
Tascam läutet mit dem Medienplayer MP-800U DAB die nächste Evolutionsstufe in Sachen professioneller Audiowiedergabe ein. CD und Cassette waren gestern. Der Zukunft gehört USB-Stick, SD-Karte, Bluetooth und DAB. Wie das alles in dem 19-Zöller funktioniert und was sich die Tascam-Ingenieure alles haben einfallen lassen, klärt der Test.
von Georg Berger
Es soll ja immer noch Kneipen geben, dessen Interieur sich seit über 50 Jahren nicht geändert hat. Dazu gehört auch die Beschallungsanlage, die aus einem alten HiFi-Verstärker plus – wenns richtig “modern” sein soll – Cassettendeck besteht, das bis heute ausschließlich Schlager der 70er Jahre von “Die kleine Kneipe” über “Schmidtchen Schleicher” bis “Immer wieder Sonntags” spielt. Doch selbst die CD ist für viele schon komplett outdated im Zeitalter von Streaming, Internet und MP3s. Die Zeit bleibt eben nicht stehen. Was liegt also näher, als ein Produkt herauszubringen, das die Medienwiedergabe auf der Höhe der Zeit bereitstellt? Tascam hat die Zeichen erkannt und legt mit dem rund 700 Euro kostenden Modell MP-800U DAB einen modernen, zukunftsweisenden und professionell ausgestatteten Medienplayer vor, der Audio auf vielfältige Art und Weise wiedergeben kann. Für viele vielleicht völlig banal, für uns jedoch eine Besonderheit: Der Player verfügt sogar über einen DAB- und UKW-Radioempfänger.
Primär ist solch ein Gerät für Festinstallationen, etwa in Kongreßsälen, Restaurants, Kneipen, Einkaufszentren, Sportarenen und dergleichen mehr gedacht. Auch bei der Live-Beschallung von Konzerten dürfte es ein willkommener Gast im Rack des FOH-Mixers sein, um das Publikum vor Konzertbeginn mit „Pausenmusik“ zu berieseln. Professionell ausgerichtet, ist der Player in ein 19-Zoll-Gehäuse mit einer Höheneinheit gewandet. XLR-Ausgänge unterstreichen den Anspruch noch einmal. Und wer mag kann das Gerät durch Zukauf der optionalen Ethernet-Karte IF-E100 sogar via Netzwerk fernsteuern. Ein zurzeit noch in der Entwicklung befindliches Plug-in soll zudem die Steuerung des Players über die Q-SYS-Plattform ermöglichen. Die mitgelieferte Infrarot-Fernbedienung schielt indes eher mehr in Richtung Consumer. Aber eins nach dem anderen. Schauen wir uns erst einmal die Hardware an.
USB-Stick, SD-Karte, Bluetooth und Streaming
Außer der erwähnten Fernbedienung nebst AAA-Batterien finden sich ein Netzkabel, eine Wurfantenne fürs Radio, die Garantiekarte sowie zwei anschraubbare Rackwinkel im Lieferumfang. Damit der MP-800U DAB auch Bluetooth-Signale empfangen kann, ist der Zukauf des rund 60 Euro kostenden AK-BT2 Bluetooth-Adapters vonnöten, der als Accessoire bereits in vielen mobilen Recordern des Herstellers zuverlässig seinen Dienst verrichtet. Damit nicht genug können Musikstücke – in der Terminologie von Tascam „Track“ genannt – durch Zukauf der kabelgebundenen Fernbedienung RC-20 alternativ und direkt aufgerufen werden.
Die Frontplatte wirkt anfangs ein wenig konfus, was sich aber nach kurzer Zeit legt. Hingucker ist das mittig eingelassene und blau hinterleuchtete Zwei-Zeilen-LC-Display, das Menüpunkte, Einstellungen und natürlich auch den Titel des gerade gespielten Tracks oder laufenden Radiosenders anzeigt. Links davon finden sich zehn Zifferntasten mit deren Hilfe sich Tracks direkt anwählen lassen. Durch Drücken der Shift-Taste führen sie in einer zweiten Ebene weitere Funktionen rund ums Abspielen von Audio aus. Später dazu mehr. Unterhalb der Zifferntasten sind eine Reihe von Digitalanschlüssen eingelassen. Die USB-C-Buchse dient ausschließlich zum Einspeisen von Audio, das von einem Rechner übertragen wird. An die Flash-Drive Buchse gehören ausschließlich USB-Sticks. Der SD-Karten-Slot spricht für sich. Dazwischen ist der Port für die Aufnahme des AK-BT2-Adapters eingelassen.
Rechts vom Display ist ein regelbarer Kopfhörerausgang integriert, gefolgt von fünf Transporttastern. Das gerastete Multi-Jog-Rad dient als zentrales Bedienelement zum Auswählen von Sendern, Tracks, Funktionen und zum Editieren von Werten. Das Rad verfügt auch über eine Schaltfunktion, die stets die Enter-Funktion auslöst. Wer beim Editieren ein Menü verlassen will, drückt den Back- oder Home-Taster. Der Home/Menü-Taster ruft eine Reihe von Funktionsbereichen auf, mit denen sich das Verhalten des MP-800U DAB nach eigenen Wünschen anpassen lässt. Der Source-Taster spricht für sich: Im Test drücken wir ihn und wählen mit dem Jog-Rad die gewünschte Signalquelle aus, etwa das DAB-Radio. Ein darauffolgender Druck auf den Drehgeber und schon ist das Radio am Start. Zusätzliche Infos vom Sender – hier können auch RDS-Infos von UKW-Sendern abgerufen werden – oder ID3-Infos von MP3s können durch mehrfachen Druck auf die Display-Taste in der Anzeige sukzessiv dargestellt werden. Eher exotisch fällt die Pitch-Taste aus. Ist sie gedrückt, können wir die Abspielgeschwindigkeit von SD-/USB-Stick-Tracks um plus/minus 16 Prozent in der Tonhöhe manipulieren. Dabei klingt das Audio zwar völlig artefaktfrei, wenn es denn in Maximalstellung geändert wird. Die Funktion kann dabei im laufenden Betrieb an- und ausgeschaltet werden, was mitunter schon für einen Aha-Effekt sorgt. Dennoch: Der tiefere Sinn dahinter will sich uns nicht wirklich erschließen. Es ist eine nette Spielerei, die man sich auch hätte sparen können, finden wir zumindest. Wer den MP-800U DAB als Karaoke-Maschine einsetzen will, kann darüber zumindest die Tonhöhe des Playbacks an die Stimmlage des Vokalisten anpassen, was aber auch seine Grenzen hat.
Ungewöhnlich: UKW- und DAB-Radio an Bord

Die inkludierte Fernbedienung erlaubt das Ausführen sämtlicher Funktionen, die auch an der Hardware zur Verfügung stehen. Einiges ist jedoch etwas anders realisiert. So wurden den Funktionen, die per Shift-Taste am Gerät aufrufbar sind, eigene Tasten spendiert. Anstelle des Jog-Rads ist ein Navigationskreuz integriert in dessen Mitte sich die Enter-Taste befindet. Mithilfe der Tascam Media Control Center App für iPhone und Android ist, abseits vom Audiostreaming, Gleiches auch via Smartphone/Tablet und Bluetooth möglich. Mehr dazu gleich noch.
Die Rückseite verfügt über einige Besonderheiten. So kann das Signal von UKW-/DAB-Radio bei Bedarf über ein separates Pärchen Cinch-Buchsen hinausgeführt werden. Die Signale via SD-/USB-/Bluetooth/Streaming (Rechner) gehen über ein separates Pärchen Cinch- oder XLR-Buchsen raus. Wer mag, kann die Radiosignale aber auch über diesen Master-Analog-Out leiten. Damit ist der Player sowohl für professionelle als auch Consumer-Audio-Umgebungen bestens gerüstet. Zwischen Analog- und Tuner-Out ist der Slot zur Aufnahme der bereits erwähnten, aufpreispflichtigen Ethernet-Karte eingelassen. Direkt darunter geben zwei 3,5 mm-Klinkenbuchsen Rätsel auf. Sie dienen zum Verbinden mit weiterer Hardware über die sich der MP-800U DAB nochmals fernsteuern lässt. Darauf jetzt näher eingehen zu wollen, würde den Rahmen des Tests sprengen. Stattdessen wollen wir nun mal sehen, was der MP-800U DAB an Audio abspielt und welche weiteren Features er bereitstellt.
Mannigfaltige Möglichkeiten zur Fernsteuerung
Der MP-800U DAB erlaubt das Abspielen von Audio mit 44,1 oder 48 kHz Samplingraten bei Wortbreiten von 16 oder 24 Bit. Neben dem Wav- und MP3-Format versteht er auch das AAC-Format, das in Form von m4a-Dateien vorliegen soll. Im Test gibt er zu unserer Überraschung aber auch den Ton von mp4-Videodateien aus, dessen Audio via AAC und MP3 encodiert wurde. Die Abspielmedien können Kapazitäten von zwei bis 512 Gigabyte (USB-Stick) und sogar zwei Terabyte (SD-Karte) besitzen. Maximal 999 Dateien und 50 Ordner kann der Player adressieren und aufrufen. Das sollte mehr als ausreichend sein.

Schauen wir als Nächstes auf die Features und Funktionen des MP-800U DAB, die sich über die Home/Menü-Taste aufrufen lassen. Dort kann ein Stromspar-Modus aktiviert werden und die Ausgangs-Lautstärke separat für den Tuner- und Analog-Ausgang in festen Abständen abgesenkt werden. Im Test gerät das ein klein wenig fummelig. Doch in der Praxis bei Festinstallationen wird man das wohl nur einmal machen und hat danach seine Ruhe, weshalb das am Ende völlig in Ordnung geht. Sehr pfiffig ist die „Power on Play“-Funktion, die zum sofortigen Abspielen von Audio führt, sobald der MP-800U DAB Strom erhält. Wer den Player etwa an einer Steckdose mit Zeitschaltuhr hängen hat, kann auf die Weise automatisch die Beschallung starten, ohne sich großartige Gedanken zu machen. In dem Zusammenhang ist auch löblich zu erwähnen, dass das An- und Ausschalten des MP-800U DAB völlig geräuschlos, also ohne hörbare Knackser oder dergleichen geschieht, was nicht selbstverständlich ist und ein weiteres Profi-Kriterium darstellt. Dazu gehört auch eine ausführbare Tastensperre sowohl am Gerät, als auch an der Fernbedienung, um Unbefugten den Zugriff zu verwehren.
Eine Reihe von Abspiel-Modi und -Verhalten sind sowohl über das Haupt-Menü, als auch über die dedizierten Funktionstasten, respektive über die Shift-Ebene am Gerät ausführbar. So lässt sich definieren, ob die Titel via „incremental play“ einer nach dem anderen auf dem Speichermedium abgerufen werden sollen, ob sie nach Spielende stoppen oder direkt der nächste Track abgespielt werden soll oder ob die Tracks via Zufallsfunktion ausgewählt werden sollen. Selbstverständlich kann ein Track bei Bedarf auch ständig wiederholt werden, etwa eine Ansage mit wichtigen Hinweisen für Besucher eines Stadions oder Einkaufszentrums. Ähnliches leistet auch die A-B-Funktion mit der sich ein Bereich innerhalb eines Tracks definieren lässt, der ständig wiederholt werden soll. Die so erstellten Punkte sind dabei temporär und gehen verloren, sobald ein anderer Track aufgerufen oder das Gerät ausgeschaltet wird. Je nach Bedarf kann bei aktivierter „Resume“-Funktion die Wiedergabe dort abgespielt werden, wo sie zuletzt gestoppt wurde. Die Play-Area-Funktion legt fest, ob sämtliche Dateien eines Mediums oder nur die Dateien innerhalb eines Ordners abgespielt werden sollen. Um einen speziellen Ordner dafür auswählen zu können, muss zuvor eine Datei, die in diesem Ordner liegt, ausgewählt werden. Sehr schön ist eine Fade-In- und Out-Funktion, die das Ein- und Ausblenden von Tracks in 0,5-Sekunden-Schritten bis maximal zehn Sekunden erlaubt. Abrupte Songwechsel mit eventuellen Lautstärkesprüngen sind damit ausgeschlossen. Wer also im Restaurant manuell einen Track wechseln muss, läuft also nicht Gefahr, dass den Gästen vor Schreck das Besteck aus der Hand fällt.
Primär für Festinstallationen und das FOH-Rack gedacht

Schlussendlich sorgen noch die Auto-Cue- und Auto-Ready-Funktion für zusätzlichen Komfort in Sachen Track-Wiedergabe. Via Auto Cue kann etwa ein Track, der sehr leise anfängt oder sogar Stille aufweist, nach einer vorher definierbaren Audio-Schwelle direkt angefahren/abgespielt werden. So treten hörbare Pausen erst gar nicht auf. Die Auto Ready Funktion ist hingegen eine automatische Pausenschaltung, die nach Ende des gespielten Tracks und noch vor Beginn des nächsten Tracks stoppt. Ist gleichzeitig Auto Cue aktiv, wird der Track beim Einstarten direkt an der Stelle abgespielt, der die zuvor definierte Lautstärkeschwelle überschritten hat. Ingesamt bietet sich dem Anwender damit eine Fülle an praxisgerechten Funktionen, aus denen sich jeder das Passende für seine Zwecke und Anwendungsszenarien heraussuchen und anpassen kann. Die Fülle mag einen anfangs erschlagen. Doch Tascam hat letztlich an alles gedacht. Wir sind jedenfalls wunschlos glücklich mit dem, was uns der MP-800U DAB anbietet. Dafür gibt’s ein Extralob. Last but not Least soll nicht unerwähnt bleiben, dass Radiosender und auch Tracks als Presets speicherbar sind, die sich danach über die Zifferntasten direkt aufrufen lassen. So kann in der Happy Hour der Ballermann-Sender plärren und später, wenn der gediegene Speisebetrieb stattfindet per simplem Druck aufs Klassik-Radio umgeschaltet werden.
Nachdem wir alle erforderlichen Verkabelungen vorgenommen haben, starten wir im Praxistest als erstes den Sendersuchlauf für das DAB- und UKW-Radio-Empfangsteil. Das ist ruckzuck geschehen. Beim UKW-Empfänger fehlen uns jedoch ein paar Sender, weshalb wir mit der Antenne ein wenig experimentieren müssen, um diese auch noch und vor allem rauschfrei empfangen zu können. Das ist aber auch die einzige lästige und nervige Tätigkeit, die es auszuführen gilt. Beim Einsetzen von Sticks und SD-Karten sind wir anfangs ob der Informationsarmut im Display enttäuscht. Ein Druck auf die Display-Taste lässt aber rasch Track-Nummern (auf dem Speichermedium), Stücketitel und ID3-Infos erscheinen. Schön wäre, ähnlich wie in vielen Autoradios, wenn diese Infos als Laufband zusätzlich zur Verfügung stehen könnten, was sich per Firmware-Update leicht implementieren lassen dürfte. Um sämtliche oben erwähnten Abspiel-Funktionen gezielt erreichen und auch ausführen zu können, braucht es schon ein wenig Eingewöhnungszeit. Doch einmal ausgeführt, geht alles souverän über die Bühne. Auch das Streaming von Audio über einen Rechner in den USB-C-Eingang geht ohne jedes weitere Prozedere über die Bühne. Am Rechner ist nichts extra einzustellen. Das ist ein Service! Der Einsatz von Bluetooth erfordert hingegen ein wenig mehr Aufwand, was aber nun auch kein Hexenwerk ist. Als erstes sollte am Player ein Passwort definiert werden, das aus Ziffern besteht, damit niemand sich unerlaubt einklinken kann. Ist dies erledigt, muss am MP-800U DAB der Pairing-Befehl gestartet werden. Wichtig: Auf dem Smartphone/Tablet darf die Kopplung nicht über die Systemsteuerung erfolgen, sondern ausschließlich über die Tascam Media Control Center App. Die App sucht nach entsprechenden Tascam-Geräten. Sind diese gefunden, wird das gewünschte Gerät ausgewählt, das Passwort eingegeben, et Voilà: Wir können die Hardware nun auch via Mobilgerät steuern und darauf befindliches Audio via Funksignal in den MP-800 U DAB einspeisen. Der Umgang mit der App ist anschließend ebenfalls recht schnell verinnerlicht. Am Ende macht der Medienplayer auch in Sachen Sound eine sehr gute Figur. Ganz gleich, über welche Quelle der MP-800U DAB Audio wiedergibt: Alles klingt stets angenehm, mit samtigen Höhen, die nie aufdringlich oder harsch wirken. Die Bässe sind in gleichem Maße aufgeräumt und fügen sich organisch ins Gesamtbild ein. Die Mitten kommen glasklar und sind fein aufgelöst.

Fazit
Tascam legt mit dem Modell MP-800U DAB einen modernen, professionell ausgestatteten und in die Zukunft gerichteten Medienplayer vor, der mit opulenten Features punktet, flexibel einsetzbar ist und (fast) keine Wünsche offen lässt. Die Vielzahl an Möglichkeiten zur Fernsteuerung suchen dabei seines Gleichen.
MP-800U DAB
Hersteller | Tascam |
Vertrieb | https://tascam.eu |
Typ | Medienplayer |
Maße | 19-Zoll, 1 HE, 297 mm tief |
Gewicht | 2,7 kg |
Preis [UVP] | 699 Euro |
Ausstattung
Speichermedien | |
Audioformate | |
UKW | 87,5 – 108,0 MHz |
DAB | Band III, 174 – 240 Mhz |
Kompatibilität | |
Eingänge/ Schnittstellen | |
Audio-Ausgänge | |
sonstige Anschlüsse | |
Bedienelemente | |
Anzeigen | 2-Zeilen LC-Display, 4 Status-LEDs |
Lieferumfang | Netzkabel, IR-Fernbedienung, AAA-Batterien, Radio-Wurfantenne, Rackwinkel, Garantiekarte |
Besonderheiten | Optional erhältlich: Bluetooth-Adapter AK-BT2, Ethernet-Erweiterungskarte IF-E100, kabelgebundene Fernbedienung RC-20; Power-on-Play-Funktion, separate Ausgänge für Radio- und Player-Signal |
Bewertung
Kategorie | Oberklasse |
Ausstattung | sehr gut |
Tragekomfort | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |