
Wenn die Aufnahme nach mehr Mikrofonen verlangt, kann ein achtkanaliger Preamp goldrichtig sein. SPL hätte mit dem brandneuen P8 einen attraktiven Achtkanaler im Angebot.
Text und Fotos von Harald Wittig
Das Sound Performance Lab, besser bekannt unter dem knackigen Kürzel SPL, ist allen, die sich intensiv mit Aufnahmetechnik befassen wohlbekannt. Die HighEnd-Schmiede aus Niederkrüchten beglückt die Tonschaffenden der Welt seit Jahrzehnten mit erstklassigen Geräten, die – sämtlich entwickelt und gefertigt in Deutschland – Musterbeispiele deutscher Ingenieurskunst sind. Die meisten von euch wissen, dass das SPL-Produktportfolio nicht zwangsläufig nach der Gleichung „HighEnd zum Hochpreis“ zusammengestellt ist. Es hat schon immer erschwingliche SPL-Geräte gegeben, die mit besten SPL-Tugenden – hochwertige Verarbeitung und bester Bedienkomfort bei Spitzensound – aufgewartet haben. Dazu gehören beispielsweise der Channel One, der Transient Designer und der Vitalizer, die es alle inzwischen in edel-schwarzer Gewandung als Mk2- beziehungsweise Mk3-Ausführungen gibt. Diese für die moderne Produktionsumgebung, namentlich das rechnerbasierte Studio, konzipierte Produktgruppe haben die Niederkrüchtener kürzlich um den P8 erweitert. Der ist ein achtkanaliger Mikrofonvorverstärker und in zwei Ausführungen im Angebot: Als reiner Analog-Preamp ist er für rund 1.800 Euro zu haben. Für knapp 2.100 Euro gibt es den P8 mit eingebautem A/D-Wandler AC8, der via ADAT maximal acht Kanäle an bereits vorhandene Interfaces sendet. In dieser Ausführung haben wir den P8 getestet. Selbstverständlich gilt dieser Test auch für den rein analogen P8, denn das Herz des neuen SPL-Preamps schlägt analog – und wir betätigen uns folgerichtig als Herzchirurgen, um dem P8 auf die Spur zu kommen.
Diskreter Aufbau als Trumpf-Ass
Der P8 hat zu einem wirklich günstigen Kanalpreis von nicht mal 225 Euro acht diskret aufgebaute Mikrofonvorverstärker zu bieten. Die Vorverstärker sind also aus einzelnen Komponenten, in diesem Fall sind es Transistoren, aufgebaut. Integrierte Schaltungen mit mehreren Funktionsteilen finden an dieser Stelle keine Verwendung. Das heißt indes nicht, dass der P8 völlig IC-frei ist. Da gibt es anscheinend noch etwas Verwirrung in der Szene. Die Fotos auf der SPL-Website sind insoweit wenig hilfreich. Auf unseren Fotos könnt ihr aber die einzelnen Transistoren sehr gut erkennen und seid nun gewiss, dass ihr euch auf SPL voll verlassen könnt. Wir haben nachgefragt, weshalb die Preamps ohne ICs aufgebaut sind:
„Die Preamps im P8 sollten möglichst gut klingen – da kam für uns nur ein diskreter Aufbau in Frage.“, erklärt Sascha Flocken von SPL. Es sind also tatsächlich klangliche Gründe, die für dieses Design verantwortlich zeichnen. Dass die einzelnen Transistoren auch einfach und einzeln im Versagensfalle austauschbar wären, ist ein willkommener Beifang. Übrigens ähnelt der Aufbau der P8-Vorverstärker dem des Channel One Mk3. Sie hätten, so SPL, die gleiche Qualitätsklasse und ihr und wir sind folgerichtig voller Erwartung. Doch dazu später viel mehr im Praxisteil.

Alles dran und drin
Sehen wir uns jetzt die Ausstattung des P8 an: Die acht Kanäle sind identisch aufgebaut, was die Bedienung des Preamps zur ganz leichten Übung macht. Jeder Kanal verfügt über zuschaltbare 48 Volt-Phantomspannung und eine ebenfalls aktivierbare Vordämpfung, der die Eingangsempfindlichkeit um 20 Dezibel reduziert. Wie es sich für einen Profi-Preamp gehört, fehlt eine Phasenumkehrfunktion ebensowenig wie ein Hochpassfilter. Das arbeitet mit sechs dB/Oktave und dient der Reduzierung von Trittschall unterhalb 80 Hertz. Diese Funktionen werden alle über gleiche, vertrauenerweckend einrastende Schalter mit hervorragendem Anfassgefühl im typischen neuen SPL-Stil aktiviert. Rote beziehungsweise blaue LED-Anzeigen im Schalterknopf informieren zusätzlich über die Aktivierung.
Die Gainregler fassen wir nicht weniger gerne an, die Pegelei lässt sich mit ihnen perfekt erledigen. Der regelbare Vorverstärkungsbereich liegt zwischen +8 und +62 dB. Das ist sehr ordentlich, kann aber für leise Mikrofone wie passive Bändchen schon etwas knapp werden. Klar, der P8 hängt bei der Vorverstärker-Power viele Audio-Interfaces ab. Dennoch: Wer im Kleinsignalbereich gerne mit Bändchen arbeitet, dürfte nach mehr Gain verlangen. Ob dann der P8 überhaupt der passende Preamp wäre? Darüber lässt sich trefflich streiten. Wir meinen: Wenn es, aus guten Gründen SPL sein muss und zwei Kanäle ausreichen – beispielsweise für Konzertgitarrenaufnahmen im Blumlein-Verfahren – , kommt der grandiose Crescendo Duo in Frage. Dass der mit einem Kanalpreis von gut 1.000 Euro erheblich teurer ist, ist unvermeidlich. Immerhin ist SPL bei den Crescendo-Preamps an die Grenzen des physikalisch machbaren gegangen. Das hat nun einmal seinen erhöhten, gleichwohl angemessenen Preis.
Doch zurück zum P8, der sich der Zusammenarbeit mit sehr geringempfindlichen Mikrofonen keinesfalls verweigert. Es kommt eben aufs Aufnahmeszenario an. Außerdem haben nachgeschaltete AD-Wandler – Stichwort Eingangsempfindlichkeit – insoweit auch noch was zu sagen. So verarbeitete ein Universal Audio Apollo x8 bei Akustikgitarrenaufnahmen mit Bändchen die analogen Signale des P8 einwandfrei, wohingegen unser Referenzwandler Mytek Digital 8×192 ADDA sich über etwas kräftigere Signale gefreut hätte. Geht es laut vor den Mikrofonen zu, ist die Kombination SPL P8/Mytek wieder im Vorteil. Es kommt eben darauf an.
Die jedem Kanal beigeordnete LED-Ampel informiert dreifarbig: Leuchtet es grün, ist alles im verzerrungsfreien, grünen Bereich, glimmt es gelb, wird es schon heißer und es drohen Verzerrungen, während die Alarmstufe Rot bestenfalls gar nicht aufflammen sollte. Denn dann verzerrt es.

Weniger Strippenzieherei
Die Mikrofone finden auf der Rückseite Anschluss. Selbstredend, dass wir nichts anderes als Neutrik-Buchsen mit vergoldeten Kontakten vorfinden. Dass die Signalübertragung bei einem Nominalpegel von 0 dB elektronisch symmetriert ist, ist beinahe überflüssig zu erwähnen, sei aber ergänzend hinzugefügt.
Wenn wir dann schon mal auf der Rückseite sind, wollen wir auch direkt die Ausgänge ansehen. SPL hat sich für zwei – im Falle des rein analogen P8 – beziehungsweise eine – dann haben wir es mit einem P8 AC8 zu tun – DB25-Buchse(n) entschieden. Es bedarf also mindestens eines DB25 Multicore-Kabels, um die Analog-Signale des P8 an ein nachgeschaltetes Gerät – AD-Wandler oder Audio-Interface – weiterzuleiten. Wir finden‘s klasse, denn unser Mytek-Wandler hat, typisch für die Geräte-Gattung Mehrkanalwandler, einen DB25-Eingang. Doch auch mit dem Apollo x8 gibt es keine Schwierigkeiten, denn mal ehrlich: Wenn tatsächlich alle acht Kanäle genutzt werden müssen – beispielsweise bei Schlagzeugaufnahmen – helfen Kabelpeitschen Zeit zu sparen. Die Strippenzieherei mit entsprechend vielen Einzelkabeln bleibt aus.
Als reines Analog-Gerät verfügt der P8 über einen zusätzlichen zweiten DB25-Ausgang. Das ist praktisch, denn so lässt sich umstandslos ein zweites Aufnahmesystem für Back-Ups oder als Havarie-System anschließen. Das ist gut ausgedacht, finden wir.
Optional auch digital

In der Ausführung P8 AC8, also mit integriertem AD-Wandler, fällt der zweite DB25-Ausgang weg. Die Digital-Ausgänge ersetzen den zweiten, parallelen Analogausgang. Wie bereits erwähnt, hat der Wandler ADAT-Ausgänge, was sich zwangsweise auf die Ausgangs-Konfiguration auswirkt:
Vorhanden sind sinnvoller- und praktischerweise zwei ADAT-Ausgänge. Im Single Speed Modus überträgt die ADAT 1 Buchse alle acht Kanäle mit Abtastraten von 44,1 und 48 Kilohertz über TOSLINK-Kabel. Im Double Speed Modus stehen dem Anwender die Abtastraten 88,2 und 96 Kilohertz zur Verfügung, jetzt bedarf es aber ADAT 1 und ADAT 2, soll die Acht mit dem Anwender sein. ADAT 1 sendet die Kanäle 1 bis 4, ADAT 2 kümmert sich um die Kanäle 5 bis 8. Alles kein Problem mit einem ADAT S/MUX-fähigen Audio-Interface wie unserem Apollo x8. Sollen tatsächlich die Abtastraten 176,4 und 192 Kilohertz für die Aufnahmen genutzt werden, bedarf es eben dieses S/MUX-Standards. Der Wandler arbeitet im Quad Speed Verfahren, was allerdings zwangsläufig mit einer Kanalreduktion erkauft wird. Nun werden nur noch vier Ausgangssignale übertragen. ADAT 1 sendet die Kanäle 1 und 2, ADAT 2 die Kanäle 3 und 4.
Wir wollen wissen, warum sich SPL für die ADAT-Wandlung entschieden hat und Sascha Flocken macht klar: „ADAT ist – in gewisser Weise wie MIDI – ein guter und bewährter Standard. ADAT-Ports finden sich deswegen nach wie vor bei den meisten Mehrkanal-Audio-Interfaces. Da wir den P8 für Producer-Umgebungen konzipiert haben, wo solche Audio-Interfaces mit dem Rechner das Zentrum bilden, ist der Preamp schnell angedockt.“ Der P8 fügt sich also dank ADAT schnell in eine solche Arbeitsumgebung ein. Dass eine ADAT-Verbindung auch schnell und kostengünstig herstellbar ist, erklärt im Übrigen deren ungebrochene Popularität. SPL haben also sehr gut hingeschaut bei der Konzeption des P8.
Als Wandler-Chip vertraut SPL auf den AK5538 ADC-Chip von Asahi Kasei Microsytems, einem exzellenten achtkanaligen AD-Wandler, der mit 32 Bit-Architektur und herausragend guter Dynamik bei niedrigsten THD+N-Werten arbeitet. Wenngleich die japanischen Mikroelektronik-Experten tatsächlich noch – messtechnisch – bessere Wandler-Chips anzubieten haben, ist der AK5538 definitiv eine sehr gute Wahl.
Mit dem Wandler-Board AC8 verfügt der P8 auch über einen Word Clock Ein- und Ausgang, sodass eine optimale digitale Signalübertragung bei bestmöglicher Klangqualität machbar ist.
Im Lichte seiner Konzeption ist die Ausstattung des P8 perfekt. Dass es keine HiZ-Eingänge gibt, ist unseres Erachtens nach überhaupt kein Manko. Denn die finden sich doch wohl am Audio-Interface. Außerdem gibt es DI-Boxen – auch klanglich ganz hervorragende.
Die Verarbeitung des Achtkanalers folgt dem SPL-Standard, ist also auf Spitzenniveau – außen und innen. Wer den P8 wählt, bekommt SPL-Qualität und freut sich, damit zu arbeiten. Genau das wollen wir im Rahmen des finalen, nun folgenden Praxistests auch tun.

Spitzenklang mit eigener Signatur
Um die Klanggüte der Preamps zu ergründen, nehmen wir im XY-Verfahren eine akustische Gitarre – für die Chronisten: Eine vollmassive Cordoba GK Pro mit Zypressen-Korpus und Fichtendecke – auf. Als Mikrofone liefert uns ein Schoeps MK4/CMC6-Paar verlässliche, fein aufgelöste Signale. Analog geht es aus dem P8 raus, die AD-Wandlung übernimmt unser bewährter Mytek 8×192 ADDA, der Mutec MC3+ USB reclockt die AES-Signale vom Mytek und dient als Audio-Interface für Logic Pro. Zum direkten Vergleich nehmen wir mit dem gleichen Setup, allerdings mit dem Referenz-Vorverstärker Lake People Mic-Amp F355 dieselbe Gitarre mit dem gleichen Stück auf. Beim Abhören der Aufnahmen über die Geithains RL-906 stellen wir erfreut fest, dass der P8 in der Tat, wie von SPL versprochen, einen sehr klaren und offenen Klang liefert. Der ist grundsätzlich auf der neutralen Seite und erst im Vergleich zu unserem Lake People – bekanntlich ein völlig signaltreuer Preamp – erhören wir eine gewisse Schlankheit im Klang. Soll heißen: In den Tiefmitten und den Bässen tönt der P8 eine Spur ranker als der Lake People. Das dürft ihr keinesfalls als Verfärbung missverstehen. Der P8 ist der Signaltreue verpflichtet und hütet sich vor einem Griff in die Klangfarbenkiste. Er hat lediglich eine eigene Klangsignatur, die von sehr hoher Auflösung und Detailgenauigkeit bei dezent ausgedünntem Tiefmitten- und Bassbereich geprägt ist. Das ist in der Tat nur eine Nuance und alles andere als ohrenfällig.
Wir wollen es aber noch genauer wissen, und testen alle Zweier-Kombinationen, mithin alle acht Kanäle durch und dürfen nach recht kurzer Abhörsitzung vermelden: Ein Kanal klingt wie der andere. Auf den P8 ist Verlass.
Deswegen nehmen wir noch im Verbund mit dem Apollo x8 ein Akustik-Ensemble mit Sängerin, zwei Gitarren, akustischer Bassgitarre sowie Cajon auf. Der Einfachheit halber mit Mikrofonen von Schoeps, Sennheiser und Røde und in 88,2 kHz-Auflösung. Die ADAT-Signale gibt der AC8 über ADAT 1 und ADAT 2 aus, das Apollo x8 Thunderbolt-Interface nimmt die acht Signale dankbar entgegen. Obschon interpretatorisch-spielerisch bei unserer Demo-Aufnahme noch Luft nach oben ist, hören alle Beteiligten sofort, dass die Mikrofon-Signale feiner aufgelöst klingen als das, was die Apollo-Preamps liefern – und die sind wirklich nicht schlecht. Mehr Präzision und ein Quäntchen mehr Räumlichkeit erfreuen des Musikers und Produzenten Herz und er weiß ganz genau, dass er es mit einem SPL-Gerät zu tun hat. Ja, wer den P8 wählt, wählt SPL-Qualität und ruft aus vollem Herzen: „Auf dass die Acht lange mit mir sein möge.“

Fazit
Der P8 überzeugt – sowohl rein analog, als auch mit integriertem AD-Wandler – konzeptionell sowie klanglich und erweist sich damit als typisches SPL-Gerät. Als Achtkanaler ist er zudem für einen Vorverstärker „Made in Germany“ vergleichsweise kostengünstig zu haben, weswegen der P8 eine ganz dickes Lob verdient und eine Empfehlung wert ist.
P8/P8 AC8
Hersteller | SPL |
Vertrieb | https://spl.audio |
Typ | Mikrofonvorverstärker |
Farbe | Schwarz |
Maße | 19-Zoll, 1 HE, 24 cm tief |
Gewicht | 4,15 kg |
Preis [UVP] | 1.799 € / 2.099 € mit AD-Wandler AC8 |
Technische Daten
Kanäle | 8 |
Eingänge | je 1x XLR |
Ausgänge | 2-fach: 8x Line Out via symmetrisch DB25 (analoge Ausführung), 8x Line Out, symmetrisch DB25 und 8x digital Out via ADAT 1 und ADAT 2 (Wandler-Version) |
Verstärkung | +8 bis +62 dB |
Kanal-Funktionen | |
Anzeige | je 3 Pegel-LEDs pro Kanal |
Sonstige Ausstattung | BNC-Wordclock In/Out-Buchsen inklusive Terminierung, AD Converter-Taster zur Einstellung der Abtastrate und Clock-Quelle, USB Service Port zur Wartung der Digital-Schnittstelle und Firmware-Übertragung (nur in P8 AC8-Ausführung) |
Bedienelemente | |
Besonderheiten | Alle acht Vorverstärker diskret aus einzelnen Transistoren aufgebaut, Made in Germany |
Bewertung
Kategorie | Spitzenklasse |
Ausstattung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |