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Februar 8, 2025

Test: Fostex TH1000RP und TH1100RP – Mood Indigo

Die brandneuen Flaggschiff-Magnetostaten TH1000RP und TH1100RP des japanischen ­Herstellers Fostex erfreuen das Auge in lieblichem Indigoblau, während die Ohren im ­übertragenen Sinne ob der Klangpotenz der Japaner Stielaugen machen.

Text und Fotos von Harald Wittig

Das japanische Pro-Audio-Unternehmen Fostex gehört zu den Pionieren bei der Entwicklung orthodynamischer Kopfhörer: Bereits vor über 50 Jahren hatten die Fostex-Ingenieure mit sprichwörtlicher japanischer Perfektion ihre R(eal) P(hase)-Planarmechanischen-Treiber entwickelt und seitdem stetig verbessert. Waren die Fostex Magnetostaten anfangs noch voluminöse Schallhelme, die kaum Tragekomfort boten – trotz schon damals bemerkenswert guten Klangs – stellen die aktuellen Fostex RP-Hörer tragbaren Kopfschmuck mit sehr guten Klangeigenschaften dar. So hat der als Studiokopfhörer konzipierte T50RPMK4, der für erschwingliche 314 Euro zu haben ist, in der Pro Audio-Szene für erhöhtes Ohrenmerk gesorgt. Eben dies soll nach dem Willen ihrer Schöpfer auch unseren heutigen Testkandidaten beschieden sein. Die Modelle TH1000RP und TH1100RP sind als kompromisslose Spitzenkopfhörer konzipiert worden. Ihr edles Äußeres mit den indigoblau eingefärbten Ohrmuscheln findet eine erste Entsprechung in den Preisen. Für den geschlossenen TH1000RP sind etwa 3.040, für den offenen TH1100RP sogar rund 3.280 Euro anzulegen. Das sind selbstverständlich keine Jedermanns-Preise, aber Fostex hat zugunsten eines überzeugenden Preis-Leistungsverhältnisses dafür auch etliches aufgeboten. Wovon wir Euch auch flugs en detail berichten wollen.

Hardware-Wandler und Virtual Monitoring

Beide Hörer werden in Japan von Hand gebaut, was sich per se schon preissteigernd auswirkt – das Land der aufgehenden Sonne mit seiner besonderen Expertise in Spitzenelektronik ist kein Billiglohnland. Beide Kopfhörer haben Ohrmuscheln aus massivem Ahornholz das mit Awa Aizome aus Tokushima gefärbt wurde. Dieses Verfahren ist sehr aufwändig und fordert wahre Künstler als Handwerker, was Fostex in einem Video – zu sehen unter https://www.fostex.jp/en/products/th1000rp/ – für alle Interessierte geschmackvoll bebildert hat. Die Färbung mit Aizome, das ausschließlich aus der Indigopflanze gewonnen wird, muss Stück für Stück erfolgen, dabei nutzt der Handwerker die Dichte und das spezifische Gewicht des Hartholzes Ahorn, ohne dass es zu klanglichen Verfärbungen kommen würde. Der Vorteil des harten Ahornholzes, das wegen seiner Dichte keine Klanginformationen nach außen verliert und sich – wie alle Harthölzer – in puncto Resonanzverhalten positiv auf das Wiedergabeverhalten auswirkt, bleibt erhalten. Jedenfalls unterstreicht die indigoblaue Farbe die Maserung der Ahorn-Ohrmuscheln, wenngleich der Effekt bei dem geschlossenen TH1000RP selbstverständlich augenfälliger ist. Uns gefällt‘s jedenfalls und im Wissen um den Aufwand beim Aizome-Färben erkennen wir auch die Besonderheit beider Edelhörer. Weniger passend ist die Bemerkung, dass Ahorn im Instrumentenbau, beispielsweise für Gitarren, als Tonholz Verwendung findet. Bei einem Kopfhörer sollen die Ohrmuscheln tunlichst gerade nicht färben, weswegen andere Materialien als Holz allenthalben Verwendung finden. Wenn Holz, dann sollte es eben ein Hartholz sein. Kommt zum Beispiel Weichholz wie Fichte – ein sehr beliebtes Tonholz für diverse Instrumente –  zum Einsatz, ist eher Misstrauen angesagt.

