
Die weltberühmten Hit Factory Studios machen jetzt Plug-ins. Zum Auftakt gibt es das Faltungshall Plug-in HitVerb mit den berühmtesten Räumen der Studios. Das Ticket ins Walhalla unzähliger Hit-Alben.
Text und Fotos von Harald Wittig
Seit über 50 Jahren entstehen in den Hit Factory Studios Hit-Alben – und es ist völlig überflüssig all die Weltstars aufzuzählen, die in den heiligen Hallen ihre Millionen-Seller aufnahmen und produzieren ließen. Nun gut, wenn‘s sein muss: Michael Jackson nahm einige Erfolgsalben in der Fabrik auf, ebenso Bruce Springsteen, Lenny Kravitz, die Filmkomponisten Jerry Goldsmith und Ennio Morricone arbeiteten sehr gerne in den Studios – Ihr seht also, dass jede Menge Prominenz ihre hohen Ansprüche in den Hit Factory Studios vollumfänglich erfüllt fanden. Kürzlich hat sich Studioeigentümer und Geschäftsführer Troy Germano dazu entschlossen, eine eigne Reihe von „Hit Factory Plugins“ herauszubringen und dabei mit dem A jeder guten Aufnahme anzufangen: Den Räumen. Folgerichtig macht das Faltungshall Plug-in HitVerb den Auftakt. Es enthält die über die Jahre gesammelten Impulsantworten von zwölf Räumen, in denen Aufnahmegeschichte geschrieben wurde. Mehrheitlich sind es die Räume des Hit Factory-Nukleus in New York City, es gibt aber auch Räume von anderen Standorten. Beispielsweise der Londoner Studios. Genau, die Hit Factory Studios verteilen sich über den Erdball, die Basis bleibt aber in New York. Das Plug-in schlägt mit gut 200 Euro zu Buche, ist also nicht gerade billig. Aber, wie Troy Germano so schön sagt: „Ein Trip nach New York und das Buchen eines Studiotags kommt erheblich teurer.“
Dann wollen wir uns mal den HitVerb näher ansehen. Das Plug-in unterstützt die Formate AAX native 64-Bit, AU 64-Bit sowie VST3 64-Bit. Mac-User wird es freuen, dass die Software anstandslos auf älteren Intel-Macs und den neuesten Rechnern mit Apple M-CPUs läuft. Als Kopierschutz bedarf es des iLok 2/3 oder der iLok Cloud/Machine. Den iLok License Manager sowie einen gültigen iLok-Account müsst Ihr also unbedingt haben. Dafür bedarf es keines USB Dongles. Der Erwerber des HitVerb bekommt zwei Lizenzen, sodass das Plug-in gleichzeitig auf zwei Rechnern installierbar ist. Finden wir gut und praktisch gedacht. Die Installation selbst geht problemlos über die Bühne – da zicken andere Software-Erweiterungen mehr rum.
Wir laden den HitVerb in eine Spur – Track- oder Aux-Spur – und werden eines sehr übersichtlichen GUI ansichtig. Es gilt das Prinzip der „Ein-Fenster-Bedienung“. Das Handling bedarf für alle, die mit Plug-ins arbeiten, nur weniger Erklärungsworte. Die zwölf Räume sind über ein Dropdown-/Aufklapp-Menü mit einem Klick angewählt. Zu jedem Raum gibt es einen schematischen Grundriss, die exakten Größenangaben – allerdings in angloamerikanischen Maßen -, ein schönes Foto vom Raum sowie einen Erläuterungstext, der über seine Klangcharakteristik und den Haupteinsatz – Live-Raum, Orchester-Bühne oder Gesangskabine – informiert, zusammen mit den vielen Presets, die von Toningenieuren erstellt wurden und instruktive Bezeichnungen wie „Whitney Always Love Room“ haben.

Direkt neben diesem Info-Bereich sehen wir eine weitere 3D-Darstellung des ausgewählten Raums, der die virtuellen Aufnahmemikrofone und die Signalquelle im Raum – dazu demnächst noch mehr – zeigt.
Im unteren Drittel des Fensters sind die wichtigsten Bedienelemente versammelt. Links die üblichen Verdächtigen wie Dry/Mix-Regler sowie die Regler für den Anteil der Erstreflektionen/Early Reflections beziehungsweise der Hallfahne/Tail. Rechts daneben können wir den Hall nach Gusto feinstimmen: Im Angebot sind Low- und High-Cut-Filter mit je eigenem stufenlosem Regler sowie ein virtueller Steller für die Länge der jeweiligen Hallfahne. Ein besonderes Schmankerl verbirgt sich hinter dem Schalter „Carpet Floor“: Damit lässt sich jeder Raum mit Teppichboden belegen, was Obertöne schluckt und den Klang weicher macht. Das kann sehr wirkungsvoll sein und findet sich nach meiner Kenntnis sonst in keinem Plug-in – unbedingt selbst ausprobieren.
Ungewöhnliche Einstellmöglichkeiten an Bord
Ganz rechts im GUI setzt das Plug-in noch eine dicke Schippe drauf. Denn mit den verschiedenen Reglern lässt sich die Signalquelle im Raum, der Abstand zu den Mikrofonen, die Höhe der Schallwandler und der Quelle sowie die Aufnahmemikrofone auswählen. Zur Auswahl stehen die digital nachempfunden Klassiker Neumann U67 – das liefert einen typischen, höhenbetonten Vintageklang -, das Bändchenmikrofon Coles 4038 für einen dunkleren und weicheren Klang sowie das Sennheiser MKH800 Twin, zuständig für einen besonders klaren, modernen Sound. Auch wenn der Hersteller von „subtilen“ Unterschieden spricht, sind die Klangcharakteristika unseres Erachtens sehr deutlich unterscheidbar und nach einschlägigen Erfahrungen mit diesen Mikrofonen sehr gut getroffen. Es lohnt sich fraglos, mit diesen Einstelloptionen zu experimentieren und den Klang sorgfältig „feintunen“. Übrigens bleiben die Einstellungen erst mal erhalten, sodass auch ein Wechsel des Raumes keine Neujustage erforderlich macht. Wie es sich gehört, sind die selbst gefundenen Einstellungen als eigene User-Presets abspeicherbar.
Ein Faltungshall steht und fällt mit der Qualität der Impulsantworten. Die sind im Falle des HitVerbs über jeden Zweifel erhaben. Da findet sich kein Schmutz, die sind hervorragend aufgenommen und die Klangcharakteristika der Räume sind treffend beschrieben. Wir haben für ein eigenes Akustikgitarrenprojekt die Hit Factory Räume richtig gehend lieben gelernt und für dieses spezielle Projekt mit dem Studio G2, einem kleineren, sehr dichten Raum die optimale virtuelle Aufnahmeumgebung gefunden. Zwölf Räume unterschiedlicher Geometrie und Größe sind weit mehr, als Ihr vielleicht meinen mögt. Der HitVerb bringt Euch ins Walhalla der Erfolgsproduktionen – den Hit müsst Ihr nur noch selbst komponieren und einspielen.

Fazit
Dank sehr guter Impulsantworten, übersichtlicher, instruktiver Bedienung ist der HitVerb von den The Hit Factory Plugins ein spezielles, aber ausgezeichnetes Faltungshall Plug-in.
Hitverb
Hersteller | The Hit Factory Plugins |
Vertrieb | https://audiowerk.eu |
Typ | Hall Plug-In |
Preis [UVP] | 209 Euro |
Bewertung
Kategorie | Spitzenklasse |
Ausstattung | sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |