Charakterköpfe

Mindestens ein bis zwei Großmembran-Mikrofone gehören für jeden, der Musik aufnehmen möchte – ob Einsteiger oder Profi, zur absoluten Grundausstattung. Wir haben getestet, wie sich 11 günstigste Modelle von 79 bis 369 Euro im Direktvergleich schlagen – mit erfreulichen Ergebnissen…

Von Sylvie Frei

Es ist wieder soweit, Professional audio lädt zum großen Mikrofonvergleichstest – diesmal sind Großmembranmikrofone für eine UVP von unter 400 Euro gefragt, sprich genau die Preisklasse, die für Einsteiger und Budget-Bewusste besonders interessant ist. Mit dabei sind Transistor- und Röhren-Modelle der renommierten Hersteller ADK, AKG, Audio-Technica, MXL, RØDE, sE Electronics, Shure, Sontronics sowie der Thomann-Eigenmarke t.bone. Wir haben im gewohnt akribischen Testverfahren herausgefunden, was die preisgünstigen Schallwandler in der Praxis und im Messlabor auf dem Kasten haben. Das Ergebnis – so viel sei schon einmal verraten – war verblüffend, die Qualität im Testfeld überraschend hoch, hat doch jeder Testkandidat seinen ureigenen Klangcharakter, der mit dem passenden Signal zu einem ansprechenden Ergebnis führen kann.

Der Testaufbau

Für unseren Vergleichstest haben wir mit allen Mikrofonen unter den gleichen Bedingungen gut vergleichbare Gesangs-, Sprach- und Gitarren-Aufnahmen angefertigt, die so beschaffen sind, dass sie auch Schlüsse auf andere Signaltypen zulassen. Klangmaterial waren unter anderem die Sopran-Arie „In Trutina“ aus Carl Orffs Carmina Burana, ein Folksong mit mittlerer Frauenstimme und Nylongitarren-Begleitung, ein Solo-Gitarrenstück und eine Sprachaufnahme einer tiefen Frauen-Stimme. Alle Mikrofone wurden dabei mit unserer Referenz, dem überaus transparent klingenden Lakepeople F355 Preamp verstärkt. Für Gesangs- und Sprachaufnahmen wurde stets ein Windschutz eingesetzt.
Im Messlabor mussten sich die Schallwandler den üblichen Messungen – Empfindlichkeit, Geräuschspannungsabstand sowie einer Frequenzgangmessung – unterziehen.

Die Testergebnisse in alphabetischer Reihenfolge

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ADK Studio A6

Transparent und ausgewogen

299,-

Handling & Lieferumfang:
Das Studio A6 von ADK wird vom Hersteller als Einsteigermodell für das professionelle Studio-Recording gehandelt, das nahezu universal einsetzbar ist. Im A6 werkelt eine Doppelmembran-Kapsel, bei der nur die vordere Membran polarisiert ist und in fester Nierencharakteristik arbeitet. Die zweite Membran bleibt passiv und schirmt von hinten ab, was der Stabilität der Richtcharakteristik zugutekommt. Die Kapsel verbirgt sich in einem mit zwei Metallringen und zwei Metallstreben verstärkten silberner, doppelten Drahtgeflecht-Korb, der äußerst robust wirkt. Das schwarze Metallgehäuse des A6 ist stabil und sauber verarbeitet. Das Logo und das Nieren-Symbol zeigen die Einsprechrichtung an. Auch die unelastische Halterung macht einen soliden Eindruck. Sie lässt sich fest mit dem 470 Gramm schweren Mikrofon verschrauben und hält dieses sicher auf dem Stativ. Das Mic findet samt Halterung in einer edel wirkenden, schwarzen Holztransportbox Platz. Diese ist mit royal-blauem, samtartigem Stoff ausgekleidet und gepolstert – ein Hingucker beim Auspacken. Ein Datenblatt samt Kurzanleitung liegt außerdem bei.

Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 8,3 mV/Pa ist das ADK A6 ein vergleichsweise leises Kondensatormikrofon, das einen kräftigen, rauscharmen Preamp verlangt. Der Geräuschpegelabstand des A6 geht mit einem Wert von 70 Dezibel in Ordnung.
Sein Frequenzgang zeigt in der Tat eine relativ lineare Kurve. Die einzig deutliche Anhebung findet sich um maximal 4 Dezibel findet sich auf einer Höhe von 5 Kilohertz, eine leichte Anhebung auf einer Höhe von maximal 2 Dezibel um 12 Kilohertz. Eine leichte Senke findet sich zwischen den beiden Anhebungen, um die 9 Kilohertz-Marke. Im Bassbereich unter 200 Hertz fällt die Kurve um maximal 3 Dezibel ab.

Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das A6 zeigt ein intimes, sehr neutral abgestimmtes, ausgewogenes Klangbild, mit einem vergleichsweise harten, doch konturierten und wohlaufgelösten Klang. Trotz Intimität und Nähe tragen die Signale gut. Impulsschnelle Signale, wie schnell anrissene Gitarrensaiten und perkussive Geräusche, werden recht deutlich umrissen, das Impulsverhalten ist für ein Großmembranmikrofone ordentlich. Etwas problematisch kann es bei sehr dynamischen, druckvollen Signalen und klassischen Gesangsstimmen mit deutlichem Vibrato werden – hier droht die Membran bei Signalspitzen auszubrechen. Konsonanten, Zisch- und S-Laute arbeitet das Mikrofon deutlich, aber angenehm und unauffällig heraus, was der Sprachverständlichkeit entgegenkommt. Gleiches gilt für Bund- und Saitengeräusche, die in natürlicher Dosis und nicht überbetont auf die Aufnahme gelangen. Der Nahbesprechungseffekt ist beim A6 deutlich ausgeprägt, klingt aber eher dumpf. Sensibel dosiert lässt er sich dennoch für Sänger zur Klanggestaltung einsetzen. Gesangsstimmen klingen über das A6 voll und angenehm, Sprecherstimmen natürlich und ausbalanciert, die Gitarre wird ausgewogen repräsentiert – scheint aber dennoch nicht die Parade-Disziplin des A6 zu sein – da wäre ein Mic mit einem weniger harten und etwas runderen Grundtimbre gefragt. Wir empfehlen das A6 für Sprachaufnahmen, weniger dynamischen Gesang und akustische Instrumente, die weniger druckvoll oder Vibrato-reich klingen.

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AKG C3000

Präsent und klar

219,-
Handling & Lieferumfang:
Das AKG C3000 wurde als Budget-freundliche Lösung für Heim- und Projektstudios konzipiert. Auch das C3000 arbeitet mit einer Doppelmembrankapsel mit rückseitiger Passivmembran. Die aktive Membran besitzt auch hier eine feste Nierencharakteristik. Das C3000 soll weitgehend universell einsetzbar sein und dank seiner -10 dB-Vordämpfung auch mit lauten, druckvollen Signalen gut klarkommen. Seine Abstimmung ist nicht ganz neutral, sondern besitzt eine gewollte Präsenzanhebung, die für Durchsetzungskraft im Mix sorgen soll. Zum Ausblenden tiefer Störgeräusche steht ein Hochpassfilter bereit. Das Mic verbirgt sich in einem solide verarbeiteten, leicht kegelförmigen, anthrazitfarbenen Metallgehäuse mit einem metallbügelverstärken Korb aus doppeltem Drahtgeflecht. Das AKG-Logo markiert die Einsprechrichtung. Die Schalter für die Vordämpfung und das Hochpassfilter sind etwas schwergängig und am besten mit einem Fingernagel oder spitzen Gegenstand verstellbar. Im Lieferumfang befindet sich eine leichte, aber robuste Kunststoffspinne, in die sich das Mic mit etwas Geschick fest hineindrücken lässt und die sicheren Halt auf dem Stativ gewährleistet. Eine Aufbewahrungslösung ist abgesehen von der Schaumstoffgepolsterten Originalverpackung nicht im Lieferumfang enthalten, jedoch eine Bedienungsanleitung.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 18,9 mV/Pa bringt das C3000 einen ordentlichen Ausgangspegel zustande, der nicht übermäßig verstärkt werden muss. Für die meisten Preamps bedeutet das, sie können auf Ideallast laufen – eventuelles Vorverstärkerrauschen wird gar nicht erst hörbar. Mit einem sehr guten Geräuschpegelabstand von 77,9 Dezibel ist auch Rauschen seitens des Mikrofons kein Thema. Das C3000 zeigt unterhalb 4 Kilohertz einen ähnlich linearen Frequenzgang wie das A6. Doch bei dem AKG-Mic ist die Höhenanhebung deutlicher ausgeprägt. Die höchste Anhebung findet sich mit +9 Dezibel auf einer Höhe von 6 Kilohertz, eine zweite Anhebung um immerhin +6 Dezibel um 11 Kilohertz.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das C3000 besitzt ein intimes, dennoch tragendes Klangbild mit einer sehr deutlichen Höhenanhebung, einem verhältnismäßig schnellen Impulsverhalten und einer eher durchschnittlichen Auflösung. Trotz Höhenanhebung werden bei Sprach- und Gesangsaufnahmen hohe S- und Zischlaute nicht überbetont, jedoch deutlich konturiert herausgearbeitet, was der Sprachverständlichkeit entgegenkommt. Unangenehmes Zischeln bleibt dabei aus. Etwas matten, mittleren und tiefen Stimmen und Instrumenten kann die Höhenanhebung deutlich mehr Glanz und Präsenz verleihen. Für hohe Stimmen und Instrumente ist es allerdings etwas zu viel des Guten – da knallen die Höhen zu sehr in den Vordergrund. Sprecherstimmen kommen stimmig, gut verständlich und definiert rüber. Die Gitarre klingt voll und ausgewogen, die Saiten- und Bund-Geräusche kommen durch die Präsenzanhebung etwas deutlicher, aber noch nicht unangenehm zur Geltung. Bei sehr lauten und druckvollen Signalen kann es sinnvoll sein, die -10 dB-Vordämpfung zuzuschalten. Der Nahbesprechungseffekt fällt beim C3000 sehr deutlich aus und sollte nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Das Hochpassfilter kann bei Bedarf für Abmilderung sorgen. Wir empfehlen das C3000 für Sprachaufnahmen sowie für mittlere und tiefe Gesangsstimmen und Instrumente.

