IK Multimedia lässt eine vierte Generation seiner erfolgreichen Monitor-Kalibrierungslösung aufleben und will mit der Version ARC Studio endlich ein Manko wett machen, mit dem sich in Ehren ergraute analoge Abhörmonitore auf Augenhöhe zu den aktuellen DSP-gesteuerten Schallwandlern hebenlassen sollen. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht.
von Georg Berger
IK Multimedias “Advanced Room Correction” Software zur Anpassung von Monitoren an die räumlichen Abhörumgebungen feiert schon seit sage und schreibe 17 Jahren fröhliche Urständ am Markt. Bislang sind lediglich zwei Updates erfolgt, was letztlich für die Qualität des Konzepts spricht. Vor kurzem erblickte mit ARC Studio nicht nur die vierte Version der ARC-Software das Licht der Welt. Erstmals ist im Lieferumfang – zusammen mit einem Messmikrofon – ein Hardware-DSP-Wandler zur Klangkorrektur enthalten, der mit 24 Bit (intern 32 Bit Float) und 96 kHz arbeitet und zwischen Audio-Interface und Monitore eingeschleift wird. Das Kistchen arbeitet wahlweise völlig autark nach Laden des gewünschten Korrektur-Files oder in Verbindung mit der Stand-alone-ARC-Software. Kostenpunkt: Rund 360 Euro. Damit sollten jetzt alle Kritiker, die bislang den mit Latenzen behafteten Plug-in-Betrieb monierten, endlich verstummen. Analoge Monitore erhalten durch dieses kleine, rund 15 Zentimeter breite, Kistchen, die Weihen moderner DSP-gesteuerter Monitore vom Schlage etwa der IK Multimedia eigenen iLoud MTM- oder Precision-Modelle (siehe Test in Ausgabe 01/2023). Varianten, in denen wahlweise nur die Software oder die Software plus Messmikrofon erhältlich ist, sind ebenfalls im Angebot. Die Preise belaufen sich bei Erstkauf dann auf rund 85 beziehungsweise 120 Euro. Wichtig: Wer eine der früheren ARC-Versionen sein Eigen nennt, kann zwar das seinerzeit mitgelieferte Mess-Mikrofon verwenden, nicht aber die damals erstellten Analysen. Denn die ARC4-Software wurde sozusagen runderneuert, was ein erneutes Einmessen des Raumes erforderlich macht. Doch das ist alles kein Hexenwerk. Nach dem Runterladen, Installieren und Lizenzieren der Software haben wir drei Anwendungen auf dem Rechner: Die Analyse-Software, die den Anwender beim Einmessen des Raums unterstützt und durch das gesamte Messverfahren führt. Diese Software mitsamt Dialogführung gabs übrigens auch schon in der Vorversion. Die ARC-4-Stand-alone-Anwendung dient, wie bereits erwähnt, primär dazu, die Analysen und entsprechenden Korrektur-Filterkurven in den ARC-Wandler via USB-C-Schnittstelle zu übertragen. Und last but not least gibts noch das altbekannte Plug-in, das am Ende des Master-Bus in der DAW eingesetzt werden soll, sofern die Wandler-Hardware nicht verfügbar ist oder zum Einsatz kommt.
Hardware-Wandler und Virtual Monitoring
Das Einmessen des Abhörraums ist tatsächlich ein Klacks. Größter Aufwand ist das Neuverkabeln meines 2.1-Systems mit der ARC-Hardware, bei dem ich teils auf dem Boden krabbeln muss, um neue Strippen zu ziehen. Sehr schön: Mussten 2008 noch mindestens 15 Punkte im Raum gemessen werden, reichen jetzt schon sieben. Wer es ganz präzise haben will, kann aber auch 21 Messpunkte abgreifen. Schön wäre aber die Möglichkeit gewesen, die Wartezeit bis zum Auslösen des Analyse-Sweeptons einstellen zu können. Zwar gibt es eine rund dreisekündige Pause. Aber um bei der Messung das Ergebnis nicht zu verfälschen, musste ich teils wie ein Hase rasch Haken schlagen oder sogar „Häschen in der Grube“ (=ducken) spielen. Dieses Feature würde den Messvorgang in Sachen Komfort jedenfalls deutlich erhöhen. Nach erfolgter Messung rechnet die Analyse-Software kurz und danach lässt sich das Ganze unter einem sprechenden Namen abspeichern.
Die Stand-alone-Version und das Plug-in verfügen über eine identische Ausstattung. Beim Aufruf wähle ich zuerst die zuvor gemachte Analyse aus. Anschließend kann ich aus acht vorgefertigten Filterkurven mit Bezeichnungen wie „Flat“, „Standard Control Room“ oder „Lively“ auswählen, die teils mit leichten Korrekturen im Bass und den Höhen aufwarten und den Monitorsound entsprechend anpassen. Im Edit-Modus kann ich aber auch eigene Filterkurven erstellen, abspeichern und aufrufen. Sehr schön: Über das „Virtual Monitoring“-Menü kann ich verschiedene Filterkurven anderer Monitor-Setups aufrufen, die die zuvor gemachte Analyse entsprechend dieser Monitor-Fußabdrücke abändert. So ist es möglich, den Mix über alternative Hörsysteme zu beurteilen. Außer 20 Studio-Monitoren stehen auch je drei HiFi- und Multimedia-Abhören (Flachbild-TV, Smartphone) zur Auswahl. Sind die gewünschten Einstellungen gemacht, drücke ich auf „Store“ oder „Reload“, um sie über USB in den Wandler zu übertragen. Frontseitig verfügt er über zwei LEDs für den Betriebszustand und anliegende Signale sowie einen hinterleuchteten Correction-Taster mit dem sich die Raumkorrektur auf Bypass schalten lässt. Rückseitig versammeln sich je zwei XLR-Buchsen für die Ein- und Ausgänge, die USB-C-Schnittstelle sowie der Netzgeräteanschluss.
Drei Updates in 17 Jahren
Im Test lasse ich den Wandler zunächst außen vor und setze nur das Plug-in ein, um zu erfahren, wie hoch die Latenz bei eventuellen Aufnahmen ausfällt. Bei 64 Samples über das gute alte RME Fireface 400 und Cubase Pro 13 ist es zwar weniger hör-, dafür aber mehr spürbar. Aufnahmen unter diesen Bedingungen würden mir eher Unbehagen bereiten. Mit eingesetztem Wandler, der sozusagen noch an der USB-Nabelschnur hängt, sind ebenfalls spürbare Latenzen vorhanden. Erst als ich die USB-Verbindung kappe und den ARC-Wandler komplett autark arbeiten lasse, wird es merkbar besser. Aufnahmen geraten jetzt fast auf den Punkt präzise, wobei ich den human factor nicht außer Acht lassen will. Klanglich kann das ARC Studio ebenfalls überzeugen. Die Software räumt den Bass gehörig, die unteren Mitten ordentlich und die oberen Mitten ein wenig auf, so dass ich in Stellung „Flat“ einen besser durchörbaren Mittenbereich erhalte und Mulm im Bass nicht mehr auftritt. Das ist schon beeindruckend. Ein wenig frischer wird’s in der Stellung „Tilt Bright“. Aber das ist dann am Ende Geschmackssache. Sehr schön und ein wirklich praxisgerechter Vorteil ist die Möglichkeit, sich über die Virtual Monitoring-Funktion verschiedene Sound-Fingerabdrücke anderer Monitore anzuhören. Abseits zu den üblichen Maßnahmen beim Kontrollieren fertiger Mixe (Küchenradio, Auto, HiFi-Anlage), liefern sie zusätzliche Abhöroptionen, die nochmals wertvolle Hinweise liefern können. Dafür gibt’s am Ende noch mal ein Sonderlob.
Fazit
Mit dem ARC Studio präsentiert IK Multimedia eine rundherum ausgereifte Lösung in Sachen Raumkorrektur für Monitore. Dank des Wandlers ist das lästige Insertieren des Plug-ins nicht mehr nötig. Die nochmals überarbeitete Software wartet mit mehr Features und nach wie vor exzellentem Klang auf. Herz, was willst Du mehr.
ARC Studio
Hersteller | IK Multimedia |
Vertrieb | https://ikmultimedia.com |
Preis [UVP] | 357 Euro |
Bewertung
Kategorie | Oberklasse |
Ausstattung | sehr gut – überragend |
Verarbeitung | sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |