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März 16, 2025

Test: ADAM Audio H200 – Kompaktes Klangwunder

ADAM Audio veröffentlicht mit dem H200 einen kompakten, geschlossenen ­Studiokopfhörer, der durch eine hervorragende Klangqualität und seine Vielseitigkeit punkten will. Ob das stimmt, haben wir für Euch herausgefunden.

von Stefan Hofmann

Bereits seit Ende der neunziger Jahre beschäftigt sich der Berliner Hersteller ADAM Audio mit der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Lautsprechern für die professionelle Audiotechnik. Grundlage und Anlass für die Gründung war der neu entwickelte X-ART Hochtöner, der auf dem in den 1960er-Jahren entstandenen Air Motion Transformer von Oskar Heil basiert.

Professionelle Studiomonitore sind das Kerngeschäft von ADAM Audio, jedoch kam mit dem Pro SP-5 vor einigen Jahren bereits ein erster geschlossener Studiokopfhörer des Herstellers in den Handel, der viele Klangenthusiasten überzeugen konnte, seinerzeit jedoch auch mit einem recht hohen Preis von rund 600 Euro daherkam.

Mit dem ADAM Audio H200 gibt es für rund 160 Euro nun ein deutlich günstigeres Modell zu erwerben, das sich klanglich an den erfolgreichen Studio-Speakern orientiert. Wie sich die Headphones im Test geschlagen haben, erfährst du in den folgenden Absätzen.

Der ADAM Audio H200 eignet sich perfekt für das Monitoring im Studio.

Lieferumfang und erster Eindruck

Der H200 wird in einer kleinen und stabilen Kartonverpackung ausgeliefert. Das schicke grau/gelbe Design und die kleine grafische Darstellung an der Innenseite des Deckels, die alle wichtigen Funktionen darstellt wie die Möglichkeiten, das Kabel an beiden Hörern anzuschließen und Ohrpolster samt Kopfband zu wechseln, hat mir wirklich sehr gut gefallen. So geht einfach. Besonders gefallen hat mir, dass keinerlei Kunststoff als Verpackungsmaterial eingesetzt wurde.

Der kompakte Kopfhörer hinterlässt einen guten ersten Eindruck. Besonders hervorzuheben ist die moderne Optik sowie die solide Verarbeitungsqualität, auf die ich später noch genauer eingehe. Verfügbar ist nur die Farbvariante Schwarz. Im Lieferumfang ist, neben einer schicken Stofftasche samt angenehmer Fütterung, die den Kopfhörer problemlos beherbergen kann, ein drei Meter langes Kabel, das an beiden Ohrmuscheln angeschlossen werden kann. Auch ein Adapter auf 6,3 mm für die Miniklinke ist im Lieferumfang enthalten. So weit so gut. Zudem können Käufer auf eine kostenlose Lizenz des Headphone Utility Plug-ins zurückgreifen – doch dazu später mehr.

Bauweise und Verarbeitungsqualität

Der geschlossene und ohrumschließende H200 ist eine komplette Neuentwicklung des Herstellers. Angetrieben wird der kleine Klanglieferant von dynamischen 40mm-Treibern (PEEK-Treiber). Als klangliche Referenz nutzte der Hersteller die Studiomonitore der hauseigenen S-Serie, was meine Erwartungshaltung ziemlich nach oben geschraubt hat.

Der Frequenzgang wird mit 2 Hz bis 23,5 kHz angegeben – für das menschliche Hörvermögen sollte das wohl mehr als reichen. Die Verarbeitungsqualität der Kopfhörer ist hervorragend. Solide, schick designte Gehäusedeckel samt fühlbarem Logo schützen die verbauten elektronischen Komponenten. Zur Orientierung dienen je ein großes gedrucktes R und L an den Innenseiten der Ohrhörer. Die Ohrpolster bestehen aus Memoryschaumstoff, der nicht nur bequem ist, sondern auch für eine sehr gute Isolierung sorgt. Auch das Kopfband ist mit Schaumstoff gepolstert, was wiederum den Tragekomfort erhöht.

Auch für Mixing- und Masteringanwendungen ist der H200 sehr gut geeignet.

Die gerastete Höhenverstellung macht einen wertigen Eindruck. Die Aufhängung der Ohrmuscheln ist aus Metall gefertigt, was bei einem Kopfhörer in einem Preisbereich von unter 200 Euro schon etwas Besonderes ist. Die beiden stoffummantelten gelb-schwarzen Kabel vom Bügel zu den Muscheln sehen zudem ziemlich cool aus.

Bei der Entwicklung stand eine jahrzehntelange Nutzung im Fokus, weshalb der Hersteller auf Modularität und besondere Materialien setzt. Wie bereits erwähnt, sind Ohrpolster und Polsterung des Kopfbands leicht austauschbar. Die Verpackung besteht aus Karton, die Ohrmuscheln zu 85 Prozent aus recyceltem ABS-Kunststoff.

Praktischer Einsatz

Besonders beim Monitoring während einer Aufnahmesession ist eine einseitige Kabelführung, die beidseitig funktioniert, ein wahrer Segen. So kann der Kopfhörer immer richtig herum genutzt werden, ohne dass das Kabel im Weg ist, ganz gleich ob beispielsweise der Gitarrist Links- oder Rechtshänder ist. Bei gut isolierten, geschlossenen Kopfhörern ist die Wärmeentwicklung der Ohrmuscheln ein wichtiger Faktor. Bei meinem Praxistest herrschten jedoch auch nach längerem Hören keine unangenehmen Temperaturen in den Ohrmuscheln. Das ist bei einem geschlossenen Kopfhörer schon sehr lobenswert.

Der Tragekomfort ist dank Memory Schaumstoff am Kopfbügel und an den Ohrmuscheln sehr angenehm. Die Höhenverstellung hält buchstäblich, was sie verspricht. Auch den Anpressdruck finde ich sehr gut gewählt. Meine etwas zu groß geratenen Ohren fanden noch Platz, wobei es schon ein bisschen eng wurde. Die meisten Ohrtypen sollten hier jedoch keine Platzangst bekommen. Mit gerade einmal rund 250 Gramm ist der neue ADAM-Kopfhörer zudem ziemlich leicht.

Aufgrund der geschlossenen Bauweise und des festen Sitzes verfügt der Kopfhörer auch über eine gute passive Geräuschunterdrückung in beide Richtungen. So eignet sich der Klanglieferant perfekt für den Einsatz auf Reisen oder als Monitoringlösung auf der Bühne und im Studio.

Dank der niedrigen Impedanz von 32 Ohm kann der Kopfhörer problemlos an Smartphone, Laptops und den meisten anderen Gerätschaften mit schwachem Kopfhörerausgang problemlos betrieben werden. Ein kleines Manko, das aber aufgrund der kompakten Bauweise zu verschmerzen ist: Der H200 ist nicht mit einem Klappmechanismus zur Verringerung des Packmaßes ausgestattet.

ADAM Audio bietet für den H200 in Zusammenarbeit mit Sonnox das kostenlose Headphone Utility Plugin an, das für den Einsatz in der Master- oder Bus-Spur einer DAW entwickelt wurde.

Headphone Utility Plug-in

ADAM Audio bietet für den H200 in Zusammenarbeit mit Sonnox das kostenlose Headphone Utility Plugin an, das für den Einsatz in der Master- oder Bus-Spur einer DAW entwickelt wurde. Das Plug-in ist im VST3- und AU-Format erhältlich, setzt jedoch eine Produktregistrierung im MyADAM-Nutzerbereich voraus.

Ein besonderes Feature des Plug-ins ist die sogenannte „Externalisierungsfunktion“, die die Stereowiedergabe über Kopfhörer natürlicher gestalten und die Beurteilung von Abmischungen erleichtern soll. Mithilfe von Crossfeed-Techniken werden Anteile des linken Kanals auch über den rechten Hörer und umgekehrt wiedergegeben, um eine natürlichere Darstellung des Klangmaterials zu ermöglichen. ADAM Audio spricht hier von maßgeschneidertem Crossfeed. Toll wäre indes, wenn das Crossfeed auch regelbar wäre.

Das Plug-in sorgt für eine räumlichere Darstellung der Musik, dennoch bleibt der Unterschied zu offenen Studiohörern spürbar. Zusätzlich bietet das Plug-in zwei Klangsignaturen: „Pure“ für eine neutrale, leicht hellere Wiedergabe, die sich gut für Studioanwendungen eignet und dem S3V in einem gut behandelten Raum nachempfunden ist.

„UNR“ ist ein charaktervolles Klangprofil, das bereits in früheren Produkten des Herstellers Anwendung fand. Es zeigt sich wärmer, direkter und spaßiger und ist eher für das Producing und den Songwritingprozess geeignet. Weiterhin kann die Klangwiedergabe an unterschiedliche Ohrpolster (Kunstleder oder Stoff) angepasst und Lautstärkeunterschiede durch Gain Compensation ausgeglichen werden.

Ich habe das Plug-in angecheckt und bin von der übersichtlichen Benutzeroberfläche und auch vom ein oder anderen Feature, wie beispielsweise der Externalisierungsfunktion begeistert, die für Mixing- und Mastering-Anwendungen nützlich ist. Die verfügbaren Profile ändern das Klangbild, was eine Beurteilung des Mixes erschweren kann, da Anwender ­damit ­insgesamt drei Klangbilder bei einem Kopfhörer erlernen können oder müssen.

Abseits dessen bin ich vom Grundsound des H200 jedoch begeistert genug, sodass ich das Plug-in meist auf Bypass belassen habe. Das ist jedoch Geschmackssache und jeder sollte für sich entscheiden, ob dieses digitale Helferlein für den eigenen Workflow interessant ist. Achte auf jeden Fall darauf, das Plug-in zu deaktivieren, bevor du deine Projekte renderst/bounct.

Der Klang des H200

Der H200 wurde an verschiedenen Abspielgeräten wie einem Digital Audio Player, dem 2021 MacBook Pro mit M1 Pro Chip, dem iPhone 13 mini sowie dem Antelope Audio Zen Go Synergy Core Audio-Interface getestet. Um ein Gefühl für die Headphones zu bekommen, hörte ich meine über die Jahre zusammengestellte Playlist aus Referenztracks und öffnete zudem die ein oder andere Mixingsession.

Der Kopfhörer überzeugt durch ein ausgewogenes Klangbild, das Spaß macht. Durchaus detailreich und gut aufgelöst lassen sich die Lieblingssongs auch bei höheren Lautstärken recht verzerrungsfrei abhören. Aufgrund der geschlossenen Bauweise leidet die Räumlichkeit etwas im Vergleich zu offenen Vertretern wie beispielsweise dem beyerdynamic DT 900 PRO X. Das zeigte sich in dem sphärischen Song „How To Disappear Completely“ von Radiohead recht gut.

Die Basswiedergabe ist angenehm druckvoll, dynamisch und präzise, was sich besonders bei meinem Hörtest von Post Malones „WOW“ und weiteren basslastigen Songs zeigte. Bei der Wiedergabe von Stimmen und bei Instrumenten in höheren Frequenzbereichen wie Hihats zeigte der Kopfhörer eine gute Performance. Natürlich, präsent, gleichzeitig unaufdringlich und fein aufgelöst wurde das abgespielte Audiomaterial wiedergegeben.

Alles in allem klingt der H200 ausgewogen, spaßig und überzeugt durch eine gute Auflösung. Einem Einsatz im Studio, auch für Mixing- und Masteringanwendungen steht nichts im Weg.

Fazit

Ganz gleich ob auf dem Kopf von Musikern, für das Producing, Mixing und Mastering oder einfach für den Spaß an der Musik – der ADAM Audio H200 überzeugt durch seine Flexibilität zu einem Preis, der für die meisten Klangschrauber erschwinglich sein sollte. Tragekomfort und Verarbeitungsqualität sind hervorragend und auch die klanglichen Eigenschaften lassen wenig Raum für Kritik. Druckvoll, detailreich, transparent, natürlich – das Klangbild hat mich überzeugt. Die Verarbeitungsqualität ist überzeugend, der Tragekomfort hoch und der Preis niedrig. Was will man mehr? Egal ob fürs Monitoring, als weiteres Referenzsystem beim Abhören und für unterwegs, der H200 überzeugt auf ganzer Linie – Reinhören lohnt sich.

HerstellerADAM Audio
Vertriebhttps://adam-audio.com
TypDynamischer Kopfhörer
Farbeschwarz
Gewicht250 g
Preis [UVP]160 €
Wandlerprinzipdynamisch (40 mm PEEK Performance-Treiber, ­Neodym)
Bauweisegeschlossen, ­ohrumschließend
Frequenzbereich2 Hz bis 23,5 kHz
Impedanz32 Ohm
Max. Schalldruckpegel112,5 dB SPL
Anschlußkabel1x 3,5 mm Klinke, einseitig geführt
LieferumfangDrei-Meter-Anschlusskabel, 3,5-auf-6,3 mm Klinkenadapter, Transportbeutel, Headphone Utility Plug-in
BesonderheitenKabel wahlweise an linker oder rechter Ohrmuschel anschließbar, wechselbare Ohr- und Kopfbügelpolster, Headphone Utility Plug-in offeriert zusätzliche Klangprofile, Plug-in in Zusammenarbeit mit Sonnox entwickelt

KategorieMittelklasse
Ausstattungsehr gut
Tragekomfortgut – sehr gut
Verarbeitungsehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut