Die endgültige Reifeprüfung
Für 22 Kleinmembran-Kondensatormikrofone zum Budgetpreis schlägt die Stunde der Wahrheit: Im akribischen Mess- und Hörtest müssen die günstigen Stäbchen beweisen, was sie drauf haben.
Von Harald Wittig
Ein, besser zwei Kondensatormikrofone gehören neben einem Aufnahmegerät oder Audio-Interface und einem ordentlichen Kopfhörer zur Minimal-Recording-Ausstattung. Obwohl das Mikrofon als erstes Glied in der Kette oder erste Wandlungsstufe ein ganz entscheidendes Wort am Gelingen der Aufnahme mitredet, scheuen viele Einsteiger davor zurück, sich sofort ein hochwertiges Mikrofon zu kaufen. Schließlich gibt es bereits gut ausgestattete Stereo-Sets für rund 100 Euro und später lässt sich die Mikrofonkollektion schließlich immer noch erweitern und qualitativ aufwerten. Wir haben in den letzten Monaten häufiger Anfragen von Lesern bekommen, ob wir nicht mal einen großen Vergleichstest von „Billig“-Mikrofonen machen wollen. Immerhin haben die teilweise supergünstigen Schallwandler einen nicht zu unterschätzenden Marktanteil und gemeinhin lässt sich sagen – das haben frühere Einzeltests in Professional audio bewiesen –, dass im Niedrigpreissegment durchaus brauchbare Mikrofone zu finden sind. Bei den Vorbereitungen dieses Testes mussten wir unweigerlich an Goethes Zauberlehrling denken: Denn die „Geister, die wir riefen“ – sie fielen buchstäblich dutzendweise in der Redaktion ein. Dabei hatten wir das Preislimit bewusst bei 200 Euro angesetzt, letztlich auch deswegen, um die Übersicht zu behalten und das Testfeld nicht aus allem Nähten platzen zu lassen. Am Ende stellten sich 35 Groß- und Kleinmembranmikrofone dem Test. Den ersten Teil, der sich den Kleinmembranen widmet, lesen Sie gerade, den zweiten Teil bringen wir in der nächsten Ausgabe. Gerade bei den billigen Mikrofonen ist besonders darauf zu achten, ob diese den Angaben in den beiliegenden Datenblättern gerecht werden oder ob es sich – beispielsweise bei Frequenzgangschrieben oder Polardiagrammen – nur um werbewirksame Kataloggrafiken handelt. Um Ihnen diesbezüglich absolute Sicherheit und hieb- und stichfeste Messergebnisse zu liefern, haben wir einen Teil der Messungen im Labor des renommierten Mikrofon-Herstellers Schoeps anfertigen lassen. Für den eigentlichen Klangtest vertrauen wir allerdings weiterhin auf unsere Ohren. Deswegen sind allein für den Vergleich der Kleinmembranmikrofone über 60 Aufnahmen entstanden. Einen Teil dieser Aufnahmen, es handelt sich um Sprachaufnahmen und solche mit einer besonders ausgewogen klingenden Flamenco-Gitarre finden Sie zum Nachhören in der Soundbank unserer Website. Wir wollen, dass Sie ohne Beschränkungen einen Teil des Spaßes, den wir bei diesem Megatest hatten, mit erleben können: Deswegen haben Sie ohne Beschränkung Zugang zu den Klangbeispielen. Es handelt sich übrigens jeweils um einzelne, live eingesprochene und eingespielte Takes. Wir haben es zugunsten einer besseren Vergleichbarkeit bewusst vermieden, mehrere Mikrofone zusammenzupacken und die Signale auf separate Spuren zu legen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit haben wir die endgültige Reifeprüfung in einzelne Segmente, geordnet nach Herstellern, unterteilt. Genug der Vorrede, lesen Sie selbst, wie sich die 22 lütten Mikrofone geschlagen haben. Seien Sie versichert: Es gibt die eine oder andere Überraschung.
Audio-Technica MB4K, AT8033, PRO 37
Für rasende Reporter und Musiker
Audio-Technica bietet bekanntlich ein breites Mikrofon-Sortiment, wobei ausgewiesene Recording-Mikrofone fürs Studio nur die Hälfte des Angebots ausmachen. Die drei Testkandidaten sind allesamt Elektret-Mikrofone, bei denen die für den Betrieb notwendige Polarisationsspannung nicht, wie bei den sogenannten Echtkondensatormikrofonen, extern zugeführt werden muss. Das ist per se kein Nachteil und es gibt durchaus sehr gute Elektret-Mikrofone, die mit Echtkondensatormikrofonen konkurrieren können. Im Falle des MB4K ist auch ein Batterie-Betrieb möglich – eine Batterie für das in Taiwan hergestellte Mikrofon wird übrigens mitgeliefert. In puncto Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, wobei die teureren Modelle AT8033 und PRO 37 einen wertigen Eindruck hinterlassen. Sowohl das MB4K als auch das AT8033 sollen und dürfen auch in der Hand gehalten werden, der lange Schaft verdeutlicht dies: Ausweislich unserer Test-Erfahrungen sind Griffgeräusche gut bedämpft. Das AT8033 ist noch sinnvollerweise mit einem Trittschall-/Hochpass-Filter ausgestattet, der Rumpeln oder andere Störgeräusche minimiert. Das kleine PR0 37 hingegen wird wohl jeder Anwender aufs Stativ montieren, Klammern liegen allen Dreien bei. Diese Mikrofone sind mit gemessenen 4,5 mV/Pa (MB4K), 5,8 mv/Pa (AT8033) und 7,1 mV/Pa eher leise. Daher muss der nachgeschaltete Mikrofon-Vorverstärker für einen praxisgerechten Arbeitspegel recht hoch ausgesteuert werden. Dabei erweisen sich die im Messlabor ermittelten Geräuschpegelabstände als etwas kritisch, da das Rauschen mitverstärkt wird: Zumindest das MB4K rauscht bei gemessenen 68,8 Dezibel hörbar, wenngleich tonlich tolerierbar, während AT8033 und PRO 37 sich diesbezüglich mit 72 beziehungsweise 70,3 Dezibel deutlich gutmütiger verhalten. Die abgebildeten Frequenzgänge geben schon einen gewissen Hinweis auf den Klang der Mikrofone, denn alle haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Präsenz im Grundklang. Das MB4K spricht insoweit die deutlichste Klangsprache, womit sich dieses Mikrofon weniger für Musikaufnahmen empfiehlt. Dagegen ist es für Reportagen/Interviews sher gut einsetzbar, denn auch in halliger, Nebengeräusch-gesättigter Umgebung ist die Sprachverständlichkeit immer gut bis sehr gut. Das wird auch Videofilmer freuen, wenn diese nicht den Mehrpreis für die hochwertigen Stereo-Mikrofone von Audio-Technica, beispielsweise das AT825 (Test in Ausgabe 11/2007) ausgeben möchten. Das AT8033 ist eine Klasse besser, klingt insgesamt ausgewogener und ist sicher studiotauglich: Vor allem für Sprache, als Overhead-Mikrofon oder für Streich- und Zupfinstrumente, wenn ein durchsetzungsfähiger, eher silbrig-strahlender Klang gefragt ist, macht es eine ziemlich gute Figur. Das gilt – allerdings mit Abstrichen – auch für das PRO 37. Als Overhead ist es in jedem Fall empfehlenswert: Matte, im Obertonspektrum schwächelnde Saiteninstrumente, beispielsweise einfache Konzertgitarren, bekommen ein wenig mehr Strahlkraft. Für einen gut eingestellten Konzertflügel, eine Meister-Konzertgitarre oder vergleichbar hochwertige Instrumente ist der Grundklang des PRO 37 aber eindeutig zu scharf.
Kurzbewertung
MB4K: Gut verarbeitetes, recht präsent klingendes Back-Elektret-Mikrofon. In erster Linie für Reportagen/Interviews zu empfehlen.
AT8033: Gutes Reporter- und Aufnahmemikrofon, klingt insgesamt recht ausgewogen mit einem Schuss Präsenz. Einsetzbar als Overhead, für Saiteninstrumente oder Sprache
PRO 37: Präsent, leicht metallisch klingend, geeignet als Overhead-Mikrofon oder für matt klingende Saiten-Instrumente.
Behringer B5, C-2 Stereo-Set
Einsteigerstäbchen
Das deutsche Unternehmen Behringer mit eigenen Produktionsstätten in China hat schon manchen Recording-Einsteiger beglückt, denn Behringer bietet in der Regel immer passable oder gute Qualität zu äußerst günstigen Preisen. Da überrascht es nicht, dass es bereits für schlappe 70 Euro mit dem C-2 Stereo-Set ein Pärchen Echtkondensator-Mikrofone gibt. Die beiden Nierenmikrofone sind mit Dämpfungsschalter und Hochpassfilter schon einmal praxisgerecht ausgestattet, im Kunststoffköfferchen befindet sich neben den Halterungen zusätzlich noch eine Stereoschiene. Für 106 Euro hat Behringer mit dem B5, unserem zweiten Behringer-Testkandidaten noch ein weiteres interessantes Angebot im Programm: Das auch optisch etwas ansprechendere und geringfügig wertiger erscheinende Mikrofon hat neben der Nieren- auch eine Kugel-Kapsel im Köfferchen. Bei einem Stereo-Set, auch wenn es noch so günstig ist, erwartet der Anwender eine gute Abstimmung der beiden Mikrofone. Im Falle des C-2-Paares trifft dies allerdings nur bedingt zu: Wie aus den nebenstehend abgedruckten Frequenzgängen ersichtlich, weisen zwar beide Mikrofone eine stete Anhebung knapp unterhalb vier Kilohertz auf, das Mikrofon mit der Seriennummer J0900598263 zeigt bei seinem Frequenzgang allerdings zusätzlich eine – durchaus hörbare – Senke zwischen fünf und acht Kilohertz. Die beiden C-2s sind mit 6,5 beziehungsweise 5,8 mV/Pa vergleichsweise niedrigempfindlich und leise, was sich angesichts der Geräuschpegelabstände von 69,5 und 69,0 Dezibel in der Praxis als problematisch erweist: Zumindest bei den Gitarrenaufnahmen hören wir deutliches Rauschen und steuern bewusst niedrig aus. Das B5 hingegen gibt sich in Bezug auf Eigenrauschen keine Blöße: Mit 74,0 Dezibel für die Niere und 75,4 Dezibel für die Kugel bei einer hohen Empfindlichkeit von 13,5 beziehungsweise 12,5 mV/Pa ist dieses Mikrofon praktisch rauschfrei. Auch der abgedruckte Frequenzgang für die Kugelkapsel kann sich sehen lassen: Auffällig ist zwar die stete Anhebung der tiefen Frequenzen unterhalb 200 Hertz und der Anstieg oberhalb fünf Kilohertz, dennoch ist der Kurvenverlauf durchaus passabel. Klanglich unterscheiden sich die Behringers deutlich: Die beiden C-2 klingen eher hell und präsent, was zumindest bei matt klingenden Saiten-Instrumenten Vorteile bringt, die beiden Sparschweinchen machen sich sicher gut als Overhead-Paar. Dabei kommt es auch nicht so genau darauf an, dass die Mikrofone leicht unterschiedlich klingen. Das B5 überrascht uns dagegen: Es klingt deutlich runder, tendenziell schon fast ausgewogen. Außerdem erweist sich auch die Nierenkapsel als vergleichsweise gut bei der Tiefenwiedergabe. Die Kugel klingt ebenfalls ausgewogener als der Frequenzgang eventuell vermuten ließe, wobei im Timbre die Tiefmitten und Bässe leicht dominieren. Mit dem B5 lassen folglich gut klingende Aufnahmen von Solisten, bevorzugt leise Saiteninstrumente wie Konzertgitarre oder Harfe erstellen. Auch für Holzbläser passt das Mikrofon.
Kurzbewertung
C-2 Stereo-Set: Passables, allerdings nicht optimal abgestimmtes Stereo-Pärchen zum Niedrigpreis. Nicht eben rauscharm und klanglich eher hell-präsent. Als Overhead-Paar aber empfehlenswert.
B5: Recht gutes Mikrofon mit rundem Klang und gutem Bassverhalten (Kugel und Niere). Für wenig Geld ein ordentliches Mikrofon für sensible Instrumente.
Beyerdynamic MCE-530, OPUS 53, OPUS 83
Spezialisten-Trio
Kopfhörer- und Mikrofonspezialist Beyerdynamic bietet vom edlen Großmembran-Kondensatormikrofon bis hin zum günstigen Tauschspulenmikrofon eine Menge von dem an, was die Anwender vom engagierten Videofilmer, über den rasenden Reporter bis hin zum Tonmeister begeistert. Die drei Testkandidaten sind allesamt Elektret-Mikrofone – diese Konstruktion ist bei den kostengünstigen Mikrofonen der großen Mikrofonhersteller (siehe auch Audio-Technica oder Sennheiser) üblich. Das MCE-530 gibt es auch einzeln, wir haben uns aber bewusst für das Stereo-Set entschieden, da wir auch herausfinden wollten, wie es um die Paargleichheit bestellt ist: Zu diesem Set liefert Beyerdynamic zwei Individual-Messschriebe, die – wie es sich gehört – die ungeschönte Wahrheit sprechen: Das Messlabor ermittelt zwei praktisch deckungsgleiche Kurven, bei denen der stete Anstieg ab zwei Kilohertz auffällt, für ein brillantes Klangbild sorgt. Zu den beiden Winzmikrofonen gesellen sich OPUS 53 und OPUS 83 aus der OPUS-Reihe. Auch das OPUS 53 weist eine kräftige Höhenanhebung auf, im Vergleich zum MCE-530 klingt es ähnlich brillant, löst allerdings besser auf. Das OPUS 83 wiederum in puncto Auflösung und Impulsverhalten auf dem guten Niveau seines OPUS-Geschwisters, klingt jedoch – auch hier liefert der Frequenzgang gewisse Hinweise – weniger brillant, bei sehr schlanken Bässen. Mit 5,4 mV/Pa (MCE-530), 5 mV/Pa (OPUS 53) und sehr geringen 2,8 mV/Pa (OPUS 83) sind auch diese Elektret-Mikrofone sehr leise. Im Falle des OPUS 83 ergibt sich daraus ein echtes Problem: Dieses Mikrofon rauscht hörbar – kein Wunder bei einem Geräuschpegelabstand von gerade mal 61,2 Dezibel. Eigentlich wäre es einsetzbar für leise Instrumente, denn es klingt recht angenehm, wegen des deutlichen Eigenrauschens ist davon aber eher abzuraten. Dafür ist es – wie auch das OPUS 53 – ein gutes Mikrofon für Perkussion, Schlagzeug oder auch Blechbläser. Das MCE-530 macht sich gut in halligen Räumen – beispielsweise Kirchen – und die Empfehlung Beyerdynamics, dieses Mikrofon in den heiligen Hallen als Sprechermikrofon einzusetzen, können wir bestätigen: Die Sprachverständlichkeit ist sehr gut.
Kurzbewertung
MCE-530: Gut abgestimmtes Stereoset, helles, brillantes Klangbild. Für Perkussion, als Overheadpaar oder für Sprach- und Ensemble-Aufnahmen in Kirchen gut geeigent.
OPUS 53: Gute Auflösung und Impulsverhalten bei brillant-hellem Klang, empfehlenswert für Perkussion oder als Overhead.
OPUS 83: Weniger brillant als OPUS 53, wegen des hohen Eigenrauschens in erster Linie für hochpegelige Instrumente wie Perkussion, Schlagzeug empfehlenswert.
Equation Audio DS-V9
angesfreudig
Mit seiner modifizierten Eistütenform verrät das Mikrofon des hierzulande noch wenig bekannten amerikanischen Herstellers Equation Audio seine Einsatzdomäne: Das DS-V9 ist ein Gesangsmikrofon. Die Verarbeitung ist erfreulich hochwertig: Der Schaft ist gummiert, so dass das Mikrofon auch schwitzenden Sängerhänden kaum entgleiten dürfte, die Kapsel hinter dem stabilen Schutzkorb ist elastisch gelagert, die Membran dieses Elektret-Mikrofons zusätzlich mit einem Mikro-Popschutz versehen. Mit immerhin 14,5 mV/Pa ist das DS-V9 richtig laut und übertrifft viele Echtkondensatormikrofone. Der mit 63,9 Dezibel eher mittelmäßige Geräuschpegelabstand wirkt sich damit noch nicht so gravierend aus. Tatsächlich stört das durchaus hörbare Eigenrauschen kaum. Der Frequenzgang verläuft knapp oberhalb zwei Kilohertz etwas unruhig und auch klanglich wirkt das Mikrofon in den Hochmitten- und Höhen etwas unausgewogen und bedeckt. Der Grundklang ist eher dunkel, tendenziell tiefmittig-warm, was angenehm ins Ohr geht und zumindest mittleren und hohen Stimmen gut steht. Mit mehr Feinheit in den Höhen gefiele es uns richtig gut und wäre eine deutlich besser klingende Alternative zu manch dynamischem Sanges-Platzhirsch.
Kurzbewertung
DS-V9: Ein ordentliches, eher dunkel klingendes Gesangsmikrofon, das zu mittleren und hohen Stimmen gut passt.
Golden Age FC 4
Eigenwillig
Auch wenn es Schweden sind, die mit ihren sehr günstigen Mikrofonen – im Angebot sind Bändchen, Röhren- und Transistor-Kondensatormikrofone – „goldene Zeiten“ beschwören möchten: Golden Age-Mikrofone werden in China gefertigt. Das FC 4 ist das mit Abstand günstigste Mikrofon und – typisch für Mikrofone aus dem Rech der Mitte – ein Echt-Kondensatormikrofon. Für rund 60 Euro bekommt der Käufer ein recht großes und vergleichsweise schweres Kondensatormikrofon in schmucker Holzschatulle, zur Stativbefestigung gibt es eine brauchbare elastische Halterung. In puncto Empfindlichkeit und Eigenrauschen ist alles im grünen Bereich: Das mit 17,5 mV/Pa recht laute Mikrofon ist mit seinem sehr guten Geräuschpegelabstand von 74,3 Dezibel praktisch rauschfrei. Höchst eigenwillig ist indes der Frequenzgang: Der deutliche, stete Abfall bereits ab 500 Hertz sorgt für ein Hochmitten-betonten Klang, wobei die Höhen wiederum abfallen. Schade, denn die Auflösung ist fast gut und annähernd auf Mittelklasse-Niveau. Für nicht allzu mittig klingende Saiten-Instrumente ist das FC 4 durchaus geeignet, mit einem ausgewogeneren Klang wäre sogar eine dicke Empfehlung drin.
Kurzbewertung
FC 4: Ordentliches Mikrofon mit eigenwilligem, leicht hochmittenbetontem Klang. Geeignet für nicht allzu mittig klingende Saiten-Instrumente oder auch Holzbläser.
Fostex MC10St Stereo-Set
Solides Doppel
Das schlanke Elektret-Stereopärchen von Fostex gibt sich bei sauberer Verarbeitung äußerlich unspektakulär und aufs wesentliche beschränkt: Im Köfferchen finden sich die beiden Mikrofone, zwei elastische Halterungen und eine brauchbare Stereo-Schiene. Im Gegensatz zu manchen – allerdings noch günstigeren – Echt-Kondensator-Paaren hat Fostex seine Einsteigermikrofone gut aufeinander abgestimmt: Die beiden ermittelten Frequenzgänge sind sich sehr ähnlich und weisen beide einen charakteristischen Anstieg oberhalb vier Kilohertz auf. Auch bei der Empfindlichkeit und dem Geräuschpegelabstand liegen beide nahe beieinander: 7,2 beziehungsweise 7,8 mV/Pa misst das Labor, die Werte für den Geräuschpegelabstand sind mit 65,8 und 67,2 Dezibel so durchschnittlich wie typisch für die meisten Elektret-Mikrofone im Testfeld. Auch wenn wir uns ein deutlich geringeres Eigenrauschen wünschen, tonal stört es nicht zu sehr. Die klangliche Grundtendenz der beiden Mikrofone ist trotz eines hörbaren Anteils Höhenpräsenz eher warm bei durchschnittlicher Auflösung und ordentlichem Impulsverhalten. Wären die Mikrofone empfindlicher und rauschärmer, ließen sie sich ohne Weiteres gut klingende Aufnahmen von sensiblen Saiten-Instrumenten – beispielsweise Konzertgitarre und Harfe – anfertigen. Fürs Klavier oder auch Bläser, wo der Schallpegel einiges höher ist, macht dieses Paar eine gute Figur.
Kurzbewertung
MC10St: Gut abgestimmtes, nicht ganz rauscharmes Elektret-Stereopaar mit durchschnittlicher Auflösung und Impulsverhalten. Bei insgesamt tendenziell warmem Klang mit einem Schuss Höhenpräsenz als Einsteiger-Stereopaar für Instrumente und Ensembles empfehlenswert.
M-Audio Pulsar II Stereopaar
Ausgewogen
Das M-Audio Pulsar gehört zu den Bestsellern und ist – wie auch die Audio-Interfaces des Herstellers – bei Homerecordlern sehr beliebt. Auch das, inzwischen überarbeitete Pulsar II gibt es einzeln oder als Stereo-Paar. Als solches ist es mit 378 Euro durchaus erschwinglich, als Single kostet es rund 190 Euro. Es handelt sich um ein Echt-Kondensatormikrofon, das Stereo-Paar wird im hübschen Holzetui mit Stereo-Schiene, zwei guten Klammern und Schutzbeuteln für die Mikrofone geliefert. Die Abstimmung des Paares ist gut: Mit, allerdings recht niedrigen, 7,9 beziehungsweise 8 mV/Pa sind die Mikrofone gleich empfindlich, die nur durchschnittlichen Geräuschpegelabstände betragen 66,8 und 66,5 Dezibel. Zu wünschen wäre die der älteren Ausführung des Pulsar, die bereits in Ausgabe 5/2006 getestet hatten: Damals ermittelte das Messlabor gut 12 mV/Pa. Allerdings hat M-Audio den Frequenzgang seines beliebten Stäbchens deutlich verbessert: Seinerzeit ermittelten wir einen sehr unruhigen Kurvenverlauf, diesmal verlaufen die Frequenzgänge trotz der Anhebung zwischen vier und acht Kilohertz deutlich gleichmäßiger. Das äußert sich in einem recht ausgewogenen Klangbild, das tendenziell in Richtung Neutralität geht. Bei noch besserer Auflösung – sie ist auf gutem Durchschnittsniveau – wäre dieses Paar ein Platz in der gehobenen Mittelklasse sicher. Gleichwohl sind diese Mikrofone grundsätzlich vielseitig einsetzbar und uns gefällt es auch bei Aufnahmen mit der Konzertgitarre – sofern nicht hoch ausgesteuert werden muss. Dann macht sich doch das Eigenrauschen der Mikrofone störend bemerkbar. Für pegelstärkere Instrumente wie Klavier, aber auch Holz-Bläser passen die beiden gematchten Stäbchen dagegen gut.
Kurzbewertung
Pulsar II: Gut abgestimmtes Stereopaar. Bei durchschnittlicher Auflösung und gutem Impulsverhalten klanglich recht ausgewogen, aber nicht ganz rauscharm. Mit Einschränkungen als Instrumenten-Mikrofon universell einsetzbar.
MXL V67n
Farbig
MXL-Mikrofone hatten wir schon häufiger im Test und bisher hinterließen die USA-Chinesen immer einen recht guten Eindruck: Vor allem das Großmembranmikrofon V67i (Test Ausgagabe 11/2007) überzeugte mit seinen beiden Klangfarben warm und brillant. Neuzugang in der grün-goldenen V67-Reihe ist das V67n, ein Echt-Kondensatormikrofon, das sich diesem Test stellt. Das Äußere ist sicher Geschmackssache, aber uns gefällt es, denn die Lackierung des Gehäuses ist sauber und an der Vergoldung der beiden Kapseln – Niere und Kugel – wertet das Mikrofon optisch auf. Das V67n gehört zu den gering empfindlichen Kondensatormikrofonen: Das Messlabor ermittelt 5,4 mV/Pa für die Niere, 4,6 mV/Pa für die Kugel. Da ist sogar manches Elektret-Mikrofon lauter, allerdings ist das V67n in puncto Geräuschpegelabständen besser aufgestellt als die meisten Elektret-Vettern: 72,2 Dezibel für die Niere sind ein guter Wert, wäre das Mikrofon empfindlicher, beispielsweise 10 mV/Pa und besser, wäre dieser Geräuschpegelabstand sogar sehr gut. Problematisch in der Praxis sind die gemessenen 69,4 Dezibel für die Kugel, denn bei höherer Aussteuerung rauscht das Mikrofon vernehmbar und störend. Da sollte MXL noch mal nachbessern. Beim Frequenzgang der Niere ist vor allem die starke Anhebung ab fünf Kilohertz, die im Gipfel bei acht Kilohertz knapp neun Dezibel beträgt, auffällig. Die Kugel ist diesbezüglich etwas zurückhaltender, wenngleich der Frequenzgang eine ähnliche Anhebung aufweist. Klanglich ist der Niere ihr Frequenzgang deutlich anzuhören: Trotz eines recht ausgewogenen Mittenbandes hat der Grundklang damit eine gewisse Schärfe, die bei Transienten oder auch Zischlauten ein wenig anstrengend ist. Am anderen Ende des Frequenzbandes fallen die leicht angehobenen Bässe auf. Damit kompensiert das Mikrofon allerdings seine Höhenvorliebe, weswegen es für sich alleine gehört auch mit einer Konzertgitarre einen passablen Klang-Eindruck hinterlässt. Dank des wiederum guten Impulsverhaltens und seines eigenen Klangs ist es das V67n als Overhead-Mikrofon eine gute Wahl. Die Kugel klingt erwartungsgemäß ausgewogener mit der Einschränkung beim Rauschen, wobei das V67n trotz guten Impulsverhaltens nur mittelmäßig auflöst. Das gilt für beide Kapseln.
Kurzbewertung
V67n: Ein ordentliches Instrumenten-Mikrofon mit eigenem Klang, empfehlenswert für Saiten-Instrumente, Holzbläser und als Overhead.
Oktava MK-012-02
Kultmikrofon
Die aus dem russischen Tula stammenden Oktava-Mikrofone genießen bei manchen Tonschaffenden Kultstatus. Sie gehören zu den günstigsten Mikrofonen mit professionellem Anspruch und werden nicht nur von Einsteigern sondern auch von gestandenen Profis geschätzt. Bemerkenswert: Einige Ingenieure haben ebenfalls ihre Liebe für die Oktavas entdeckt und bieten ihrerseits schon länger getunte Oktavas an, deren Speiseteile umfangreiche Überarbeitungen erfahren haben. So bietet United Minorities von dem rund 350 Euro kostenden Großmembran-Modell MK 102 eine gepimpte Version an, die mit zwei wählbaren Klangfarben und einer deutlich verbesserten Empfindlichkeit aufwartet (Tests in Heft 12/2006 und in Heft 4/2007). Allerdings besitzt diese Verbesserung mit knapp 800 Euro auch seinen Preis. Doch auch das hier zum Test anstehende MK-012-02 ist in einer nachträglich verbesserten Version erhältlich. Das Tonstudio Rauschenberg bietet unter der Bezeichnung „MK 012-01 Updated Electronics“ ein getuntes Oktava-Modell an, das sich laut eigener Aussage durch eine feinere Auflösung, präzisere Basswiedergabe und einen edlen Gesamtklang auszeichnen soll. Die Verbesserungen werden dabei im Auftrag des Tonstudios Rauschenberg vom Unternehmen Magis Audiobau durchgeführt, das auch für den Service verantwortlich zeichnet. Mit einem Verkaufspreis von knapp 300 Euro fällt diese Version allerdings aus unserem Testfeld heraus. Wer bereits ein MK-012-Modell besitzt, kann es sich übrigens für rund 130 Euro ebenfalls nachrüsten lassen und erhält damit eine willkommene Alternative zum Neukauf eines Mikrofons. Doch zurück zum Oktava MK-012-02 in seiner Originalform, wie es frisch ab Werk ausgeliefert wird: Seit etwa zwei Jahren gibt es einen rührigen Vertrieb in Deutschland, der die komplette Produktpalette anbietet und immer wieder mit günstigen Angeboten lockt. So bietet Natalia Kuzmenko, die den deutschen Oktava-Vertrieb alleine managt, unser Testmikrofon MK-012-02 für rund 190 Euro an. Dafür bekommt der Käufer ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon, das im etwas rustikalen wirkenden Holzetui gleich mit zwei Kapseln – Niere und Kugel – geliefert wird. Nicht fehlen darf auch das aktive Dämpfungsglied und die typische Halteklammer. Die Verarbeitung gibt unsererseits keinen Anlass zur Klage, das Mikrofon verströmt mit seiner sauberen, gleichwohl leicht hausbackenen Fertigung einen ganz eigenen Charme, den die vielen namenlosen China-Mikrofone kaum erreichen. Im Messlabor beweist das Oktava, das seine Schöpfer was vom Mikrofonbau verstehen: Mit einer Empfindlichkeit von 12,5 mV/Pa für die Niere und 10 mv/Pa für die Kugel bei einem Geräuschpegelabstand von sehr guten 73,8 beziehungsweise 73,6 Dezibeln ist störendes Eigenrauschen für das MK-012-02 kein Thema. Beide Frequenzgänge weisen eine – hier darf das gesagt sein – Oktava-typische Anhebung bei fünf und acht Kilohertz auf. Immerhin sind diese Mikrofone wegen ihres eigenen Klanges bekannt und geschätzt. Tatsächlich ist dem Oktava, unabhängig welche Kapsel auf den Verstärker ausgeschraubt ist, diese gewisse Kernigkeit im Klang zu eigen. Allerdings ist das zumindest beim Testmikrofon nur eine Färbung, die sich keineswegs in übertriebener Brillanz äußert. Da das Mikrofon gut auflöst und auch das Impulsverhalten erfreulich gut ist, zudem die Bässe auch mit der Niere schön ausgewogen sind, besitzt das Mikrofon für die Mikrofonierung von Instrumenten Allrounder-Qualitäten. Am Besten gefällt es uns für Saiten-Instrumente, Klavier oder Holzbläser, aber – nicht zuletzt wegen des aktiven Dämpfungsglieds – lässt sich auch Schlagwerk mit guten Ergebnissen aufnehmen.
Kurzbewertung
MK-012-02: Gutes Instrumentenmikrofon auch für sensible Saiten-Instrumente mit einer Auflösung und einem Impulsverhalten auf höherem Niveau.
Rode NT-5
Budget-Star
Das Rode NT-5 gehört zu den beliebtesten Kleinmembran-Kondensatormikrofonen im Niedrig-Preissegment und hat sich im Laufe der Jahre zu einem echten Budget-Star gemausert. Auch bei Professional audio gehört ein NT-5 Stereo-Paar zur geschätzten Zweitbesetzung – nach den Referenzmikrofonen von Schoeps und Microtech Gefell – für Tests und eigene Projekte. Das NT-5 ist sowohl einzeln, wie auch im Doppel-Pack, als gematchtes Stereo-Paar erhältlich. Für den Test haben wir uns das Stereo-Paar ausgesucht. Die Verarbeitung der Mikrofone ist ohne Fehl und Tadel und deutlich besser als bei vielen, allerdings noch günstigeren Mitbewerbern. Einzig der billige wirkende Kunststoff-Koffer passt nicht zu den Mikrofonen. Im Messlabor glänzt das Paar mit guten bis sehr guten Messwerten, die auch einigen erheblich teureren Mikrofonen gut zu Gesicht stünden: Beide Mikrofone sind mit 18 beziehungsweise 16,5 mV/Pa recht laut, wenngleich in der Empfindlichkeit nicht ganz exakt aufeinander abgestimmt. Dennoch erweist sich die Empfindlichkeits-Differenz als unproblematisch in der Praxis, denn ein Abgleichen der Pegel ist ohne viel Mühe erledigt. Die Geräuschegel betragen sehr gute 75,4 beziehungsweise 76,9 Dezibel – diese Mikrofone sind damit praktisch rauschfrei. Die Frequenzgänge verlaufen weitgehend linear und sind – wichtiger Beleg für die Paargleichheit – praktisch deckungsgleich. Im Falle des NT-5 können wir also belegen, dass es sich wirklich um ein sehr gut gemachtes Stereo-Paar handelt. Die Auflösung der Rodes ist erstaunlich gut und feinzeichnend. Erst im direkten Vergleich mit einen Spitzenmikrofon wie dem Schoeps CCM22 oder einem Sennheiser MKH-40, die beide allerdings rund das Zehnfache kosten, müssen sich die Spar-Stäbchen ehrenvoll geschlagen geben. Der Klang der Rode-Mikrofone wird gerne als kernig-brillant beschrieben. Das trifft in der Grundtendenz auch auf die Testkandidaten zu, allerdings gefallen die Mikrofone mit einem ausgewogenen Mittenband und guten Bässen. Enervierende Schärfe können wir nicht ausmachen. Dennoch sollte das Paar nicht unbedingt zur Mikrofonierung allzu brillanter Instrumente eingesetzt werden: Beispielsweise sollte ein Flügel eher weich intoniert sein. Andererseits klingt eine Stahlsaiten-Gitarre kleiner Bauform (Parlour-Typ) schön silbrig, was für manche Stilistiken gerade gewünscht ist. Selbstverständlich machen die beiden NT-5 auch als Overhead-Paar eine gute Figur. Dennoch empfehlen wir das Pärchen nachhaltig als günstiges Instrumenten-Mikrofon für Ein- und Aufsteiger, zumal dieser zweite Test beweist, dass die Qualität der Serienfertigung sehr hoch ist.
Kurzbewertung
NT-5 Stereo-Set: Sehr gut abgestimmtes Stereo-Paar. Gute Auflösung und Impulsverhalten, insgesamt ausgewogener, tendenziell hell-brillant. Gut geeignet für Saiteninstrumente, Klavier, Bläser.
Samson CL 2 und CO 2 Stereo-Sets
Für Ein- und Aufsteiger
Samson überarbeitet seine Angebots-Palette an Kondensatormikrofonen für den schmalen Geldbeutel ständig und hält mit den Stereo-Sets CL 2 und CO 2 zwei interessante Alternativen für Ein- und Aufsteiger bereit. Das C0 2-Set richtet sich mit einem empfohlenen Verkaufspreis von rund 140 Euro an Einsteiger mit beschränktem Budget, während das 356 Euro teuere, brandneue Stereo-Set CL 2 bereits um die Gunst des anspruchsvolleren Aufsteigers wirbt. Beide Mikrofone sind gut verarbeitet, im Falle des CO 2-Paares hat sich Samson hinsichtlich Ausstattung auf das Notwendigeste beschränkt. Beim CL 2-Paar ist das amerikanische Unternehmen, das in China fertigen lässt, hingegen in die Vollen gegangen: Im stabilen Aluminiumkoffer befinden sich die Mikrofone mit jeweils zwei Wechselkapseln (Nieren und Kugeln), Klammern und elastische Aufhängungen, zwei Metall-Popschutze und eine Stereoschiene. Das Zubehör ist von mehr als ordentlicher Qualität, an der Verarbeitung der Mikrofone – das gilt auch für die CO 2s – ist nichts auszusetzen. Bei der Abstimmung der Mikrofone unterschieden sich das günstige CO 2-Paar und das teurere CL 2-Set deutlich: Die CO 2s sind recht geringempfindlich und bei der Empfindlichkeit nur befriedigend aufeinander abgestimmt: Das Messlabor ermittelt 5,8 und 8,2 mV/Pa. Auch die gemessen Geräuschpegelabstände sind nur mittelmäßig: Mit 66,0 und 65,8 Dezibeln – unter Berücksichtung der geringen Empfindlichkeit, rauschen die Mikrofone hörbar. Anders die beiden CL 2. Zwar stellen wir auch eine Abweichung in der Empfindlichkeit fest, mit 19,5 und 16,5 mV/Pa für die Nieren handelt es sich aber um recht laute Mikrofone. Der sehr gute Geräuschpegelabstand von 74,6 beziehungsweise 73,1 Dezibel garantiert damit praktisch Rauschfreiheit. Das gilt auch für die ‚Kugeln (siehe Tabelle auf Seite 51). Die Frequenzgänge der CL 2-Kapseln bestätigen, dass dieses Paar gut abgestimmt ist. Auffällig ist die Senke bei sieben Kilohertz, ansonsten verlaufen die Kurven recht gleichmäßig. Das trifft nicht auf die beiden C0 2 zu: Wie aus den Messschrieben erkennbar, gibt es sowohl im Bass- Mittenbereich, als auch im Hochmitten-Höhenbereich Abweichungen. Die CO 2 lösen durchschnittlich auf, was kennzeichnend für günstige Mikrofone ist. Das Impulsverhalten ist jedoch recht gut. Beide Mikrofone klingen etwas mittig mit leichter Höhenpräsenz, je nach Mikrofon verschiebt sich das Klangbild in die eine oder andere Richtung. Auch sind diese Mikrofone zurückhaltend in den Bässen. Das hat gewisse Vorteile bei der Nahmikrofonierung von bassstarken Instrumenten wie einigen hochwertigen Konzertgitarren. Wegen der nur mittelmäßigen Auflösung und des eigenen Timbres erfassen die CO 2 allerdings nur einen geringen Teil des Farbenspektrums solcher Instrumente. Gleichwohl sind sie geeignet für passable Demoaufnahmen. Das CL 2-Paar ist in jeder Hinsicht eine Klasse besser. Auflösung und Impulsverhalten sind gut, der Klang ist insgesamt tendenziell ausgewogen, lediglich in den Höhen erscheinen beide Mikrofone etwas matt. Damit empfiehlt sich dieses Set auch für anspruchsvollere Aufnahmen von Saiten-Instrumenten oder Klavier, dank des guten Zubehörs sind auch Ensemble-Aufnahmen, beispielsweise im ORTF-Verfahren einfach bewerkstelligt.
Kurzbewertung
CO 2-Stereo Set: Durchschnittlich abgestimmtes, nicht rauscharmes Stereo-Paar. Klang etwas mittig mit leichter Höhenpräsenz bei befriedigender Auflösung und gutem Impulsverhalten. Ordentliches Instrumenten-Mikrofon-Set für Einsteiger.
CL 2-Stereo Set: Gut abgestimmtes, üppig ausgestattetes Stereo-Paar. Klanglich ausgewogen bei etwas matten Höhen, gute Auflösung und Impulsverhalten. Empfehlenswertes Aufsteiger-Set für Instrument und Ensembleaufnahmen.
Sennheiser e614
Impulsfest
Das e614, ein Elektret-Kondensatormikrofon, empfiehlt Sennheiser ausdrücklich für Perkussions-Instrumente. Das kleine Mikrofon im unscheinbaren Mausgrau-Finish ist gleichzeitig das günstigste Kondensatormikrofon des Traditionsherstellers. Mit seiner Empfindlichkeit von gerade mal 3,5 mV/Pa könnte es auch ein Tauschspulenmikrofon sein, was auch für den mittelmäßigen Geräuschpegelabstand von 69,1 Dezibel gilt. Im empfohlen Einsatzfeld spielt das hörbare, tonal aber nicht sonderlich störende Eigenrauschen selbstverständlich keine Rolle, dennoch besitzt das e614 auch Qualitäten zur Mikrofonierung von leisen Instrumenten wie Konzertgitarren oder Harfen. Der Frequenzgang liefert schon einige Hinweise: Das Mikrofon klingt leicht warm, mit etwas zurückhaltenden Höhen und guten Bässen. Auflösung und Impulsverhalten sind gut, so dass das e614 tatsächlich ein wirklich gutes Perkussions-Mikrofon ist, aber alternativ auch für Saiten-Instrumente und Bläser (Holz- und Blech) geeignet ist.
Kurzbewertung
e614: Elektret-Mikrofon mit leicht warmem Klang, guter Auflösung und Impulsverhalten. Spezialist für Perkussion, aber auch für Bläser und Saiten-Instrumente geeignet.
Sontronics STC-1
Durchwachsen
Das Sontronics STC-1 wird in China gefertigt, unterscheidet sich aber wie alle Sontonics-Mikrofone von vielen Kusinen und Vettern durch seine vintage-orientierte Optik. Das Mikrofon mit fleckigem Nickel-Finish seinem ist im hübschen Holzetui gebettet, mit zweistufigem Dämpfungsschalter und Hochpassfilter auch praxisgerecht ausgestattet. Die Kapsel ist auswechselbar, für rund 50 Euro Aufpreis bietet Sontronics eine passende Kugel an. Wir haben das STC-1 mit der Standard-Niere und der optionalen Kugel unter die Lupe genommen. Bei mittelmäßigen Geräuschpegelabständen von 68,8 Dezibel (Niere) und 67,8 Dezibel (Kugel) ist das Mikrofon mit 16,5 beziehungsweise 15,5 Dezibeln recht laut, allerdings nicht völlig rauschfrei, wobei das Eigenrauschen noch tolerierbar ist. Beim Frequenzgang der Niere fällt die starke Senke zwischen fünf und sechs Kilohertz auf. Der Grund ist ein Fertigungsfehler: Auf der Membran befindet sich ein Fremdkörper der für diesen Einbruch sorgt. Daher fällt die Niere bei der Bewertung aus. Die Kugel weist dergleichen nicht auf, dafür ist ihr eine starke Anhebung ab zwei Kilohertz zueigen. Die Kugel klingt etwas präsent, bei fast gut aufgelöstem Mittenband. Das STC-1 ist damit ein passables Instrumenten-Mikrofon für Saiten-Instrumente und Holzbläser, wegen der Hochmitten-Höhenanhebung eignet sich die Kugel für weitere Abstände zur Schallquelle.
Kurzbewertung
STC-1: Wegen des Fertigungsfehlers bleibt die Nierenkapsel unbewertet. Mit der Kugel ein passables Instrumenten-Mikrofon für Einsteiger für Saiten und Holzbläser.
Sirus KXM-20 Stereo-Set
Entwicklungsfähig
Das Sirus KXM-20 Stereo-Set beeindruckt für gerade mal rund 160 Euro mit üppiger Ausstattung: Die beiden Mikrofone sind mit Dämpfungsschalter und Hochpassfilter ausgestattet, neben der Standard-Nierenkapseln befindet sich auch noch zwei Kugeln im Kunststoff-Koffer. Anstelle einer einfachen Klammer liefert der deutsche Vertrieb B & K das Set mit zwei brauchbaren elastischen Halterungen – nicht schlecht. Auch die Verarbeitung der Mikrofone kann sich sehen lassen: Beispielsweise sind die Kapselgehäuse aus einem Stück Aluminium gefräst. Das saubere Seidenmatt-Finish wirkt ganz und gar nicht billig, die gut geschnittenen Gewinde an den Verstärkereinheiten gestatten einen raschen Kapselwechsel. Bei Wechseln der Kapseln der Testmikrofone kommt dann aber die Ernüchterung: Bei einem Mikrofon ist der Kontaktstift des Verstärkers verbogen – dieses Verstärker-Modul fällt damit für den Test aus. Das ist umso ärgerlicher, da diese günstigen Mikrofone messtechnisch einiges zu bieten haben: Das Labor ermittelt im Falle des intakten Geschwisters für die Niere eine hohe Empfindlichkeit von immerhin 21,5 mV/Pa bei einem Geräuschpegelabstand von sehr guten 75,1 Dezibel. Damit ist dieses Mikrofon praktisch rauschfrei. Die Abstimmung des Paares ist durchaus befriedigend gelungen, was auch die Frequenzgänge belegen, die im Kurvenverlauf zumindest ähnlich sind. Von einer echten Übereinstimmung kann trotzdem keine Rede sein – ein Schicksal, das sich die meisten Billig-Kondensator-Pärchen. Davon abgesehen sind die Nieren-Frequenzgänge von einem recht unruhigen Kurvenverlauf geprägt. Auffällig ist der stete Abfall ab 500 Hertz, darüber ist eine leichte Erhebung erkennbar, zwischen fünf und sechs Kilohertz gibt es wiederum eine Senke, auf die ein Anstieg folgt. Bei den Kugel-Frequenzgängen gibt es ebenfalls einige Auffälligkeiten: Gemeinsam ist beiden Frequenzgängen die Anhebung ab zwei Kilohertz. Darunter verläuft nur eine Kurve einigermaßen gleichmäßig, während die zweite eine Anhebung zwischen 100 und 500 Hertz aufweist, die bei 200 Hertz ihren Zenit erreicht. Die Sirus-Mikrofone – genauer gesagt das Funktionierende – haben durchaus Entwicklungspotenzial, denn die Auflösung ist fast gut, was auch für das Impulsverhalten gilt. Der Klang der Nieren-Kapseln ist etwas tiefmittig mit leicht matten Höhen – hier sind dem Auflösungsvermögen einfach Grenzen gesetzt. Dafür sind die Bässe durchaus gut, in der Tendenz eher schlank. Die Kugeln klingen auch unterschiedlich: Eine etwas voller und mittenbetont, die andere ausgewogener im Mittenband, dafür auch präsenter. Streng genommen erhält der Käufer also vier verschiedene Mikrofone, was selbstverständlich nicht Sinn eines Stereo-Paares sein sollte. Bei aller Nörgelei muss dem Sirus attestiert werden, dass es passable klingende Aufnahmen ermöglicht: Mit ausgewogen klingenden Gitarren beispielsweise klingt es sogar ganz angenehm und obertonreiche Bläser mit schlankem Ton kommen ein wenig fülliger.
Kurzbewertung
KXM-20 Stereo-Set: Verbesserungswürdiges Stereo-Set mit guten Anlagen und teilweise guten Messwerten. Im optimalen Zustand durchaus geeignet für Saiten-Instrumente oder Bläser.
T-Bone SC 150 und SC 140 Stereo-Set
Preisbrecher
Wer jeden Euro zweimal umdrehen muss, aber dennoch auf ein Echt-Kondensatormikrofon nicht verzichten möchte, wird beim Musikhaus Thomann fündig: Die eigene Hausmarke nennt sich T-Bone und umfasst ein üppiges Sortiment der unterschiedlichsten Mikrofone. Vom Bändchen-Mikrofon, über Tauschspulenmikrofone, die berühmten Markenmikrofonen nachempfunden sind, bis hin zu Röhren-Großmembranmikrofonen ist alles dabei. Selbstverständlich gehören auch Kleinmembranen zum Angebot. Zwei haben wir uns herausgepickt: Das SC-150, das mit gleich drei Wechselkapseln geliefert wird sowie das Stereo-Set SC-140. Mit einem Preis von rund 80 (SC 150) beziehungsweise knapp 100 Euro (SC 140 Stereo-Paar) sind die T-Bones die gnadenlosen Preisbrecher – billiger geht ´s wohl nimmer. Bei solchen Preisen sind allerdings auch in puncto Verarbeitung Abstriche zu machen: Vor allem das supergünstige SC 150 wirkt doch schon sehr grob gefertigt. Beispielsweise ist das Wechseln der Kapseln – zum Lieferumfang gehören Niere, Superniere und Kugel – keine ganz leichte Übung, da die Schraubgewinde unpräzise gefräst sind, außerdem ist das Material zu weich. Wenn der Anwender nicht besonders gut aufpasst, sind die Gewinde dahin. Das SC 140-Paar ist einiges besser verarbeitet, beide Stäbchen sind mit zweistufigen Dämpfungsschaltern und Hochpassfiltern ausgestattet, die Kapseln sind fest mit den Verstärkern verbunden. Sowohl das SC 150 als auch die beiden SC 140 sind höher empfindlich mit durchschnittlich 12,5 beziehungsweise 11 und 13 mV/Pa. Sehr gut sind die Geräuschpegelabstände des Stereo-Paares: Mit 76,8 und 74,9 Dezibel ist Rauschfreiheit garantiert. Das SC 150 fällt mit durchschnittlichen 68 Dezibel etwas ab, dennoch machen wir kein störendes Rauschen aus. Die Frequenzgänge der SC 140 belegen: Dieses Paar ist richtig gut abgestimmt, die Kurven zudem erstaunlich gleichmäßig. Auffällig ist die vergleichsweise gemäßigte Anhebung ab fünf Kilohertz. Eher durchwachsen sind hingegen die Frequenzgänge der SC 150-Kapseln: So ist bei der Niere ein Anhebung zwischen 300 und 600 Hertz und eine gegenüber den beiden SC 140 stärker ausgeprägte Anhebung ab fünf Kilohertz erkennbar. Die Superniere weist einen ähnlichen Frequenzgang auf, während bei der Kugel sowohl ein Anstieg zu den Bässen unterhalb 400 Hertz als auch eine stete Anhebung ab zwei Kilohertz, die im Gipfel bei acht Kilohertz zehn Dezibel beträgt, auffällt. Auch klanglich ist das SC 150 durchwachsen bei durchschnittlicher bis guter Auflösung fällt bei Niere und Superniere eine etwas dominanter Tiefenbereich und die leicht vordergründigen Tiefmitten auf, hinzu gesellt sich ein hörbarer, aber noch dezenter Schuss Präsenz. Eher scharf klingt die Kugel, zumindest im Nahbereich. Bei weiten Entfernungen zum Klangkörper kann diese Eigenschaft allerdings wieder vorteilhaft sein. Das SC 150 ist damit durchaus vielseitig einsetzbar, zumal es wegen der genannten Eigentümlichkeiten ganz angenehm klingt. Für Gitarre oder Flöte gefällt es uns beispielsweise gut. Billig klingt dieses Mikrofon nicht. Das SC 140-Paar toppt diesen positiven Eindruck allerdings locker. Beide Mikrofone klingen erstaunlich ausgewogen mit nur geringem Präsenzanteil. Bei noch besserer Auflösung wäre dieses Ultra-Budget-Paar eine echte Gefahr für höherpreisige, etablierte Mikrofone. Ein wirklich ordentliches Instrumenten-Mikrofon, das vielseitig einsetzbar ist.
Kurzbewertung
SC 150: Mäßig verarbeitetes, klanglich passables Kondensatormikrofon das barachbare Aufnahmen von Saiten-Instrumenten oder auch Bläsern ermöglicht.
SC 140: Gut abgestimmtes Stereo-Paar mit erstaunlich ausgewogenem, teurer erscheinendem Klang zum Hammer-Preis. Vielseitig einsetzbar für Instrumenten- und Ensembleaufnahmen.
Fazit
Wenn Sie alle Einzeltests gelesen haben, wissen Sie, dass es einen eindeutigen Testsieger nicht geben kann. Immerhin sind einige der Mikrofone echte Spezialisten, die gar nicht den Anspruch erheben, universell einsetzbar zu sein. Dennoch gibt es Mikrofone, die gute Qualität für wenig Geld bieten – die einzelnen Charakterstudien und die nachfolgende Tabelle helfen bei der Auswahl. Das Abenteuer geht übrigens weiter: Im zweiten Teil, den Sie in der kommenden Ausgabe lesen werden, widmen wir uns den Großmembran-Mikrofonen. Seien Sie versichert, dass wir wieder mit einigen Überraschungen aufwarten können.
Erschienen in Ausgabe 09/2009
Preisklasse: Mittelklasse
Preis: 213 €
Bewertung: befriedigend – gut
Preis/Leistung: gut – sehr gut
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