Die Ohrmuscheln von TH1000RP (rechts im Bild) und TH1100RP (links zu sehen) bestehen aus massivem Ahornholz das im sehr aufwändigen Verfahren mit Awa Aizome aus Tokushima eingefärbt wurde. Das Ergebnis ist eine wunderschöne indigoblaue Farbe, welche die Holzmaserung zur Geltung bringt.

Nochmals optimierte ­RP-Treiber

Im Falle vom TH1000RP und TH1100RP ist Misstrauen indes Fehl am Platz. Hier haben erfahrene Entwickler und Handwerker die entscheidenden Stellschrauben zugunsten einer bestmöglichen Wiedergabe angezogen. Das klingende Herzstück beider Hörer sind selbstverständlich ihre nochmals optimierten RP-Planar-Magnet-Treiber. Im direkten Vergleich zum eingangs erwähnten T50RPmk4 ist die in den Neuen werkelnde Planarmembran wesentlich größer. Hinzu kommen mehr die Membran umschließende Magnete sowie ein neuer Verlauf der gedruckten Spule auf der hauchdünnen Membran. Damit nicht genug wurden die Komponenten des Magnetkreises anders gestaltet. Diese Neugestaltung optimiere laut Fostex die Magnetflussverteilung. Summa summarum wirken alle diese Neuentwicklungen und Verbesserungen zusammen, um unerwünschte Resonanzen in der Membran zu unterdrücken. Im Ergebnis sei damit eine hohe Empfindlichkeit, ein ausgewogener Frequenzgang und ein besonders gutes Einschwing-/Impulsverhalten erreicht worden. Der neue RP-Planar-Treiber sei so in der Lage, ein besonders weites Frequenzspektrum präzise abzubilden. Außerdem seien Raumdarstellung und Lokalisation besonders gut – bei beiden Modellen wohlgemerkt. Was im Praxis-Hörtest zu beweisen sein wird.

Das klingende Herzstück von TH1000RP und TH1100RP sind die neuesten RP-Planar-Magnet-Treiber: Sie verfügen über die momentan größte Membran in der Fostex-Historie, noch mehr Magnete  sowie einen neuartigen Spulenverlauf. Alles zugunsten einer noch reineren und feineren Wiedergabe.

Jedenfalls protzen beide Hörer mit einem darstellbaren Frequenzspektrum von 10 Hertz bis 40 Kilohertz, was uns bei HighEnd-Kopfhörern hin und wieder begegnet. Auch wenn das menschliche Hörvermögen vor diesen Extremen kapituliert, kann sich ein derart erweiterter Frequenzgang positiv auf die Klangfarbigkeit eines Kopfhörers auswirken. Wir sind gespannt.

Der offene TH1100RP hat die typischen geätzten Aluminium-Applikationen in seinen beiden Öffnungen, die bereits von anderen RP-Hörern der Japaner bekannt sind. Dass das Öffnungsverhältnis und die verschiedenen Innenteile der Ohrmuscheln aufeinander feinabgestimmt sind, erwarten wir für einen Kopfhörer dieses Anspruchs, wollen es aber gleichwohl erwähnen.

Beide Modelle bekamen auch neue Ohrpolster maßgeschneidert. Die sind aus angenehm weichem Kunstleder aus Seidenprotein und sollen dreimal haltbarer als herkömmliche Ohrpolster sein. Doch, das gefällt uns richtig gut, denn Ihr und wir kennen es doch: Bei so manchen durchaus gut klingenden Kopfhörern zum Schnäppchenpreis lösen sich die Polster schneller auf, als uns lieb sein kann. Der asymmetrische Zuschnitt der Fostex-Ohrpolster sorgt zudem für einen sehr guten Tragekomfort.

Die Kontakte der hochwertigen OFC-Anschlusskabel sind wie die Anschlüsse an den Hörern zugunsten ­optimaler Signalübertragung mit Rhodium beschichtet.

Hoher Tragekomfort

Einen erheblichen Anteil an der guten Tragbarkeit haben wie immer Kopfband und Kopfpolster. Die Anpassung an des Hörers Schädel ist einfach bewerkstelligt und auch bei langen Hörsitzungen gibt es keinen fiesen Kopfdruck. Dabei dürften auch die Kopfpolster aus Schafsleder ihren Anteil haben. Allerdings stellt sich schon die Frage, warum sich Fostex gegen eine vegane Lösung wie für die Ohrpolster entschieden hat. Immerhin besteht auch der Transportbeutel – ein Köfferchen fänden wir allerdings viel highendiger – aus Kunstleder.

