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Juli 27, 2025

Test: Lake People MC50 – Präzisionswerkzeug

Die Konstanzer Edelschmiede Lake People hat mit dem MC50 einen brandneuen ­Profi-Monitoring-Controller am Start bei dem die Ohren Augen machen sollen.

Text und Fotos von Harald Wittig

Wenn es um Präzision Made in Germany geht, spielt der Konstanzer Pro Audio-Hersteller Lake People seit Jahrzehnten ganz oben mit. Geräte von den „Seeleuten“ sind – die Stammleser wissen‘s – seit vielen Jahren unsere Referenz. Kommt dann wieder ein neues Lake People-Gerät heraus, sind wir direkt Feuer und Flamme und diskutieren heftigst, wer denn die Neuheit testen darf. Diesmal bekam ich den Zuschlag und hier ist er: Der Monitoring-Controller MC50, ein für professionelle Anwender als Präzisionswerkzeug entwickeltes Gerät, das selbstverständlich in Deutschland hergestellt wird. Ihm zur Seite steht der ebenfalls nagelneue Profi-Kopfhörerverstärker G118, der sich allein aufs Kopfhören konzentriert, während der Testkandidat dank eigener Ausgangssektion und Lautsprecher-Anschluss-Option die Vollbedienung beschert. Der MC50 schlägt mit knapp 1.600 Euro zu Buche. Ob er diesen Preis wert ist, klären wir sogleich ausführlich.

Der MC50 ist ein rein analoges Gerät – auf einen USB-Anschuss und integrierten D/A-Wandler verzichteten die Entwickler ganz bewusst. Denn der MC50 soll sich bestens in das bestehende Studio-Setup integrieren. Konkret: Beispielsweise mit dem vorhandenen Top-Wandler, um via dessen Analog-Ausgänge eine vollendete Verbindung einzugehen. Sehen wir uns doch die Ausstattung des Controllers näher an:

Der MC50 verfügt ausschließlich über symmetrische Ein-und Ausgänge. Die beiden Eingänge bestehen aus zwei XLR-Buchsen-Paaren, es gibt zwei XLR-Ausgangspaare sowie ein Slave-Paar zum Durchschleifen des Stereo-Eingangssignals. Wer nach mehr – vielleicht einem Subwoofer-Ausgang – verlangt, wird nicht fündig und sollte sich den MC100 ansehen. Der ist allerdings nicht etwa der große und bessere Bruder des MC50. Tatsächlich handelt es sich um Geräte derselben Gattung, aber mit unterschiedlicher Ausrichtung. So soll der MC100 auch Passivisten ansprechen, während der MC50,  wie erwähnt, Tonschaffende überzeugen will. Die werden sich bestimmt über die beleuchteten VU-Meter freuen. Dass die auch hochfunktional sind, belegt allein die Möglichkeit, dass sie in Helligkeit und Ansprechverhalten feinkalibrierbar sind.

Wenn wir ohnehin schon die VU-Meter im Auge haben, können wir uns gleich die Aufteilung der schwarz eloxierten, drei Millimeter starken Alu-Frontplatte anschauen:

Ganz links findet sich die Eingangs- und Monitoring-Sektion. Mittels eines Kipp-Schalters sind beide Eingänge gleichzeitig aufschaltbar. Direkt daneben präsentiert sich griffbereit der Pegelsteller für den ein hochwertiges RK27-Poti von Alps mit 41-facher Rastung die Einstellarbeit übernimmt. Rechts neben dem für die Feinjustage perfekt gedämpftem Lautstärke-Regler sitzen drei Schalter für die Monitoringfunktionen. Geboten sind Phasen- und Kanaltausch, die obligatorische Mono-Schaltung sowie die Wahlmöglichkeit für einen der beiden Kanäle allein anstatt des wohl üblichen L+R-Stereosignals.

Die Rückseite des Edelstahlgehäuses wird dominiert von den analogen Ein- und Ausgängen, die sämtlich symmetrisch ausgeführt sind. Über die DIP-Schalter lässt sich das Ansprechverhalten der VU-Meter kalibrieren.

Die Kopfhörerverstärkersektion folgt danach – und hat es, typisch für ein Lake People-Gerät, so richtig in sich. Das Hersteller-Markenzeichen schlechthin, das einstellbare Pre-Gain zur Anpassung des Kopfhörerverstärkers an Hörer unterschiedlicher Wirkungsgrade und Impedanzen darf nicht fehlen. Sehr gut: Das Pre-Gain lässt sich herrlich bequem über einen frontseitigen, gerasteten Dreh-Schalter einstellen. Die gewohnten rückseitigen Mäuseklaviere gibt es für dieses Feature deswegen nicht, was jeder Anwender freudig begrüßt. Vernünftig finden wir, dass Lake People seit einiger Zeit auch eine zuschaltbare Funktion zur Reduzierung der „Im Kopf Lokalisation“, X-Feed genannt, anbietet. Damit wird dem Hörer eine lautsprecherähnliche Klangbühne eröffnet, wobei der Effekt – wie es sich gehört – mittels Drehregler ­dosierbar ist.

Die Ausgangssektion umfasst Drei-Wege-Schalter für Line, Kopfhörer und Line A/B, ergänzt um einen Mute-/Stumm-Schalter. Eine rote Status-LED leuchtet auf, wenn im Fehlerfall eine Schutzschaltung aktiv ist. Übrigens nimmt der MC50 intern eine DC- sowie eine Temperaturüberwachung vor, damit es möglichst zu keinem Fall der Fälle kommt – Ihr wisst schon.

Ein vollkommen symmetrisches System

Wie jeder jüngere HighEnd-Kopfhörerverstärker vom Bodensee, verfügt auch der MC50 neben den zwei üblichen Stereo-Klinkenbuchsen auch über die Option, symmetrische Kopfhörer über eine 4-Pol-XLR-Buchse anzuschließen und zu betreiben. Damit der symmetrische Betrieb auch optimal funktioniert, werkeln im Inneren des MC50 vier aus Transistoren aufgebaute Endstufen. Wir haben es also mit einem echten symmetrischen System zu tun. Folgerichtig nennt der Hersteller seine solcherart aufwändig konstruierten Kopfhörerverstärker „TRUE BALANCED“. Es lohnt sich sehr, einmal über einen symmetrischen Kopfhörer Hörerfahrungen zu machen. Dank der besonders hohen Kanaltrennung, sind Raumdarstellung und Detailwiedergabe hörbar verfeinert.

Womit wir direkt zum Hörtest kommen. Immerhin entscheidet der, ob der selbstredend makellos verarbeitete und sehr robust/langzeitstabil wirkende MC50 seinen Anschaffungspreis wert ist.

Zunächst hören wir über die Geithain RL906-Monitore und laden die ausgesprochen rare 24 Bit/96 kHz-Ausgabe von „Passion, Grace & Fire“ des legendären Gitarrentrios De Lucia/Di Meola/McLaughlin in den bitgenauen Softwareplayer Audirvana. Schon nach wenigen Takten der Einleitung des Titels „Orient Blue“ ist klar, dass der MC50 mit höchster Präzision Signale an die Monitore liefert. Dabei ist das Thema Eigenklang schlichtweg keines. Der MC50 färbt nicht – weder im wohlwollend-musikalischen, noch im störgeräuschig-hässlichen Sinne. Langweilig? Nur wenn das Material nichts taugt. Genau das erwarten wir von einem Arbeitsgerät – und wechseln zum Kopfhören. Dabei dienen uns die Magnetostaten Fostex T50RP MK4 im Normal- sowie unser Ehrengast, der Dan Clark Stealth im symmetrischen Betrieb als Schallmützen. Jetzt trumpft der MC50 endgültig auf und behauptet sich ultralässig neben seinem älteren Verwandten, unserem Referenz-Gerät Violectric HPA V281. Der MC50 klingt eine Winzigkeit nüchterner als der als HiFi-Gerät konzipierte V281. Fraglos ein Spitzenklang. Ach ja: X-Feed funktioniert ebenfalls sehr überzeugend, weswegen Michael Jacksons „Thriller“ mit und ohne einen Megaspaß macht – und das kritische Abhören zu nachtschlafender Zeit damit auch machbar ist. Denn der anderntagliche  Gegencheck der Nachtarbeit über die Monitore überzeugt. Das ist Spitze.

Fazit

Der Lake People MC50 ist ein analoger Monitoring-Controller mit erstklassiger, raffinierter Kopfhörersektion, der als Arbeitsgerät und Genusshörmaschine rundum überzeugt und regelrecht ­begeistert.

HerstellerLake People
Vertriebhttps://audiowerk.eu
Preis [UVP]1.600 Euro

KategorieSpitzenklasse
Ausstattungsehr gut
Bedienungsehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut