
DynAssist verspricht, aufwändiges Editieren von Vocals auf wenige Klicks zu reduzieren und baut dabei auf die Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Ob der smarte Assistent wirklich überzeugen kann, zeigt unser Test.
von Carina Pannicke
Intelligent agierende Audio-Tools, die spezifische klangliche Probleme lösen können, gibt es schon eine ganze Weile auf dem Markt. Sie erleichtern von der adaptiven Geräuschreduktion bis hin zum smarten Mastering den Alltag vieler Audio-Schaffender und sparen Unmengen von Zeit und Nerven. Was allerdings bisher eher rar gesät ist, sind Tools, die mehrere Aufgaben auf einmal bewältigen können, insbesondere beim für viele unbeliebten Editing von Aufnahmen. Und hier kommt DynAssist des deutschen Herstellers NoiseWorks ins Spiel. Das Plug-in ist vor allem auf Vocals ausgelegt und verspricht, mit nur wenigen Klicks einige der Hauptaufgaben des Editings zu erledigen. Dazu gehört das Levelling, das Entfernen von Pausen, sowie das Bearbeiten von Atemgeräuschen und Zischlauten. DynAssist hilft also bei den Belangen, die mit Pegel und Dynamik zu tun haben. Ein zusätzlich eingebauter Kompressor/Limiter finalisiert dabei sogar den gewünschten Gesamtpegel nach R128-Lautheitsnorm.
Bei fast all diesen Vorgängen kommen intelligente Algorithmen zum Einsatz, die konventionellen Werkzeugen überlegen sein sollen. Ein besonderes Schmankerl ist dabei die ARA-Integration des Plug-ins für fast alle gängigen DAWs, was für den Workflow einige Vorteile mit sich bringt. Rund 150 Euro kostet DynAssist und bewegt sich damit aus Profi-Sicht auf mittlerem Preisniveau.
Künstliche Intelligenz wie sie sein soll
DynAssist vereint im Plug-in vier Bearbeitungsschritte: „Ride“ erstellt eine Lautstärkeautomation, die, wenn gewünscht, auf die Silbe genau automatisch Pegelschwankungen des Signals ausgleicht, indem diese entsprechend abgesenkt oder verstärkt werden. „Vox Gate“ ist ein KI-gesteuertes Gate, das Stille von vokalen Signalen unterscheiden kann und somit verhindert, dass leise Atmer oder Laute versehentlich abgeschnitten werden. „Breath“ erkennt Atmer und kann diese nach Belieben entfernen oder dämpfen. „Sibilance“ schließlich ist ein intelligent agierender De-Esser, der Zischlaute aller Art erkennt und entsprechend einem eingestellten Threshold ausbalanciert. So weit, so simpel. Jeder der vier Prozesse kann an- oder abgeschaltet werden und bietet eine überschaubare Zahl an Möglichkeiten zur Feinjustierung. Diese sind klug gewählt, so dass ich während des Tests trotz aller Automatismen ein Gefühl von Kontrolle hatte. Sehr schön: der Reiter „All“ zeigt die Einstellungen aller vier Prozesse auf einen Blick.
Zusätzlich zum Vocal-Modus lassen sich mit dem Instrument-Mode auch nicht-vokale Aufnahmen bearbeiten. Hierfür steht dann lediglich der Ride- und Gate-Algorithmus zur Verfügung.
DynAssist arbeitet nicht in Echtzeit, sondern wie bereits erwähnt, entweder als ARA-Extension beispielsweise in Cubase, Logic oder Reaper, als AudioSuite in Pro Tools oder mittels Transfer Mode in FL-Studio oder Ableton. Diese Arbeitsweise bringt entscheidende Vorteile mit sich: einen unendlichen „Lookahead“ für die Lautstärke-Automation, was unerwünschte Pump-Effekte verhindert und ein latenzfreies Arbeiten mit minimaler CPU-Belastung.

Automatisch und effizient
Im ARA-Betrieb muss ich mich entscheiden, ob ich den gesamten Track in das Plug-in laden möchte (Track mode) oder nur einzelne, ausgewählte Clips (Clip mode), im Audio Suite-Betrieb in Pro Tools werden die gewünschten Clips entsprechend über den „Load Audio“-Button ins Plug-in geladen, im Transfer Mode dagegen müssen sie in das Plug-in aufgenommen werden.
Nach Analyse des geladenen Signals visualisiert DynAssist die Wellenform und erstellt für alle vier Prozesse Bearbeitungsvorschläge. Diese werden ebenfalls grafisch dargestellt: als Automationskurve für die Lautstärke in grün und rot, erkannte Sibilanten und Atmer in unterschiedlichen Grautönen. Das Laden der Audio-Daten selbst geht in beiden Modi sehr fix, das Erkennen und Analysieren der Audio Regions kann unter Umständen aber etwas dauern; für 25 Minuten Hörbuchmaterial beispielsweise je nach Rechenpower zwischen drei und fünf Minuten. Im ARA-Betrieb empfiehlt es sich deshalb, die automatische Analyse via Button zu deaktivieren, anderenfalls dauert auch das Laden der Session entsprechend lang.
Alle automatisch vorgeschlagenen Prozesse können im Bearbeitungsmodus korrigiert oder verändert werden – dies geht dank der Wellenformdarstellung und der Möglichkeit, in diese hinein und hinaus zu zoomen lobenswert einfach und intuitiv.
Und das ist – und damit komme ich zur klanglichen Performance der Software – meistens überhaupt nicht notwendig. Denn alle vier Prozesse halten, was sie versprechen. Die Lautstärkeautomation und das Gate agieren unhörbar, an keiner Stelle meiner Studio-Sprachaufnahmen konnte ich abgeschnittene Anfänge oder Enden oder unangemessene Lautstärkesprünge wahrnehmen. Die Atmer- und Sibilantenerkennung funktioniert ebenso zuverlässig. Atmer werden auf Wunsch komplett entfernt oder auf ein gewünschtes Maß gedämpft. Dafür ist lediglich ein kurzes Justieren des Range-Reglers nötig. Im Instrumentenmodus liefern Gate und Rider mit ein bisschen Nachjustieren ebenfalls sinnvolle Ergebnisse. Mit einem unendlichen Threshold erkennt DynAssist zum Beispiel in einem Klarinettensolo beeindruckend gut alle Pausen, ohne dabei die Atmer des Instrumentalisten abzuschneiden.
Was DynAssist nicht kann, ist Aufnahmen zu säubern, also unerwünschte Nebengeräusche wie Klickser herauszurechnen, ebenso wenig kann es Rauschen oder Hall reduzieren. Die Software ist folglich nicht dafür ausgelegt, alle Aufgaben des Editings zu übernehmen und bietet somit auch nicht alles, was man dafür braucht. Doch vor allem bei Sprachproduktionen, die in „sauberer“ Umgebung aufgenommen wurden, liefert die Software beeindruckende Ergebnisse – und dank ihrer vier zeitgleichen Bearbeitungsprozesse dürfte das die Anzahl weiterer notwendiger Tools bei der Arbeit deutlich reduzieren.

Fazit
DynAssist ist dank intelligenter Algorithmen in der Lage, einen Teil des Vocal-Editings zu übernehmen und Anwenderinnen somit einen erheblichen Zeitvorteil zu verschaffen. Die Zusammenstellung der vier Prozesse dürfte ein echtes Alleinstellungsmerkmal darstellen und einen Nerv treffen. Dabei ist das Plug-in einfach zu bedienen und liefert so gute Klangergebnisse, wie es aus meiner Sicht per Hand kaum besser ginge.
DynAssist
Hersteller | NoiseWorks |
Vertrieb | https://noiseworksaudio.com |
Preis [UVP] | 149 Euro |
Bewertung
Kategorie | Oberklasse |
Ausstattung | sehr gut – überragend |
Bedienung | sehr gut |
Klang | sehr gut – überragend |
Gesamtnote | sehr gut – überragend |