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Frisch und aufpoliert

Audio-Technica AT2050

309,-

Handling & Lieferumfang:
Das Audio-Technica AT2050 bietet eine umschaltbare Richtcharakteristik, die zwischen Niere, Kugel und Acht wählen lässt. Es arbeitet mit einer überdurchschnittlich großen Doppelmembran-Kapsel, deren zwei Membranen je nach Charakteristik aktiv oder inaktiv und/oder unterschiedlich polarisiert sind. So ist bei Niere nur die vordere Membran aktiv, bei Kugel (omnidirektional) werden beide Membranen gleichermaßen unter Strom gesetzt (zwei Nieren Rücken an Rücken), bei der Acht ebenfalls, allerdings in gegensätzlicher Polung. Damit möchte sich das günstige Mic als echter Studio-Allrounder behaupten – denn so sind auch räumliche Aufnahmen mit nur einem Mic möglich. Hinzu kommt eine Vordämpfung für besonders laute Signale und ein Hochpassfilter zum Abmildern tiefer Störgeräusche. Das AT2050 verbirgt sich in einem verarbeiteten, robusten, schwarzen Metallgehäuse, seine Kapsel in einem mit Metallring- und -streben verstärkter Doppel-Drahtgeflechtkorb. Das Logo markiert die Haupteinsprechrichtung. Die Schalter für die Richtcharakteristik, die Vordämpfung und das Hochpassfilter sind am besten mit einem spitzen Gegenstand zu betätigen, da sie versenkt und etwas schwergängig sind. Die leichte, aber robuste Kunststoffspinne verdeckt den Zugang zu den Schaltern, was ein nerviges Ein- und Ausmontieren nötig macht, soll ein Schalter betätigt werden. Dank beiliegendem Adapter lässt sich die Spinne mit beiden gängigen Mic-Stativ-Gewinden einsetzen. Auch ein Datenblatt samt Kurzanleitung und ein praktisches, gepolstertes Etui für das Mikrofon sind im Lieferumfang enthalten.
Messwerte:
Die Messwerte unterscheiden sich beim AT2050 deutlich, je nachdem, welche Richtcharakteristik gewählt wurde. Die Empfindlichkeitswerte von 4,5 mV/Pa (Niere), 7,3 mV/Pa(Kugel) und 2,7 mV/Pa (Acht) sind allerdings extrem niedrig für ein Kondensatormikrofon und ähneln eher den Werten von dynamischen Exemplaren. Das AT2050 benötigt daher unbedingt einen extrem kräftigen Preamp mit guten Rauschwerten, sonst kommt nicht viel raus. Die Geräuschspannungsabstände von 70,3 (Niere), 72,9 (Kugel) und 66,5 (Acht) sind hingegen noch durchaus in Ordnung – Mikrofonrauschen ist noch kein Thema.
Die Frequenzgänge unterscheiden sich je nach Richtcharakteristik voneinander. Der Grundverlauf – neutrale Bässe und Mitten mit einer breiten, moderaten bis überdeutlichen Höhenanhebung – bleibt jedoch ähnlich. Am dezentesten ist die Höhenanhebung in der Nierencharakteristik: Hier finden sich die drei Hauptanhebungen mit maximal 5 Dezibel auf einer Höhe von 4, 7 und 10 Kilohertz, gefolgt von einer deutlichen Senke um 18 Kilohertz. Mit Kugelcharakteristik finden sich auf einer Höhe von 6 und 11 Kilohertz regelrechte Kamelhöcker mit einer Anhebung um 8 beziehungsweise 9 Kilohertz. Der Abfall um 18 Kilohertz bleibt auch hier erhalten, so auch bei der Achtercharakteristik, bei der sich die extremste Höhenanhebung findet: Der gesamte Bereich zwischen 4 und 10 Kilohertz ist hier extrem angehoben – um ganze 6 bis 11 Dezibel.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das AT2050 besitzt einen direkten, frischen, offenen Klang mit bereits in Nierencharakteristik überdeutlicher Höhenanhebung. Die Höhen klingen etwas hart und laut, besonders bei Signalen, die ohnehin schon höhenreich sein. Die Bässe wirken vergleichsweise zurückgenommen, die Mitten ausgeglichen. Das Impulsverhalten ist vergleichsweise träge, was vermutlich der großen Membran geschuldet ist. Die Auflösung könnte besser sein, geht aber noch in Ordnung. Sprecherstimmen klingen mit dem AT2050 gut verständlich, die Zisch- und S-Laute deutlich, aber nicht überbetont, allerdings fehlt es den hohen Sprechstimmen etwas an Fundament. Da kann der Nahbesprechungseffekt Abhilfe schaffen: Dieser ist weniger deutlich ausgeprägt, klingt aber richtig eingesetzt sehr gut und verleiht dem Signal einen angenehm sonoren Klang. Doch Achtung: Schwierige Signale, die in der Dynamik stark anschwellen oder vibrieren, wie etwa eine klassische Gesangsstimme, können die Membran überfordern. Höhenreiche Signale klingen zu knallig und offen, tiefen und mittleren Signalen kann das Mikrofon indes Glanz und Durchsetzungskraft verleihen. Wir empfehlen das AT2050 für Atmo-Aufnahmen, mittlere und tiefe Instrumente und Stimmen (keine „extremen“ Gesangsstile).

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MXL 870

Ausgewogen und angenehm

149,-

Handling & Lieferumfang:
Das MXL 870 ist ein Mikrofon für den universellen Einsatz, dass wie das Studio A6 und das C3000 mit einer Doppelmembrankapsel ausgestattet ist. Die feste Richtcharakteristik des 870 ist die Superniere, welche ein sehr intimes Klangbild mit wenig Raumanteil liefert. Die Kapsel des 870 ist mit 32 mm ebenfalls überdurchschnittlich groß. Mit Vordämpfung oder Hochpassfilter kann das Mic nicht aufwarten – braucht man aber auch selten. Das 870 verbirgt sich in einem sauber verarbeiteten, robusten Metallgehäuse mit einem eleganten grauen Retrofinish, vom Hersteller markig als „Haifisch-Grau“ benannt. Die Kapsel wird von einem mit Metallbügel verstärktem doppeltem Drahgeflechtkorb geschützt. Die Einsprechrichtung wird durch das Logo und das Nierensymbol gekennzeichnet. Eine robuste Metallspinne (inklusive Ersatz-Gummibänder) ist im Lieferumfang enthalten. In diese lässt sich das Mic mit einem Handgriff praktisch festklemmen. Abgesehen von der Schaumstoff-gepolsterten Originalverpackung ist keine Aufbewahrungslösung im Lieferumfang. Eine Bedienungsanleitung liegt bei.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 11,8 mV/Pa ist das 870 nicht das lauteste, aber auch nicht das leiseste Mikrofon. Ein rauscharmer und kräftiger Preamp ist trotzdem angebracht. Mit einem Geräuschpegelabstand von 73,9 Dezibel müssen wir uns hinsichtlich Mikrofonrauschen keine Sorgen machen. Der Frequenzgang des 870 ist unterhalb 2 Kilohertz nahezu linear. Eine dezente Anhebung um 3 bis 4 Dezibel findet sich zwischen 4 und 7 Kilohertz, eine deutlichere Anhebung um fast 8 Dezibel um 12 Kilohertz.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das 870 besitzt ein nahes, sehr angenehmes und ausgewogenes Klangbild mit sehr angenehmen, feinen Höhen, die auch bei höhenbetonten Signalen nicht zu viel des Guten sind. Der Gesamtklang ist äußerst ausgeglichen und natürlich. Sprecherstimmen klingen angenehm und ausreichend tragend – hohe Zisch- und S-Laute sind präsent, nehmen aber nicht Überhand. Gesangsstimmen behalten ihren ureigenen Charakter, könnten aber etwas runder und filigraner klingen. Die Gitarre kommt indes stimmig mit einer guten Balance aus Körper und Anschlaggeräuschen herüber. Das Impulsverhalten ist überraschend gut, die Auflösung noch ordentlich. Das Mic kann die meisten Signale gut handeln. Einzig bei anschwellenden und stark vibrierenden Signalen kann die große Membran nachteilig sein und zerren. Wir empfehlen das 870 für Sprache, Gesang (weniger „extreme“ Gesangsstile), Gitarre und andere akustische Instrumente, die nicht allzu druckvoll-dynamisch und nicht mit starkem Vibrato arbeiten.

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MXL V69 MEDT

Warm und schwebend

299,-

Handling & Lieferumfang:
Unser zweites Mikrofon vom Hersteller MXL ist eines von zwei Röhrenmikrofonen im Testfeld. Das MXL V69 MEDT wird mit einer 9-Pin 12AT7-Doppeltriode betrieben, die auch häufig in Gitarrenverstärkern verbaut wird. Es besitzt eine übertragerlose Schaltung. Die interne Verkabelung durch Kabel vom Hersteller Mogami soll einen besonders sauberen Signalfluss gewährleisten. Auch das V69 MEDT besitzt eine Doppelmembrankapsel mit passiver Rückmembran. Es arbeitet mit einer festen Nierencharakteristik. Das V69 MEDT ist ein gut verarbeitetes, relativ großes und schweres Mic im mattschwarzen Gehäuse mit goldenem, mit Metallbügel verstärktem Doppeldrahtgeflechtkorb, der allerdings vergleichsweise weich und weniger stabil erscheint. Vordämpfung oder Hochpassfilter besitzt das Röhrenmic nicht. Das Logo- und das Nieren-Symbol markieren die Einsprechrichtung. Eine Windschutzkappe aus dünnem Schaumstoff ist im Lieferumfang enthalten, ebenso eine robuste Metallspinne (inklusive Ersatzgummibänder), in die sich das Mic komfortabel und sicher einspannen lässt. Gemeinsam mit der Spinne ist das 499 Gramm schwere Mic allerdings nur mit einem absolut stabilen Mikrofonstativ zu gebrauchen. Bedienungsanleitung, externes Netzteil, Netzkabel, 7-Pol-Kabel zur Verbindung zwischen Mic und Netzteil und XLR-Kabel sind ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Alles zusammen findet Platz in einem robusten mit Schaumstoff gepolsterten Aluminium-Tragekoffer. Das Mic lässt sich zum eventuellen Röhrentausch einfach aufschrauben. Doch Vorsicht – Hochspannung (!) – im Fall der Fälle lieber einen Profi ranlassen. Auf die Röhre gibt es übrigens ein Jahr Garantie, auf das Mikrofon zwei Jahre.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 14 mV/Pa ist das V69 MEDT durchschnittlich gut aufgestellt, die Power eines durchschnittlichen Preamps sollte ausreichen, um das Röhrenmic auf Touren zu bringen. Der Geräuschspannungsabstand geht mit 69,3 Dezibel noch in Ordnung – Röhrenmikrofone schneiden in dieser Disziplin häufig etwas schlechter ab als Transistormikrofone – zumindest in dieser Preisklasse. Das V69 MEDT besitzt einen sehr ausgewogenen, linearen Frequenzgang, der lediglich auf eine Höhe von 5 und 12 Kilohertz dezente Anhebungen von maximal 3 Dezibel zeigt, sowie zwei Senken auf der Höhe von 8 und 20 Kilohertz von 3 beziehungsweise 9 Dezibel.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das MXL-Röhrenmic besitzt ein direktes, ausgewogenes Klangbild mit einem filigranen, warmen, schwebenden, etwas farbigen, charaktervollen Anstrich. Damit verleiht es jedem Signal einen edel anmutenden Schimmer, der mal als Bereicherung, mal als störend empfunden werden kann – das kommt ganz auf den Geschmack des Nutzers und das jeweilige Signal an. Wir empfinden ihn auf allen Signalen im Test – klassischen Gesang, Sprache und Gitarre – als angenehm. Das Impulsverhalten des V69 MEDT ist vergleichsweise schnell, die Auflösung fein – die Membran macht auch bei vibrato-reichen, anschwellenden Tönen keinerlei Anstalten auszubrechen. S- und Zisch-Laute werden bei den Sprachaufnahmen deutlich herausgearbeitet, bleiben insgesamt aber unauffällig. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich ausgeprägt, klingt aber nicht zu topfig und lässt sich wohl dosiert zur dezenten Einflussnahme auf Gesang oder Sprache stilvoll einsetzen. Das V69 MEDT empfiehlt sich für alle denkbaren Signale, die etwas Farbe vertragen können.

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RØDE NT 1000

Hell und detailreich

369,-

Handling & Lieferumfang:
Das RØDE NT 1000 ist mit 369 Euro unser teuerstes Modell im Rennen der Budget-freundlichen Großmembraner. RØDE stellt das Mikrofon als einen günstigen, neutral abgestimmten Allrounder mit einem Schuss Präsenzanhebung vor. Es wartet mit einer festen Nierencharakteristik auf, die mit einer Doppelmembran mit passiver Rückmembran realisiert wird. Die 1 Zoll-Kapsel verbirgt sich in einem absolut soliden doppelten Drahtgeflecht-Korb, das Innenleben des Mics in einem großen und schweren Metallgehäuse, das nahezu „unkaputtbar“ wirkt, aber auch stattliche 750 Gramm auf die Waage bringt. Achtung: Das ist für viele klapprige Mikrofonstative schon zu viel des Guten. Der RØDE-typische Metallpunkt am Gehäuse markiert die Einsprechrichtung. Vordämpfung oder Hochpassfilter besitzt das NT 1000 nicht. Die unelastische Halterung aus Kunststoff macht keinen so recht überzeugenden Eindruck, hält das Mic aber zumindest im Rahmen des Tests zuverlässig in Position. Allerdings empfiehlt sich der Zukauf der optional erhältlichen, leichten aber robusten Kunststoffspinne SM2. Ein Adapter für die Halterung ermöglicht das Nutzen des Mics auf beiden gängigen Stativgewinden. Eine Bedienungsanleitung und ein gepolstertes Lederetui, in dem das Mic samt Halterung Platz findet, sind im Lieferumfang enthalten.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 11,3 mV/Pa ist das NT 1000 noch gut aufgestellt, benötigt aber bereits einen recht kräftigen Preamp. Extrem gute 79,1 Dezibel beim Geräuschspannungsabstand bestätigen, dass die Mikrofone des australischen Herstellers in dieser Disziplin besonders gut aufgestellt sind. Der Frequenzgang des NT 1000 zeigt eine sanfte Bassanhebung unterhalb 100 Hertz, sowie zwei ebenfalls dezente Anhebungen auf einer Höhe von 6 und 12 Kilohertz mit anschließendem deutlichem Abfall auf einer Höhe von 18 Kilohertz. Ansonsten sieht der Frequenzgang ziemlich linear aus. Alle Senken und Anhebungen bewegen sich überwiegend um +/-3 Dezibel.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das NT 1000 besitzt einen sehr intimen, offenen, hellen und detaillierten Grundklang mit eher lauten Höhen und vergleichsweise zurückhaltenden Tiefmitten. Sein Impulsverhalten ist recht schnell, die Auflösung durchaus fein und akribisch. Impulsschnelle Signale, wie Gitarrensaiten-Geräusche, kommen fein umrissen zur Geltung. Gesangs- und Sprechstimme sind sehr gut verständlich, S- und Zischlaute werden deutlich, aber angenehm herausgearbeitet. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich ausgeprägt und klingt eher dumpf. Gesang und Gitarre tragen gut, erhalten durch die offenen Höhen etwas Glanz, aber aufgrund der gefühlt leisen Tiefmitten etwas wenig Fundament. Wir empfehlen das NT 1000 durchaus als Allrounder, besonders für mittlere und tiefe Signale, die etwas Glanz und Präsenz gewinnen sollen. Bei hohen Signalen klingt es teilweise zu hell – hier kommt es stark auf die Obertonstruktur des Signals an.

