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Mai 3, 2025

Test: ADAM Audio D3V-System – Gemacht für Schreibtischtäter

ADAM Audio hat mit dem D3V-System seinen ersten ­Desktop-Monitor geschaffen – und wirbt mit ­diversen, teils exklusiven Spezialitäten um die Gunst der ­kreativen Schreibtischtäter.

Text und Fotos von Harald Wittig

Regelmäßig bringt der Berliner Abhörlautsprecher-Spezialist ADAM Audio neue Monitore auf den hart umkämpften Markt – und ist dabei regelmäßig für eine Überraschung gut. Doch mit dem neuesten Sproß der ADAM-Entwickler hätten wir nicht gerechnet: Der D3V ist ein aktives Monitoring-System, das für die Aufstellung auf dem Schreibtisch gedacht ist und verschiedenste Anwenderinnen und Anwender ansprechen soll. Eigentlich sollen alle, die für ihre rechnerbasierte Schreibtischarbeit auch eine gute Abhöranlage gebrauchen – beispielsweise Ton- und Musikschaffende, Filmer, Youtuber, Musikjournalisten – und den Unklang schrottiger PC-Billigtröten nicht an ihre Ohren lassen wollen, vom D3V angezogen werden. Deswegen besteht das D3V-System  aus zwei Lautsprechern, akzeptiert Analog-Signale von Mischpulten, Controllern und Audio-Interfaces, lässt sich aber auch via USB-C direkt als alleiniges Tonausgabesystem verwenden. Das D3V-System gibt es für knapp 330 Euro, ist also vergleichsweise erschwinglich. Sehen wir uns das System doch direkt aus der Nähe an. Es gibt nämlich einiges zu entdecken.

Digital kontrolliertes Komplettsystem

Das D3V besteht aus einem vollaktiven Hauptlautsprecher und einem passiven Mitspieler, der über das mitgelieferte vierpolige Spezialkabel die vom Hauptlautsprecher aufbereiteten Signale empfängt. Das erinnert grundsätzlich an Computer-Lautsprecher, die wir aber nicht als Mitbewerber zum D3V-Paar anerkennen. Das sind eher die ähnlich konzipierten iLoud Micros von IK Multimedia, die wir deswegen vergleichsweise hinzuziehen. Mit den Winzlautsprechern aus Modena teilt das ADAM-Pärchen gewisse Grundsätze: So werkelt auch im ADAM-System, genau genommen im aktiven Hauptlautsprecher, ein DSP. Allerdings fungiert der lediglich als Frequenzweiche und besorgt die Raumanpassung mittels vierer Filter – die Details liefern wir später -, eine digitale Entzerrung findet, anders als bei den iLoud Micros nicht statt. Hier setzen die Lautsprecher-Experten auf eine konventionelle, analoge Abstimmung des Systems. Das ist so ehrenwert wie anspruchsvoll und wir sind schon jetzt gespannt, wie ADAM Audio die Grundanforderungen an ein Desktop-Monitoringsystem – breitbandige, möglichst lineare Wiedergabe bei geringstmöglichen Phasenverzerrungen – umgesetzt hat.

Nicht dass Ihr uns missversteht: Der D3V-Hauptlautspecher arbeitet keineswegs analog. Tatsächlich digitalisiert ein AD-Wandler die eingehenden Analog-Signale. Dabei arbeitet der integrierte Wandler mit 24 Bit/48 kHz-Auflösung und das ist tatsächlich die erste Enttäuschung. Wenn Ihr selbst mit höherer Auflösung produziert, beispielsweise 24 oder gar 32 Bit-Wortbreite und der oft Plug-in-freundlicheren 96 kHz-Abtastrate, hört ihr übers D3V-System niemals in dieser Auflösung. Auch die Freunde von HiRes-Audiofiles ziehen jetzt sicher lange Gesichter. Schielen wir rüber zu den Konkurrenten, müssen wir allerdings einräumen, dass wir nicht wissen, mit welcher Auflösung die iLoud Micros arbeiten. Darüber schweigt sich der Hersteller aus, während ADAM Audio erfreulich transparent ist. Außerdem sind 24 Bit/48 kHZ auch nicht schlecht und speziell Bewegtbildbetreuer und Filmschaffende brauchen genau diese Auflösung.

Da wir gerade beim Thema sind: Wenn der Hauptlautsprecher via USB-C mit dem Rechner verbunden ist und als Audio-Interface fungiert, wird auch das Datenwort auf 16 Bit verkürzt. Diesen Beschnitt begründet ADAM Audio so: „Unser Ziel war es, das integrierte Audio-Interface des D3V so kompatibel wie möglich zu gestalten, ohne dass zusätzliche Treibersoftware erforderlich ist.“ Dieses Maß an Kompatibilität sei nur bei einer 16 Bit-Tiefe möglich. Das ist insoweit nachvollziehbar. Soll Plug-and-Play aber vor allem im Verbund mit den meistverbreiteten Windows PCs gelten, sind auch viel höhere Auflösungen machbar. Nubert beispielsweise hat es mit seinem nuBoxx A-125 Pro-System, das übrigens kaum teurer für knapp 400 Euro zu haben ist, bewiesen: Die Desktop-Lautsprecher der Schwaben bieten im USB-C-Betrieb an Mac und PC eine Höchstauflösung von 24 Bit/192 kHz.

Neue Chassis und eine Premiere

Wenden wir uns zunächst aber vom elektronischen Innenleben des D3V ab und befassen wir uns mit den Chassis: Wir haben es mit einem Zwei-Wege-System zu tun, folglich werkeln zwei Lautsprecher-Chassis in den beiden Lautsprechern des Systems. Der Hochtöner ist selbstverständlich ein Air Motion Transformer nach ADAM Audio-Machart. Immerhin sind die ART-Hochtöner das Markenzeichen schlechthin des Berliner Herstellers. Die Ausführung für das D3V-System nennt sich D-ART Hochtöner und wurde speziell für dieses System entwickelt. Wie alle ART-Hochtöner wird auch dieser besonders kleine in Berlin von Hand gefertigt. Das bedeutet konkret, dass die hauchdünne Membran von feinfühligen Händen gefaltet und eingepasst wird. Richtig putzig sieht er aus, der D-ART Hochtöner und lässt aufs erste Hinsehen erkennen, dass wir es mit echten ADAMs zu tun haben.

Der D-ART-Hochtöner arbeitet erst ab vier Kilohertz, darunter haben die beiden Tief-Mitteltöner des Systems fleißig zu wandeln. Mit ihrer 89 Millimeter durchmessenden Alumembran mit Ferritmagnetsystem sollen die bei hoher Linearität auch höhere Luftmengen in Schwingung versetzen können, ohne dass es zu einem Aufbrechen der leichten und steifen Alumembran käme. Ein neues Konusprofil und das spezielle Langhub-Design könne dieses Versprechen einhalten.

Von solch kleinen Chassis sind keine Tiefbässe zu erwarten, was selbstverständlich auch die ADAM-Ingenieure wissen. Anstelle der meistens vorzufindenden Bassreflexkonstruktion haben sich die Entwickler für Passivstrahler/Passivmembranen entschieden – eine Premiere bei ADAM Audio. Konkret verfügen beide Lautsprecher des D3V-Systems über je zwei seitlich angebrachte Passivstrahler mit 89 Millimeter Membrandurchmesser. Diese Konstruktion basiert auf der Nutzung der von den aktiven Tieftönern erzeugten Luftveränderung, um die passiven Membranen mit unterschiedlicher Gewichtsverteilung, Geometrie und Aufhängung in Schwingungen zu versetzen. Damit sollen die Passivstrahler für mehr Druck und Präsenz im Tieftonbereich sorgen. Damit dies bestmöglich umgesetzt wird, verfügen die Passivstrahler über besonders gerippte Schwingspulen für einen gleichmäßigen Hub. Da eine aktive Schwingspule nicht vonnöten ist, konnten die Membranen extra steif und reaktionsschnell gestaltet werden. Summa summarum sollen die D3V-Anwender eine erweiterte Basswiedergabe mit einer „straffen, kontrollierten Performance“ erwarten dürfen. Wir sind schon mal sehr gespannt.

Jetzt müssen wir uns wieder mit der Elektronik befassen. Im Inneren des Hauptlautsprechers werkelt wie erwähnt ein DSP, der den Raumanpassungs-EQ steuert. Es gibt auf der Gehäuserückseite lediglich ein Terzett von instruktiv beschrifteten Drei-Wege-Schaltern, die raumakustischen Unwägbarkeiten begegnen sollen. Was sich dahinter verbirgt sagen wir Euch: „Position“ ist ein Low-Shelvingfilter, das bei 400 Hertz ansetzt und unterhalb dieser Eckfrequenz die Tiefen um -3 oder -6 dB absenkt. „Desk“ ist dem gleich genannten Regler der A-Serie ähnlich, allerdings arbeiten hier je nach Auswahl zwei Filter: „Small Desk“ wirkt auf die Frequenzen 300 und 2.000 Hertz, die um -3 beziehungsweise -2 dB absenkbar sind. „Large Desk“ betrifft 200 und 1.500 Hertz, die optionalen Absenkungen sind -6 und -4 dB. „Room“ ist vergleichbar mit dem Treble-Regler in den A-Serie Monitoren und ein High Shelving-Filter, das bei 6.500 Hertz ansetzt und die Höhen ab da um -1,5 oder -3 dB absenkt. Frequenzbereiche sind also ausschließlich absenkbar. Wundert Euch also nicht, wenn die Anpassungsvorschläge nicht nach Eurer Vorstellung ausfallen.

Abgesehen von der Verkabelung und dem Einstellen der Raumkorrekturfilter sind sämtliche Einstellungen über den Dreh-Druckgeber auf der Front des Hauptlautsprechers vorzunehmen. Die kurz, aber prägnant verfasste Bedienungsanleitung erläutert die Funktionen sehr gut. Die Bedienung des D3V-Systems sollte niemand überfordern.

Sehr gut gefällt uns, dass ADAM Audio den Lautsprechern zwei wirklich gute, passgenau einzuschiebende Monitorfüße auf die schmucken schwarzen Gehäuse maßgeschneidert hat. Die Ständer sind zwecks mechanischer Entkopplung vom Untergrund mit EPDM-Akustik-Isolationspads ausgestattet, die neben dem Klanggewinn auch für sicheren, also rutschfesten Stand auf der Schreibtischplatte sorgen. Außerdem sorgen sie für eine 15 Grad-Anwinkelung der Monitore auf die Hörerohren und die Lautsprecher sind geschwind im Stereo-Dreieck ausrichtbar.

Der linke aktive Lautsprecher des D3V-Systems ist die Schaltzentrale: Er empfängt die eingehenden Signale, digitalisiert sie, verteilt sie an die eigenen Chassis und reicht sie an den passiven Duopartner weiter. Der große Regler ist als Dreh-Druckgeber konzipiert und dient der Hauptsteuerung.

Lichter Klang mit sanftem Schattenwurf

Einmal aufgestellt und über die symmetrischen Klinkeneingänge mit unserer Referenz-Combo bestehend aus Mutec MC-3+USB und dem via S/PDIF verbundenen Violectric HPA V281 –  er fungiert als Line-Verstärker – hören wir diverses Material. Als erstes fällt die Raumdarstellung des D3V-Systems sehr positiv aus. Neben der starken Phantommitte punktet es mit einer sehr gelungenen Breiten- und Tiefenstaffelung. Das berühmte Intro des Roger Waters-Albums „Amused To Death“ mit seinem 3D-Sound präsentieren die Desktop-ADAMs sehr kompetent. Phasenverzerrungen scheinen tatsächlich kein Thema zu sein. Prima.

Auch bei der Basswiedergabe verdienen sich die Kleinen gute Noten: Die Bässe sind bemerkenswert tief, dabei gut fokussiert, sodass beispielsweise Bernard Edwards bestechende Bassgrooves in den – remasterten – Chic-Klassikern „Everybody Dance“ oder „Le Freak“ fein funken ohne jemals zu dröhnen. Allerdings sollte das „Desk“-Filter immer aktiv sein. Andernfalls können die unteren Mitten zu kraftvoll-dominant ins Klanggeschehen eingreifen. Eingedenk dieser unverzichtbaren Korrekturmaßnahmen ist die Darstellung des Mittenbands auf hohem Niveau. Die Höhen haben allerdings nicht den typischen ADAM-Glanz, sind stattdessen zurückhaltender als wir es von ADAM-Lautsprechern gewohnt sind. Details sind definitiv da, wirken aber auch bei inaktivem „Room“-Filter im Pegel zurückgenommen. Im direkten Vergleich bringt ein ADAM A5 mehr ohrenfällige Höhenklarheit und -glanz.

Wie steht es eigentlich im Vergleich zum iLoud Micro-System? Tatsächlich klingen die in linearer Einstellung vordergründiger und kälter – ein Nebeneffekt der digitalen DSP-Entzerrung. Das D3V-System klingt trotz des genannten Höhen-Phänomens – eine Erklärung dafür liefern weder die ADAM-Messkurven noch die Bauweise – hingegen natürlicher und gerade bei sehr langen Hörsitzungen entspannter. Wir meinen auch, dass sich nach einer gewissen Einhörzeit gut mit den Kleinen arbeiten lässt – trotz der Einschränkungen bei der internen DA-Wandlung. Diverse mit 32 Bit/96 kHz erstellte Projekte, die mit Hilfe des D3V-Systems abgemischt wurden, wie ein Interview-Podcast und ein elektroakustisches Instrumental für Bass, verschiedene Gitarren und hohe Gesangsstimme, klingen beim Vergleichshören über andere Systeme – nicht nur ADAMs, sondern auch Geithains und iLoud Precisions – trotz der üblichen tonalen Unterschiede gut. Deswegen: Kreativen Schreibtischtätern können wir das D3V-System von ADAM Audio empfehlen.

Fazit

Unterm Strich kann das erste Desktop-Monitoringsystem von ADAM Audio überzeugen: Trotz der Beschränkung auf 24 Bit/48 kHz-Wandlung und leichter tonaler Schwächen, handelt es sich beim D3V-System um eine Abhöranlage, mit der sich gut arbeiten lässt und die, auch eingedenk seines günstigen Preises, eine Empfehlung verdient.

HerstellerADAM Audio
Vertriebhttps://adam-audio.com
TypDesktop-Monitoringsystem
Maße115 x 200 x 150 mm (B x H x T; Einzellautsprecher)
Gewicht1,85 kg (linke Box), 1,73 kg (rechte Box)
Preis [UVP]330 Euro

ChassisD-ART-Hochtöner neuester Entwicklung, 3,5-Zoll Tief-Mitteltöner mit Alumembran, ergänzt um 3,5-Zoll ­Passivstrahler
Übergangsfrequenz4 kHz
Verstärker2 x 70 Watt RMS ­(Tieftonkanäle), 2 x 40 Watt RMS (Hochtonkanäle)
Max. SPL96 dB SPL
Eingänge 2x 6,3 mm Klinke, ­symmetrisch
Audio-Interfacevia USB-C, max. Auflösung 16 Bit/48 kHz
Signalverarbeitungdigital, AD-Wandler mit 24 Bit/48 kHz-Auflösung, DSP steuert Frequenzweiche und die Korrekturfilter
Korrekturfilter„Position“, „Desk“, „Room“
BedienungDruck-Drehgeber an linker Box
LieferumfangNetzkabel, Lautsprecherkabel, Monitorständer, ­Kurzanleitung
BesonderheitenErster ADAM Audio-Monitor mit integrierten ­Passivstrahlern

KategorieMittelklasse
Ausstattunggut – sehr gut
Bedienungsehr gut
Verarbeitungsehr gut
Klanggut – sehr gut
Gesamtnotegut – sehr gut