Heiße Stäbchen
Zwöf Vertreter einer oft unterschätzten Mikrofonspezies treten zum Test an. Da sind Überraschungen nicht auszuschließen.
Von Uli Apel
In vielen Recording-Produktionen fristen Kleinmembran-Mikros inzwischen ein Schattendasein. Schuld daran sind die großen Vettern. Denn Großmembran-Kondensatormikrofone wirken deut-lich imposanter und eindrucksvoller, selbst die billigen Vertreter machen durch geschickte Material- und Farbwahl oft mehr her, als die unscheinbaren, von Insidern gerne als „Stäbchen? titulierten Kleinen. Doch viele Toningenieure und auch erfahrene Spezi-alisten unter den Homerecordern wissen, die Kleinmembranen sind in der Recording-Wirklichkeit die wahren Arbeitstiere, können manches besser als die großen und sind in vielen Aufnahmesitua-tionen schlichtweg unverzichtbar. Dies bestätigt auch unser Test von zwölf Vertretern dieser Mikrofonspezies, ein Test, der so manche Überraschung aufdeckt.
Um einen möglichst klaren Überblick über die derzeitigen Quali-tätsabstufungen und das entsprechende Preis-/Leistungs¬verhältnis in dieser Mikrofongattung zu erhalten, sucht die Redak-tion für diesen Test insgesamt zwölf Vertreter aus, deren Preis-spanne von knapp 50 bis 1.800 Euro reicht. Im Testlabor versammeln sich deshalb Vertreter aller auf dem deutschen Markt relevanten Hersteller: von Audix bis t.bone (siehe auch Kasten „Die Testkandidaten“).
Alle Mikrofone gehören zur Gattung der Kondensatormikrofone. Sie gehören zu den Druckgradientenempfänger mit nierenför-miger Aufnahmecharakteristik. Ausnahme: Das Audix ADX-51 hat statt der echten Kondensator eine etwas preisgünstiger her-zustellende Elektret-Mikrofonkapsel.
Einige Unterschiede gibt es auch in der Ausstattung der Mikrofo-ne. Das absolut umfangreichste Ausstattungspaket bekommt man bei den beiden Thoman-Mikrofonen t.bone SC 100 und SC 180: Im Transportköfferchen – beim SC 180 sogar aus Aluminium – liegen neben je einem Mikrofonpärchen zwei Halterungen – beim SC 180 sehr aufwendig aus Aluminium gefertigt – sowie eine Ste-reoschiene und Windschutz-Überzieher aus Schaumstoff. Luxus-ausstattung bieten auch die Mikrofone selbst. Die Kapseln lassen sich abschrauben und jedes Mikrofon hat zwei Schalter zum Ab-senken der tiefen Frequenzen (Trittschallfilter) und zum Reduzie-ren der Empfindlichkeit bei hohen Schalldrucken. Die Verarbei-tung der SC 180 gelang dem chinesischen Hersteller mehr als ordentlich: Das massive Gehäuse mit der edlen Oberfläche schmeichelt Auge und Hand – wenn da nicht die fummeligen Schalter wären, die sich allzu leicht verstellen und damit Fehlbe-dienungen provozieren.
Beim Schwestermodell SC 100 sieht es nicht ganz so gut aus, eines der beiden Exemplare erweist sich nämlich als unbrauch-bar. Grund: Der Kontaktstift hinter der abgeschraubten Mikrofon-kapsel steht so schief, dass eine zuverlässige Funktion praktisch ausgeschlossen ist (siehe auch Foto Seite XX). Eine Endkontrolle findet im Werk des chinesischen Herstellers offensichtlich nicht statt. Das ist allerdings bei einem Stückpreis von umgerechnet knapp 50 Euro auch nicht zu erwarten. Hier hilft nur der Um-tausch, was aber im Hause Thomann problemlos und unbürokra-tisch von statten geht.
Solche Probleme bleiben bei den anderen Testkandidaten aus. Doch aber auch hier existieren erheblich Unterschiede in Sachen Ausstattung. Ebenfalls ausschließlich paarweise werden die Bey-erdynamic MC 930, Oktava MK-012-01 und die Røde NT 5 ange-boten. Die Oktava kommen aus Russland im Holzkästchen zu-sammen mit zwei einschraubbaren Dämpfungs-Zwischenstücken, die australische Firma Røde liefert das Pärchen NT 5 im Kunst-stoffkoffer zusammen mit Stereoschiene, Haltern und Wind-schutz. Dämpfungs- und sonstige Umschalter besitzen die relativ zierlichen Mikrofone aus Downunder nicht. Dies gilt auch für die Modelle Pulsar von M-Audio, M300 von Microtech Gefell und Schoeps CMC64Ug. Sie zeichnen sich durch schlichte, gediege-ne Eleganz und perfekte Verarbeitung aus. Das Schoeps präsen-tiert sich zudem als einziges Mikrofon des Vergleichstests mit ei-ne Oberfläche aus Nextel, einem abriebfestem Kunststoff, der Reflektionen reduziert – im Studiobetrieb oft ein Vorteil.
Vorbildlich legen die Entwickler die Schalter für Tiefpass und Empfindlichkeits-Anpassung bei den Modellen Audix ADX-51, Beyerdynamic MC 930, Neumann KM 140 und Sennheiser MKH 40 aus: tief angeordnet und so nur mit einer Büroklammer oder etwas ähnlichem zuverlässig zu betätigen, was zwar etwas fum-melig ist, aber vor versehentlichem Verstellen schützt. Solche Details können in der Hektik einer Aufnahme-Session entschei-dend sein. Wer jemals eine Aufnahme mit falsch eingestellten Mikrofonen verdorben hat, wird da zu schätzen wissen.
Etwas unverständlich dagegen die Auslegung des Dämpfungs-schalters beim vornehmen DPA 4011. Der dänische Hersteller, Nachfolger des durch seine exzellenten Messgeräte bekannten Unternehmens Bruel & Kjaer, versteckte den entsprechenden Schieber etwas zu gut, die Schalterstellung ist nicht eindeutig zu erkennen. Exzellent gelöst dafür der aufwendig konstruierte Mik-rofonhalter mit Bajonett-Verschluss, der das sehr lange und schwere Mikrofon bombenfest hält.
Eine äußerst clevere Lösung für die Halterung ihres MKH 40 erdachten auch die Sennheiser-Konstrukteure. Zwei u-förmige Kunststoff-Klipse, die wiederum über Gummiringe an der eigentli-chen Halterung hängen, nehmen den Mikrofonbody sicher auf und halten Vibrationen und Körperschall zuverlässig fern, wie sich im Lauf des Tests herausstellt. Nahezu genial simpel und effektiv geriet die Mikrofonhalterung des Beyerdynamic MC 930 (siehe Foto Seite XX). Sie überzeugen uns derart, dass wir sie für alle Mikrofon-Aufnahmen und Messungen – Ausnahme Sennheiser – verwenden. Das Sennheiser MKH 40 weist auch konstruktiv eine Besonderheit auf: Es arbeitet mit einer so genannten Hochfre-quenzschaltung, während alle anderen Mikrofone üblicherweise Niederfrequenz-Verstärker benutzen. Von der aufwändigen HF-Schaltung, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ent-wickelt wurde, versprechen sich die Sennheiser-Entwickler be-sonders niedrige Verzerrungen und hohe Ausgangsspannung.
Der Test teilt sich in zwei große Teile: die umfangreichen Unter-suchungen im Messlabor sowie den Klang- und Hörtest.
Die Standardmessungen für Empfindlichkeit und Ersatzlautstärke – ein Maß dafür, wie stark ein Mikrofon rauscht – sowie die auf-wändigen Messungen von Frequenzgang und Verhalten bei seitli-chem Schalleinfall führt das Testteam von Professional audio Magazin in den Labors des Mikrofonherstellers Schoeps in Karls-ruhe durch. Denn insbesondere das Ermitteln von Richtungsemp-findlichkeit und Frequenzgang erfordert spezielle und aufwendige Messkammern, wie sie in der Regel nur Mikrofonhersteller besit-zen. Die verwendete Messtechnik entwickelte das Unternehmen übrigens in Kooperation mit der Universität Karlsruhe, was für eine auch wissenschaftliche Akzeptanz spricht.
Alle Mikrofone mussten die Messprozeduren selbstverständlich unter exakt gleichen Rahmenbedingungen über sich ergehen las-sen. Auf diese Weise stellten die Tester von Professional audio Magazin sowohl 100prozentig objektive Messungen und ander-seits auch valide Messergebnisse sicher.
Bei den Laborwerten der Testkandidaten zeigen sich zum Teil erhebliche Unterschiede – zum Beispiel bei der Empfindlichkeit. Die Messwerte geben grundsätzlich an, welche Ausgangsspan-nung ein Mikrofon bei einer konstanten Beschallung mit einem Schalldruck von einem Pascal abgibt (siehe auch „So testet Pro-fessional audio Magazin Mikrofone“). Das leiseste Mikrofon, das also die geringste Ausgangsspannung erzeugt und deshalb mehr Verstärkung beim angeschlossenen Vorverstärker benötigt, ist das dänische DPA 4011: nur magere 7mV/Pa (Millivolt pro Pas-cal) liefert es. Mehr als dreimal lauter sind Sennheiser MKH 40 und Beyerdynamic MCE 930. Alle übrigen Mikrofone im Test ord-nen sich zwischen diesen Extremen ein, der Durchschnittswert liegt etwa bei 15 mV/PA (siehe auch Testtabelle Seite XX).
Bei der Ersatzlautstärke, also dem Signal, das ein Mikrofon ohne jegliche Beschallung abgibt – in der Regel das Rauschen des eingebauten Verstärkers oder der Mikrofonkapsel – trennt sich ebenfalls die Spreu vom Weizen. Die mit Abstand besten Ergeb-nisse, also niedrigsten Messwerte lieferte mit 10 dB(A) das Senn-heiser MKH 40. Zusammen mit dem ebenfalls exzellenten Wert für die Empfindlichkeit (24 mV/Pa) bietet es eine in diesem Test-feld unübertroffene Dynamik. Den zweitbesten Wert für die Er-satzlautstärke offeriert das Neumann KM 140 13,2 dB(A) gefolgt von Modellen von Microtech Gefell, Røde und Oktava (siehe Ta-belle). Die Schlusslichter in dieser Disziplin bilden t.bone SC 180 mit 22,8 dB(A) und Beyerdynamic mit 24 dB(A).
Hierbei ist allerdings folgendes zu beachten. Da das Beyerdyna-mic MC 930 außer der geringen Ersatzlautstärke (24 dB(A) eine exzellente Empfindlichkeit (24,5 mV/PA) besitzt, ist seine in der Praxis wirksame Dynamik ähnlich gut wie beispielsweise beim Schoeps CMC64Ug mit den Werten 14,5 dB(A) und 14 mV(PA). Der Mikrofonvorverstärker muss beim MC 930 weniger weit auf-gedreht werden, Signale und Rauschen werden entsprechen we-niger verstärkt.
Die aufwändige Untersuchung der Frequenzgänge und der Rich-tungs-Empfindlichkeit (sieh auch Kasten „Was Kurven und Dia-gramme sagen“ auf Seite XX) zeigt interessante Ergebnisse. Sehr glatte Frequenzgänge, vor allem mit hoher Linearität im Bassbe-reich bieten DPA, Neumann, Røde, Schoeps und Sennheiser. Die Frequenzgangkurve des DPA gleicht geradezu einem Strich – Respekt. Sennheiser zeigt in den tiefen Lagen eine minimale kontinuierliche Anhebung, insgesamt verläuft die Kurve von den Bässen zu den Höhen hin leicht abfallend. Das korrespondiert sehr gut mit den Klangergebnissen aus den Hörtests. Schoeps und Neumann zeigen eine minimale, vernachlässigbare Senke im Bassbereich – ansonsten ebenfalls vorbildlich.
Glatte Frequenzgänge in den Bässen und Mitten mit mehr oder weniger leichten Anhebung in den Höhen kommen von Beyerdy-namic, Microtech Gefell, Oktava und mit einigen Abstrichen im Bassbereich auch von Audix. Das M-Audio Pulsar kann mit seiner umgekehrten Badewannen-Charakteristik hier weniger gut punk-ten. Sehr ordentlich sind auch die Frequenzgänge der beiden t.bone-Mikrofone, die allerdings vor allem in den Höhen ab 5.000 Hz deutlich zu viel des Guten bieten.
Ein Kopf an Kopf-Rennen bei den Messergebnissen für die Rich-tungsempfindlichkeit liefern sich wieder DPA und Schoeps. Vor allem das Schoeps zeigt hier Bilderbuchkurven eines klassischen Nierenmikrofons: Die Kurven fast aller Frequenzen liegen dicht beisammen, selbst die 16.000 Hz-Kurve öffnet sich sehr weit. Dies ist ein sicheres Indiz für eine homogene und neutrale Klang-aufnahme auch bei seitlicher Beschallung. Sehr gut schneidet das Schoeps auch bei der Rückwärtsdämpfung ab, also bei der Fä-higkeit, Signale von hinten möglichst 100prozentig zu eliminieren. Ähnlich gut sind hier Beyerdynamic, DPA, Oktava, Rhode und Sennheiser. Allerdings beherrschte keines dieser Mikrofone die Rückwärtsbedämpfung so gut bei allen Frequenzen wie das Schoeps. Gleich gut wie das Schoeps schneidet in diesem Punkt das Microtech Gefell M300 ab, wenn da nicht der kleine Ausreißer bei 16.000 Hertz wäre.
Mit einer keulenartigen engen, Aufnahmecharakteristik in den Höhen warteten die beiden t.bone-Mikros auf – das SC 100 mehr, das SC 180 weniger. Bei einer seitlichen Beschallung dieser Mik-rofone treten sehr schnell frequenzabhängige Klangveränderun-gen auf – Höhen wirken dann plötzlich dumpfer. Dieses Verhalten können die Tester in den Klang- und Hörtests auch nachvollzie-hen.
Rund 50 individuelle Aufnahmen erachten die Testredakteure für nötig, um aussagekräftige Klang-Ergebnisse im Hörtest zu erhal-ten. Aufgezeichnet werden Aufnahmen von Soloinstrumenten wie Gitarren oder Querflöte sowie Gesang- und Sprachaufnahmen. Eine der Gitarren, eine Kohno Modell 30J professional, klingt zwar sehr ausgewogen, liefert aber enorm starke Bässe, sehr ausdrucksvolle Mitten und einen prägnanten Diskant. Außerdem strahlt sie sehr fokussiert ab, was das gute Stück für den Mikro-fontest, bei dem es auf exakt gleiche Positionierung der Mikrofone ankommt, sehr geeignet macht. Anja Albermann-Berger studierte klassischen Gesang an der Musikhochschule Düsseldorf und be-singt die Testkandidaten aus ihrem reichhaltigen Repertoire an Klassik, Jazz und Pop. Problem dabei: Die Tester bestehen auf exakte Reproduzierbarkeit der Musikstücke, was zu manch nervi-ger Wiederholung führt, bis die Aufnahmen im Kasten sind. Ähn-lich ergeht es den Musikern, die Gitarre und Flöte einspielen. Grund für diesen Aufwand: Die Redaktion vermeidet es tunlichst, Mikrofoncluster zu bilden, also mehrere Mikrofone auf eine Schiene zu montieren und gleichzeitig zu beschallen. Eine ge-genseitige Beeinflussung ist damit ausgeschlossen.
Um die Einzelaufnahmen während der Recording-Sessions opti-mal aufzuzeichnen und so die bestmöglichen Vorraussetzungen für den wichtigen Klang- und Hörtest zu garantieren, entscheiden sich die Tester für folgende Aufnahmekette: Das Verstärken der empfindlichen Mikrofonsignale übernimmt der Millennia-Vorverstärker HV3C, ein äußerst puristisch aufgebauter, sehr klangneutraler Vertreter dieser Gerätegattung aus den USA (mehr darüber im großen Mikrofonverstärker-Vergleichstest in der nächsten Ausgabe). Der HV3C reicht seine Hochpegelsignale an den Apogee-Digital/Analog-Wandler Rosetta 200 weiter, der diese nach der Digitalisierung per Firewire-Kabel an einen Apple Po-werMac G5 schickte. Dort zeichnete Logic 7.1 im 192 kHz-Modus jede einzelne Aufnahme als individuellen Track auf. Als Abhör-monitore dienen die Dynaudio Air6, ein Pärchen ADAM S3A (Test in einer der nächsten Ausgaben), sowie der Elektrostatische Kopfhörer Stax 4040 mit Röhrenvorstufe.
Die zwölf Testkandidaten zeigen im Hörtest höchst individuelle Klang-Eigenschaften, die mehr als Eigentümlichkeit denn als Qualitätskriterium zu betrachten sind. Mikrofone werden von vie-len Toningenieuren wie Musikinstrumente betrachtet. Man hat für spezielle Anwendungen auch spezielle Mikrofone mit bestimmten Klangeigenschaften in der Schublade – um ein besser oder schlechter geht es da nicht, höchstens ein für diese Aufnahme oder dieses Instrument besser geeignetes Mikrofon. Diese Ein-stellung teilt Professional audio Magazin und verzichtet deshalb auf eine direkte Benotung der Klangeigenschaften, sondern stellt diese als Eigenschaften unbewertet vor und gibt Einsatzempfeh-lungen für jedes Mikrofon. Dies gilt freilich nicht für die objektiv zu beurteilenden Messwerte. Hier nun die Klangeigenschaften im Detail:
Audix ADX 51 klingt sehr brillant bei gleichzeitig hoher Auflö-sung, die Wärme des Instruments geht jedoch beim „Close-Miking“ (sehr geringem Mikrofonabstand) ein wenig verloren. Das Audix kann eine gute Wahl bei Kirchenaufnahmen sein, da es ein diffuses Klanggeschehen direkter, konkreter abbildet. Auch bei der Stimme kommt die Brillanz zum Tragen. Im Punkt Durchset-zungsfähigkeit ist es ideal für Solos zum Beispiel von Saxophon mit sparsamer Begleitung (Jazz).
Beyerdynamic MC 930 hat bei der Abnahme der Gitarre eine Vorliebe für untere Mitten, sorgt dadurch bei guter Auflösung für einen warmen Klang. Das kann allerdings bei sehr bassintensiven Instrumenten problematisch werden. Insgesamt erfreulich – aber Vorsicht bei Close-Miking: Durch Anhebung der unteren Mitten wird die Stimme sehr angenehm warm gefärbt. Bei der Flöte ge-hen die Obertöne im Verhältnis ein wenig zurück. Es ist kein ech-tes Bläsermikrofon.
DPA 4011 bietet eine äußerst gute Auflösung, wirkt ausgespro-chen filigran in den Höhen und bietet eine gewisse Wärme je-doch ohne hörbare Färbung. Der Däne ist gut geeignet für hoch-wertige Instrumente und feines, dynamisches Spiel. Gibt den gro-ßen Ton des Instruments, die vollen Bässe, aber auch die Ober-tonigkeit im Klang druckvoll wieder. Subjektiv hat uns dieses Mik-rofon am besten gefallen. Auch bei der Stimme erscheint der Klang sehr rund und natürlich. Bei der Flöte fällt die gute Dynamik auf: Das Mikrofon reagiert stets gelassen und bildet sehr sauber ab – auch bei hart angestoßenen (detaché) Tönen.
M-Audio Pulsar zeigt eine hörbare Pegelanhebung im Bereich oberhalb von 3000 Hertz. Dies bewirkt eine zuweilen schon fast unangenehme Brillanz des Klanges. Nebengeräusche werden sehr in den Vordergrund gerückt. Das verführt zum Griff nach dem Equalizer, was das Ergebnis deutlich verbessern kann. Die Auflösung ist zwar insgesamt gut, aber trotzdem ist es kein Kan-didat für Konzertgitarre. Vor allem eine helle Frauenstimme wird durch die Präsenz unangenehm verfälscht. Die schwächere Auf-lösung verhindert allerdings, dass Zischlaute noch vordergründi-ger werden. Wir halten das Mikrofon als Frauenstimme weniger geeignet, da sie leicht nasal klingt. Bei der Abnahme der Flöte ist die Brillanz die Stärke: Es verleiht ihr im Arrangement mit einer Band die nötige Durchsetzungsfähigkeit. Hierfür ist das Mikrofon gut geeignet.
Microtech Gefell M 300
Durch die feine Auflösung bevorzugt dieses Mikrofon keine be-stimmten Frequenzbereiche. Es klingt auch bei geringem Mikro-fonabstand neutral. Das Ausgangssignal ist sehr gut geeignet für die anschließende Nachbearbeitung mit Hall und ähnlichen Effek-ten. Subjektiv mag das M300 zuweilen ein wenig kühl klingen, doch dies ist nur im direkten Vergleich zu hören. Das Mikrofon kommt der Originalstimme sehr nah. Dank seiner Ausgewogen-heit und der guten Auflösung wird ein Timbre naturnah wiederge-geben. Bei der Flöte ist der Ton breit und voll. Ein schönes Mikro-phon für klassische Aufnahmen, bei denen Klang im Vordergrund steht und eine gute Atemstütze vorhanden ist.
Neumann KM 140
Beim Gitarrenklang geht von der Brillanz des Instruments etwas verloren, die Auflösung ist dennoch sehr gut, soweit es Spieltech-nik und Nebengeräusche betrifft. Insgesamt schwächer als DPA. Die Stimme klingt eine Spur bedeckt. Der Klang tendiert zu einer gewissen Zurückhaltung in den höheren Lagen ohne jedoch De-tails zurückzuhalten. Insgesamt klingt das Mikrofon wegen seines zur Wärme neigen Klangcharakters angenehm.
Oktava Mk-012-01
Bei der Gitarre werden spieltechnische Besonderheiten ein wenig verschluckt, die Auflösung ist im direkten Vergleich beispielsweise zu einem DPA, das aber auch in einer anderen Liga spielt, nicht allzu detailliert. Eine recht deutliche Präsenz in den oberen Mitten (6 – 8-kHz) täuscht mitunter ein Detailreichtum vor. Impulsen fehlt es aber an Feinheit – sie wirken etwas grobkörniger. Die Klang-farbe des Instruments tendiert zuweilen in Richtung brillant bis zuweilen scharf. Wärme geht verloren. In Räumen mit großem Hallanteil tritt diese Eigenschaft zurück. Bei der Sprache werden die Zischlaute überbetont, die Stimme wirkt rau, Modulation beim Rezitieren geht verloren. Bei der Flöte wird der Ton durch die Prä-senz sehr schmal. Es fehlen die unteren Teiltöne.
Røde NT-5
Das australische Mikrofon gehört zu den neutral klingenden in diesem Testfeld. Das Auflösungsvermögen kann zwar nicht ganz mit der Spitzengruppe mithalten, ist aber beachtlich gut. Impulse und der Saitenanriss kommen mit Verve und guter Präzision. Im untersten Bassbereich fehlt es vielleicht ein wenig an Druck. Der Flöte
Schoeps
Dieses Mikrofon bietet eine sehr gute Auflösung auch in kleinsten Details. Der Klang ist klar und weist keine Anhebungen bestimm-ter Frequenzen auf. Die Klangcharakteristik wird grundlegend un-verfälscht wiedergegeben. Die Wiedergabe inspiriert zu sauberem und klanglich differenziertem Spiel und sorgfältiger Nachbearbei-tung beim Mischen. Die Reproduktion der Stimme verblüfft auch bei kritischen Zischlauten. Durch seine feine Auflösung klingt es hier noch überzeugender als bei der Gitarre. Die Flöte klingt so sauber und objektiv, dass selbst ein schlechter Ansatz des Flötis-ten völlig korrekt wiedergegeben wird.
Sennheiser
Bei der Abnahme der Gitarre löst dieses Mikrofon gut auf. Spiel-technische Details, wie zum Beispiel Glissandi werden gut wie-dergegeben. Die deutliche Bassanhebung dieses Mikrofons be-wirkt durch die Betonung der unteren Mitten eine dunkle Klang-farbe. Es klingt sehr warm und die Gitarre wird bei Close-Miking recht voluminös. Subjektiv: Ein gutes Mikro für Konzertgitarre – es wird ein großer Ton suggeriert. Bei der Reproduktion der Stimme wirkt es etwas flach, was das Timbre der Stimme mittiger er-scheinen lässt. Zischlaute werden geschluckt. Die Querflöte klingt wärmer, als der harte Ansatz vermuten lässt. Die Obertöne wer-den beschnitten, der Ton kommt mittig.
t.bone SC 100
Unangenehm präsent im Bereich 700 – 800 Hz. Der Ton klingt sehr rau. Der Gesamtklang des Instruments wird komprimiert und undifferenziert, was auch an der sehr schwachen Auflösung liegt. Bei der Aufnahme des Sprechers, scheint dieser sehr weit weg vom Mikrofon zu stehen. Die Stimme wird sehr zu den oberen Mitten hin verengt. Die Verfärbung klingt unangenehm. Bei der Flöte wird das Mikrofon sehr schrill, Atemgeräusche zischen und der gesamte Klang ist verrauscht.
t.bone SC 180
Dieses Mikrofon löst besser als das SC 100 auf, die auch vorhan-dene Präsenz wirkt weniger störend, kann sogar matt klingenden Instrumenten Brillanz verleihen. Der Klang ist insgesamt passa-bel. Bei der Stimme wird die Distanz des Sprechers korrekt abge-bildet, die Anhebung der oberen Mitten ist dezenter. Bei der Flöte sind hier auch die Atemgeräusche sehr präsent und störend, dennoch klingt es eher schrill.
Fazit: Für die abschließende Gesamtbewertung aller Testkandidaten spielen die absolute Qualität der Mikrofone, aber auch der Preis eine entscheidende Rolle. Die beiden Thomann-Mikrofone T.bone SC100 MkII und SC 180 kosten im Stereoset knapp 100 beziehungsweise 160 Euro. Selbst wenn man den schief sitzenden Kontaktstift im Innern des SC 100 MkII ignoriert, kann dieses Mikrofon nicht empfohlen werden. Für nur 60 Euro mehr gibt’s mit dem SC 180-Set zwei deutlich bessere Mikrofone mit noch mehr Ausstattung. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist gut – mehr aber auch nicht.
Trotz kleiner Schwächen und einer keineswegs neutralen, sondern merkbar brillanten Wiedergabecharakteristik kann das M-Audio Pulsar ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis vorweisen. Es erobert sich in der absoluten Wertung einen guten Mittelklasse-Platz.
Das gleiche gilt auch für die russischen Oktava-Mikrofone, die einen guten bis sehr guten Gegenwert an Leistung für ihre rund 140 Euro pro Stück erreichen. Aufnahmen, bei denen es auf Brillanz und Durchsetzungsvermögen in den obern Mitten ankommt liegen den Russen am besten.
Eine ganze Note besser – nämlich mit einem sehr guten Platz in der umkämpften Mittelklasse – schneidet das Audix ADX 51 ab. Ebenfalls zu den heller klingenden Mikrofonen gehörend, überzeugt es mit einer feinnervigen Auflösung in allen Frequenzbereichen und einem reinen Klang. Das Verhältnis von Preis und Leistung ist sehr gut.
Quasi als Geheimtipp darf das Røde NT 5 gelten: Für einen Preis von 190 Euro pro Stück bietet es ein berragendes Preis-Leistungsverhältnis. Klanglich gehört es zu den neutral klingen Mikrofonen und ist damit sehr universell einzusetzen. Zwar kann sein Auflösungsvermögen nicht an die Spitzengruppe heranreichen, allerdings ohne direkten Vergleich macht es seine Sache gut. Dafür bekommt es von Professional audio Magazin die uszeichnung Preis-Leistungs-Sieger.
Erschienen in Ausgabe 05/2006
Preisklasse: Spitzenklasse
Preis: 2134 €
Bewertung: sehr gut
Preis/Leistung: gut
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