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sE Electronics X1

Offen und luftig

149,-

Handling & Lieferumfang:
Das sE Electronics X1 besitzt eine 1 Zoll-Kapsel mit fester Nierencharakteristik. Es verbirgt sich in einem sehr gut verarbeiteten matt-schwarzen Gehäuse mit schwarzem, Metallbügelverstärktem doppelten Drahtgeflechtkorb. Das rote Logo und das Nierensymbol markieren die Einsprechrichtung. Die Schalter für Vordämpfung und Hochpassfilter sind leicht von Hand zu bedienen. Die unelastische Halterung unseres Testmics ist aus Kunststoff und schon etwas mitgenommen, hält das Mic aber dennoch solide auf dem Stativ. Allerdings lässt sie sich nur mit äußerstem Kraftaufwand am Mikrofon festklemmen. Abgesehen von der Schaumstoff-gepolsterten Originalverpackung ist keine Aufbewahrungsmöglichkeit im Lieferumfang enthalten. Auch eine gedruckte Bedienungsanleitung fehlt. Das Mic ist allerdings auch als X1 Vocal Pack mit Spinne, Windschutz und Kabel für nur 30 Euro Aufpreis zu haben.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 12 mV/Pa ist das X1 ordentlich aufgestellt. Der Geräuschpegelabstand von 73,9 Dezibel geht voll in Ordnung – Mikrofonrauschen muss nicht befürchtet werden. Der Frequenzgang des X1 ist unterhalb 2 Kilohertz fast perfekt linear. Eine deutliche Höhenanhebung um 7 Dezibel findet sich erst um die 6 Kilohertz-Marke, eine weitere, merklich dezentere um 18 Kilohertz.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das X1 besitzt einen intimen, offenen, hellen Klang. Die Höhen wirken etwas überbetont, während die Bässe eher zurückhaltend und die Mitten ausgewogen daherkommen. Das Impulsverhalten ist schnell, die Auflösung fein, allerdings bekommen die Signale kein rechtes Fundament und zu viel Luft. S- und Zischlaute klingen betont, wirken aber noch nicht nervig. Sprache, Gesang und Gitarre haben Präsenz, klingen an sich ansprechend und detailliert ist. Der Nahbesprechungseffekt ist durchschnittlich ausgeprägt, klingt aber gut und lässt sich zum Ausbalancieren des Klangbilds einsetzen. Wir empfehlen das X1 gezielt für Signale mit etwas mehr Präsenz benötigen. Das X1 kann auch mit sehr dynamischen, anschwellenden und vibrierenden Signalen gut umgehen. Hohe Signale können etwas zu dünn und luftig klingen.

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Shure PGA 27

Klar und differenziert

199,-

Handling & Lieferumfang:
Das Shure PGA 27 ist ein Mikrofon mit fester Nierencharakteristik, das laut Hersteller weitgehend neutral abgestimmt ist. Zur Dämpfung hoher Schallpegel bringt das Mic eine -15 dB-Vordämpfung, zum Ausblenden tiefer Störgeräusche ein Hochpassfilter mit. Das PGA 27 ist ein sehr gut verarbeitetes, robustes Mic im matt-anthrazitfarbenem, leicht-kegelförmigen Gehäuse mit schwarzem, Metallbügelverstärktem doppelten Drahtgeflechtkorb. Das Shure-Logo markiert die Einsprechrichtung. Beide Schalter für Vordämpfung und Hochpassfilter sind leicht zu bedienen, können aber auch leicht versehentlich verstellt werden. Die leichte Kunststoffspinne macht einen robusten Eindruck und hält das Mikrofon zuverlässig in Position. Eine recht große, komfortable Kunstledertasche bietet Platz für den stoßsicheren Transport von Mikrofon und Spinne. Auch eine Bedienungsanleitung ist ebenfalls mit im Lieferumfang enthalten.
Messwerte:
Mit einer Empfindlichkeit von 11,4 mV/Pa ist das PGA 27 noch ordentlich aufgestellt. Der Geräuschpegelabstand von 76,3 Dezibel ist sehr gut. Der Frequenzgang des PGA 27 zeigt eine subtile Anhebung der Bässe unterhalb 100 Hertz um maximal 2,5 Dezibel. Die Mitten sind hingegen weitgehend linear, während sich eine sehr deutliche Höhenanhebung von maximal 8 beziehungsweise 7 Dezibel auf einer Höhe von 6 und 11 Kilohertz befindet.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das PGA 27 zeigt ein intimes, detailreiches, wohlaufgelöstes, klares, angenehmes Klangbild mit etwas betonten Höhen. Impulsverhalten und Auflösung sind beide sehr gut – die Signale werden fein umrissen, detailliert und unverwaschen dargestellt. Dennoch tragen die Signale sehr gut. Hohe Zischlaute kommen mitunter etwas überdeutlich und hart. Saiten- und Griffgeräusche treten merklich, aber nicht übermäßig in Erscheinung – der körperhafte Klang der Gitarre wird rund und ausgewogen aufgezeichnet. Der Grundklang ist sehr angenehm und ausgewogen, lediglich bei höhenreichen Signalen ist der Schuss Präsenz etwas zu viel – hier überstrahlen die Höhen das übrige Signal. Das PGA 27 klingt überaus angenehm für Sprecherstimmen – die Präsenzanhebung verstärkt die Sprachverständlichkeit, ohne der Stimme die Natürlichkeit zu nehmen. Der Nahbesprechungseffekt ist beim PGA 27 eher dezent bis durchschnittlich stark ausgeprägt, klingt aber ausgesprochen angenehm. Wir empfehlen das PGA 27 für Sprecherstimmen sowie für mittlere und tiefe Gesangsstimmen und Instrumente aller Art.

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Sontronics STC-20

Seidig und schimmernd

248,-

Handling & Lieferumfang:
Das Sontronics STC-20 besitzt eine feste Nierencharakteristik und wurde vom Hersteller speziell als Gesangs- und Sprachmikrofon konzipiert. Das sehr gut verarbeitete Mic kommt im matt-schwarzen, röhrenförmigen Gehäuse mit schwarzem Drahtgeflechtkorb daher. Das goldene Logo markiert die Einsprechrichtung. Eine Vordämpfung oder ein Hochpassfilter bietet das SCT-20 nicht – der Lieferumfang ist jedoch üppig. Die schwere und robuste Metallspinne hält das Mic sicher in Position und bietet sogar eine Möglichkeit den im Lieferumfang enthaltenen Windschutzteller aufzustecken. Auch Ersatzgummibänder für die Spinne, ein 5 m XLR-Kabel und ein Kunstlederetui für das Mikrofon sind mit dabei. Sontronics hat sogar noch ein Software-Bonbon mit dazu gepackt: So ist ein Downloadcode samt Lizenz für das virtuelle Drum-Instrument Toontrack EZdrummer Lite enthalten. Eine gedruckte Bedienungsanleitung fehlt jedoch.
Messwerte:
Messtechnisch gibt es beim SCT-20 überhaupt nichts zu meckern. Mit einer Empfindlichkeit 19 mV/Pa ist das Mic sehr gut aufgestellt und kommt auch mit weniger potenten Verstärkern zurecht. Auch der Geräuschpegelabstand ist mit 75,7 Dezibel bestens. Der Frequenzgang ist überwiegend linear, lediglich auf einer Höhe von 5 und 10 Kilohertz ist eine Anhebung um 5 Dezibel zu verzeichnen mit einem anschließenden deutlichen Signalabfall oberhalb 11 Kilohertz, der seinen Tiefpunkt bei der 20-Kilohertz-Marke erreicht.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das SCT-20 besitzt einen intimen, ausgewogenen, edel-anmutenden Klang mit subtiler Höhenanhebung und einem seidig-schimmernden Anstrich. Das Impulsverhalten ist schnell, die Auflösung überaus fein. Mit schwierigen Signalen wie anschwellende Vibrato-Tönen kann das SCT-20 spielend umgehen. Das Vibrato wird sanft umrandet, das Signal klingt dynamisch, filigran und voll. Trotz deutlich hervorgehobenen S- und Zischlauten, wirken Sprecherstimmen nicht überakzentuiert, stattdessen tragend, natürlich und gut verständlich. Der Nahbesprechungseffekt ist weniger deutlich ausgeprägt, klingt aber gut. Auch die Gitarre klingt körperhaft und voll und gleichzeitig definiert und komplex. Die Paradedisziplin Gesang und Sprache meistert das SCT-20 wie kein anderer Kandidat im Testfled. Wir können es aber auch für akustische Instrumente aller Art wärmstens empfehlen.

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t.bone SC 600

Natürlich und nüchtern

79,-

Handling & Lieferumfang:
Gerade mal 79 Euro kostet das t.bone SC 600 und ist damit das günstigste Mikrofon im Testfeld. Dafür bietet es mit seiner 1 Zoll-Doppelmembrankapsel sogar eine umschaltbare Richtcharakteristik zwischen Kugel und Niere an. Ein Hochpassfilter zum Abmildern tiefer Störsignale ist ebenfalls mit dabei. Das Mic steckt in einem kompakten, matt-schwarzem Gehäuse mit schwarzem, Metallbügel-verstärktem doppelten Drahtgeflechtkorb. Das Logo markiert die Haupteinsprechrichtung. Die Schalter für das Hochpassfilter und die Richtcharakteristik sind gut zu erreichen und zu bedienen, auch wenn das Mic in der kompakten Metalspinne sitzt. Die Spinne ist stabil und hält das Mic zuverlässig in Position. Das Mic findet im beiligenden Kunstleder-Etui Platz. Auch eine gedruckte Bedienungsanleitung liegt bei.
Messwerte:
Was das kleine SC 600 messtechnisch auf dem Kasten hat, ist (nicht nur) für ein 80 Euro-Mikrofon mehr als beachtlich. Die Empfindlichkeitsmessung – in Nierencharakteristik 9,1 mV/Pa, in Kugelcharakteristik 13,2 mV/Pa – zeigt, dass das SC 6000 zwar nicht übermäßig laut, aber noch ordentlich aufgestellt ist. Ein rauschfreier, kraftvoller Preamp kann es noch gut auf Touren bringen. Der Geräuschpegelabstand liegt mit 74,8 Dezibel (Niere) und ganze 77,2 Dezibel (Kugel) hingegen weit mehr als im grünen Bereich. Lediglich auf einer Höhe von 4 Kilohertz ist eine ganz sanfte maximal 3 Dezibel hohe Anhebung zu finden. In Kugelcharakteristik finden sich deutlichere Anhebungen auf der 6- und 12-Kilohertz-Marke, die auf maximal 6 Dezibel hinaufreichen. Davon abgesehen ist der Frequenzgang auch hier vorbildlich linear.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das SC 600 besitzt einen direkten, offenen, sehr angenehmen und ausgeglichenen Klangcharakter mit nur einem wenig aufdringlichen Schuss an Höhenbetonung. Das Impulsverhalten ist in Ordnung, die Auflösung durchaus fein. Gesang, Sprache und akustische Gitarre klingen mit dem SC 600 gleichermaßen natürlich. Die Signale haben insgesamt eine leicht raue, ungeschliffene Textur, was aber im Gesamtkontext nicht unbedingt störend ist. Ein Schönfärber ist das SC 600 sicherlich nicht, dafür aber dank seiner relativen Nüchternheit für eine Vielzahl unterschiedlicher Signale geeignet. Mit anschwellenden, sehr dynamischen oder vibrierenden Signalen kann das Mikrofon nicht optimal, aber noch ordentlich umgehen. Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich ausgeprägt, klingt eher dumpf und topfig und sollte daher nur wohl dosiert und mit Bedacht eingesetzt werden. In Kugelcharakteristik verändert sich der Klang gegenüber der Nierencharakteristik kaum – lediglich die Höhen wirken noch etwas offener und die Räumlichkeit wird erwartungsgemäß deutlicher dargestellt. Wir empfehlen das SC 600 als Brot-und-Butter-Lösung für den Allround-Einsatz. Für den unfassbar geringen Preis ist es ein fast schon unverschämt gutes Mikrofon.

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t.bone SCT 700

Farbig und filigran

149,-

Handling & Lieferumfang:
Das t.bone SCT 700 ist unser zweites Röhrenmikrofon im Testfeld und mit dem gleichen Röhrentyp ausgestattet wie auch das MXL V69 MEDT, einer 9-Pin 12AT7-Doppeltriode. Das gut verarbeitete Mic besitzt ein matt-silbernes, zylinderförmiges Gehäuse mit silbernem, Metallbügel-verstärktem doppelten Drahtgeflechtkorb. Das Logo und das Nierensymbol markieren die Einsprechrichtung für die feste Nierencharakteristik. Netzteil, Verbindungskabel, Stromkabel, eine schwere und robuste Metallspinne sind im Lieferumfang enthalten und finden gemeinsam Platz im stabilen Aluminium-Transportkoffer. Gemeinsam mit der Spinne ist das 700 Gramm-Röhrenmic allerdings so schwer, dass es ein grundsolides Stativ benötigt.
Messwerte:
Nachdem die meisten Testkandidaten eher leise für Kondensatormikrofone sind, zeigt sich das STC 700 von einer ganz anderen Seite. Mit stolzen 30 mV/Pa ist es mit Abstand das lauteste Mikrofon im Test. Verstärkung ist hier nur minimal nötig. Mit einem Geräuschpegelabstand von 74,2 Dezibel zeigt es für ein Röhrenmikrofon sehr gute Werte. Der Frequenzgang verläuft bis zur 2-Kilohertz-Marke ziemlich linear. Erst darüber treten deutliche Höhenanhebungen auf: Die beiden höchsten um 5 und 10 Kilohertz mit einer Anhebung von bis zu 7 Dezibel.
Klangeindruck & Einsatzempfehlung:
Das SCT 700 besitzt einen sehr intimen, offenen, leicht schimmernden und ausgewogenen Klang mit deutlicher, aber angenehmer Höhenanhebung. Sein Impulsverhalten ist schnell, die Auflösung recht fein. Die Signale erhalten einen farbigen Anstrich und werden filigran und detailliert dargestellt. Bei anschwellenden, vibrierenden Tönen schlägt sich das SCT 700 nicht optimal, aber noch akzeptabel. Konsonanten und Gitarrensaitengeräusche werden klar umrissen dargestellt. Zischlaute sind mitunter etwas aufdringlich. Der Nahbesprechungseffekt ist eher durchschnittlich ausgeprägt, klingt aber dennoch etwas dumpf und eignet sich weniger gut zur Signalgestaltung. Der insgesamt sehr ausgewogene Klang macht das Röhren-Mikrofon für eine Vielzahl von Signalquellen interessant, bei ganz hohen Stimmen und Instrumenten könnte Höhenanhebung etwas zu viel des Guten sein. Ansonsten ist das SCT 700 durchaus universell einsetzbar, wenn man seinen farbig schimmernden Anstrich mag.

Fazit

Nach dem Vergleichstest wurde uns einmal mehr klar, auf welch hohem Niveau sich mittlerweile die klangliche Qualität günstiger Großmembranmikrofone bewegt – alle Mikrofone im Testfeld haben ihren eigenen Charakter, ihre klangliche Berechtigung und sind trotz merklichen Unterschieden keine Welten voneinander entfernt. Ein Kandidat hat es uns am Ende allerdings doch besonders angetan und landet als einziger mit der Gesamtnote „sehr gut“ und der Preisleistungsnote „überragend“ in der Oberklasse: das Sontronics STC-20, das den anderen Kandidaten mit seinem seidigen, detailreichen Klang doch eine Klasse voraus ist, was die Signaldarstellung betrifft. Herausragend günstig und dabei fast schon verboten gut ist außerdem das nur 79 Euro teure t.bone SC 600. Dieses küren wir mit der Gesamtnote „Mitteklasse sehr gut – überragend“ und der Preisleistungsnote „überragend“ zum Preis/Leistungs-Testsieger. Bei allen anderen Kandidaten liegen die Leistungen auf gutem bis sehr gutem Mittelklasse-Niveau eng beisammen – welches Mic im Einzelfall besser passt oder besser gefällt, liegt indes ganz bei der gewünschten Ästhetik und der jeweiligen Signalquelle.