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März 17, 2025

Test: Black Lion Audio Revolution 14×16 – Ein Interface für alle Fälle

Mit hochwertiger Ausstattung, innovativen Preamps und flexiblen Routing-Möglichkeiten fordert das Black Lion Audio Revolution 14×16 die Flaggschiffe anderer Hersteller heraus – und überrascht. Ob das Interface aus Chicago den Sprung in die Profi-Liga schafft und sich als echte ­Alternative erweist, klärt dieser Test.

von Carina Pannicke

Ein modernes Audio-Interface sollte meiner Meinung nach vor allem eines: nicht im Weg stehen. Es sollte alles zur Verfügung stellen, was ich im Produktionsalltag benötige, immer performant sein und, ebenfalls nicht zu verachten, nicht klingen. Soll natürlich heißen, von den Mic-Preamps bis zu den Wandlern erwarte ich äußerste Klangneutralität, für alles andere gibt es schließlich Klang färbende Werkzeuge. In meinem Studio erfüllt das RME Fireface UCX seit vielen Jahren genau diese Erwartungen. Nun soll dies hier keine Lobeshymne auf das Fireface werden, denn eigentlich geht es ja um ein ganz anderes Interface. Worauf ich hinaus will ist, dass meine Messlatte, was Audio-Interfaces angeht, nicht gerade niedrig ist. Tja, und was soll ich sagen: mein Testkandidat, das Revolution 14×16 von Black Lion Audio hat tatsächlich so viel auf dem Kasten, oder besser gesagt im Kasten, dass es sich vor meiner Referenz nicht verstecken muss, im Gegenteil. Doch der Reihe nach.

Die Unternehmensgeschichte von Black Lion Audio ist interessant, denn ursprünglich waren es nicht eigene Produkte, mit denen sich das Unternehmen einen Namen machte, sondern mit Modifikationen von Audio-Geräten anderer Hersteller, darunter Avid, Behringer, Focusrite, Apogee und im Übrigen auch RME. Durch gezielte Optimierungen von Bauteilen erzielte Black Lion Audio – im folgenden kurz „BLA“ genannt – bemerkenswerte Verbesserungen der Klangqualität. Da dürfte es kaum verwundern, dass das Unternehmen die über Jahre gesammelte Expertise schließlich dazu nutzte, eigene Produkte zu entwickeln, darunter Mikrofon-Preamps, AD- und DA-Wandler, Wordclock-Generatoren und eben Audio-Interfaces wie das Revolution 14×16, dem wir im Folgenden auf den Zahn fühlen wollen. 

Mit nur wenigen Handgriffen kann direkt an der Frontseite des Revolution 14×16 ein quasi latenzfreier Kopfhörermix erstellt werden. Alle drei Kopfhörer-Anschlüsse ­werden von diesem Mix gespeist.

Üppige Ausstattung im 19-Zoll-Format

Zur Revolution-Serie gehören aktuell drei unterschiedlich ausgestattete ­USB-Audio-Interfaces, das 14×16 ist mit seiner 19-Zoll-Ausführung das bislang größte und in puncto Ausstattung das umfangreichste Interface im BLA-Portfolio. Mit einem Preis von rund 1.600 Euro ist es auch das teuerste. Zum Lieferumfang gehört ein ansehnliches Software-Paket, darunter 90 Tage Testversionen von Presonus Studio One und Sonarworks Reference Headphones.

