
Mit den aktuellen Modellen der „Creative Reference“-Serie in ihrer dritten Generation will Mackie gefühlt eine eierlegende Wollmilchsau bieten, angesiedelt zwischen Consumer-Beschallung und Mixing-Abhöre, samt Bluetooth-Einspielmöglichkeiten. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist teils erstaunlich, mit einem klaren Favoriten unter den Testkandidaten.
von Nicolay Ketterer
Mackie, das waren früher vor allem Live-Pulte und Bühnenmonitore. Mitte der 1990er-Jahre schuf die US-Firma mit dem „Ultramix“-System auch einen ersten Meilenstein im Bereich automatisierter Pulte, mit dem HR824 folgten 1997 aktive Studiomonitore, die sich mit soliden Ergebnissen und einem Preis um 1.800 Euro als ein Studiostandard etabliert hatten. Später wurde die Serie mit unterschiedlichen, teils günstigeren Modellen variiert, nicht zuletzt dank Fernost-Fertigung. Ebenfalls für kleinere Budgets entstand 2014 die ebenfalls aktive CR-Serie („Creative Reference“) von Multimedia-Monitoren, die aktuell in ihrer dritten Auflage auf den Markt kam, mit einzelnen neuen Features. Im Einsatzgebiet richten sich die Modelle ebenso an Homestudio-Nutzer wie an Musikhörer, Gamer, Podcaster und Content-Creator. Die Serie setzt auf digitale Class-AB- (CR3.5, CR4.5) und Class-D-Endstufen (CR5BT) und ist nach unterschiedlichen Lautsprecher-Chassis-Größen gestaffelt. Dabei beschreibt die Modellbezeichnung CR3.5, CR 4.5 und CR5 gleichzeitig auch den Durchmesser der Tieftöner in Zoll. Eine identische 0,75-Zoll-Hochtonkalotte ist in allen Modellen verbaut. Zusätzlich ist von den 3.5er und 4.5er-Modellen auch eine Variante mit der Bezeichnung „BT“ erhältlich, was für Bluetooth 5.0 steht – hier kann eine Bluetooth-Klangquelle wie ein Smartphone oder ein MP3-Player die Lautsprecher direkt als Quelle ansteuern. Das Modell CR5BT ist übrigens nur in der Bluetooth-Version erhältlich, ebenso wie das nächst größere Acht-Zoll-Modell CR8BT. Wer für seine CR-Monitore noch einen Subwoofer benötigt, findet bei Mackie das passende Modell CR8SBT im Portfolio.
Komplettpaket
Zum Test wurden wir mit den Varianten CR3.5BT, CR4.5 und CR5BT beliefert. Bei allen Lautsprechern ist jeweils eine Box als aktive Variante mit Endstufe und allen Regelmöglichkeiten gestaltet. Per Lautsprecherklemmen und mitgeliefertem Kabel kann die zweite, passive Box angeschlossen werden. Als Anschlüsse für die Eingangssignale stehen zwei servosymmetrische 6,3 mm Klinkenbuchsen, zwei Cinch-Buchsen sowie eine 3,5 mm Stereo-Miniklinke zur Verfügung. An der Front findet sich zudem ein Kopfhörer-Ausgang in Form einer 3,5 mm Stereo-Miniklinke. Zu den Neuheiten in der aktuellen Auflage der Serie zählt der sogenannte „Location Switch“, der Abhilfe schaffen soll, um Klangunterschiede beim Hören auf größere Distanz auszugleichen. Die Variante „Desktop“ soll dabei der herkömmlichen Anwendung in Nahfeld-Aufstellung entsprechen, „Bookshelf“ soll die Lautsprecher für eine Wiedergabe bei größerer Entfernung zum Hörer optimieren. Mit dem „L/R“-Schalter lässt sich zudem die Konfiguration des Stereopaars umschalten, auch ein genereller Power-Schalter ist vorhanden. Auf der Vorderseite befindet sich ein „Tone“-Regler, der stufenlos den Sound zwischen den Einstellungen „Work“ und „Play“ ändert. „Work“ entspricht einem linearen Betrieb als Studiomonitor-Anwendung, „Play“ bietet eine Bass- und Höhenanhebung im Sinne einer Loudness-Einstellung früherer HiFi-Systeme, wie sie gern zum reinen Musikhören geboten wurde, um die Hörwahrnehmung etwa bei leiseren Lautstärken gemäß der Fletcher-Munson-Kurve passend auszugleichen. Die Endstufe liefert bei den beiden kleineren Modellen 50 Watt Peak-Leistung, beim Modell CR5BT sind es hingegen 80 Watt Peak. Preislich liegen die Monitore pro Paar zwischen 130 (CR3.5BT – 100 Euro in der Variante ohne Bluetooth) und 220 Euro (CR5BT). Als Zubehör liegen kleine Dämpfungsauflagen zum Aufstellen der Monitore etwa auf einem Schreibtisch bei.

Günstige Allrounder – und die Frage nach dem Maßstab
Von Mackie als Allrounder beworben, stellt sich vor allem die Frage nach dem Preis-/Leistungsverhältnis: Inwieweit können Monitore im Preisbereich um 100 bis knapp über 200 Euro Paarpreis professionelle Anforderungen erfüllen? Und inwieweit kann der Nutzer das für den Preis überhaupt erwarten? Sprich: Welche Kritikpunkte sind in dem Fall überhaupt kritikwürdig? Fragen über Fragen, deren Bewertung sich größtenteils erst im Fazit anbietet. Daher zunächst ein allgemeiner Blick: Die Ausstattung der Funktionalitäten erscheint reichhaltig. Ob es heute noch Lautsprecherklemmen sein müssen, um den einen Lautsprecher mit dem anderen zu koppeln, sei dahingestellt. Die Consumer-Lösung der per Feder geklemmten abisolierten Kabel erinnert an frühere HiFi-Zeiten und ließe sich bequemer und weniger fehleranfällig per Stecker lösen. Dass kein Digital-Eingang für Soundkarten-Signale vorhanden ist – was sich angesichts der digitalen Endstufen zum Umgehen einer zusätzlichen Wandlung angeboten hätte – ist in dem Paket definitiv zu verschmerzen. Darauf verzichten schließlich auch deutlich teurere Monitore mit digitaler Endstufe. Und bei den Bluetooth-fähigen Modellen können digitale Signale immerhin direkt eingespielt werden – wenngleich Bluetooth-Codecs bislang nicht verlustfrei übertragen.
CR3.5BT
Betrachten wir als erstes das CR3.5BT-Modell: Nach dem Einschalten blinkt das Frontlogo rund eine Minute, bevor es dauerhaft leuchtet. Das hängt in dem Fall offenbar mit der Bluetooth-Variante zusammen, bei den Bluetooth-losen Lautsprechern (CR4.5) fällt im Test die Blinkphase weg. Das Nebengeräuschverhalten erscheint sehr dezent. Nur mit dem Ohr direkt am Hochtöner ist bei Stille ein leichtes Rauschen wahrnehmbar. Das gilt für alle drei Kandidaten. Hier sind andere Studiomonitore übrigens teils lauter. Zur Messung erfolgte ein Besuch bei Dieter Schöpf von DS-audioservice in Rottenburg am Neckar. Die gemessene Frequenzkurve entsprach weitgehend der Darstellung von Mackie. Im linearen Betrieb variiert der Frequenzgang um circa +/- 5dB oberhalb von 100 Hz. Darunter sinkt der Pegel stark ab, unterhalb von 70 Hz ist nicht mehr viel zu erwarten – weshalb die Angabe des Herstellers, dass der Frequenzbereich ab 70 Hz beginnt, absolut fair ausfällt. Die „Desktop“-Einstellung bietet im Nahbereich eine linearere Wiedergabe, „Bookshelf“ zieht eine leichte Anhebung unterhalb von 250 Hz und oberhalb von 5 kHz nach sich, die Verluste über die Entfernung ausgleichen soll.
Und wie klingt’s? Bei niedrigen Lautstärken erweist sich der Klang als recht homogen. Im Test werden beispielsweise die Impulse der Percussion von „The Weight“ in der Version von Cassandra Wilson gut wiedergegeben, auch das Stereobild erscheint ordentlich.
Bei Shelby Linnes Version von Dusty Springfields „Just A Little Lovin‘“ – eine besonders gelungene Aufnahme und Mischung von Al Schmitt – zwicken die HiHats gerade bei höheren Lautstärken unangenehm im Ohr. Dass Bassanteile nicht in dem Maße durchdringen, ist – siehe oben – logisch nachvollziehbar. Aber dafür böte sich ja bei Bedarf der CR8SBT an, um das auszugleichen.
Am angenehmsten erscheint das Signal bei Abhörlautstärken bis 65 dB. Die komplette „Play“-Einstellung hebt unterhalb von 200 Hz und oberhalb von 1,5 kHz die Wiedergabe an. Von der Bassanhebung profitieren die Lautsprecher, im Höhenbereich wird allerdings Schärfe deutlicher. Schön wäre, wenn Bass- und Höhenanhebung getrennt regelbar wären – was auch für die anderen Modelle im Test gilt. Was die Lautstärkeregelung betrifft: Geringere Drehbewegungen am Regler machen mitunter große Sprünge aus, daher ist hier behutsames Vorgehen sinnvoll. In dem hart umkämpften Preissegment klingen so manche reinen Consumer-Lösungen allerdings deutlich unangenehmer. So gesehen eignen sich die CR3.5BT gut für jeden, der ein kompaktes Set Aktiv-Lautsprecher sucht, um vor allem im Nahfeld grobe Signaleinschätzungen vorzunehmen oder sie für Gaming und zum Musikhören in überschaubaren Lautstärken einsetzen will.
CR4.5

aktive Box zu sehen, links in der Rückansicht. Die Ausstattung der
Rückseite ist dabei identisch zu den anderen Modellen. (Foto: Mackie)
Beim 4.5er Modell macht sich unmittelbar Begeisterung breit: „The Weight“ wie auch „Just A Little Lovin‘“ klingen ausgewogener, die Stimmen stehen plastischer im Raum, der Bass erscheint greifbarer. „Send It On“ von D’Angelo zeigt, dass auch das Abklingverhalten kurzer Impulse gut definiert bleibt. „Blackbird“ von Lady Blackbird wird in der räumlichen Tiefenstaffelung mit den Streichern aufgefächert, auch das musikalische Gesamtbild wird gut vermittelt. Die Monitore profitieren dabei von wandnaher Aufstellung, um eine „natürliche“ Bassunterstützung zu erhalten. Auch größere Abhörlautstärken bleiben noch angenehm in der Frequenzwiedergabe. Die angehobenen Höhen im „Play“-Modus stören allerdings auch hier, sodass die lineare Einstellung der Favorit bleibt.
Bei Johnny Cashs Version von „Wichita Lineman“ ist die Akustikgitarre wunderbar transparent hörbar, und die variierende Hüllkurve der deutlichen Kompression auf der Stimme wird betont wiedergegeben. Wer auf den Boxen mischen möchte, muss sich zunächst etwas einhören, um die herausgestellte Kompression nicht zu überschätzen – Referenzmonitore stellen sie übrigens etwas weniger betont heraus. Dass die Feindynamik-Information bei den CR4.5 sehr fein dargestellt wird, ist ein Plus, das einigen Lautsprechern fehlt. Stichwort Preis-/Leistungsverhältnis: Die CR4.5 schlagen beispielsweise die teureren „Urväter“ des bezahlbaren Nahfeld-Segments, die Tannoy Reveal, die vor über zwei Jahrzehnten in ihrer Urfassung auf den Markt kamen, deutlich. Damit eignen sich die CR4.5 weit über den reinen Multimedia-Horizont hinaus – nicht nur für Gamer und Gelegenheitshörer, sondern auch für erste gehobene Ansprüche im Projektstudio-Bereich.
CR5BT

Die CR5BT gehen noch tiefer runter im Frequenzbereich und liefern mehr Fülle. Das bietet sich für Nutzer an, die mehr “Party-Alarm” suchen. Im Höhenbereich sind zwischen 5 bis 6 kHz stärkere Welligkeiten vorhanden, sodass das Gesamtbild heller und weniger ausgewogen erscheint als bei dem 4.5er-Modell. Bei „Wichita Lineman“ erscheint die Stimme beispielsweise weniger plastisch, die Feindynamik wird reduzierter dargestellt. Einzelne Elemente werden aus dem Gesamtmix hervorgeholt. Gleiches gilt für die genannten Beispiele von Cassandra Wilson und Shelby Lynne. „Blackbird“ erscheint schärfer und rhythmisch nervöser. Daher eignen sich die CR5BT vorwiegend besonders allem für jene, die gerne “unkompliziert” Musik hören möchten, gerne mit mehr Fülle, und die in dem Fall mit einer weniger genauen Impulswiederwiedergabe gut leben können. Auch beim Gaming lassen sich hier tiefere Frequenzanteile noch gut “erspüren”. In Sachen Preis-/Leistung sind die CR5BT, verglichen mit anderen Consumer-Lösungen immer noch gut dabeiempfinden, denn ohrenfällig eindeutig sind die Unterschiede insoweit nicht.


Fazit
In den für die CR-Monitore angegebenen Preisbereichen mag es angesichts der chinesischen Fertigung und der entsprechenden Platinen heutzutage als „kleines Wunder“ gelten, was dafür geboten wird: Alle drei Modelle liefern grundsätzlich solide Ergebnisse in unkomplizierten Gesamtpaketen. Das war in der Branche im Economy-Bereich lange keine Selbstverständlichkeit. Klar, eine andere Lautsprecher-Verbindung als die Klemmung wäre sicherlich interessant bei einer kommenden vierten Auflage der Serie. Auch die getrennte Regelbarkeit des Bass- und Höhen-Boosts würde die Abstimmung zusätzlich optimierbar machen. Was die Wiedergabe angeht, macht sich Mackie angesichts der übersichtlichen Preisgestaltung selbst Konkurrenz. Die CR3.5BT erweisen sich besonders bei leisen Lautstärken als gut brauchbar für die Nahfeldwiedergabe. Wer seinen Schwerpunkt beim Mixing sieht und beim Musikhören auf ein möglichst ausgewogenes Klangbild Wert legt, dem seien die CR4.5 wärmstens ans Herz gelegt. Hier lohnen sich die 40 Euro Aufpreis zu den CR3.5 (gleicher Aufpreis jeweils zwischen regulären und Bluetooth-Modellen). Die CR5BT liefern mehr „Muskeln“ im Tiefenbereich, was Eindruck machen kann. Fürs Mixing bleiben allerdings die CR4.5 ein klarer Favorit. Hier von anderen Studiomonitoren stimmig „mehr“ zu bekommen, hätte einen wesentlich tieferen Griff ins Portemonnaie zur Folge. Insgesamt hat Mackie mit den neuen CR-Monitoren ein Paket geschnürt, mit dem sich ordentlich abhören und Musik hören lässt und das zu einem sehr guten Preis.
CR3.5BT/CR4.5/CR5BT
Hersteller | Mackie |
Vertrieb | https://hyperactive.de |
Typ | Zwei-Wege-Aktiv-Passiv-Monitorsystem |
Maße | CR3.5BT: 140 x 206 x 180 mm (B x H x T) CR4.5: 155 x 226 x 211 mm (B x H x T) CR5BT: 175 x 262 x 236 mm (B x H x T) |
Gewicht | CR3.5BT: 3,7 kg; CR4.5: 4,5 kg; CR5BT: 6,9 kg |
Preis [UVP] | CR3.5: 99€; CR3.5BT: 129€; CR4.5: 139€; CR4.5BT: 159€; CR5BT: 219€ (Paarpreise) |
Technische Daten
Chassis | 0,75-Zoll Seidenkalotten-Hochtöner (alle Modelle); 3,5-Zoll (CR3.5BT), 4,5-Zoll (CR4.5), 5-Zoll Gewebetieftöner(CR5BT) |
Frequenzbereich | |
Verstärker | |
Max. SPL | 97 dB SPL (CR3.5BT); 100 dB SPL (CR4.5); 105 dB SPL (CR5BT) |
Eingänge | 2x 6,3 mm Klinke servosym., 2x Cinch, 1x 3,5 mm Stereoklinke, Bluetooth 5.0 (BT-Modelle) |
Ausgänge | 2 Federklemmen zum Anschluss des Lautsprecherkabels für den passiven Monitor, 1x 3,5 mm Stereoklinke (Kopfhörer) |
Funktionen | |
Bedienelemente | |
Lieferumfang | Netzkabel, Kurzanleitung, Lautsprecherkabel für den passiven Monitor |
Besonderheiten | Lautsprechersystem aus aktivem Monitor plus Anschluss eines zweiten passiven Monitors, integrierte Location-, Tone- und Position-Funktion zum Anpassen an den Sound und Aufstellort, Bluetooth in den BT-Modellen integriert. |
Bewertung CR3.5BT
Kategorie | Economyklasse |
Ausstattung | gut – sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Klang | gut – sehr gut |
Gesamtnote | gut – sehr gut |
Bewertung CR4.5
Kategorie | Economyklasse |
Ausstattung | gut – sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Klang | sehr gut – überragend |
Gesamtnote | sehr gut – überragend |
Bewertung CR5BT
Kategorie | Economyklasse |
Ausstattung | gut – sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |