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Dezember 3, 2025

Test: HOFA-Plugins Delay Pro, Ducker, Digidestroy – Die drei Klangstarken

HOFA-Plugins legt nach und erweitert sein modulares ­Effekt-Rack „SYSTEM“ um drei neue Effekt-Prozessoren. Was sie leisten und was sie besonders macht, könnt ihr im Folgenden nachlesen.

von Georg Berger

Seit 2017 hat sich das modulare Effekt-Rack SYSTEM von HOFA-Plugins erfolgreich am Markt etabliert. Dank opulenter und flexibler Verschaltungsmöglichkeiten erlaubt das Rack seitdem, bei Bedarf hochkomplexe Effektsignalketten zu realisieren, die in herkömmlichen Plug-in-Hosts weder zu finden, noch machbar sind. Mehr noch, ist damit ein völlig freies Realisieren von Signalprocessing möglich, sei es auf parallele oder serielle Art oder im Mid-Side- oder Multiband-Modus. Die einzige kreative Grenze im SYSTEM-Host markiert die Anzahl verfügbarer Effekt-Prozessoren im Rack-Arsenal. Dereinst mit rund 20 Effekten gestartet, hat sich die Zahl verfügbarer Effekte  mit den Prozessoren „Delay Pro“, „Digidestroy“ und „Ducker“ seit Kurzem auf stolze 35 Stück erhöht. Sehr schön: Die Effekte sind nicht nur auf den SYSTEM-Host beschränkt. Sie lassen sich auch als Einzel-Plug-ins in die Inserts der DAW-Mixer einsetzen. Allerdings geht ihnen dann natürlich die Flexibilität und manch ein Feature, das nur im SYSTEM-Host verfügbar ist, verloren. Wer damit aber „mal eben“ ein wenig klangliche Würze aufprägen will, erhält eine willkommene und vor allem praxisgerechte Option an die Hand. Noch besser: HOFA SYSTEM gibt es seit Langem auch als Freeware-Version mit sämtlichen verfügbaren Plug-ins, die allerdings dann nur in eingeschränkten Versionen verfügbar sind, aber immerhin. Genial: HOFA- Produktmanager Philipp Siebler teilt uns mit, dass es in einer künftigen Version des SYSTEM-Racks sogar möglich sein wird, Plug-ins von Drittanbietern darin einzubinden. Damit vervielfachen sich die Klanggestaltungsmöglichkeiten des SYSTEM-Hosts bis fast zur Unendlichkeit. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Konzentrieren wir uns stattdessen auf die drei Neuschöpfungen von HOFA:

Für das Delay Pro Echo ruft der Hersteller bei Einzelkauf 60 Euro auf. Der Ducker-Effekt und der Bitcrusher Digidestroy gehen für 40 Euro über die Ladentheke. Wer direkt das ganze SYSTEM im Bundle erwerben möchte, zahlt 190 Euro. Gemessen am gebotenen Funktionsumfang sind das überaus günstige Preise. Denn eines sei vorweg vermerkt: HOFA-Plugins wäre nicht HOFA-Plugins, wenn sie vermeintlich banalen Wald-und-Wiesen-Effekten nicht das eine oder andere teils einzigartige Schmankerl mitgegeben hätten, das dem Anwender ein zusätzliches Plus in Sachen Kreativität und Workflow mitgibt. Die drei neuen Plug-ins machen da keine Ausnahme. Doch genug der Vorrede. Schauen wir uns als erstes das Delay Pro Plug-in einmal näher an:

Delay Pro: Effekt-Insert im Feedback-Weg

Das Delay-Pro Plug-in kommt mit diversen ­Ping-Pong-Varianten und einer aktivierbaren ­Eimerketten-Sound-Option daher. Nicht alltäglich ist die Möglichkeit, Plug-ins des SYSTEM-Effektracks in den Feedback-Weg des Delays zu insertieren.

Anders als der einfache Delay-Prozessor in SYSTEM, der lediglich eine Verzögerung und sonst nichts realisiert, verfügt das Delay Pro über alles, was man für amtliche Echo-Effekte braucht. Zeiten von 1,5 Millisekunden bis drei Sekunden sind einstellbar. Es gibt zwei Passfilter zum Bearbeiten des Echosignals und es stehen zwei Ping-Pong- und ein normaler Feedback-Modus im Stereobetrieb zur Auswahl. Nicht alltäglich: Wer das Tempo auf die DAW synchronisiert, kann einen zusätzlichen Offset in die Delay-Zeit einstellen, um Shuffle-Effekte oder ähnliche rhythmische Schwankungen zu realisieren. Weiter geht’s mit einer zuschaltbaren Bucket-Funktion, mit der sich die klanglichen Charakteristika der Eimerkettenspeicher-Schaltung früher Echogeräte auf das Signal schalten lassen. Gleich vier Varianten sind wählbar, die sich überdies per Drehregler geschmackvoll hinzumischen lassen. Das wiederum ist nicht selbstverständlich und adelt den Delay Pro Effekt. Doch es geht noch weiter, denn den Vogel schießt der Effekt mit der Möglichkeit ab, beliebige SYSTEM-Plug-ins in den Feedback-Weg des Delay Pro zu insertieren. Das ist nun wahrlich nicht alltäglich und sorgt für ein Multiplizieren an klanglicher Vielfalt. So lässt sich etwa ein Chorus dort einsetzen, der das Feedback-Signal zyklisch in der Tonhöhe moduliert. Wer mag, kann eine weitere Instanz des Delay Pro insertieren und komplexe Echo-Muster realisieren oder mit Pitch-Effekten weiter verfremden. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Mehr dazu gleich noch.

Ducker: Signalabsenkung Deluxe

Der Ducker-Effekt ist aus dem Radio bekannt, wenn automatisch Musik beim Sprecher-Einsatz automatisch in der Lautstärke abgesenkt wird. Der HOFA-Ducker erlaubt das Insertieren weiterer SYSTEM-Plug-ins in den Ducked-Chain-Weg, so dass etwa Echo oder Hall automatisch eingeblendet werden, wenn beispielsweise der Gesang endet. Eine Invertierungs-Funktion sorgt zudem für eine ­Umkehrung des Effekts.

Weiter geht’s mit dem Ducker, der weniger ein Klangverbieger sondern mehr ein Lautstärke-Dompteur ist. Ducking ist zwar ein alter Hut und wird schon immer im Radio eingesetzt, wenn der Sprecher etwas ins Mikro spricht und die Hintergrundmusik dabei solange in der Lautstärke vermindert wird, wie gesprochen wird. Nicht zuletzt durch Podcasts und Internet-Radio sowie dedizierter Hardware zur Produktion dieser Medien, feiert das Ducking zurzeit fröhliche Urständ, siehe etwa die Tests des Yamaha AG 08 (Test in Ausgabe 05/2023) oder der Mackie DLZ Creator Pulte (Test in Ausgabe 06/2023). Da ist es nur recht und billig, einen ebensolchen Effekt ebenfalls ins SYSTEM-Portfolio aufzunehmen. Attack, Release, Hold, Threshold und Attenuation sorgen für ein präzises Ausformen der Lautstärkereduktion und -erhöhung nach Über-/Unterschreiten des Schwellenwerts. Das Triggersignal wird dabei via Plug-in-Sidechain abgegriffen. Erste Besonderheit: Eine Look-Ahead-Funktion schaut quasi in die Zukunft und beginnt schon mit dem Absenken, noch bevor das eigentliche Signal abgespielt wird. Bis zu eine Sekunde im Voraus lässt sich einstellen. Zweite Besonderheit: Die via Attack, Hold und Release definierte Absenkkurve lässt sich auch invertieren. Jetzt wird’s auf einmal lauter, wenn das via Sidechain eingespeiste Triggersignal den Threshold überschreitet. Dritte und vor allem einzigartige Besonderheit: Der Ducker verfügt über einen „Ducked Chain“ Bereich in den sich nach Belieben weitere SYSTEM-Prozessoren in den Ducking-Weg einfügen lassen. Dazu ebenfalls gleich noch mehr.

Digidestroy: kernig, krachig, böse

Vergleichsweise bescheiden, aber nicht minder kraftvoll tritt der dritte Neuling Digidestroy auf. Als Bitcrusher-Effekt vermag er klangliche Artefakte von drei bis 16 Bit zu erzeugen. Via Jitter- und Clipper-Funktion lässt sich das Signal noch weiter dekonstruieren, um etwa aus zahmen Kinderlied-Vocals richtig böse Industrial-Shouts zu machen. Mit den wählbaren Clipping-Funktionen „Hard“, „Fold“ und „Wrap“ verfügt der Digidestroy-Effekt über drei charakterstarke Sound-Optionen, die ihn auf lange Sicht sehr flexibel und vielseitig aufstellen. Wem das alles eine Spur zu hart ist, kann Aliasing-Artefakte schließlich noch mit einem dedizierten Filter zügeln.

Der Digidestroy-Effekt erzeugt klangliche Artefakte von drei bis 16 Bit. Geheimwaffen sind die drei wählbaren Clipping-Modi sowie der Jitter-Parameter, um anliegende Signale bis zur Unkenntlichkeit zu dekonstruieren. Mithilfe des SR-Reduction-Parameters reduzieren wir klangliche Artefakte und können als weitere klangliche Zutat quasi durch das Oberton-Spektrum scrollen.

Im Hör- und Praxistest zeigen sich die drei Neuen flexibel und klangstark. Die mitgelieferten Werks-Presets im Delay Pro Plug-in geben eine beeindruckende Vorstellung davon ab, was klanglich mit Effekten im Feedback-Weg möglich ist. Bei Einsatz des Multimod-Effekts verwandelt sich das Delay Pro in einen Drone-Effekt, der herrlich flächige Ambient-Sounds erzeugt. Mithilfe von Gain, Pan und dem einfachen Delay-Prozessor sind rhythmisch erweiterte Echo-Muster möglich. Und wir wollen nicht davon sprechen, was noch möglich ist, wenn ein weiteres Delay Pro in den Feedback-Weg insertiert wird, der seinerseits auch wieder einen Delay-Prozessor in sich aufnimmt. HOFA schafft es auf diese Weise, die klanglich-rhythmischen Möglichkeiten zu potenzieren. Einzig die Bucket-Emulationen sehen wir etwas ambivalent. Drei der vier Emulationen erzeugen lediglich mal mehr oder weniger helles weißes Rauschen. Die vierte Option „Vintage“ liefert eher rosa Rauschen, was vergleichsweise angenehmer klingt und sogleich zu unserem Favoriten avanciert. Sämtliche Modi liefern beim Verklingen der Feedbacks zwar verschiedene Klangcluster. Doch die sind erst bei hohen Feedback-Settings am Ende hörbar. Etwas weniger Rauschen und mehr von diesen Feedback-Artefakten würde uns hier besser gefallen.

Beim Ducker haben wir oben ja schon die Anwendung beschrieben, wenn Hintergrundmusik bei Einsatz von Sprache abgesenkt wird. Durch Einsatz von Hall- und Echo-Effekten in den Ducked Chain Bereich, können wir zusätzlich das Einblenden dieser Effekte realisieren, sobald der Threshold überschritten wird. Somit verwandelt sich der Ducker in ein Echo- oder Hallgerät mit Ducking-Funktion. Doch das ist erst der Anfang. Im Test setzen wir den Ducker in ein Multiband-Setup ein und sorgen für ein frequenzabhängiges Absenken, respektive Einblenden von Signalanteilen. So senken wir den Bassanteil eines Drum-Loops analog zum  Triggern via Sidechain rhythmisch-musikalisch ab. Et voilà: Schon haben wir eine Art dynamischen Equalizer mit Trigger-Funktion realisiert. Ähnliches mit herkömmlichen Effekten realisieren zu wollen, dürfte da recht schwer werden. Dank der modularen Auslegung im SYSTEM-Host ist das aber nur ein Klacks.

Last, but not Least sorgt der Digidestroy-Effekt für ein kraftvolles Dekonstruieren anliegender Signale. Im Test spielen wir immer wieder mit dem Anti-Aliasing-Filter und dem Jitter-Parameter, um Signale von halbwegs hörbar bis unkenntlich auszuformen. Mit der Geheimwaffe des Effekts, den drei Clipping-Funktionen sind weitere Varianten verfügbar, die mal metallische, mal rauschhafte und mal schrille Klanganteile auf die Signale legen. Und wenn wir den Clipping-Parameter voll aufdrehen, ist am Ende nur noch Rauschen oder Knacksen hörbar. So muss es sein, das macht ein Bitcrusher. Mission accomplished!

Fazit

HOFA-Plugins erweitert sein modulares SYSTEM Effekt-Rack mit den drei neuen Prozessoren Delay Pro, Ducker und Digidestroy um drei willkommene neue Effekte, die die Klangfarbenpalette nochmals erheblich erweitert. Das Delay Pro als waschechtes Delay mit Spezial-Features ist dabei ein Muß, das sich kein SYSTEM-Anwender entgehen lassen sollte. Ducker und  Digidestroy sind da schon etwas spezieller, aber auch die finden ihre dankbaren Abnehmer. Und günstig sind sie obendrein auch noch.

HerstellerHOFA-Plugins
Vertriebhttps://hofa-plugins.de
Preis [UVP]Delay Pro: 60,- Euro; Ducker: 40,- Euro; Digidestroy: 40,- Euro
KategorieMittelklasse
Ausstattungsehr gut – überragend
Bedienungsehr gut
Klangsehr gut – überragend
Gesamtnotesehr gut – überragend