Der Name des Revolution 14×16 suggeriert die Anzahl der möglichen Ein- und Ausgänge: Zur Verfügung stehen acht analoge Eingänge, von denen jeweils vier Mikrofon- oder Instrumenten- und vier Line-Signale verarbeiten können; außerdem vier analoge Ausgänge für Line-Signale, sowie drei Kopfhörer-Anschlüsse. Dazu kommen jeweils ein digitaler In-/Out für S/PDIF und ein weiterer Ein-/Ausgang für ADAT-Signale sowie vier virtuelle (Playback-)Kanäle via Rechner-Anbindung. Auch ein Wordclock In- und Output ist vorhanden – intern sorgt dabei die patentierte Macro MMC für präzisen Takt. Doch damit nicht genug: Für die vier Mic-/Instrumenten-Preamps kann wahlweise jeweils ein Insertweg hinzugeschaltet werden, was die Anbindung von zusätzlichem Outboard wie EQ oder Kompressor ermöglicht. Das bieten tatsächlich nicht viele Audio-Interfaces. Bei aktivierten Inserts stehen allerdings die Line-Eingänge nicht zur Verfügung, da diese den Return-Anschluss benutzen. Eine weitere Besonderheit steckt in den ersten beiden Mikrofoneingängen, denn diese sind mit BLAs hochwertigen Auteur-­Preamps ausgestattet, die der Hersteller bislang nur als separate Produkte anbietet. Dank Transformatorkopplung und Cinemag-Übertrager ermöglichen diese Preamps das Beste aus beiden Welten: schneller Attack bei niedrigen Gain-Einstellungen, ideal für Schlagzeug oder Rhythmusgitarre, und angenehm warme Klangfärbung bei höherem Gain, besonders vorteilhaft etwa für Vocals oder Bass. Die Auteur-Preamps sind dabei sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite des Interfaces zugänglich; letzteres dürfte besonders im Live-Betrieb von Vorteil sein. Apropos Live-Betrieb: Das Revolution 14×16 ist auch als vierkanaliger Stand-alone-Preamp verwendbar, was seine Flexibilität zusätzlich erhöht.

Die zahlreichen Anschlussmöglichkeiten des Revolution 14×16 lassen kaum Wünsche offen, sogar vier Insertwege stehen wahlweise zur Verfügung.

Buttons statt Software

Das Stand-alone-Konzept erklärt auch das etwas anachronistische Design des Interfaces. Auf der Vorderseite des Geräts befinden sich nämlich nicht nur die zu erwartenden Gain-Regler, Kopfhöreranschlüsse, Preamp-Parameter wie 48V, Pad und Phase sowie eine vierkanalige, 8-stufige LED-Pegelanzeige, sondern auch eine Fülle weiterer Buttons, welche die wichtigsten Funktionen per simplem Knopfdruck verfüg- und einstellbar macht, ohne dass dafür eine Software-Oberfläche bemüht werden muss.  Beispielsweise lassen sich die vier Insertpunkte der Line-Eingänge hier einfach per zugehörigem Button kanalweise aktivieren; diese leuchten dann entsprechend grün. Einen nicht unkritischen Aspekt während einer Aufnahme löst BLA ebenfalls durch Hardware-Bedienelemente statt Software: der Kopfhörermix aus den ersten vier Input-Quellen des Interfaces und vier Playback-Quellen, die via USB-Anbindung zur Verfügung stehen, lässt sich mittels Buttons, Drehencoder und kleinem zusätzlichem Display komplett am Interface erstellen. Dies funktioniert tatsächlich erstaunlich intuitiv; mit nur wenigen Handgriffen ist während meines Tests ein passender und quasi latenzfreier Kopfhörermix erstellt. Wichtig: Das Interface verfügt genau genommen nur über einen Kopfhörerausgang mit drei Anschlüssen und jeweils separaten Gain-Reglern. Das ist eine lobenswert üppige Ausstattung, die über den Standard hinausgeht, bedeutet aber trotzdem, dass letztlich trotz dreier Anschlüsse nur ein Kopfhörermix möglich ist, der alle drei Anschlüsse gleichzeitig speist. Aber immerhin.

Sehr schön und vor allem sehr praktisch sind die beiden „Mono HP-“ und „Mono Main“-Buttons, die das anliegende Signal für Lautsprecher und Kopfhörer auf mono schaltet – ein Feature, das ich persönlich öfter benötige und das häufig nur per Software verfügbar ist. Ein Lob dafür.

Der Black Lion Audio-Mixer erscheint entweder im Simple Mode, der nur die nötigsten Funktionen bereitstellt und alles andere ausblendet…

Routing-Matrix im Software-Mixer

Schauen wir uns nun einmal softwareseitig um, denn die zahlreichen Ein- und Ausgänge des Revolution-Interface lassen ebenso umfangreiche Routing-Möglichkeiten erahnen. Mit den neuesten Audio-Treibern installiert sich auch der erst kürzlich veröffentlichte so genannte Black Lion Audio-Mixer. Unter Windows muss man diesen allerdings erst in den Apps suchen, in der Taskleiste findet sich nämlich zunächst nur das BLA Device Control Panel, eine sehr simple Mixer-Darstellung in Windows 98-Optik, womit ich persönlich herzlich wenig anfangen kann.

… oder im Advanced Mode mit Zugriff auf alle Routing-Optionen in Form einer Matrix. Die Zeilen visualisieren dabei die Eingänge, Spalten die Ausgänge, die zusätzlich im Ausgangspegel justiert werden können.

Mit dem Audio-Mixer habe ich hingegen Zugriff auf alle weiteren Funktionen des Interfaces, die sich nicht hardwareseitig einstellen lassen  wie etwa die Sample- und Pufferrate. Letztere wartet übrigens mit beeindruckend niedrigen Werten auf: die Latenz des Audio-Systems kann bis auf 8 Samples heruntergeregelt werden. Allerdings unterstützt nicht jede DAW solch niedrige Pufferraten (Ja, Pro Tools, du bist gemeint!). Die Hauptfunktion des Audio-Mixers konzentriert sich wie erwartet auf das Routing. Wer keine großen Recording-Szenarien realisieren will, dem genügt sicherlich der Simple Mode der Mixer-Software, welcher lediglich die einfachsten Grundfunktionen darstellt und alle weiteren Möglichkeiten aus dem Blickfeld verschwinden lässt. Das volle Potenzial bietet dagegen der Advanced Mode: Grundsätzlich kann mit dem Revolution-Interface jeder Eingang auf jeden Ausgang geroutet werden. Dies geschieht mittels einer Matrix: Eingänge sind als Zeilen, Ausgänge als Spalten dargestellt, der jeweilige Schnittpunkt stellt die Verbindung eines Eingangs mit einem Ausgang dar; er leuchtet grün, wenn das Eingangssignal zu 100% an den Ausgangskanal gesendet wird und in Abstufungen orange, wenn der Pegel geringer ist. Dies lässt sich sehr simpel mit Klicken und Ziehen oder durch Eingabe eines Prozentwerts justieren. Die Pegel der einzelnen Ausgänge wiederum können mit Hilfe der entsprechenden Fader, die sich im unteren Teil des Mixer-Fensters befinden, angepasst werden. Das Konzept des Mixers ist leicht verständlich, allerdings sind mir persönlich Pegelwerte in Prozent doch etwas zu schwammig. Ebenfalls auffällig: Die Maximalposition des Ausgangsfaders ist 0 dB, der Kanal lässt sich also genau genommen in seiner Lautstärke nur dämpfen, und die Skala der Fader ist linear, nicht logarithmisch, was ich ebenfalls für nicht optimal halte. Auch lassen sich keine Mixer-Szenarien mit unterschiedlichen Routings und Pegeln als Snapshots speichern, wie das beim Fireface der Fall ist – die Software merkt sich lediglich die letzten Einstellungen. Hier gibt es folglich noch Spielraum für künftige Updates.

Perfekte Performance, attraktiver Preamp-Sound

An der Gesamtperformance des Interfaces gibt es kurz gesagt nichts zu meckern; es integriert sich nahtlos in mein ­Studio-Setup. Klanglich kann ich weder bei den Wandlern noch den Kopfhörer- und analogen Ausgängen einen Unterschied zum Fireface feststellen – es darf also von hoher Signaltreue ausgegangen werden.

Ein richtiges Highlight sind tatsächlich die Mic-Preamps, und zwar alle vier. Als Testsignale habe ich Gesangs- und Akkordeonaufnahmen erstellt. Im direkten Vergleich mit den Preamps des Firefaces überzeugen mich die des Revolution durchweg: Insbesondere die Auteur-Preamps weisen in den Mitten zwischen zwei und vier Kilohertz einen minimal gedämpfteren Klang auf, der meiner Stimme gut steht  – die Aufnahmen mit den RMEs scheinen vergleichsweise nun fast unangenehm nüchtern. Auch der Unterschied zwischen den Auteurs und den beiden „normalen“ Preamps des Revolution ist deutlich hörbar; letztere wirken ein klein wenig heller, haben aber nicht die Kernigkeit der Auteurs. Hohe Gain-Einstellungen an den Auteurs fügen den Signalen tatsächlich hörbar Obertöne hinzu, die beim Gesang angenehm subtil rüberkommen, dem Akkordeon dagegen etwas mehr angenehmen Biss und Durchsetzungsfähigkeit verleihen. Kurzum: Mit dem Revolution 14×16 bekommen Anwenderinnen nicht nur zwei technisch solide konstruierte Preamps mit sehr gutem Signal-Rauschabstand – die folglich auch „leise“ Mikros verkraften – sondern darüber hinaus vier sehr hochwertig klingende Vorverstärker mit zwei verschiedenen Klangcharakteristiken.

Insgesamt macht die Bedienung des Revolution 14×16 Spaß, denn die Haptik ist für meinen Geschmack ansprechend: die großen und kleinen, angenehm schwergängigen Potis für Mic-Gain, Master-Lautstärke und Kopfhörer-Pegel machen einen durchweg hochwertigen Eindruck, die Buttons haben einen guten Druckpunkt. Sie sind vielleicht etwas klein, doch auch große Hände dürften damit zurechtkommen. Lediglich ein paar kleine Störgefühle offenbaren sich in der Praxis: Beispielsweise sind die vier Mic-Preamps am Kopfhörerausgang stereo-gekoppelt  – für eine stereophon aufgenommene Quelle durchaus sinnvoll. Für eine einzelne (Mono-)Quelle wie Gesangsstimme ist das eher unschön, da diese dann nur aus einem Ohrhörer strahlt statt aus der Mitte. Kompensieren lässt sich dies zwar durch entsprechendes Routing im Audio-Mixer oder der DAW und gleichzeitigem Bypass der Kopfhörer-Mix-Sektion am Interface. Dies geht aber unter Umständen  mit einer Latenz einher und genau das soll ja ein hardwareseitiger Kopfhörermix vermeiden. Auch hier gibt es folglich noch Spielraum für Verbesserungen. Dies tut dem insgesamt sehr guten Eindruck, den das Revolution 14×16 auf mich macht, jedoch keinen wirklichen Abbruch.

Fazit

Das Black Lion Audio Revolution 14×16 überzeugt mit hochwertiger Verarbeitung, flexiblen Anschluss- und Routing-Möglichkeiten und herausragenden Mic-Preamps, die klanglich begeistern und echte Charakter-Optionen bieten. Der Preis ist angesichts der umfangreichen Ausstattung, der hochwertigen Verarbeitung, dem exzellenten Klang und nicht zuletzt auch auf Grund des großen Pakets an mitgelieferter Software, verhältnismäßig günstig.

HerstellerBlack Lion Audio
Vertriebhttps://audiowerk.eu
TypUSB-Audio-Interface
Maße19-Zoll, 1 HE, 27 cm tief
Gewicht6,5 kg
Preis [UVP]1.650 €
Samplingratemax. 192 kHz
Wortbreitemax. 24 Bit
SchnittstelleUSB-C
Mikrofon-Eingänge4 (6x Combo, Kanal1&2 liegt doppelt vor)
Instrumenten-Eingänge4 (6x Combo, Kanal1&2 liegt doppelt vor
Line-Eingänge4x 6,3 mm Klinke servosym.
Line-Ausgänge4x 6,3 mm Klinke servosym.
Monitor-Ausgänge4x 6,3mm Klinke servosym.
S/PDIF2x Cinch (In/Out)
ADAT2x Toslink (In/Out)
Wordclock2x BNC (In/Out)
Preamp-Funktionen Phantomspannung (Kanal 1-4), Pad, Phase, Front-/Rearumschaltung (Kanal 1&2)
LieferumfangNetzteil, USB-C-auf-C-Kabel, Softwarepaket als ­Download: Presonus Studio One+ (90 Tage), ­Sonarworks Reference Headphones (90 Tage), Audified GK Amplification 3 LE, Audified Mixchecker, Psychic Modulation EchoMelt 3
BesonderheitenDirect Monitoring (Zero Latency), 4 zuschaltbare Inserts, Preamp 1 & 2 besitzen Schaltung der ­Auteur-Preamps, Stand-alone-Funktion als Preamp, Kanäle 1 & 2 von Vorder- oder Rückseite aus ­anschließbar

KategorieOberklasse
Ausstattungsehr gut – überragend
Verarbeitungsehr gut – überragend
Bedienunggut – sehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut