
Zoom setzt die Erneuerungswelle der bewährten Handheld-Recorder seiner H-Serie fort und verpasst dem beliebten H5 nicht nur ein neues Antlitz, sondern auch einen neuen Namen. Und auch sonst hat der H5studio einiges zu bieten, was sich Zoom-Anwenderinnen schon lange wünschen. Wie praxistauglich die neuen Features sind, zeigt unser Test.
von Carina Pannicke
Zoom gelingt seit jeher der Spagat, sich mit seinen Produkten gleichermaßen an Profis wie semi-professionelle Nutzerinnen zu wenden. Der japanische Hersteller bezeichnet sich dabei nicht zu Unrecht als Pionier der Gerätegattung „Handy Recorder“: viele überaus nützliche Funktionen auf kleinstem Raum und trotzdem angenehmer Bedienkomfort. Nicht ohne Stolz denke ich dabei an meinen ersten H2, der mit mir viele Jahre lang um die halbe Welt gereist ist, um unauffällig und in beachtlicher Qualität Geräuschatmosphären einzufangen. Doch die Zeit ist nicht stehen geblieben und bevor die bewährten Klassiker der H-Serie Patina ansetzten, wurden H1, H2, H4 und H6 bereits vor einiger Zeit umfangreich erneuert. Der beliebte H5 hat nun ebenfalls ein Update erhalten, was viele Zoom-Fans freuen dürfte. Oder besser gesagt: ein echtes Upgrade, das sich mit dem Namenszusatz „studio“ selbstbewusst positioniert.
Mit dem H5studio liefert Zoom nun ein moderneres und zum Teil erweitertes Feature-Set: Die neu entwickelte, wechselbare XY-Mikrofonkapsel mit 19,4 mm-Membranen gehört dabei ebenso zum Lieferumfang wie moderne Preamps und Wandler aus der hauseigenen F-Serie. Erstmals sind damit auch Aufnahmen in 32 Bit-Floating-Technik möglich, was, grob gesagt, einen erweiterten Dynamikumfang erlaubt und das Einpegeln bei der Aufnahme im Prinzip überflüssig macht. Mehr dazu später. Weitere Neuerungen sind: sechs statt bisher vier Aufnahmespuren, eine maximale Samplingrate von 192 kHz sowie ein hochauflösendes Zwei-Zoll-Farbdisplay, das Wellenformen und präzise Pegelanzeigen darstellen kann. Außerdem bietet der Recorder nun die Möglichkeit der Timecode-Synchronisation mittels optionalem Bluetooth-Adapter. Neu ist auch die Preisgestaltung. Mit knapp 400 Euro, etwas mehr als für seinen Vorgänger, ist der H5studio nicht unbedingt ein Schnäppchen, jedoch angesichts seines Funktionsumfangs, dem wir uns im Folgenden noch genauer widmen werden, durchaus angemessen bepreist. Bemerkenswert ist ebenfalls, das Zoom auf die Mitlieferung von Zubehör verzichtet: Keine Kabel, kein Netzteil, keine Batterien – Im Karton befindet sich lediglich der Recorder, ein einfacher Aufbewahrungsbeutel und die Mikrofonkapsel XYH-5s. Ich persönlich finde das sehr löblich. Denn seien wir ehrlich: das siebzehnte USB-C-Kabel braucht nun wirklich kein Mensch.

Aufgerüstet
Neben der Mikrofonkapsel verfügt der H5studio, wie sein älterer Kollege auch, über zwei kombinierte XLR-/Klinken-Eingänge mit zuschaltbarer Phantomspeisung – nun mit verriegelbaren Buchsen, die ein unbeabsichtigtes Lösen der Kabel verhindern. Weiterhin zur Verfügung steht ein fünfter 3,5mm-Klinkeninput an der Kapsel selbst, der Plug-in-Power bereitstellen kann. Neben den vier gleichzeitig möglichen Aufnahmespuren generiert der H5studio einen zusätzlichen Stereo-Mix der anliegenden Signale, welcher als separates File ausgegeben respektive gespeichert wird. Auf Wunsch lässt sich dieser auch mittels Fader justieren (siehe weiter unten). Aufgezeichnet wird auf microSD-Karten mit bis zu zwei Terabyte Kapazität, was auch umfangreiche Sessions mit hoher Auflösung ohne Speicherprobleme ermöglicht.

Die Bedienelemente des Recorders wurden ebenfalls überarbeitet. Ober- und unterhalb des Displays befinden sich nun jeweils zwei Gain-Potis, die ohne Schutzschiene auskommen, was die Bedienung etwas erleichtert. Für alle Eingänge gibt es auch weiterhin zuschaltbare Hochpassfilter mit verschiedenen Grenzfrequenzen (80, 160 und 240 Hertz) sowie moderne Limiter mit Look-Ahead-Funktion. Diese lassen sich auf Wunsch auch am Line-Ausgang des Recorders aktivieren.
Verzichtet hat Zoom dagegen auf bisherige Features wie Stimmgerät und Metronom, sowie Auto-Record und Backup-Record-Funktionen.
Wie viele andere Zoom-Recorder kann auch der H5studio als Audio-Interface verwendet werden – neu ist dabei seine ASIO-Fähigkeit. Unter Windows muss dafür allerdings der zugehörige Treiber installiert werden.
Mit diesem Feature-Set allein wäre schon meine Aussage vom Anfang dieses Artikels bewiesen: Der H5studio eignet sich sowohl für semi-professionelle als auch professionelle Aufnahmen mit hohem Anspruch an Funktionalität und Qualität, egal ob Location-Recording mit und ohne Video-Kopplung, Podcasts mit oder ohne Echtzeit-Streaming oder einfache Proben-, Konferenz oder Interview-Mitschnitte.
Bevor wir uns weiteren Features und der Praxistauglichkeit widmen, werfen wir noch kurz einen Blick auf das Bedienkonzept, ein nicht unwesentlicher Aspekt bei Handheld-Recordern allgemein, aber auch bei Zoom im Speziellen. Denn auch in puncto Benutzerinnenfreundlichkeit hat der japanische Hersteller in den vergangenen zwanzig Jahren einerseits Maßstäbe gesetzt, andererseits aber auch „Innovationen“ gewagt, die nicht immer zu durchschlagender Freude bei seinen Benutzerinnen geführt hat. Ich bin gespannt, wie sich das beim H5studio verhält.
Bedienkonzept: intuitiv mit kleinen Schwächen

Wie bei Handheld-Recordern üblich, ist der H5studio für den Ein-Hand-Betrieb konzipiert. Das heißt, alle essenziellen Einstellungen wie Input-Anwahl, Bit-Tiefe, Gain, Record- sowie Transportfunktion und die Kopfhörer-Lautstärke finden sich in Form von Hardware-Schaltern auf der Oberfläche oder an der Seite des Geräts. Alles Weitere wird im Menü eingestellt, die Navigation erfolgt dabei über ein Drehrad und einen separaten Enter-Button. Letzterer ist notwendig, da das Drehrad, anders als beim früheren H5, keine Schaltfunktion mehr besitzt.
Gut gelöst: Durch Betätigen des Rads gelange ich sofort ins Hauptmenü, das als Overlay im oberen Bereich des Displays eingeblendet wird. Die Menüpunkte sind dabei als intuitiv verständliche Piktogramme umgesetzt. Dieses Konzept ist insgesamt gut durchdacht und verbessert worden, denn auch während der Menünavigation kann ich laufende Aufnahmen oder Wiedergaben im Auge behalten. Allerdings ist das Rad etwas zu leichtgängig, was gelegentlich zu Fehlbedienungen führt. Eine dedizierte „Zurück“-Taste wäre ebenfalls wünschenswert gewesen, denn zurück geht es nur über die Menüpunkt-Anwahl, was ich persönlich leicht nervig finde. Das schmälert das eigentlich einfache Bedienkonzept des H5studio ein wenig. Auch ist die Einhand-Bedienung für kleine Hände wie meine, Linkshänderinnen und auch mit angeschlossenen Kabeln etwas schwieriger. Häufig muss ich doch beidhändig bedienen, was in manchen Szenarien hinderlich sein kann.
Punkten kann hingegen das neue Display, das gestochen scharf das moderne, angenehm dunkle GUI darstellt. Der Homescreen zeigt standardmäßig die Wellenformen der aktiven Eingänge und darunter die zugehörigen Pegel und den Stereo-Mix nebst zugehörigen Fadern, mit dem die Pegel für den Stereo-Mix justiert werden und mit gespeichert werden können. Wer mag, kann sich auch nur die Wellenform oder nur die Pegel anzeigen lassen. Letztere sind in 12 dB-Schritten angenehm detailliert aufgeteilt, was einen echten Fortschritt gegenüber der groben, Skala-losen Anzeige älterer Modelle darstellt.
Neues Gehäuse, mehr Laufzeit und Stereo-Verlinkung
Es gibt noch eine weitere wichtige Neuheit, die ich erwähnenswert finde: Auch das Gehäuse des H5studio wurde modernisiert. Statt der gummierten Oberfläche, die beim alten H5 mit der Zeit klebrig wurde und die Optik und Haptik des Geräts nachhaltig beeinträchtigt hat, kommt nun ein robuster Hartkunststoff zum Einsatz, was eine sehr willkommene Verbesserung darstellt. Auch in puncto Energieversorgung hat Zoom nachgelegt. Vier AA-Batterien respektive Akkus statt wie bislang zwei sollen nun für einen Betrieb, auch mit phantomgespeisten, externen Mikrofonen für bis zu 15 Stunden Laufzeit sorgen. Nachgeprüft habe ich das allerdings nicht, da ich die Versorgung via USB-C Powerbank bevorzuge. Ein besseres Handling – denn eine Powerbank benötigt ebenfalls Platz im Recording-Setup – erlaubt dagegen der Betrieb mit eingelegten Batterien, zum Beispiel im Verbund mit einer Kamera. Allerdings hat auch das einen Haken: das Einviertel-Zoll-Stativgewinde (das im Übrigen nur Kamerastative haben, nicht aber Mikrofonstative) befindet sich sehr nah am Batteriefach; dieses lässt sich folglich schwer bis gar nicht öffnen, wenn der H5studio stativmontiert ist. Hier sollte Zoom nachbessern.

Einem häufig geäußerten Verbesserungswunsch vieler Anwenderinnen ist der Hersteller dagegen bereits nachgekommen: Die Gain-Potis lassen sich nun per Menü stereo verlinken. Ist die Verlinkung aktiv, wird der zweite Gain-Poti automatisch deaktiviert, worüber der Recorder per Displaymeldung informiert. Sehr praktisch.
In der Praxis
Ich habe den H5studio drei realistischen Praxistests unterzogen: Studioaufnahmen (Akkordeon, Gesang, Sprache) mit internen und externen Mikrofonen, Fieldrecording sowie Einsatz als Audio-Interface unter Windows. Soviel vorweg: In allen Fällen überzeugte er durch solide Performance und überraschend gute Klangqualität.
Die XYH-5s-Kapsel mit Kugelcharakteristik und den größten Membranen, die aktuell auf dem Handy-Recorder-Markt zu finden sind, klingt, kurz gesagt sehr gut. Im Vergleich mit einem X/Y-Setup mit zwei Neumann KM184 (Niere) zeigen sich subtile Unterschiede, die zum Teil auch an den unterschiedlichen Richtcharakteristiken liegen: die Zoom-Mikros weisen einen stärkeren Höhenabfall ab zehn Kilohertz auf und wirken etwas blasser im Präsenzbereich um zwei Kilohertz, folglich tönen insbesondere die Stimmen mit den Neumännern leicht konturierter und weisen etwas stärkere Transienten auf. Dennoch klingen die Zoom-Mikrofone ausgewogen und detailreich und fangen die tiefen Töne des Akkordeons genauso vollmundig ein, wie sie klingen. Auch das Problem des Rauschens, das den älteren Zoom-Modellen bisweilen angelastet wurde, scheint der Hersteller ausgemerzt zu haben. Denn auch stille nächtliche Geräuschkulissen lassen sich mit den mitgelieferten Kapseln in sehr guter Qualität einfangen. Von Rauschen keine Spur. Sehr professionell finde ich neben der Möglichkeit der Pre-Aufnahme, die Zoom glücklicherweise beibehalten hat, die Option, der Aufnahme einen halbsekündigen Startton hinzuzufügen. Da dieser gleichzeitig auf dem Line-Ausgang anliegt, lässt sich damit sehr einfach eine parallele Videoaufzeichnung synchronisieren.
Als Audio-Interface macht der H5studio ebenfalls eine gute Figur. Über den ASIO-Treiber lassen sich alle vier Eingänge nutzen. Zwar steht nur eine feste, mittlere Buffer-Size zur Verfügung (256 Samples), für typische Anwendungen wie Podcastings oder Live-Streaming reicht das jedoch aus. Zudem lässt sich die interne Recorder-Funktion auf Wunsch parallel nutzen, was praktische Backup-Aufnahmen ermöglicht und den kleinen Recorder zu einem leistungsfähigen Allrounder macht.
32 Bit-Aufnahmen: Praktisch, aber nicht immer
Zum Abschluss noch ein Wort zum Thema 32 Bit Float-Aufnahmen, mit dem Zoom verstärkt wirbt. Der H5studio besitzt einen eigenen Button für die 32 Bit Float-Aufnahme. Die Thematik könnte einen eigenen Artikel füllen, deswegen hier nur in Kürze die wichtigsten Fakten: Die Technik nutzt zwei unterschiedlich ausgesteuerte AD-Wandler pro Kanal, wodurch der Recorder auch bei extremen Pegelschwankungen verzerrungsfreie Aufnahmen liefern kann. Das macht Einpegeln im klassischen Sinne überflüssig – ein klarer Vorteil im mobilen Einsatz, etwa beim Field und Live-Recording. Die Nachteile dieser Technik: 32 Bit-Aufnahmen verursachen rund fünfzig Prozent mehr Datenmenge als 24 Bit und benötigen mehr Rechenleistung in der Nachbearbeitung, da die Pegel als Verhältniswerte (Float) gespeichert werden und die Aufnahmen beim Export oder Playback in feste Zahlenwerte gewandelt werden müssen (z.B: 24 Bit Fixed). Außerdem schützen sie nicht vor Clipping auf analoger Ebene, zum Beispiel am Mikrofon selbst. Die Entscheidung für oder gegen 32 Bit Float-Aufnahmen bleibt also eine Frage des Workflows und des Materials.

Fazit
Der Zoom H5studio ist mehr als nur eine Neuauflage: Er ist ein konsequent weiterentwickeltes Tool für anspruchsvolle Anwendungen in Studio-, Live-, oder Streaming-Umgebungen. Die Kombination aus hochwertiger Klangqualität, durchdachten neuen Features wie 32 Bit Float, sechs Aufnahmespuren und flexibler Interface-Funktion dürfte ihn sowohl für Profis als auch ambitionierte Einsteigerinnen attraktiv machen. Kleinere ergonomische Schwächen trüben das Gesamtbild nur gering. Wer einen flexiblen, kompakten Allround-Recorder mit professionellem Anspruch sucht, wird beim H5studio garantiert fündig.
H5studio
| Hersteller | Zoom |
| Vertrieb | https://sound-service.eu |
| Typ | Handheld-Recorder |
| Maße | 86 x 206 x 55 (B x H x T) |
| Gewicht | 410g (mit Batterien) |
| Preis [UVP] | 399 Euro |
Technische Daten
| Speicherkarte | Micro SD / SDHC / SDXC Card |
| Maximalkapazität Speichermedium | 2 TB |
| Max. Abtastrate | 192 kHz |
| Wortbreiten | 16/24 Bit, 32 Bit Float |
| Stromversorgung | |
| Anzahl Spuren | 4 (6 Spuren für gleichzeitige Aufnahme) |
| Eingänge | 4 |
| Ausgänge | 2 |
| Mikrofoneingänge | 2 |
| Kopfhörerausgang | 1 |
| Phantomspannung | ja, zuschaltbar |
| Bedienelemente | |
| Anzeige | 2-Zoll-Farb-Display |
| Lieferumfang | Recorder, Mikrofonkapsel XYH-5s (Kugel), Aufbewahrungsbeutel |
| Besonderheiten | 32 Bit Float-Aufnahmen, Timecode-Synchronisation via Adapter möglich, Aufnahmen und Streaming per USB (Interface-Mode), integrierter Lautsprecher, Sprachführung, Limiter mit Look-Ahead-Funktion, Hochpassfilter für Eingänge (80, 160, 240 Hz), Auto-Gain, Normalisierung, Marker, A-B-Wiederholung, variable Wiedergabegeschwindigkeit, Kapseln modular gegen weitere, aufpreispflichtige Zoom-Kapseln austauschbar. |
Bewertung H5studio
| Kategorie | Mittelklasse |
| Ausstattung | sehr gut – überragend |
| Bedienung | gut – sehr gut |
| Verarbeitung | sehr gut |
| Klang | sehr gut |
| Gesamtnote | sehr gut |

