
Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen könnte sich Mackie vielleicht gesagt haben. Nachdem der Hersteller seinen aktiven Thrash212-Lautsprecher und den Monitor FreePlay Live mit Akkus ausgestattet und somit von Steckdosen unabhängig gemacht hat, ist es eigentlich nur konsequent, dass er auch Mischpulte mit Akkubetrieb entwickelt. Et Voilà hier ist es schon: Das Mackie ProFX10 GO.
von Georg Berger
Kann sich noch jemand an den Film “Richy Guitar” erinnern, in dem die Band “Die Ärzte” die Hauptrolle spielte? Da gab es eine Szene, wo sie auf einem 7,5-Tonner ein Konzert gegeben haben. Das war Mitte der 80er-Jahre und damals musste für Amps und PA irgendwo ein Generator rattern, um den nötigen Strom zu liefern. 40 Jahre später schließt das amerikanische Unternehmen Mackie endlich die noch klaffende Lücke in Sachen autarker Beschallung und präsentiert mit dem Zehnkanal-Mischpult Pro FX10 GO sein erstes akkubetriebenes Mischpult. Damit erhalten die ebenfalls akkubetriebenen Lautsprecher Thrash212 Go und FreePlay Live vom selben Hersteller endlich das passende Gegenstück. Das fehlende Glied in der Kette ist jetzt geschlossen, um Konzerte und Auftritte nun wirklich an jedem beliebigen Ort, weitab jeglicher Stromversorgung und fernab von Generatoren zu geben. Entsprechende Vorbereitung – Laden und Bereitstellen von Ersatz-Akkus – vorausgesetzt, wird Veranstaltern die Last mit der Stromversorgung ab sofort abgenommen. Aufmerksame Zeitgenossen werden jetzt bemerken, dass das neue Pro FX10 GO Pult dem voriges Jahr vorgestellten Modell Pro FX 10v3+ (siehe Test in Ausgabe 01/2024) in Aussehen und Ausstattung wie ein Ei dem anderen gleicht. In der Tat ist dem wirklich so. Einziger Unterschied abseits der unterschiedlichen Modellbezeichnung ist ein Fach auf der Unterseite, in das sich der Mackie-eigene Akku GB 10 einsetzen lässt. Ansonsten ist alles gleich in Sachen Funktion, Features und Bedienung. Mackie verspricht, dass sich das Pult acht Stunden mit diesem Akku betreiben lässt. Der Praxistest wird zeigen, ob das stimmt. Kostenpunkt: Für das Pro FX10 GO werden 440 Euro aufgerufen. Wer einen Ersatz-Akku braucht/will, muss dafür 70 Euro berappen. Die UVP für die akkulose Variante ist bemerkenswerterweise identisch. Doch die Straßenpreise für dieses Pult sind mittlerweile rund 100 Euro niedriger. Doch zurück zum GO-Modell: Im Lieferumfang findet sich ein Netzgerät, ein USB-A-auf-USB-C-Kabel, eine Quickstart-Anleitung sowie ein Lizenzcode zum Installieren der DAW Tracktion Waveform. Wer das Pult oft transportieren will und auf stabile, aber schwere Flightcases verzichten kann und will, kann sich optional von Mackie noch eine dazu passende Tragetasche für 50 Euro holen. Soweit so gut. Schauen wir als nächstes auf die Ausstattung.
Erstes Mackie-Mischpult mit Akkuversorgung
Nach dem Auspacken halten wir einen kompakten Mixer in Händen, der in seinen Dimensionen etwas größer als ein DIN-A-4-Blatt ist. Mit 2,7 Kilogramm Kampfgewicht ist es rund ein Pfund schwerer als die akkulose Variante. Das Gehäuse besteht aus Metall. Die Seitenteile sind aus Kunststoff. Alles in allem stellt sich das Pro FX10 GO-Pult damit als robuster Genosse vor. Die Regler sind zwar nicht mit dem Gehäuse verschraubt, bieten aber ausreichend Festigkeit und Sitz beim Betätigen. Gemessen am Verkaufspreis geht das voll in Ordnung. Sämtliche Regler warten mit einem leicht zähen Lauf auf, was feinfühliges Einstellen im Mikrometerbereich ermöglicht. Lediglich die Regler in der EQ-Sektion sind arg eng gruppiert, was das Bedienen ein wenig fummelig macht. Sämtliche Ein- und Ausgänge sind zusammen mit den Bedienelementen auf der Oberseite integriert. Einzige Ausnahme sind der Netzgeräte-Anschluss sowie die USB-C-Buchse auf der Kopfseite. Sehr schön: Per Rändelschraube wird der Stecker des Netzgeräts an das Pult geschraubt. Versehentliches Herausziehen ist damit unmöglich. Ist das Netzgerät in Betrieb, wird der Akku – so denn nötig – im Hintergrund geladen. Über die USB-Buchse lässt sich ein Rechner zwecks Aufnahme der Mixer-Signale anschließen. Dahinter werkelt ein 2×4 Audio-Interface mit einer maximalen Auflösung bis 24 Bit und 192 Kilohertz. Mehr dazu gleich noch.

Aus Pro FX10v3+ wird Pro FX10 GO
Das Layout der Channelstrips ist rasch erfasst. Es gibt vier Mono- und drei Stereo-Kanalzüge. Am opulentesten sind die ersten beiden Kanäle ausgestattet. Neben einem Drei-Band-EQ mit fest eingestellten Center-Frequenzen, Preamp-Gain, schaltbarem Lowcut, Panpot und Effekt-Send, findet sich auch ein Kompressor, der mit einem Drehregler zu bedienen ist. Darüber wird proportional der Threshold und die Ratio eingestellt, die bei Vollausschlag laut Hersteller 6:1 beträgt. Abseits davon verfügen beide Kanäle über eine schaltbare Hi-Z-Funktion für elektrische Instrumente. Die Monokanäle drei und vier sparen sich hingegen den Kompressor und die Hi-Z-Funktion. Die Phantomspannung wird übrigens gemeinsam für alle vier Monokanäle aktiviert. Nicht alltäglich in dieser Mischpultklasse sind Inserts zum Anschluss von Effektgeräten. Wer also seinen Lieblingshall auf den Gesangskanal legen will, kann dies darüber problemlos erledigen. Warum in den ersten beiden Kanälen Combo-Buchsen und in den dritten und vierten je eine dedizierte XLR- und Klinkenbuchse integriert wurde bleibt indes ein Rätsel.
Weiter geht’s mit den drei Stereo-Strips. Kanal 5/6 und 7/8 verfügen über jeweils zwei servosymmetrische Klinkenbuchsen zum Anschluss von Geräten mit Line-Pegel. Kanal 9/10 verfügt hingegen über eine 3,5-Millimeter-Stereoklinkenbuchse zum Anschluss von Zuspielgeräten oder Handys/Tablets. Besonderheit: Über diese beiden Kanäle lässt sich wahlweise auch ein Mobilfunkgerät via Bluetooth einspeisen. Dazu muss der blau hinterleuchtete Bluetooth-Taster bemüht werden, um Pult und Smartphone miteinander zu koppeln. Das Signal an der Buchse ist dann natürlich stumm geschaltet. Besonderheit: Die Bluetooth-Verbindung ist bidirektional. Es lassen sich also Signale auch vom Pult senden und vom Smartphone empfangen. Zumeist werden darüber wohl Telefongespräche laufen. Infolgedessen ist es nur logisch, in diesem Kanalzug den Effekt-Send wegzulassen.
Nicht alltägliche Features integriert
Die Master-Sektion ist überschaubar ausgestattet, offeriert aber dennoch eine Reihe pfiffiger Features und Ausstattungsmerkmale, die für ein Pult in dieser Größe nicht selbstverständlich sind. Schauen wir zuerst auf die Anschlüsse: Neben dem Mastersummen-Ausgang, der sowohl in XLR, als auch in Klinke verfügbar ist, gibt es auch zwei regelbare Control-Room-Anschlüsse, an die sich alternative Monitore anschließen oder die Signale zwecks weiterer Verarbeitung anderweitig abzweigen lassen. Das ist nicht alltäglich. Hinzu gesellt sich ein ebenfalls regelbarer Kopfhörerausgang sowie ein extra Effekt-Send-Anschluss. Der Fußschalter-Anschluss dient indes zum stummschalten der Effekt-Sektion. Zentraler Hingucker ist die GigFX+ Sektion mit seinem farbigen Display. Hier wie dort stehen zwölf Algorithmen (Delay, Hall, Modulationseffekte, teils in Kombination) zur Auswahl. Drei Parameter zum Editieren und sechs Speicherplätze zum Ablegen eigener Einstellungen stehen pro Algorithmus bereit. Eine Filter-Sektion erlaubt das nachträgliche Bearbeiten des Effektsignals. Über den „Rec“-Button lassen sich drei Modi für die Übertragung von Audio via USB auswählen: „Standard“ greift die Hauptsumme ab und überträgt das Stereosignal inklusive sämtlicher im Pult gemachter Einstellungen. „Interface“ greift das Signal der ersten zwei Monokanäle hingegen direkt hinter der Preamp-Stufe völlig trocken ab. Der „Loopback“-Modus erlaubt das Empfangen von Audio aus dem Rechner, das sich zusammen mit weiteren Pultsignalen wieder im Rechner aufnehmen lässt. Damit kann etwa der Sound eines Videospiels, das im Hintergrund läuft, zusammen mit einem gesprochenen Kommentar problemlos mischen und aufnehmen.

Die zwei Stereo-Return-Kanalpaare aus dem Rechner können nun auf verschiedene Weise ins Pult zurückgeleitet werden: Ist der „Phones/CR-Schalter aktiv, werden die ersten zwei Return-Kanäle aus dem Rechner auf den Kopfhörer und den Control-Room-Kanal gelegt. Sehr pfiffig: Mit dem Blend-Regler lässt sich anschließend das Computer-Audio und das Pult-Audio in der Lautstärke ausbalancieren, ähnlich wie ein Direct-Monitoring-Regler. Das ist in Pulten, zumal in dieser Klasse auch nur höchst selten anzutreffen. Per Schalter können die USB-Kanäle 3/4 schließlich in die Kanäle 7/8 des Pultes geroutet werden.
Ein groß aufspielender Mischzwerg
Im Hör- und Praxistest stellen wir zuerst den Akkubetrieb auf die Probe. Dazu wollen wir zuerst wissen, ob und wo es eine Batteriestandsanzeige gibt. Das deutsche Handbuch schweigt sich dazu leider aus. Im Betrieb werden wir dann aber mit der Zeit gewahr, wie dies realisiert wurde, nämlich über die Power-LED. Die ist mehrfarbig ausgelegt und signalisiert über die Ampelfarben rot, gelb und grün wie es um den Akkuzustand steht. Diese Information sollte unbedingt noch Aufnahme ins Handbuch finden. Im Test schließen wir an die Monokanäle Kondensator-Mikrofone an, aktivieren die Phantomspannung und starten die Stoppuhr. Vom Status Grün zum Gelb-Zustand dauert es dabei vier Stunden. Von Gelb zu rot ist es dann lediglich etwas mehr als eine Stunde. Leuchtet die LED rot dauert es im Test noch einmal rund 45 Minuten bis das Pult komplett den Geist aufgibt, macht summa summarum knapp sechs Stunden Laufzeit. Das ist zwar nicht die versprochene Dauer, geht aber für uns voll in Ordnung, denn wir haben das Pult sozusagen unter Volllast mit Kondensator-Mikrofonen betrieben. Ohne das reicht die Dauer an die versprochene Zeit heran. Das Laden des Akku über seine integrierte USB-C-Buchse und ein externes Ladegerät dauert hingegen fünf Stunden, wobei wir nicht in Abrede stellen wollen, ob das mit einem anderen Ladegerät als dem von uns verwendeten nicht noch schneller geht. Es ist in jedem Falle empfehlenswert sich einen Ersatz-Akku zuzulegen, um für alle Eventualitäten im Outdoor-Einsatz gerüstet zu sein. Doch an dieser Stelle müssen wir meckern. Für das Pult und die eingangs erwähnten Monitore sind jeweils eigene Akkulösungen erdacht worden. Genial wäre gewesen, wenn die Akkus für das Pult und zumindest die Thrash-Box identisch wären. Das wäre nicht nur kundenfreundlicher, sondern würde auch für eine gewisse Produkttreue sorgen. So verschenkt Mackie hier eine gute Gelegenheit, finden wir.
Zwölf Effekte, Bluetooth, drei Recording-Modi

Für den Hörtest fertigen wird eine Reihe von Mikrofon- und Instrumentenaufnahmen an, die wir via USB in den Rechner schicken und mit Aufnahmen des guten alten, teutonisch nüchternen RME Fireface 400 vergleichen. Bemerkenswert: Beim Einpegeln des Preamp-Gain der Mikrofone wird es in 13-Uhr-Stellung sehr fummelig. Ein Hauch zu wenig und der Pegel ist zu schwach, ein Hauch zuviel und schon clippt es. Hier wäre vielleicht ein Poti mit einem toleranterem Regelverhalten besser gewesen. Jedenfalls dauert das Einpegeln damit doch spürbar länger als gedacht. Nächste Auffälligkeit: Der kleine USB-C-Stecker schließt beim Einstecken ins Pult nicht bündig mit dem Gehäuse ab. Ca. zwei Millimeter des Steckers liegen frei, was nicht sehr stabil auf uns wirkt. Das ist uns übrigens auch bereits bei den DLZ Creator Pulten (Tests in den Ausgaben 06/2023 und 01/2024) aufgefallen. Mackie sollte sich wirklich überlegen, diese Buchsen gegen tiefere Varianten auszutauschen.
Nichts zu meckern gibts indes in Sachen Klang. Die Pult-Equalizer liefern Analog-Sound at its best und entzerren anliegende Klänge auf organisch schmeichelnde Art. Die Effekte der GigFX+ Sektion sind gemessen am Verkaufspreis sehr gut. Delay- und Modulationseffekte klingen sehr gut. In Sachen Hall wird’s allerdings ein wenig blechern. Überdies sind die klanglichen Unterschiede zwischen Hall, Room und Plate nicht allzu groß, aber immerhin. Der Kompressor erweist sich im Test als kongenialer Partner für Vokalaufnahmen. Dort kann er seine Stärken ausspielen und unauffällig für ein Zähmen der Dynamik sorgen. Anders ist es hingegen bei Instrumenten-Signalen. Hier wird’s dann mitunter sehr flatterig. Zum Zügeln von Signalspitzen ist er aber sehr gut geeignet. Über die Qualitäten der Onyx-Preamps braucht man sich nicht großartig auszulassen. Sie liefern satte 60 dB Gain und stellen sich als glasklar arbeitende Komponenten vor mit einer ganz kleinen Portion an schmeichelnden Mitten. In Sachen Audio-Interface-Sound setzt sich dieser Klang weiter fort. Im Vergleich zum RME-Interface klingt es immer eine Spur wohliger, weicher, mittiger. Allerdings findet das ProFX10 GO in Sachen Auflösung und Plastizität im Fireface 400 seinen Meister, aber das kostet auch mal gerade doppelt so viel wie das Mackie-Pult. Dennoch hinterlässt das Mackie-Pult im Test einen sehr guten klanglichen Eindruck, der zwar nicht teutonisch-ehrlich, aber dafür angenehm und organisch daherkommt.

Fazit
Mit dem ProFX10 GO Zehnkanal-Mischpult stattet Mackie ein ohnehin schon pfiffiges Kompakt-Mischpult erstmals mit den Weihen des autarken Akkubetriebs aus. Mit Features wie bidirektionalem Bluetooth, Audio-Interface-Funktionalität und einer teils nicht alltäglichen Ausstattung kann es trotz oder gerade aufgrund seiner kompakten Dimensionen teils auch professionellen Ansprüchen für Konzerte, Produktionen oder Podcast genügen und jetzt, dank Akkubetrieb, eben auch in den entlegensten Winkeln und Orten der Welt.
ProFX10 GO
Hersteller | Mackie |
Vertrieb | https://hyperactive.de |
Typ | Mischpult |
Maße | 269 x 97 x 292 mm (B x H x T) |
Gewicht | 2,7 kg |
Preis [UVP] | 440 Euro; Akku GB 10: 70 Euro |
Technische Daten
Eingänge | |
Ausgänge | 2x XLR, 4x 6,3 mm Klinke, 1x Stereoklinke (Kopfhörer), 1x 6,3 mm Klinke (FX Send) |
sonstige Anschlüsse | 5x 6,3 mm Klinke (4x Insert, 1x Footswitch), 1x USB-C |
Channelstrip | Volume, Panpot, Gain (-20 – +40 dB), Mute, One-Knob-Compressor, 3-Band-EQ (80 Hz, 2,5 + 12 kHz, jeweils -/+15 dB), FX-Send |
Effekte | GigFX+ (12 Effekte, Delay, Reverb, Chorus, Flanger, pro Algorithmus ein Effekt-EQ) |
sonstige Funktionen | Phantomspeisung (global schaltbar), Hi-Z (Kanal 1-2), Lowcut (100 Hz, Kanal 1-4), Bluetooth (Kanal 9-10), 2×4 USB-Audio-Interface (24 Bit/192 kHz) |
Bedienelemente | |
Anzeigen | |
Lieferumfang | Quickstart-Anleitung, Netzteil, USB-A-auf-USB-C-Kabel |
Besonderheiten | Autarker Betrieb dank Akkubetrieb möglich, Drei Recording-Modi (Standard, Loopback und Interface), Bluetooth in beide Richtungen übertragbar, optionale Tragetasche für 50 € erhältlich. |
Bewertung ProFX10 GO
Kategorie | Mittelklasse |
Ausstattung | sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |