
Arturia hat seinem Interface-Flaggschiff, dem AudioFuse 16Rig, ein mächtiges Update spendiert. Auf dass die französische Produktionszentrale noch breiter aufgestellt sein möge.
von Harald Wittig (Text und Fotos)
Im Herbst 2023, also vor knapp zwei Jahren, überraschte der französische Synthesizer- und Effekte-Spezialist Arturia die Pro Audio-Welt mit dem AudioFuse 16Rig, seinem bis dahin teuersten, größten und mächtigsten USB-Audiointerface. Auch wir waren seinerzeit, konkret in Ausgabe 11/2023, schwer beeindruckt von dem Interface und verliehen ihm den Titel „Das neue Studio-Mastermind“. So gut das AudioFuse 16Rig auch war und ist – Raum für Verbesserungen gibt es immer. Denn heutzutage heißt es Schritt halten mit den aktuellen Produktionstrends. Beispielsweise „Immersive Audio“, also die angesagte Mehrkanal-Produktion für das dreidimensionale Klangerlebnis. Arturia hat das AudioFuse 16Rig dafür fit gemacht. Nicht etwa mit einem ganz neuen „Mark II“-Gerät, über das sich die Erstkäufer des Interfaces sicherlich riesig gefreut hätten. Sondern über ein Software-Update, das genialerweise kostenlos für 16Rig-Eigentümer/-Nutzer ist und selbstverständlich beim Neukauf inklusive ist. Apropos: Das AudioFuse 16Rig kostet weiterhin knapp 1300 Euro, was angesichts seiner Ausstattung – wie wir sogleich detailliert sehen werden – ein angemessener Preis ist.
Immersives Monitoring-Setup via Software-Update


Beginnen wir ausnahmsweise mit der Monitoring-Sektion, genauer der Einrichtung eines immersiven Monitoring-Setups. Mit der Version 2.0 der AudioFuse 16Rig-Firmware ist es möglich, mit dem Interface ein komplettes „Immersive Monitoring System“ einzurichten. Das kann Lautsprechersysteme mit maximal 16 unabhängig zuweisbaren Ausgangskanälen unterstützen, dabei sind Bassmanagement, Laufzeitverzögerungsanpassung, flexible LFE-Kontrolle sowie die unabhängige A/V-Synchronisation – um nur die wichtigsten Optionen exemplarisch zu nennen – inklusive. Das AudioFuse 16Rig gestattet es dem Nutzer also, mit einem Surround-Layout mit bis zu 16 Kanälen zu arbeiten – ohne Weiteres mit angesagten Konfigurationen bestehend aus Haupt-, Surround-, Decken- und Tieffrequenz-Monitoren. Das Interface verwandet sich mit dem Firmware-Update in einen zeitgemäßen Monitoring-Experten, das von Stereo- und 2.1-Systemen bis zur 4.0-Quadraphonie, 5.1- und 7.1-Surround sowie den angesagten „3D“-Audioformaten wie Dolby Atmos 7.1.4 oder sogar 9.1.6 richtig viel drauf hat. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Diese Multikanal-Optionen stehen nur für Projekte mit den Abtastraten 44,1 und 48 Kilohertz zur Verfügung.
Machen wir das Interface also fit. Am Einfachsten geschieht dies über die AudioFuse Control Center-Software, die Arturia zum kostenlosen Download unter https://www.arturia.com/de/products/audio/audiofuse-16rig/update bereitgestellt hat. Das Firmware-Update, das unerlässliche Voraussetzung für alle Multikanal-Erfahrungen ist, geht mit überzeugender Einfachheit über die Bühne: Es genügt, das zuvor mit dem Rechner hinreichend bekannt gemachte AudioFuse 16Rig einzuschalten und das Control Center zu starten. Dieses verkündet via Pop-up-Fenster, das es seit Neuestem die Firmware 2.0.1 gibt und rät freundlicherweise zum Aufspielen selbiger. Das geschieht bei aktiver Internetverbindung nach wenigen Klicks automatisch – und nach nur einigen Geduldsminuten ist das Interface Multikanalmonitoring-fähig und das Control Center hat seine Benutzeroberfläche gewechselt. Aus gutem Grund, denn die Einrichtung eines Vielkanal-Monitoring-Setups erfolgt über die mächtige Steuersoftware. Wir wollen uns an dieser Stelle nicht in Einzelheiten verlieren und belassen es bei dem Hinweis, dass die nach dem Update neu vorhandene Immersive Monitoring-Seite im Control Center über das Würfel-Symbol in der oberen Symbolleiste der Steuersoftware erfolgt. Die abgebildeten Screenshots machen die Beschreibung klarer. Dank des im Großen und Ganzen sehr guten PDF-Handbuchs – das es übrigens auch in deutscher Sprache gibt – sollte die Einrichtung auch jene mitnehmen, die erstmals in die Welt des Vielkanalmonitorings eintreten, um die wunderbare Welt der immersiven Audioproduktion zu erfahren. Dafür vergeben wir ein Sonderlob und wollen rein vorsorglich nochmals betonen, dass dieses Software-Update kostenlos ist. Auch und gerade für zufriedene Erstnutzer des AudioFuse 16Rig.

Konzipiert als Studio-Zentrale
.Nachdem das geklärt wäre, wollen wir uns das Interface, seine Ausstattung, Funktionen und Optionen näher ansehen. Wie eingangs angedeutet, hat das Gerät Einiges zu bieten. Folgerichtig haben wir es mit einem großen Gerät im 19 Zoll-Rackformat zu tun. Nach dem Hersteller-Konzept soll das Interface die Zentrale in einem rechnerbasierten Studio sein, weswegen Arturia den traditionellen Rack-Einbau vorgesehen hat. Doch auch die Desktop-Installation ist möglich – dafür lassen sich die Rackwinkel als Standfüße ummontieren, kleine Füßchen fürs hintere Gehäuse gibt es zudem im eng gepackten Verpackungskarton.
Eingangsseitig verfügt das AudioFuse 16Rig über 16 analoge Klinkeneingänge auf der Interface-Rückseite. Die hat das Arturia-Entwicklerteam gezielt auf pegelstarke Line-Signale abgestimmt. Klare Sache: Hier sollen und wollen Hardware-Synthesizer, Effekt-Geräte oder Rhythmus-Maschinen angeschlossen Anschuss finden. Die Verortung auf der Rückseite ist wohldurchdacht und konsequent: Denn die Verbindung mit den genannten Line Level-Instrumenten/-Geräten soll auf Dauer angelegt sein. Häufiges Umstöpseln ist nicht vorgesehen.

Geht es allerdings darum, mal eben einen Gesangs- oder Instrumentalpart auf die Festplatte zu nageln – vielleicht, weil ein bestimmtes Instrument nur kurzeitig leihweise zur Verfügung steht – finden sich auf der Front zwei XLR-Klinken-Combobuchsen sowie eine 3,5 Millimeter-Stereoklinkenbuchse. Die beiden Combo-Buchsen spiegeln dabei die rückseitigen Eingänge 1 und 2, der Miniklinken-Eingang das Eingangspaar 3 und 4. Arturia hat diesen Eingang für den Anschluss eines Desktop-Synthies, aber auch für ein Smartphone oder einen Audio-Player gedacht. Die könnten beispielsweise ein vorproduziertes Playback liefern. Wer mit diesem Eingang weniger anfangen kann, richtet sich stattdessen die rückwärtigen Klinkeneingänge 3 und 4 als Stereopaar ein. Dafür bedarf es einmal mehr der Control Center-Software, die jedenfalls für derartige Einrichtungen hohen Bedienkomfort bietet.
Das AudioFuse 16Rig verfügt über zwei digital kontrollierte Mikrofonvorverstärker, die grundsätzlich alles bieten, was für Aufnahmen mit dynamischen und Kondensatormikrofonen erforderlich ist. Die Aktivierung und Deaktivierung der 48 Volt-Phantomspannung erfolgt über das große, dank Gummierung angenehm griffige Einstellrad, welches als Dreh- und Druckgeber funktioniert. Das scharfe Display informiert über alle Einstellungen, die jeweilige Seite – bei Aufnahmen über die frontseitigen Combobuchsen – sind mittels der links neben dem Bildschirm angeordneten Direktzugriffstasten geschwind aufgerufen. Tatsächlich lässt sich das Interface sehr bequem und gänzlich ohne Unterstützung durch die Kontroll-Software bedienen.
Wird eine E-Gitarre oder ein E-Bass mit passiver Elektronik in eine der Combo-Buchsen eingestöpselt, erkennt das Interface, dass ein hochohmiges Instrument angeschlossen ist. Der Display-Layer wird automatisch angepasst, der Eingang ist nun ein HiZ-Eingang, die notwendige Anpassung der Eingangsimpedanz an die E-Gitarre mit passiven Tonabnehmern – bekanntlich notorisch hochohmig – ist erfolgt und es darf munter eingespielt werden. Wenn wir schon dabei sind, den elektrischen Draht zu zupfen, wollen wir die beiden 6,3 mm Klinkenbuchsen ganz links auf der Front ins Auge fassen. Die lassen sich nämlich gemäß der Entwickler-Idee zur gleichzeitige Aufnahme des cleanen Gitarrensignals und des durch einen externen Preamps angereicherten Ton Verwenden. So könnte am Eingang 1 eine E-Gitarre eingestöpselt sein, gleichzeitig wird das Cleansignal am Ausgang 3 ausgeben, gelangt von dort in einen Preamp wie den Friedman IR-X oder einen der SansAmps von Tech21. Das Line Out-Signal des ausgewählten Preamps empfängt wiederum Eingang 2 des AudioFuse 16Rig – und wir haben zur späteren Bearbeitung flugs die reine E-Gitarre sowie die Kombination Gitarre-Amp aufgenommen. Auch nachträgliches Re-Amping ist keine Sache – die Routing-Möglichkeiten des Interface sind bemerkenswert vielfältig und mühelos ohne das Control Center zu bewerkstelligen.

Die beiden 3 +4 Frontausgänge sind auch als zusätzliche Kopfhörerausgänge oder zum Speisen von Geräten mit Line Level-Signalen, die nicht zum Festbestand des Studios gehören nutzbar – wie es eben gerade kommod ist und in den aktuellen Arbeitsfluss passt. Apropos Kopfhörerausgang: Das Interface verfügt über zwei davon – einer mit 6,3 mm -, der zweite mit 3,5 mm-Stereoklinkenausgang, der Ausgangspegel wird für beide Ausgänge über denselben Drehregler justiert. Dieses Doppel heißen wir sehr herzlich willkommen, denn inzwischen werden auch sehr hochwertige Kopfhörer nur noch mit Miniklinken-Kabel und ohne Adapter geliefert. Am AudioFuse 16Rig sind die direkt anschließbar und die Kopfhörerverstärker sind stark genug, um auch weniger laute Hörer wie den dynamsichen AKG K702 Studio oder den Magnetostaten Fostex T50RP anzutreiben. Damit ist das Interface fürs Monitoring über Kopfhörer gut gerüstet.
Stichwort Kopfhörer, Stichwort Cue Mix: Das AudioFuse 16Rig ist mit einem veritablen Mixer ausgestattet, der den Stand-alone-Betrieb sehr erleichtert – allemal Wert mit ein paar Zeilen bedacht zu werden. Streng genommen verfügt das Interface über zwei Mixer: Der sogenannte Main Mix umfasst sinnvollerweise vier Aux Sends für die Anreicherung und/oder Bearbeitung der Audio-Signale mit Effekten, die externe Effektgeräte liefern. Der zweite heißt Cue Mix, beinhaltet keine Aux Sends und dient – klar – dazu, die Musiker mit einem maßgeschneiderten Kopfhörermix über einen externen HPA zu versorgen. Zum Aufrufen der jeweiligen Matrix genügt ein entschiedener Druck auf „MIXER“ oder „CUE“. Auf der Seite „MAIN CHANNELS“ sind die für das aktuelle Projekt benötigten Eingänge auszuwählen. Nur die aktiven werden dann auch angezeigt, was angesichts des kleinen Bildschirms nur sinnvoll ist. Es versteht sich von selbst, dass alle analogen sowie die digitalen ADAT-Eingänge wählbar sind. Hinzu kommen noch Audio-Signale, die der Hostrechner via USB an das AudioFuse 16Rig schickt. Das ist alles überhaupt kein Hexenwerk und ausweislich unserer Testerfahrungen gelingt die Einrichtung des Mixers sehr schnell. Das Interface ist dabei einem (USB-)Mischpult dicht auf den Fersen. Einmal eingerichtet, hat der Aufnehmende die volle Kontrolle über den Mix, ohne dass es eines Rechners bedürfte.
Monitoring-Controller an Bord
Gehen wir vom konventionellen Stereo-Monitoring aus, bietet das Interface schon mehr als Kantinenkost. Wie es sich gehört, findet sich auf der Rückseite ein dezidierter Control Room-/Monitoring-Ausgang mit zwei symmetrischen Klinkenausgängen. Darüber verbinden wir die Haupt-Abhörlautsprecher, die Abhörlautstärke regeln wir über einen Drehregler in der rechten Sektion der Vorderfront. Der ist nicht alleine, sondern hat einen praktischen „Mute“-Schalter beigeordnet sowie ein besonders pfiffiges Schalterchen, das von einem Lautsprechersymbol geziert wird. Damit lassen sich mehrere Funktionen aufrufen: Wir haben einmal einen Mono-, dann einen Dimm-Schalter und zu guter Letzt einen Umschalter. Genau: Mittels dieses kleinen Pfiffikus können wir zwischen den Haupt-Monitoren und einem zweiten Lautsprecherpaar umschalten. Das lässt sich an zwei der insgesamt acht, praktischerweise paarweise sortierten Line-Ausgänge anschließen. Die Belegung und Benennung als B-Monitor ist am Interface einrichtbar, das Handbuch hilft kompetent und lässt Sorgenfalten erst gar nicht entstehen.
Ausbau mit Zusatz-Modulen
Die Digital-Abteilung erscheint angesichts der vielen Analog-Eingänge etwas schmal auf der Brust: Das AudioFuse 16Rig bietet 16 digitale Ein- und Ausgänge im ADAT-Format, die aber systembedingt nur bei 48 kHz-Abtastrate zur Verfügung stehen. Dank des S/MUX-Protokolls stehen auch Abtastraten bis maximal 96 Kilohertz zur Verfügung. Dann allerdings mit halbierter Gesamtkanalzahl. Das ist aber immer noch recht viel und vor allem in Hinblick auf die Verbindung mit Outboard ist die Entscheidung für das ADT-Format zu begrüßen. So bietet beispielsweise SPL für seinen achtkanaligen Mikrofonvorverstärker P8 einen optionalen ADAT-Wandler mit acht Kanälen an. „Schön und gut. Was mache ich aber mit meinen schönen Analog-Preamps oder meinem heißgeliebten Analogpult mit seinen Super-Preamps?“, fragen der aufmerksame Leser und die alte Recording-Häsin. Gemach, da hätte Arturia was Feines und super praktisches im Angebot:
AudioFuse X8 In nennt sich die Lösung und schlägt mit günstigen rund 350 Euro zu Buche. Es handelt sich dabei um ein externes Interface das acht analoge Line-Level-Eingänge zum Anschluss offeriert und die daran eingehenden Signale im ADAT-Format bis maximal 96 Kilohertz ausgibt – zum Beispiel an das AudioFuse 16Rig. Dank eines hervorragenden AKM-Wandlers erfolgt die Digitalisierung der Analog-Signale in sehr guter, sprich professioneller Qualität. Die Zusammenarbeit mir dem AudioFuse 16Rig ist ebenfalls ausgezeichnet und ausweislich unserer Erfahrungen schon fast unverschämt einfach zu bewerkstelligen. Es gilt eigentlich nur das AudioFuse X8 In und das 16Rig zu synchronisieren, sprich sich auf die eine, gemeinsame Abtastrate zu einigen. Ob das Clocking intern oder über eine externe Masterclock erfolgen soll, überlassen die Geräte dem Anwender und seiner Studioeinrichtung. Das Handbuch des AudioFuse X8 In ist ebenfalls erstklassig und berät Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen kompetent.
Das Geschwister des AudioFuse X8 In heißt X8 Out, kostet knapp 300 Euro und erweitert das bestehende Setup um acht zusätzliche analoge Line-Ausgänge, die DAW-/Interfacedaten empfängt es ebenfalls im ADAT-Format. Damit lässt sich ein Surround-Monitoring-Setup noch mal tiefer aufbohren – weniger salopp ausgedrückt: noch mal vergrößern – oder eben im Verbund mit dem AudioFuse X8 In die Klangbearbeitung mit analogen Outboard im DAW-Studio vereinfachen und professionalisieren. Beim AudioFuse X8 Out arbeitet übrigens wie im AudioFuse 16Rig ein ESS Sabre-Wandlerchip. Eine ebenfalls sehr gute und fraglos professionelle Wahl.
Für diesen Test hat uns der Arturia-Vertrieb Sonic Sales beide ADAT-Module zur Verfügung gestellt. Wir wissen also sehr genau, wovon wir reden und haben beide, das AudioFuse X8 In und das AudioFuse X8 Out mit dem 16Rig in der Aufnahmepraxis getestet. Mehr darüber im finalen Praxistest.
Gute Software dutzendweise

Das AudioFuse 16Rig lässt sich durchaus stand-alone einsetzen, denn es bietet gleich zwei praxistaugliche Mixer: Den sogenannten MainMix sowie den Cue Mix, der anders als der Hauptmixer keine Aux Sends bietet. Die Arbeit mit dem integrierten Mixer entspricht in der Grundfunktion der eines (USB-)Mischpults, wenngleich der dann doch recht kleine Bildschirm in puncto Übersichtlichkeit definitiv kein Riese ist.
Dass Arturia selbst das Control Center als kompetentes Kontrollzentrum empfiehlt, wundert alle, die bisher aufmerksam gelesen haben, nicht. Übrigens: Mit der Installation der praktischen Steuersoftware werden die ASIO-Treiber fürs AudioFuse 16Rig gleich mitinstalliert. Damit fühlt sich der Umgang unter Windows fast so leicht und locker wie mit einem Mac an, wofür einmal mehr keine Treiber zu installieren sind.
Unbedingt auf den Rechner packen solltet Ihr das mitgelieferte Software-Paket. Dafür ist die Registrierung der Hardware und das Einrichten eines Kundenkontos erforderlich. Die Aktivierung und Installation der Plug-ins erfolgt sinnvollerweise über die Anwendung Arturia Software Center und mit aktiver Internetverbindung. Das elf Produkte umfassende Paket ist auch bei einer mäßig schnellen Internetverbindung von 48 Mbps in kaum einer halben Stunde installiert. Im Angebot ist das Analog Lab Intro, das den Bereich Keyboard- und Synthiesounds abdeckt. 28 Instrumente sowie 500 Sounds sind schon eine Menge und bestimmt genug, um die unterschiedlichsten Stilistiken zu bedienen. Da das AudioFuse 16Rig auch bei den MIDI-Optionen nichts verpasst hat, können Tastenakrobaten ohne Umwege im Analog Lab Intro lustwandeln: Ein USB MIDI-Controller Keyboard wie das für rund 250 Euro erwerbbare Arturia KeyLab Essential mk3 lässt sich auf der Front am USB-MIDI-Port anschließen und es darf losgeorgelt werden. Das Beste dabei: Auch jedes andere Controller-Keyboard funktioniert klaglos.

Bei den Effekten ist Arturia ganz auf dem Vintage-Trip: Das Kompressor-Plug-in „Comp FET-76“ emuliert den UREI 1176, „Pre V76“ empfindet den besonderen Klang des Röhren-Mikrofonvorverstärkers V76 nach, während „Rev Plate-140“ den Plattenhall der EMT 140 in die DAW bringt. Dass alle Plug-ins außerdem mit einem sehr schönen GUI aufwarten können, sei ganz am Rande, gleichwohl positiv vermerkt. Nicht vergessen wollen wir, dass Arturia für AudioFuse X8 In und X8 Out die gleiche Software-Kollektion mitliefert.
Kommen wir zur Aufnahmepraxis, wobei wir diesmal ganz bewusst das um die AudioFuse X8-Module erweiterte Rig16 einsetzen. Dennoch und rein vorsorglich ein paar Worte zu den Preamps des Interfaces: Die liefern bei leichter Präsenz grundsätzlich ein klares Klangbild, das sich weitgehend der Klangsignatur der angeschlossenen Mikrofone unterordnet. Wer mehr Farbe möchtet, findet die bei den Arturia Plug-ins, namentlich dem „Pre V76“, dem „Pre 1973“ oder dem „Pre TridA“. Es lohnt sich, jeweils die Presets durchzuprobieren und dabei erfreut festzustellen, dass klassische, analoge Sounds erstaunlich nah in der eigenen DAW zu Hause sind. Dass die AudioFuse 16Rig-Preamps lediglich +55dB-Verstärkung bieten, macht sicher den Einen oder Anderen stutzig. Für einen Stand alone-Vorverstärker wäre das in der Tat etwas wenig – wir denken beispielsweise an die Arbeit mit passiven Bändchen vor leisen Instrumenten wie Akustikgitarren. Allerdings sind die ESS Sabre-Wandler im AudioFuse 16Rig sehr empfindlich und mit den „gedrosselten“ Preamps soll ein Überfahren der Wandler, was in hässlichen digitalen Verzerrungen resultiert, vermieden werden. Ein gangbarer Weg, dem sich schon viele Mitbewerber angeschlossen haben.

Wir nehmen unter Logic Pro eine Komposition für mehrere Gitarren mit 24Bit/96kHz-Auflösung auf: Einen Teil der Stimmen spielen wir mit einer Godin Multiac Nylon, als solche eine E-Konzertgitarre, ein, die zweifach mit dem Interface verbunden ist: Einmal direkt im Eingang 1, einmal indirekt mit dazwischengeschaltetem Award Session GG10 MK II-Preamp. Die Signale nehmen wir auf getrennten Spuren auf. Overdubs machen wir dagegen mit akustischen Gitarren – einer Cordoba Flamenco und einer alten Ovation Legend. Dafür muss unser Referenz-Preamp, der Lake People Mic-Amp F355 zusammen mit einem Royer R121 ran. Der Ausgang des Lake People ist direkt mit Kanal 1 des AudioFuse X8 In verbunden, das seinerseits die digitalisierten Signale über ADAT an das 16Rig weiterleitet, auf die Logic-Spuren gelangen sie schließlich über den Eingang „ADAT 17“. Das geht genauso bequem vonstatten, wie es sich liest. Dank sehr guter Metering-Anzeige des AudioFuse X8 In kommt es zu keinen unerwünschten Verzerrungen – tatsächlich können wir diese Kombination beziehungsweise Erweiterung des AudioFuse 16Rig nicht genug loben. Da das Interface auch in puncto Latenzen vielleicht nicht herausragend, aber – gerade bei höheren Abtastraten – sicherlich sehr gut ist, gelingt das Einspielen der Stimmen schnell. Der Klang entspricht unseren Erwartungen, soll heißen: Es tönt sehr gut, sprich professionell. Mag sein, dass HighEnd-Equipment einen Mehrklangvorteil bringt. Der aber eher bei einem sehr puristischen, mehr oder weniger unbehandelten Akustik-Projekt ohrenfällig wird. Für dieses Arrangement dürfen und sollen Effekte zum Einsatz kommen: Die Harmoniegitarren beispielsweise, genauer gesagt die nackten DI-Spuren würzen wir mit dem genialisch nachgebauten „Phaser BI-TRON“ und versetzen das Arrangement einige Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück. Wenn schon Vintage dann richtig, folgerichtig kann der Hall der Wahl nur vom „Rev PLATE-140“ kommen – und wenn wir sagen, dass dieses eines der besten Plattenhall-Plug-ins ist, meinen wir das auch. Am Ende des Tages sind wir sehr zufrieden und sicher: Das AudioFuse 16Rig macht ganz viel Spaß und bleibt nach dem Update erst recht eines unserer liebsten Oberklasse-Audiointerfaceserven. Und so lassen sich die DT 73 IE auch zum reinen Genußhören mit einem HighRes-Audioplayer verwenden. Diese Eigenschaft haben wir bisher lediglich den Monitoring-Profis DT 20 IE zugestanden. Die DT 73 IE gefallen, dessen sind wir sicher, mithin auch HiFi-Enthusiasten.

Fazit
Mit dem aktuellen Firmware-Update 2.0.1 ist das Arturia AudioFuse 16Rig „immersive audio“-fit, bleibt ansonsten bei bewährten Tugenden und überzeugt als zentrale Schnittstelle im rechnerbasierten, mit Outboard gespickten Studio.
DT 73 IE
| Hersteller | Arturia |
| Vertrieb | https://sonic-sales.de |
| Typ | USB Audio-Interface |
| Maße | 45 cm x 27 cm x 4,8 cm (L x B x H) |
| Gewicht | 4,9 kg |
| Preis [UVP] | 1.299,- € (ADAT-Module X8 In/Out 349,- €/299,- € |
| Farbe | schwarz |
Technische Daten
| Kompatibilität | |
| Max. Auflösung | 24Bit/192kHz |
| Analogeingänge | 19: 2 x Mikrofon/Line/Instrument, Combo XLR/Klinke (Front), 1 x 3,5 mm Stereo-Klinke für mobile Endgeräte (Front); 16 x Line, 6,3 mm Klinke Line (Rear) |
| Analogausgänge | 12: 8 x Line, 6,3 mm Klinke (Rear), 2 x 6,3 mm Klinke „Multimode“ (Front), 2 x 6,3 mm Klinke Main Monitor |
| 48 Volt Phantomspeisung | 2 x, einzeln schaltbar |
| Hochpassfilter | nein |
| Pad | 16 |
| Phasenumkehr | 16 |
| Digital-Eingänge | 16 x ADAT |
| Anzeige | Farb-LCD |
| Kopfhörerausgänge | 2 x 6,3mm/3,5mm Stereo-Klinke |
| MIDI In/Out | ja |
| Word Clock I/O | ja |
| USB-Schnittstelle | USB 3.0 mit USB C-Verbindung |
| Sonstige Anschlüsse | |
| Steuerung | |
| Lieferumfang | USB C-Kabel, USB C auf USB A-Kabel, Netzteil, Registrierungskarte, Rackohren, umfangreiches Software-Paket (Arturia Analog Sound Plug-ins) nach Registrierung |
| Besonderheiten | Konzipiert als Schaltzentrale fürs rechnerbasierte Studio und Ensembleaufnahmen, Stand alone-Betrieb möglich, „No Latency Monitoring und Mixing“ viaSoftware-Console, Immersive Monitoring-fähig mit kostenlosem Firmware-Update 2.0.1, hochklassiges Softwarepaket zum Download nach Registrierung, Ein-/Ausschalter |
Bewertung ProFX10 GO
| Kategorie | Oberklasse |
| Ausstattung | sehr gut |
| Bedienung | sehr gut |
| Verarbeitung | sehr gut |
| Klang | sehr gut |
| Gesamtnote | sehr gut |

