Featured image for “Yamaha YDM707 und YDM505: Sangesfreudig”
November 1, 2024

Yamaha YDM707 und YDM505: Sangesfreudig

Wer als Sänger, Homerecordler oder ­Podcaster seine Stimme optimal einfangen möchte, ­benötigt ein passendes ­Mikrofon. Yamaha hätte neuerdings welche im Angebot.

Text und Fotos von Harald Wittig

Das hatte nicht nur uns gefehlt: Analoge Mikrofone aus dem Hause Yamaha, jenes Branchenriesen, der anscheinend alles drauf hat. Der weltgrößte Musikinstrumentenhersteller hat schon immer auch im Pro Audio-Bereich kräftig mitgemischt, manche der Yamaha-Produkte – wir denken vor allem an die Studio- und Live-Pulte sowie gewisse Abhörlautsprecher – gehören weltweit zum Grundinventar von Toningenieuren und Beschallern. Denn auf Yamaha ist Verlass – was ihr, als treue Leser auch wisst. Denn Gerätschaften, die das markante Logo der gekreuzten Stimmgabeln tragen, sind immer überzeugend.

Nun, seit Kurzem gibt es die Mikrofonreihe YDM. Die drei Buchstaben stehen für „Yamaha Dynamic Microphone(s)“ und damit ist schon klar, dass wir es mit dynamischen Mikrofonen zu tun haben. Wer bereits die Bilder bewundert hat, weiß, dass es sich um Mikrofone für die Gesangs- und Sprachauf- oder -abnahme handelt. Die typische Handeistütenform, mit der auch tontechnisch unbedarfte Menschen ein Mikrofon assoziieren, spricht für Kenner Bände. Es gibt zwei Modelle, das sehr kostengünstige YDM505, welches für 140 Euro zu haben ist. Als Variante mit An-/Ausschalter kostet es exakt neun Euro mehr und nennt sich YDM505S, wobei das „S“ für „Switch/Schalter“ steht. Etwas teurer ist das YDM707, das mit knapp 200 Euro zu Buche schlägt und wahlweise in strahlendem weiß oder elegantem schwarz im Angebot ist. Beide Modelle hat uns Yamaha für diesen allerersten Test der mutmaßlich sangesfreudigen Schallwandler zur Verfügung gestellt. Dann wollen wir die YDMs doch mal in Augenschein nehmen.

Eine praxisgerechte Mikrofonklemme sowie ein Federmäppchen gehören bei YDM505 und YDM707 ­selbstverständlich zum Lieferumfang.

Robuste Rampensäue

Wir haben es, wie gesagt, mit dynamischen Mikrofonen zu tun. Zur besseren Abgrenzung von Bändchenmikrofonen, die ebenfalls dynamische Mikrofone sind, sprechen wir aber besser von Tauchspulenmikrofonen. Für alle, die nicht so ganz mit diesem Konstruktionsprinzip vertraut sind, liefern wir an dieser Stelle eine lichtvolle Erläuterung:

Tauchspulenmikrofone arbeiten nach dem Induktionsprinzip, wobei die Bewegung einer Spule im Magnetfeld in elektrische Spannung umgesetzt wird. Diese Mikrofone haben alle eine Membran, auf deren Rückseite eine Spule aus Kupferdraht aufgeklebt ist. Wird diese Membran vom Schallwechseldruck in Schwingungen versetzt, führt die Spule/Schwingspule entsprechende Bewegungen aus. Sie taucht in das Magnetfeld eines Permanentmagneten ein, der mit dem Kapselgehäuse fest verbunden ist. Wird die Schwingspule hin und her bewegt, schneidet sie die magnetischen Feldlinien des Magneten. Am Ausgang der Spule wird eine Wechselspannung erzeugt, die zur Spulenbewegung und dem Schallwechseldruck in etwa proportional ist.

Eine insgesamt sehr verlässliche und ausgesprochen robuste Konstruktion, weswegen Tauchspulenmikrofone seit Jahrzehnten die Bühnenmikrofone schlechthin sind. Die stecken einen Sturz auf die Bretter, die bekanntlich die Welt bedeuten, locker weg. Im Studio werden hingegen wegen ihrer überlegenen Auflösung und des in der Regel besseren Impulsverhaltens Kondensatormikrofone bevorzugt. Auch wenn die Tonschaffenden auf Stimmenfang gehen. Wobei es berühmte Ausnahmen gibt: Michael Jackson sang auch im Studio meistens in sein heiß geliebtes Shure SM58, da es den ihm vertrauten Stimmklang lieferte.

Gerichtete Handschmeichler

Unsere beiden Yamahas sehen aus wie typische Bühnenmikrofone und sind selbstverständlich auch für den Live-Einsatz gedacht. Sie liegen gut in der Hand und die äußerst robust wirkenden Vollmetallgehäuse, machen einen vertrauenerweckenden, langzeitstabilen Eindruck. Interessanterweise wiegt das günstige YDM505 etwas mehr und tatsächlich liegt es – ausweislich unserer Testerfahrungen – satter in der Hand als das YDM707.

Das YDM505 ist aber aus ganz anderen Gründen eher die Rampensau der YDM-Serie. Obschon beide Yamahas Druckgradientenempfänger sind, hat nur das YDM505/505S eine Nierencharakteristik. Das YDM707 besitzt hingegen eine Supernierencharakteristik. Bei der Nierencharakteristik wird von hinten einfallender Schall fast vollständig ausgelöscht, was gerade im Live-Betrieb Gold wert ist: Denn Nierenmikrofone und ihre stimmgewaltigen Nutzer müssen in ihrem Rücken stehende Monitore oder PA-Lautsprecher – Stichwort Rückkopplungen  – kaum fürchten. Dass die Nierencharakteristik zudem eine sehr gute Kanaltrennung garantiert, macht Nierenmikrofone auch im Studio zu viel ­benutzten ­Standardschallwandlern. Damit empfiehlt sich das YDM505 schon mal ganz klar für die Bühne.

Das YDM707 mit seiner Supernierencharakteristik hat dagegen noch einen kleinen, keulenförmigen Aufnahmebereich auf der Rückseite, sodass Signale aus der rückwärtigen 180°-Einsprechrichtung nicht vollständig bedämpft werden. Die beste Bedämpfung haben Supernieren bei 125°-Einsprechwinkeln, folgerichtig sollten, wenn das YDM707 als Bühnengesangsmikrofon Verwendung fände, die Bühnenmonitore entsprechend positioniert sein. Also nicht im Rücken der Nachtigall oder des Raben Rumburak, sondern seitlich links und rechts. Womit das YDM707 gegenüber dem YDM505 allerdings wieder punkten kann, ist die nochmals bessere Kanaltrennung. Mit anderen Worten: Seitlich eintreffender Schall – wir denken an beseelt aufspielende Blech- oder Holzbläser – wird deutlicher weniger stark miterfasst als von der Niere. Ihr seht also: Es lohnt sich, genau die eigenen Anwendungsszenarien durchzugehen, bevor ihr eines der beiden YDM-Modelle in die engere Wahl zieht.

Die Kapseln von YDM707 und YDM505 sind Neuentwicklungen. Das YDM707 hat Supernieren-, dass YDM505 Nierencharakteristik. Die Kapseldesigns wirken sich klanglich aus.
Die Kapseln von YDM707 und YDM505 sind Neuentwicklungen. Das YDM707 hat Supernieren-, dass YDM505 Nierencharakteristik. Die Kapseldesigns wirken sich klanglich aus.

Besonderes Klangdesign

Fast alle Druckgradientenempfänger weisen konstruktionsbedingt einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Nahheits-/Nahbesprechungseffekt auf. Ist ein Druckgradientenempfänger im Nahfeld einer Schallquelle positioniert, werden die tieffrequenten Schallanteile stärker übertragen. Der Klang wird bassiger oder – was bei Gesangsstimmen durchaus wünschenswert ist – fetter. Die Mikrofontechnik vieler Sängerinnen und Sänger auf der Bühne liefert bestes Anschauungsmaterial. Oftmals scheinen die Sangeskünstler ihr Mikrofon zum Fressen gern zu haben. Wichtig zu wissen: Der Hyperniere, in unserem Fall der im YDM707, ist im Vergleich zur Niere – dem YDM505 – immer ein noch ausgeprägterer Nahheitseffekt zu eigen. Wie sich unsere beiden Testkandi-daten tatsächlich klanglich verhalten, klären wir im finalen Praxistest.

