Schnipp-Schnapp – Film ab!

Viele Filmemacher sagen, ein Film entstehe erst richtig am (digitalen) Schneidetisch. Das ist zwar etwas übertrieben, denn ohne ordentliche Vorplanung und gutes Film- und Tonmaterial steht auch der Cutter vor dem Nichts. Dennoch beeinflusst der Schnitt einen Film ganz entscheidend. In diesem Workshop zeigen wir die essenziellsten Basics für einen guten Schnitt am Beispiel der Videoschnitt-Software Adobe Premiere Pro.

Von Sylvie Frei

Ganz gleich, ob Präsentation, Produktvideo, Interview, Musikvideo, Reportage oder abendfüllender Spielfilm – die Grundlagen für den digitalen Schnitt sind für alle Genres die gleichen und unterscheiden sich in unterschiedlichen Softwarelösungen nicht mehr so deutlich. So sind sich Beispielsweise die beiden Profiprogramme Adobe Premiere Pro und Avid Media Composer mittlerweile sehr ähnlich. Sie können also die Informationen aus diesem Workshop in vielen Fällen auf andere Software direkt übertragen – Sie benötigen nicht zwingen eine Adobe CC-Lizenz. Reden wir also gar nicht lange um den heißen Brei herum, sondern begeben uns direkt in medias res:

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Wie anfangen?

Die Überlegungen zu einem Film beginnen selbstverständlich nicht mit dem Schnitt, sondern mit einer Idee, die in Film umgesetzt werden soll. Um sich den Konzeptions-Prozess möglichst leicht zu machen, empfiehlt es sich, mit einem ausführlichen Storyboard zu arbeiten, ganz gleich wie kurz oder simpel oder komplex und lang der Film werden soll.

Aufbau eines Storyboards
Ein Storyboard können Sie entweder von Hand auf Papier zeichnen oder mit einem Schreib- oder Grafikprogramm am Computer erstellen. Sie benötigen dafür lediglich eine Tabelle mit 5 Spalten. Die erste Spalte sollte Platz genug für eine handgezeichnete Skizze respektive ein Photo-Still (falls sie vorab schon einmal Szenen fotografisch ausprobieren möchten) der gewünschten Kamera-Einstellung haben. In die zweite Spalte können Sie Kamera-Anweisungen (z.B. „Zoom von der Totale auf das Gesicht des Sprechers“) eintragen, in die dritte Anweisungen für Grafik und Schnitt (z.B. „Zeitlupe“ oder „Einblenden einer Bauchbinde mit dem Namen des Sprechers“). In der vierten und fünften Spalte bleiben Platz für eine Vorauswahl der Musik/Geräusche, die benötigt werden, sowie den Dialog oder Sprechertext. Wenn Sie beim Storyboard bereits sehr detailliert und akribisch, Szene für Szene erarbeiten, tun Sie sich beim anschließenden Filmen und später beim Schnitt einen großen Gefallen. Im Zusammenhang mit allen Szenen fallen Ihnen außerdem eventuelle film- oder schnitttechnische Schwierigkeiten vorher auf, sodass Sie sich bereits vorab darauf einstellen und vorbereiten können. (Mittlerweile gibt es auch spezielle Story-Board-Software, die wir aber hier aus Platzgründen außen vor lassen.)

Schnittvorbereitungen beim Filmen
Auch beim Filmen und Ablegen der Dateien können Sie den späteren Schnittprozess deutlich vereinfachen.

1. Stellen Sie schon vor dem Filmen sicher, dass alle Kameras im gleichen Bildformat (z.B. Full HD, 16 : 9, 1920 × 1080 Pixel) und mit der (falls nicht anders benötigt) gleichen Framerate aufzeichnen (z.B. 30 fps), die sie auch anschließend für das Endprodukt benötigen.

2. Sorgen Sie für eine möglichst hohe Aufnahmequalität: Alle relevanten Bildelemente müssen scharf abgebildet sein. Sorgen Sie für einen vernünftigen Weißabgleich. Das Bild sollte – außer bei Spezialeffekten – nicht ruckeln, nutzen Sie ein Stativ, das Schwenks erlaubt. Stellen Sie sicher, dass die eventuell vorhandene automatische Schärfenachführung beim Zoomen keinen Unsinn anstellt – arbeiten Sie im Zweifelsfall lieber manuell. Nutzen Sie die Kamera nur im tatsächlich verfügbaren Zoombereich (wenn vorhanden) und nicht in den Qualitätsverlust-behafteten digitalen Zoombereich hinein. Technische Fehler lassen sich im Videoschnitt (genau wie auch in der Audiobearbeitung) oft nur wenig elegant, wenn überhaupt, beheben.

3. Sorgen Sie beim Filmen jeder Szene dafür, dass es vor und nach der eigentlichen Handlung 3 bis 5 Sekunden zusätzliches Filmmaterial gibt, in dem die erste beziehungsweise die letzte Kameraeinstellung gehalten wird, ohne dass etwas vor der Kamera passiert als ob die Szene vor der Kamera kurz gefrieren würde. So können Sie sicherstellen, dass später zu jedem Zeitpunkt weiche Überblendungen möglich sind, ohne dass sich dabei die Handlung von Szene A mit der von Szene B überschneidet.

4. Soll der Ton separat mit dem Laptop oder mit einem Stand-alone-Recorder aufgezeichnet werden, gibt es (je nach Ausstattung) mindestens vier Möglichkeiten, die nachträgliche Synchronisation im Schnittprogramm zu erleichtern.
a. Nehmen Sie gleichzeitig zu den Tonspuren auf dem externen Tonaufnahmegerät auch immer eine Tonspur mit dem internen Mikrofon der Kamera auf, sollte eines vorhanden sein. Stellen Sie vor jeder Szene, in der beispielsweise Sprache oder Geräusche synchron zum Bild aufgezeichnet werden sollen, sicher, dass eine Person – sobald Kamera(s) und Ton laufen – vor die Kamera(s) tritt und in die Hände klatscht. Diese audio-visuelle Klappe ist im Schnittprogramm anschließend ihr Orientierungspunkt. In der Wave-Form der internen und externen Tonspuren ist das Klatschen als Peak sichtbar. Haben sie beide Tonspuren, lassen diese sich einfach übereinanderlegen und am Peak ausrichten. Das visuelle Bildmaterial läuft automatisch synchron zur internen Tonspur.
b. Besitzt ihre Kamera kein internes Mikrofon, arbeiten Sie dennoch mit der audio-visuellen Klappe. Sie können dann anschließend die externe Tonspur (und/oder das Videomaterial einer Zweitkamera) mit dem Moment in Einklang bringen, an dem sich die Hände der klatschenden Person berühren.
c. Falls Sie eine Kamera und ein externes Aufnahmegerät mit Timecode besitzen, können Sie die beiden Geräte verbinden und miteinander synchronisieren. Benutzen Sie das Gerät mit dem exakteren Timecode-Generator als Master, das andere als Slave. In der Software können Sie die Video- und die externe Tonspur dann einfach am gemeinsamen Timecode ausrichten.
d. Mittlerweile können Schnittprogramme wie Adobe Premiere Pro allerdings auch automatisch Tonspuren miteinander synchronisieren. Dazu genügt es, die Video-Spur der Kamera und Audiospur des Recorders in die Sequenz zu ziehen, beide Audio-Spuren (nicht die Videospur!) auszuwählen und mit einem Rechtsklick „Synchronisieren“ anzuwählen, im Dialog „Audio“ auszuwählen und auf „Ok“ zu klicken. Gewöhnlich gelingt es der Software dann, die Spuren perfekt synchron an der Wellenform aneinander auszurichten.
5. Finden Sie eine stringente Nomenklatur für ihre Audio- und Videodateien, die Szene und Einstellung in Bezug auf das Storyboard unmissverständlich benennen und einfach zuordnen lassen. Das erleichtert das spätere Sichten.

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Projekt in Adobe Premiere Pro anlegen

Wenn Sie alle Szenen, die sie im Storyboard vorskizziert haben, filmisch umgesetzt haben und auch das Audio-Material komplett ist, können Sie sich „endlich“ in die Schnittsoftware begeben.

Die Hauptfunktionen in Premiere Pro
Wenn Sie Adobe Premiere Pro öffnen und ein neues Projekt anlegen, werden Sie zunächst gebeten, die Grundeinstellungen für das Projekt festzulegen. Legen Sie den Projektnamen, Speicherort (dort sollte ausreichend Speicher für Videomaterial vorhanden sein), das Video-Anzeigeformat (Timecode, falls Sie Timecode benutzt haben, falls nicht: Frames), das Audio-Anzeigeformat (Timecode, fall Sie Timecode beim Filmen benutzt haben, falls nicht Millisekunden oder Audio Samples) und das Aufnahmeformat an (HDV, wenn in 16 : 9 oder DV wenn in 4 : 3 gefilmt wurde) und klicken Sie auf „ok“.
Das noch jungfräuliche Projekt begrüßt Sie dann mit insgesamt vier noch leeren Fensterflächen, die Quelle, Projekt, Programm und Schnittfenster genannt werden.

Das Projekt-Fenster
Das Projektfenster kann unterschiedliche Funktionen bedienen. Die wichtigste für uns ist zunächst die folgende: Unter dem Reiter, der mit dem Projektnamen betitelt ist, lassen sich per Drag & Drop oder „Rechtsklick > Importieren…“ sämtliche Roh-Materialien: Filmdateien, Audiodateien, Fotos, Grafiken etc. importieren, ordnen und organisieren. Tun Sie dies mit allen Materialien, die Sie für ihr Projekt ausgewählt haben.

Das Quellen-Fenster
Auch das Quellen-Fenster umfasst mehrere Funktionen. Dort finden sich unter anderem die Metadaten, die Effekteinstellungen und der Audioclip-Mischer – auf die wir teils später noch zu sprechen kommen. Doch die wichtigste Funktion ist für uns zunächst die Trimmfunktion.
Unter Trimmen versteht man, dass aus einer vollständigen Videodatei ein Abschnitt selektiert wird, der genau den Verlauf enthält, der nachher als Sequenz im Film zu sehen ist. Dazu ziehen Sie zunächst per Drag & Drop die Datei der ersten Szene aus dem Projektfenster in das Quellenfenster. Mit Hilfe der Transporttasten lässt sich nun die vollständige Datei samt Ton abspielen und sichten. Mit Hilfe der Trimm-Marker (zwei Schaltflächen mit geschweiften Klammer-Symbolen) wird der exakte Abschnitt auswählt, der anschließend in den Film gelangen soll. Um Frame-genau beurteilen zu können, wo wir in die Szene einsteigen und wo wir wieder aussteigen, lässt sich die Maus langsam über die Timeline des Quellenfensters ziehen. Gehen Sie ruhig bedacht und präzise vor – das erspart Ihnen spätere Korrekturarbeiten, wenn der Clip (so heißt der nun selektierte Abschnitt – auch wenn es sich um eine Audio- oder Bilddatei handelt) bereits in die spätere Filmsequenz eingefügt wurde. Gut zu wissen: Ein Clip wird immer mit sogenannten Handles ausgeschnitten, das sind zusätzliche Sekunden vor und nach dem Clip (individuell anpassbar), die bei Bedarf noch in der späteren Sequenz genutzt werden können, indem der Clip größer gezogen wird (siehe Schnittfenster). So lassen sich beispielsweise fehlende Frames bei Überblenden ausgleichen.

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Schnittfenster und Programmfenster
Ziehen wir nun den getrimmten Clip aus dem Quellenfenster per Drag & Drop in das Schnittfenster, wird dort automatisch eine Sequenz erzeugt (eine solche lässt sich aber auch als Leersequenz per Rechtsklick erzeugen, in welche die Clips gezogen werden können). Die Sequenz-Ansicht im Schnittfenster gleicht der Arrangement-Ansicht eines Sequenzers und besteht per Default aus vier übereinanderliegenden Video-Spuren und vier übereinanderliegenden Audio-Spuren (Mono oder Stereo) – falls mehr Spuren benötigt werden, lassen sich diese manuell hinzufügen.
Unser Clip landet automatisch in der Mitte auf der Videospur 1 und der Audiospur 1. Darüber ist ein gelber Balken zu sehen. Dieser zeigt an, dass der neu eingefügt Sequenz-Abschnitt/Clip noch nicht für die Sequenz-Vorschau (siehe Programm-Fenster) vorgerendert wurde.
Am linken Rand neben den Video- und Audio-Spuren findet sich eine ganze Reihe von Werkzeugen, die zur Feinjustierung und zum Zuschnitt der Sequenz und der darin befindlichen Clips dienen. Die Werkzeuge erlauben es, auf unterschiedliche Art mit den Clips umzugehen. So ist das Länger- und Kürzerziehen von Clips mit unterschiedlichem Einfluss auf die angrenzenden Clips möglich. Im normalen Modus entstehen beispielsweise beim Kürzen von Clips Lücken. Die darauf folgenden Clips müssen dann manuell nachgeschoben werden, um Lücken zu schließen. Beim Modus „Zuschneiden und Lücke schließen“ rücken die Clips nach dem Kürzen einfach automatisch nach. Durch die Funktion „Rollen“ wird hingegen nicht nur die Lücke geschlossen, sondern beim Größerziehen eines Clips der nächstgelegene Clip um die gleiche Zahl von Frames gekürzt, um die der andere verlängert wurde. Auch beim Einfügen neuer Clips, die zwischen vorhandenen Clips eingefügt werden sollen, gibt es unterschiedliche Modi. So lassen sich diese nahtlos zwischen die Clips schieben oder können, nach Wunsch vorhandene Clips überschreiben. Alle Optionen hier im Detail zu erklären, würde zu weit führen – ein Studium des Handbuchs ist aber auch nicht zwangsweise notwendig.
Unsere Empfehlung: Ausprobieren. Machen Sie sich mit den Werkzeugen und Modi experimentell vertraut. Ziehen Sie zwei Clips (Trimmen im Quellmonitor wie zuvor beschrieben) in die Sequenz. Klicken Sie mit unterschiedlichen Einstellungen der Werkzeuge auf die Clip-Anfänge und -Enden und probieren Sie alle Kombinationen durch. Sie können hier mit ganz unterschiedlichem Einsatz der Tools zum gewünschten Ergebnis kommen – finden Sie intuitiv, den für Sie komfortabelsten Workflow.

Im Programmfenster lässt sich nun das auf der Sequenz arrangierte und zugeschnittene Material ansehen. Das Programmfenster ist also die Vorschau für unseren fertigen Film. Die Transporttasten sind hier die gleichen wie im Quellenfenster.
Solange die Sequenz noch nicht vorgerendert wurde, wird sie allerdings nicht flüssig, sondern nur sehr ruckelig und wenig aussagekräftig abgespielt. Wie groß der Verlust beim Abspielen ist, wird in der Farbe des Balkens, der über dem jeweiligen Abschnitt in der Sequenz erscheint, angezeigt. Während ein gelber Balken nur einen geringen Abspielnachteil verursacht, können Effekte wie Überblenden oder das Hinzufügen von Audiospuren deutlichere Beeinträchtigungen hervorrufen. Diese werden mit orangen oder roten Balken markiert. Fertig gerenderte Abschnitte werden grün dargestellt und verursachen in der Regel keine Verzögerungen.

Rendern von Sequenz-Abschnitten
Rendern funktioniert folgendermaßen: Markieren Sie alle Sequenzabschnitte, die gelb, orange oder rot markiert sind. Markieren gelingt mit Hilfe der geschweiften Klammer-Schaltflächen im Programmfenster. Die Renderfunktion finden Sie auf der Taskleiste unter „Sequenz“ > „In/Out-Bereich rendern“ beziehungsweise „Effekte im In/Out-Bereich rendern“ oder „Audiodaten rendern“. Das Rendern selbst dauert meist nur wenige Sekunden (es sei denn es werden sehr viele Clips und Effekte gleichzeitig gerendert). Danach wird die gesamte Sequenz mit in Echtzeit wiedergegeben. Rendern ist grundsätzlich nach jedem größeren Arbeitsschritt zu empfehlen – warten Sie nicht, bis sich größere Mengen an zu renderndem Material angesammelt haben.

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Blenden, Schrift und Grafiken

Mit allen bisher vorgestellten Tools und Techniken, können wir nun schon einmal eine vollständige Sequenz von Clips erstellen. Was noch fehlt sind Blenden, Schrift-Einblendungen, Bauchbinden, Beschriftungen und Standbilder.

Das Einsetzen von Blenden und anderen Effekten gelingt mit Premiere Pro denkbar einfach. Alle nur denkbaren Audio- oder Video-Effekte finden sich im Effekte-Browser, der sich Anstelle des Filmmaterials im Projekt-Fenster einblenden lässt. Dort lässt sich der gewünschte Audio- oder Video-Effekt einfach auswählen und per Drag & Drop auf den jeweiligen Clip – im Falle einer Blende auf den Anfang, das Ende oder zwischen zwei Clips ziehen. Feinjustierungen der Effekte wie zum Beispiel die exakte Dauer einer Blende sind selbstverständlich ebenfalls möglich (siehe Reiter im Quellenfenster).

Ein/Aus/Überblenden
In einem seriösen Film werden in der Regel nur einfache Ein-, Aus- und Überblenden verwendet – auch wenn die meiste Videoschnitt-Software eine Auswahl der wildesten Blenden von „Seite umblättern“ bis „Verpixeln“ anbietet. Diese sollten allerdings, wenn überhaupt, nur in geringer Dosis und in einem geeigneten Kontext eingesetzt werden. Für alle anderen Zwecke, empfehlen sich denkbar schlichte kontinuierliche Überblendungen vom einen ins andere Bild.
Wählen Sie beispielsweise eine einfache „Weiche Blende“ zum Einblenden des ersten Clips der Sequenz und zum Ausblenden des letzten Clips, ebenso zum Ein- und Ausblenden von Schriften oder Grafiken, die als zweite Ebene über dem Video liegen. Zwischen den einzelnen Clips sind in der Regel keine Blenden notwendig – es sei denn, es ist aus ein weicherer Übergang zwischen zwei Kameraeinstellungen notwendig oder es soll dargestellt werden, dass zwischen den beiden Clips Zeit vergeht. Es empfiehlt sich grundsätzlich vor, nach und zwischen den unterschiedlichen Audiospuren mit Audio-Blenden, sprich Crossfades, zu arbeiten, um Tonsprünge zu vermeiden. Die Lautstärke der unterschiedlichen Audio-Clips lässt sich mit Hilfe des Audio-Clip-Mixers im Quellenfenster anpassen.

Titel, Einblendungen und Bauchbinden
Zum Erstellen eines Titels oder zur Einblendung von Credits am Ende eines Films besitzt Premiere Pro einen kompletten Editor (zu finden unter „Titel“ > „Neuer Titel“ …) mit allen notwendigen Textwerkzeugen, der sich intuitiv bedienen lässt. So erstellte Titel können anschließend einfach auf die Sequenz gezogen werden.
Viele Profis arbeiten jedoch auch zum Erstellen von grafischen Einblendungen oder Text mit Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen, die auch das Arbeiten mit mehreren Ebenen, Transparenz und Verläufen erlauben. Dazu erstellen Sie beispielsweise in Adobe Photoshop eine Bilddatei mit den gleichen Maßen wie das Video, an dem Sie schneiden, selbst wenn die Grafik nicht bildfüllend sein soll. Adobe Premiere kann mit Transparenz umgehen und beispielsweise .PSD-Dateien (und viele andere Formate) komplett oder in einzelnen Ebenen ins Projekt importieren, trimmen und anschließend als Clip in der Sequenz darstellen. Gestalterisch sind Ihnen dabei kaum Grenzen gesetzt. Allerdings haben sich auch hier einfache Schriftarten, wenige Farben und ein elegantes „Weniger ist Mehr“ etabliert. Soll eine Grafik, die teilweise transparent ist, über einen Videoclip gelegt werden, muss sie in die nächsthöhere Video-Spur gezogen werden (Beispiel: Der Videoclip liegt auf Videospur 1, die Grafik auf Videospur 2, Videospur 3 und 4 sind leer).

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Ausblick

Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit dem Video-Schnitt Basics-Workshop einen kleinen Einblick in den digitalen Videoschnitt geben. Im Kasten finden Sie weitere Tipps für einen gelungenen Schnitt.

 

 

Tipps für den guten Schnitt

Guter Filmschnitt ist in der Regel unauffällig. Um möglichst dezent und organisch zu schneiden, helfen folgende Tipps.

Abwechslung
Grundsätzlich sollte nie zwischen Szenen in der exakt gleichen Einstellung geschnitten werden. Das führt zu sichtbaren Bildsprüngen. Um dies bei einer statischen Szene sicherzustellen, in der beispielsweise eine Person vor der Kamera spricht, ist es sinnvoll, das Gespräch mit zwei Kameras aus zwei Perspektiven aufzuzeichnen (Beispielsweise: Kamera 1 Halbtotale, Kamera 2 Close-up). So lässt sich im Schnitt beispielsweise alle 2 bis 3 Sätze zwischen den beiden Perspektiven hin- und herschneiden. Ebenfalls hilfreich: Filmen Sie immer sogenannte „Schnittbilder“ – das sind kurze Detailaufnahmen vom Set (die Hände der sprechenden Person, ein Detail an der Wand), die sie zwischen die eigentlichen Szenen schneiden können, um einen abwechslungsreichen Schnitt zu gewährleisten.

Gesetz der Richtung
Wird in einer Szene eine Bewegung (beispielsweise ein Autorennen) dargestellt und dies in einer bestimmten Richtung (von links nach rechts), müssen wir beim Schneiden aufpassen, dass die Bewegung immer in die gleiche Richtung läuft. Sonst hat der Zuschauer den plötzlichen Eindruck eines Richtungswechsels, wo eigentlich keiner stattfindet.

Schnitt in der Bewegung
Besonders unauffällig und organisch wirkt ein Schnitt, wenn er während einer Kamerabewegung stattfindet, sprich während dem Ein- oder Auszoomen oder während eines Schwenks.

Musikorientiert schneiden
Beim Schneiden eines Musikvideos oder eines Films, der mit Filmmusik unterlegt ist, sollten Sie immer auf die musikalische Struktur achten. Ein musikalischer Abschnitt ist der richtige Zeitpunkt für einen Bild-Schnitt. Schneiden Sie nicht mitten im Takt oder während eines gehaltenen Tons. Bei rhythmischer Musik kann es sogar gut wirken, wenn Sie in immer gleich großen musikalischen Abschnitten schneiden. Soll eine Einstellung länger gezeigt werden, orientieren Sie sich an einem Vielfachen dieses Abschnitts.

Schnitt im Tempo der Handlung
Wie schnell oder wie langsam Sie schneiden, sollte immer von der Handlung des Films bestimmt werden. Geht es actionreich und rasant zu, dürfen die Schnitte auch sehr kurz sein. Wird es ruhiger, gar melancholisch, wirkt auch ein sehr langsamer Schnitt mit langen, ruhigen Einstellungen gut. Behalten Sie also immer das Gesamtkonzept im Auge.