist selbstverständlich möglich. Die Qualität und Klangpalette der mitgelieferten Impulsantworten ist ausgezeichnet. Die gebotenen Eingriffsmöglichkeiten sind hingegen befriedigend. Beide Filter packen ordentlich zu und erlauben ein Ausformen der Hallfahne. Predelay und einstellbare Halldauer gestatten einen direkten Eingriff in die Impulsantworten. Zusammen mit den separaten Reglern für Direkt- und Effektsignalanteil war es das auch schon. Im Vergleich zum Cubase Faltungshall Reverence hat der IR1A-Hall somit eindeutig das Nachsehen. Zudem frisst das Mellowmuse-Plug-in im Gegensatz zu den übrigen Testkandidaten eine Menge an CPU-Ressourcen. In dieser Disziplin schenken sich IR1A und Reverence allerdings nichts. Für den Vergleich laden wir gleiche Impulsantworten in beide Faltungshall-Prozessoren. Im Hörvergleich zeigen sich beide Plug-ins klanglich identisch. Unterschiede im Klang sind daher durch die verfügbaren Eingriffsmöglichkeiten gegeben, bei der das Reverence-Plug-in, wie erwähnt, als Sieger hervorgeht. Für Cubase-Anwender ist der IR1A daher wenig attraktiv. Wer mit anderen DAWs arbeitet und auf der Suche nach einem rasch und übersichtlich einstellbaren Faltungshall ist, sollte sich die Demo-Version einmal installieren.
Fazit
Es tut sich gehörig was bei den kleinen Herstellern. Für wenig Geld erhält der Anwender teils ordentliche und mitunter sogar erstklassige Qualität geliefert. Der Spruch, dass Gutes nicht gleich teuer sein muss, bewahrheitet sich bei vielen Kandidaten unseres Vergleichstests. Auffällig ist auch die Vielfalt der verschiedenen Konzepte und Ausstattungsmerkmale in den Produkten, die man bei den Platzhirschen teils vergeblich sucht. Diese Features stellen jedoch keinen überflüssigen Schnickschnack dar, sondern zeugen vom Know-how der Urheber, die sich mit der Materie eingehend auseinandergesetzt haben. Mehr noch haben die beschaulichen Kleinst-Unternehmen mit Amateur-Charakter und hohem Idealismus-Faktor mittlerweile gelernt wie man gute Plug-ins programmieren kann. Teils stecken sogar einschlägig ausgebildete Köpfe dahinter wie das Beispiel von Jeroen Breebaart oder etwa von Lukas Zahurancik von G-Sonique zeigen. Mac-Anwender und Pro Tools-Jünger, die auf den Discounter-Zug aufsteigen wollen, müssen jedoch mit Einschränkungen in Bezug auf die Verwendbarkeit rechnen. Quasi Industriestandard bei den Lowcost-Plug-ins sind Versionen mit VST-Schnittstelle für Windows-PCs. Damit wartet jeder Hersteller ausnahmslos auf. VST-Versionen für den Mac sowie AU-Varianten sind hierbei auf dem Vormarsch, aber nicht bei jedem Hersteller verfügbar. Nur in Bezug auf RTAS herrscht Sendepause. Einzig der Hersteller Mellowmuse offeriert seine Produkte auch mit integrierter Pro Tools-Schnittstelle. Somit bleibt Anwendern der Digidesign-Produkte nichts anderes übrig, sich eines VST-Wrappers wie etwa von Fxpansion zu bedienen. Doch eines haben sie alle noch zu lernen, wollen sie, dass ihre Produkte jenseits von Schnittstellen und Profitdenken von vielen Anwendern eingesetzt werden. Die Rede ist von informativen Produktseiten auf den Firmen-Homepages und das Beilegen von Handbüchern, was nicht zuletzt den angebotenen Plug-ins zu Gute kommt. Denn einige Produkte, auch wenn dies der Endverbraucher nicht gerne lesen wird, sind deutlich mehr wert und könnten problemlos für das Doppelte oder Dreifache des momentan verlangten Preises über die virtuelle Ladentheke gehen. Bemerkenswert: Reinfälle im Vergleich zu den von uns gewählten Referenz-Plug-ins aus Cubase 5 sind nicht zu vermelden. Dennoch platzieren sich einige Testkandidaten ans untere Ende des Rankings. Bei den Equalizern sind dies der EQISM.220 von Intelligent Sounds & Music und das EQ1A-Plug-in von Mellwomuse. Doch dies bezieht sich weniger auf den Sound, sondern mehr auf die Ausstattung. Bei den Kompressoren besetzen der Sidearm von De la Mancha und der CP1A wiederum von Mellowmuse die hinteren Plätze. Der Sidearm verdient sich seine Platzierung aufgrund der komplizierten Bedienung, der CP1A jedoch aufgrund seines Klangs, wenngleich er mit einer pfiffigen Möglichkeit zur Parallel-Kompression aufwartet. Bei den Hall Plug-ins muss sich wiederum der Kandidat von Mellowmuse, der IR1A, mit dem letzten Platz begnügen. Als einziges Plug-in des Testfelds wartet es zwar mit Faltung und einem sehr gut klingenden Repertoire an Impulsantworten auf. Doch in Sachen Ausstattung und Funktionen ist das Cubase-Pendant besser aufgestellt. Ein anderes Thema ist wiederum die Prozessorlast. Bei den Kompressoren gibt es keine Auffälligkeiten. Sämtliche Plug-ins verhalten sich sehr Ressourcen schonend. Prinzipbedingt aufgrund spezieller verwendeter Techniken fallen hingegen das EQISM-Plug-in und der MFreeform-Equalizer auf und bei den Hall-Prozessoren der IR1A von Mellowmuse. Diese Auffälligkeiten den Plug-ins als Makel anhaften zu wollen, wäre jedoch unfair, denn vergleichbare Plug-ins in höheren Preisregionen stehen dem in nichts nach. Testsieger bei den Equalizern sind der IIEQ Pro des holländischen Herstellers DDMF, der MFreeform-Equalizer von Meldaproduction sowie der Pultronic EQ-110P von G-Sonique. Der IIEQ Pro besitzt Features wie True-Stereo und MS-Verarbeitung, klingt gut und wartet mit einem überragenden Preis-Leisungsverhältnis auf. Der MFreeform-Equalizer besticht durch sein eigenwilliges Konzept mit dem sich völlig neue Wege auf dem Gebiet der Entzerrung beschreiten lassen. Der Pultronic EQ-110P hinterlässt im Vergleich bei den Klangfärbern den größten Eindruck. Testsieger bei den Kompressoren ist eindeutig der Red Phatt Pro von Jeroen Breebaart, der die anderen Testkandidaten, sowie die Cubase-Referenz, in punkto Vielseitigkeit und Sound deutlich hinter sich ließ. Der CP1 von Buzz Audio bewegt sich dabei auf demselben hohen Niveau. Auffällig: Die Ausstattung war bei allen getesteten Kompressoren übrigens über dem Durchschnitt. Fast alle boten die Möglichkeit einer Parallelkompression und eines externen Sidechains, was sonst nur in Plug-ins der gehobenen Preisklasse anzutreffen ist. Eindeutiger Testsieger bei den Hall-Plug-ins ist das MReverb-Plug-in von Meldaproduction, das mit einer wahren Flut an ausnahmslos sinnvollen Parametern zum Ausformen des Halls aufwartet und einen Sound produziert der eindeutig zehnmal so teuer klingt wie sein Verkaufspreis.
Erschienen in Ausgabe 04/2010
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 18 $
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: überragend
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