Nicht diskutieren lässt sich über die Verwendung von mechanischen Teilen aus einer Magnesiumlegierung. Die verbinden hohe Stabilität – Magnesium ist schon lange das Gehäusematerial für hochwertige Digital-Kameras – und Gewichtsersparnis. Lediglich tragbare 420 Gramm bringen beide Hörer auf die Waage. Sehr gut.

Die standardmäßig mitgelieferten unsymmetrischen 7N-OFC-Kabel werden zweiseitig geführt und sind erwartungsgemäß von hervorragender Qualität. OFC steht für „Oxygen Free Copper“, als sauerstofffreies Kupfer und tatsächlich beträgt der Reinheitsgehalt 99,999999%, sodass von einer besonders guten Übertragungsleistung auszugehen ist. Einen Anteil hieran haben auch die Anschlüsse an den Hörern und am Kabel, die mit Rhodium beschichtet sind. Der Verbindungsstecker zum Kopfhörerverstärker ist auf die 6,3 Millimeter Stereoklinke festgelegt und eine Lösung mit geschraubtem Adapter 3,5/6,3mm wäre schon schöner gewesen. Die verbat sich für Fostex aber, um etwaige klangliche Einbußen auszuschließen. TH1000RP und TH1100RP wollen an einem hochwertigen Kopfhörerverstärker betrieben werden, mobile Endgeräte bleiben also außen vor. Obschon wir es mit vergleichsweise niederohmigen Hörern zu tun haben – die Impedanz beträgt jeweils 32 Ohm – bedarf es schon etwas Verstärker-Power um das orthodynamische Duo anzutreiben. Wer sich für einen so höherpreisigen Hörer entscheidet, wird aber über einen leistungsstarken Kopfhörerverstärker verfügen oder zumindest dessen Anschaffung einkalkulieren. Sollte der Kopfhörerverstärker auch den symmetrischen Betrieb gestatten, bietet Fostex noch das optionale XLR-Kabel ET-H3.0N7BL an. Das schlägt allerdings mit gut 400 Euro zu Buche und ist guten Gewissens nur Klangfetischisten mit prall gefüllter Brieftasche zu empfehlen.

Japanische Perfektion auch klanglich

In puncto Verarbeitung wird das teure XLR-Kabel auf Ohr- und Augenhöhe mit TH1000RP und TH1100RP sein. Die erfüllen alle Anforderungen an japanische Fertigungs-Präzision. So edel sie ausschauen, so fassen  sich beide auch an. Weswegen wir uns nunmehr den Klangeigenschaften der Fostex-Hörer widmen wollen. Wie üblich, hören wir beide Edelhörer an unserem Referenz-Kopfhörerverstärker Violectric HPA V281, dessen klangliche Neutralität nach wie vor unübertroffen ist.

Beginnen wir mit dem geschlossenen TH1000RP: Mit dem 24 Bit/96 kHz Remaster des Pink Floyd-Klassikers „Wish You Were Here“ beginnt unsere Klangreise und der geschlossene Fostex überzeugt schon sehr bald mit einer Feinauflösung und Trennschärfe, die ihn als Spitzenhörer ausweist. Die produktionstechnischen Raffinessen dieser auch nach heutigen Maßstäben highendig-audiophilen Produktion gibt er kongenial wieder. Wir nehmen ihm aufs Zuhören ab, dass er dieses enorme Frequenzspektrum wirklich bedient. Allerdings erkennen wir auch eine Tendenz zum Warmen, soll heißen eine gewisse Vorliebe für die Tiefmitten. Dieses tendenziell eher warme Klangbild geht gut ins Ohr und kann Passivisten wohl gefallen, empfiehlt sich aber weniger für Tonschaffende, die klangliche Signaltreue erwarten. Die Raumdarstellung ist auf hohem Niveau und kommt Kopfhörern mit offener Bauweise verblüffend nahe, das Impulsverhalten ist erwartungsgemäß und konstruktionsbedingt exzellent.

Der TH1100RP setzt in der Tat klanglich noch eine Schippe drauf: Bei vergleichbar hervorragendem Impulsverhalten und ausgezeichneter Feinauflösung besticht der offene Fostex-Edelhörer mit einer Raumdarstellung, die fast vergessen macht, dass wir nicht über Lautsprecher hören. Breite und Tiefe sind erhörbar und eine Topproduktion wie die Einspielung von Medtner- und Rachmaninoff-Konzerten des Klaviersupervirtuosen Marc-André Hamlin, die wir in 24 Bit/96 kHz-Auflösung genießen, leuchtet in eben der klanglichen Opulenz, die wir kennen. Dabei gefällt uns besonders gut, dass der TH1100RP neutral abgestimmt ist, also Räumlichkeit nicht mittels einer Betonung des Präsenzbereichs vortäuscht. Das hat in jedem Fall Klasse und macht vor allem auch Spaß, denn soviel Wohlklang macht das Kopfhören zum Hochgenuss. Ob eigene Aufnahmen oder – wenig bekannte – Meisterstücke wie das Album „Progresso“ von Deutschlands Instanz in Sachen Brazilguitar Martin Müller: Mit dem TH1100RP klingt alles so gut, wie es klingen kann. Das ist es, was Tonschaffende von einem Kopfhörer für Mix und Mastering erwarten und der offene Edel-Magnetostat aus dem Hause Fostex liefert trotz der Aizome-Färbung der Ohrmuscheln HighEnd-Klang ohne Einfärbung. Und das ist fraglos Spitze.

Fazit

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Beide neue Fostex-Magnetostaten sind orthodynamische Hörer der Spitzenklasse, die allerdings bei vergleichbar herausragendem Impulsverhalten und exzellenter Feinauflösung unterschiedliche Klangsignaturen haben: Der ­geschlossene TH1000RP ist eher warm abgestimmt und macht allen Freunden wohligen Edelklangs Freude. Der offene TH1100RP empfiehlt sich wegen seiner neutralen Abstimmung vor allem Tonschaffenden, die den japanischen Edelhörer für Mix und Mastering gewinnbringend einsetzen können.

HerstellerFostex
Vertriebhttps://megaaudio.de
TypMagnetostatischer Kopfhörer
FarbeSchwarz-Indigo
Gewicht420 g
Preis [UVP]3038 Euro
Wandlerprinzipmagnetostatisch/orthodynamisch
Bauweisegeschlossen
Frequenzbereich10 Hz – 40 kHz
MagneteNeodymium
Impedanz32 Ohm
Empfindlichkeit100 dB/1 mW
Max.
Eingangsleistung
3.000 mW (wenigstens 100 mW)
Anschlusskabel2m, 6,3 mm Klinke, zweiseitig geführt
LieferumfangTransportbeutel, Handbuch
BesonderheitenHandgebaut in Japan, allerneueste, optimierte RP-Planar-Magnet-Treiber, Ohrmuscheln aus massivem Ahornholz, das von Hand mit Aizome eingefärbt wurde, hochwertiges OFC-Anschlusskabel
KategorieSpitzenklasse
Ausstattunggut
Verarbeitungüberragend
Tragekomfortsehr gut
Klangsehr gut
Gesamtnotesehr gut
HerstellerFostex
Vertriebhttps://megaaudio.de
TypMagnetostatischer Kopfhörer
FarbeSchwarz-Indigo
Gewicht420 g
Preis [UVP]3281 Euro
Wandlerprinzipmagnetostatisch/orthodynamisch
Bauweiseoffen
Frequenzbereich10 Hz – 40 kHz
MagneteNeodymium
Impedanz32 Ohm
Empfindlichkeit96 dB/1 mW
Max.
Eingangsleistung
3.000 mW (wenigstens 100 mW)
Anschlusskabel2m, 6,3 mm Klinke, zweiseitig geführt
LieferumfangTransportbeutel, Handbuch
BesonderheitenHandgebaut in Japan, allerneueste, optimierte RP-Planar-Magnet-Treiber, Ohrmuscheln aus massivem Ahornholz, das von Hand mit Aizome eingefärbt wurde, hochwertiges OFC-Anschlusskabel
KategorieSpitzenklasse
Ausstattunggut
Verarbeitungüberragend
Tragekomfortsehr gut
Klangsehr gut – überragend
Gesamtnotesehr gut