Die Kapseln sind jeweils Neuentwicklungen und elastisch gelagert. Das YDM707 soll laut Yamaha auch hohe Frequenzen bis 18 Kilohertz erlauschen können, wohingegen das YDM505 nur bis 15 Kilohertz „hört“. Das ist für gesangsoptimierte Tauschpulenmikrofone völlig in Ordnung und die Yamahas sind insoweit in guter Gesellschaft mit vielen Mitbewerbern. Dass es breitbandigere Dynamiker gibt, wollen wir indes nicht verschweigen. Ebenfalls nicht, dass diese Mikrofone um ein Vielfaches teurer sind.

Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass beide Mikrofone bei einem Abstand von 60 Zentimetern die tiefen Frequenzen nur bis 60 Hertz erfassen. Unterhalb dieser unteren Frequenzgrenze kommt es bei beiden Mikrofonen ausweislich der Frequenzgangschriebe von Yamaha zu einem starken Abfall. Im Nahbereich sieht es wegen des Nahheitseffekts wieder anders aus. Genau, alles in allem haben wir es mit einem cleveren Design zu tun, das auf die speziellen Anforderungen an ein Gesangsmikrofon ausgerichtet ist.

Dazu gehört auch, dass die Gehäuse beider Mikrofone mit Yamahas proprietärem Isolationsmaterial versehen wurden, um Griffgeräusche und Vibrationen zu minimieren. Die beiden abnehmbaren Schutzkörbe – als Zubehör nachbestellbar – sind inwendig mit feinem Schaumstoff ausgekleidet, bringen also den Schutz vor Plosivlauten direkt mit. Wenngleich Gehäuse und Schutzkorb vom YDM707 auch wegen der Seidenmatt-Lackierung und des verchromten Kabelanschlusses etwas edler wirken, muss sich das YDM505 nicht verstecken. Funktional und sehr gut verarbeitet ist auch das günstigere Mikrofon. Gleich für welches der YDM-Modelle ihr euch entscheidet: ihr bekommt in jedem Fall sehr gut verarbeitete und solide Mikrofone. Allein die fein geschnittenen Gewinde der Gehäuse, auf die die Schutzkörbe aufgedreht werden, sind Galaxien von den vielen Billigheimern am Markt entfernt.

Eine praxisgerechte Mikrofonklemme sowie ein Federmäppchen gehören bei YDM505 und YDM707 ­selbstverständlich zum Lieferumfang.

Klangkompetent – nicht allein für Stimmen

Als Zubehör gibt es ein Mikrofonmäppchen mit Reißverschluss für den Transport und eine solide Klemme zur Stativmontage. Mehr braucht es auch nicht, weswegen wir nunmehr direkt zur ­Praxis übergehen:

Beide Mikrofone überzeugen mit einer sehr guten Griffgeräusche-Resistenz. Sowohl das YDM505, als auch das YDM707 können Sängerinnen und Sänger getrost in die Hand ­nehmen  –  beide Schallwandler ­reagieren aufs Händchenhalten ausgesprochen wohlwollend und ­störgeräuschunempfindlich.

Nachdem das geklärt ist, müssen die Yamahas im Studio Klangfarbe bekennen. Hierzu nehmen wir ein kurzes Fusion-Jazzstückchen mit zwei Akustikgitarren, eingespielt im Overdubverfahren und Scat-Vocals auf. Die Gesangslinien ­interagieren mit der Leadgitarrenstimme. Als Preamp dient wie immer unser Referenz-Vorverstärker Lake People Mic-Amp F355, die Digitalisierung der Line-Signale übernimmt ein Universal Audio Apollo 8-Interface, die DAW der Wahl ist Logic Pro.

Beim Abhören sind die Klangeigenschaften der beiden YDMs sofort ohrenfällig. So liefert das YDM505 bei durchschnittlich ausgeprägtem Nahheitseffekt einen knackig-präsenten Klang, welcher der Bassbaritonstimme unseres Vokalisten gut steht: Die Stimme setzt sich direkt gut gegen die Gitarren durch. Auch weibliche Stimmen verschmäht das Mikrofon nicht, sodass das YDM505, wie gewisse bekannte Platzhirsche, durchaus vielseitig einsetzbar ist.

Das YDM707 klingt aber deutlich feiner, tendenziell weicher und ist unsere Wahl, wenn es um sparsam instrumentierte Akustik-Nummern wie unser Teststück geht. Im Band- oder Dance-Kontext kann das YDM505 eventuell die bessere Wahl sein, weil sein präsenterer Klang Stimmen ein Quäntchen mehr Kontur, Durchsetzungsfähigkeit und Verständlichkeit geben kann. Für die leisen Momente, wo es auch um zwischentönende Nuancen geht, kann das YDM707 besser gefallen. Allerdings ist sein Nahheitseffekt in der Tat hörbar stärker ausgeprägt und das Mikrofon reagiert sensibler auf Plosivlaute. Dafür eignet es sich, wegen seines feineren Klangs auch für die Instrumentenaufnahme: Wir lassen es uns jedenfalls nicht nehmen, eine bestens gealterte Ovation Legend, Baujahr 1982, mit dem YDM707 aufzunehmen. Das Ergebnis kann sich hören lassen und übertrifft nicht nur billige Tauchspulen-, sondern auch schlichte Kondensatormikrofone nachhörbar deutlich.

Beide Mikrofone liefern fraglos sehr gut bearbeitbare Signale. Für die Gesangslinien entscheiden wir uns für die UAD-Ausführung des UREI 1176 und der Klang rastet beide mal sofort ein. Auch die Wahl des passenden Send-Halls – wir wählen einen algorithmischen Plattenhall-Nachbau britischer Provenienz, den SSL FlexVerb – ist geschwind erledigt. Genau, so macht die Arbeit Spaß und am Ende wissen wir: Mit den YDM-Mikrofonen ist einmal mehr bewiesen, dass auf Yamaha Verlaß ist.

Fazit

Die neuen dynamischen YDM-Mikrofone von ­Yamaha überzeugen als Gesangsmikrofone für Bühne und Studio. Sie verbinden Robustheit sowie cleveres Klangdesign und sind zudem günstig zu haben.

HerstellerYamaha
Vertrieb https://de.yamaha.com
TypTauchspulenmikrofon
Maße51 mm x 184 mm (Ø x H)
Gewicht285 g
FarbeSchwarz/Weiß
Preis [UVP]199 €
TypDruckgradientenempfänger
RichtcharakteristikSuper-Niere
Frequenzbereich60 Hz – 18 kHz
Ausgangsimpedanz300 Ohm
Empfindlichkeit1,8 mV/Pa
AnschlussXLR
LieferumfangMikrofonklemme, Transportmäppchen, ­Bedienungsanleitung
BesonderheitenFür Gesang optimiertes
Live- und Studiomikrofon

KategorieMittelklasse
Ausstattungsehr gut
Bedienungsehr gut
Verarbeitungsehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut

HerstellerYamaha
Vertrieb https://de.yamaha.com
TypTauchspulenmikrofon
Maße51 mm x 184 mm (Ø x H)
Gewicht290/293 g
FarbeSilber
Preis [UVP]140/149 €
TypDruckgradientenempfänger
RichtcharakteristikNiere
Frequenzbereich60 Hz – 15 kHz
Ausgangsimpedanz600 Ohm
Empfindlichkeit2,5 mV/Pa
AnschlussXLR
LieferumfangMikrofonklemme, Transportmäppchen, ­Bedienungsanleitung
BesonderheitenFür Gesang optimiertes Live- und Studiomikrofon, als YDM505S mit An-/Ausschalter
KategorieMittelklasse
Ausstattungsehr gut
Bedienungsehr gut
Verarbeitungsehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut