
HEDD Audio setzt bei seiner MK2-Monitorserie voll auf hochmoderne Digitaltechnik, denn höchstmögliche Präzision steht zuoberst auf der Entwickler-Agenda.
Text und Fotos von Harald Wittig
Seit 2015 bereichert das Berliner Unternehmen Heinz Electrodynamic Designs, kurz HEDD, die Pro Audio-Szene. Nimmermüde sind die Entwicklergeister der Hauptstädter um die Gründer Klaus Heinz und Dr. Frederik Knop, sodass nach der Vorstellung des außergewöhnlichen Kopfhörers HEDDPhone zuletzt die Monitore der MK2-Serie vorgestellt wurden. Anders als bei der gemeinhin sehr positiv angenommenen, modular aufgebauten MK1-Serie, setzt der Hersteller bei den Neuen konsequent auf integrierte professionelle Digital-Technik zugunsten einer besonders akkuraten Wiedergabe. Die komplette MK2-Produktlinie darf sich seit Neuestem auch mit einer Dolby Atmos-Zertifizierung schmücken, weswegen wir unbedingt für Euch ergründen wollten, was klanglich an den HEDD MK2-Monitoren wirklich dran ist. Dafür haben wir ein Stereopaar des kleinsten Modells im Portfolio namens Type 05 MK2 zur Begutachtung geladen. Den bietet HEDD Audio zum Stückpreis von knapp 800 Euro an, was für einen Lautsprecher „Made in Germany“ ein durchaus guter Preis ist. Zumal der kompakte Monitor einiges fürs Geld aufbieten kann.
Offen oder geschlossen
Wir haben es mit einem aktiven Zwei-Wege-Lautsprecher in Bassreflexbauweise zu tun – und genau an dieser Stelle haken wir auch direkt ein. Denn der Type 05 MK2 überlässt es, wie seine größeren Geschwister, dem Anwender, ob er zugunsten der unteren Grenzfrequenz mit offenen Bassreflexports oder – um im Bassbereich fokussierter tönen zu können – mit verschlossenen Ports aufspielen soll. Dafür liefert der Hersteller für jeden Monitor zwei passgenaue Bassport-Stopfen. Das ist alles? Selbstverständlich nicht. Zusammen mit dem mechanischen Verschluss ist in das digitale Rechenzentrum der Monitore die C(losed) o(r) P(orted)-Funktionalität integriert. Der DSP passt die Basswiedergabe in einem proprietären, aufwändigen Verfahren an. Davon bekommt der Benutzer nichts mit. Der muss lediglich den griffigen Drehschalter auf der Rückseite von „Ported“ auf „Closed“ stellen. Fertig, und über die klanglichen Auswirkungen sprechen wir später.
Nachdem wir direkt die digitale Haustür weit aufgestoßen haben, treten wir einen Schritt zurück und betrachten System und Signalverarbeitung des Monitors generell. Die Entwickler setzten wie gesagt voll auf digitale Signalverarbeitung, folgerichtig arbeiten in den MK2-Monitoren AD/DA-Wandler sowie ein sehr leistungsstarker Sharc-DSP. Die Wandler arbeiten mit 32 Bit/96 kHz-Auflösung, mit dieser Auflösung erfolgt auch die interne Signalbearbeitung. Eingehende Analog-Signale werden also entsprechend konvertiert. Es ist nur konsequent, dass alle MK2-Monitore auch über einen professionellen AES/EBU-Eingang verfügen. Das spart im Digital-Studio eine Wandlerstufe. Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass die HEDD-Wandler bis maximal 192 kHz auflösen. Denn inzwischen bieten die HiRes-Streamingdienste diverse hochwertige Master klassischer und neuer Alben mit 24 Bit/192 kHz – in HiFi-Zirkeln interessanterweise „Hochbit-Files“genannt – an, die ohne SRC vor den Monitoren nicht genießbar sind. Ja, das ist kein großes Ding, wenn Ihr über gute Wandler verfügt. Dennoch, wären wir mit der AES/EBU-Maximalauflösung zufriedener. Zugegeben: Die meisten Wandler arbeiten immer noch am Besten mit der 24 Bit/96 kHz-Abtastung, sodass unsere Anmerkung eher als Anregung für den HEDD-Gehirntrust gedacht ist.
Phasenverzerrungen adé
Zweites Digital-Glanzlicht neben der CoP-Funktionalität ist der integrierte HEDD Lineariser. Der sorgt nicht etwa für eine Glättung des Amplituden-Frequenzgangs. Stattdessen – und auch unseres Erachtens viel wichtiger – handelt es sich um eine Phasenkorrektur via DSP, welche die bei jedem Mehrwege-Lautsprecher auftretenden Zeitversatze von höheren und tieferen Frequenzen behebt. Dieses „Time Alignment“ ist auf analogem Wege nur mit erheblichem Aufwand und recht teuer machbar, während der Griff in die digitale Wunderkiste durch geschulte Ingenieurshände kostengünstigere, mithin auch kundenfreundlichere Ergebnisse bringt. Die – wohlgemerkt – auch klanglich überzeugen können.
Im Falle der MK2-Serie arbeitet der Lineariser im Gegensatz zur früheren externen Software-Lösung nur noch mit einer Einstellung. Dank der DSP-Power im Monitor ändert sich außerdem die Latenz auf 10 Millisekunden. Die spielt bei der reinen Wiedergabe keine Rolle, stört aber beim Einspielen. Praktischerweise lässt sich der Lineariser einfach via Drehregler deaktivieren. So einfach dann doch nicht, denn alle Regler finden sich auf der Rückseite. Die meisten Praktiker dürften dann aufs Umschalten verzichten und ihre Tracks über Kopfhörer auf die Festplatte/SSD nageln.

Weit abgedeckt.
Damit der Type 05 MK2 überhaupt etwas wiedergeben kann, verfügt er über zwei Lautsprecher-Chassis. Den Hochtonbereich deckt – wie sollte es bei Klaus Heinz anders sein? – ein Air Motion Transformer ab. Diese in puncto Wirkungsgrad jedem Kolbenhochtöner weit überlegenen Schallwandler reichen bis in lichteste 40.000 Hertz-Höhen hinauf und gelten wegen ihres vorzüglichen Impulsverhaltens vielen Kennern als die besten Hochtöner überhaupt. Wir jedenfalls sind seit Jahrzehnten AMT-Fans und erwarten vom HEDD-AMT nur Bestes.
Mitten und Bässe fallen in den Zuständigkeitsbereich des ebenfalls von HEDD entwickelten und gefertigten Tief-Mitteltöners mit seiner 5-Zoll-Membran in leichter Honigwabenstruktur. Das „05“ in der Typenbezeichnung ist übrigens dem Durchmesser dieses Chassis entlehnt. Der Tief-Mitteltöner deckt zusammen mit dem AMT einen Frequenzbereich von 45 Hz bis 40 kHz ab. Wem das noch zu wenig sein sollte, könnte sich einen der dezidierten Tiefton-Lautsprecher, beispielsweise den BASS 08, zusätzlich anschaffen. Alternativ, wenn der Gang in den tiefsten Basskohlekeller nicht nötig ist, lässt sich eine Erweiterung des Frequenzgangs nach unten bis 38 Hz aktivieren. Dabei wird der 3dB-Abfall des Tieftonkanals verlagert, allerdings muss der zuständige 100 Watt Class D-Verstärker dafür mehr arbeiten. Folgerichtig reduziert sich der maximale Schalldruck, was sich aber über den Ausgangspegelsteller kompensieren lässt.
Apropos Regelmöglichkeiten: Da gibt es nicht viel mehr zu berichten, insoweit herrscht praxisgerechte Standardkost. Zwei Shelving-Filter – eines für die Höhen, das zweite für die Tiefen – dienen der Raumanpassung des Monitors. Der „Desk“-Filter berücksichtigt hingegen den konkreten Aufstellort und soll Reflexionen von der Oberfläche des Arbeitstisches oder Mischpults kompensieren – je nach Ort der Aufstellung und Positionierung eines Type 05 MK2-Systems. Bleibt noch der Regler für die Eingangsempfindlichkeit, der allein die Stärke des eingehenden Analog-Signals im Bereich von +4 bis -10 dB vor dem Wandler beeinflusst. Sollte der Wandler von einem zu starken Eingangssignal überfahren werden, warnt eine frontseitige LED in grellrot. Ist alles im Grünen, ist allein die grüne LED sichtbar. Ist der Monitor für über eine halbe Stunde unbeschäftigt, wechselt er in den „Stand by“-Betrieb und eine weiße LED übernimmt die Auskunft.
Klangmächtiger Auftritt
Im Rahmen des Tests hat unser HEDD Type 05 MK2-Paar aber keine Gelegenheit zum Müßiggang. Im Gegenteil muss das Paar aus Berlin in den relevanten Betriebsarten ran und Klangfarbe bekennen. Dazu verbinden wir den linken Monitor via AES/EBU direkt mit unserem verlässlichen Re-clocker-Interface, dem ebenfalls aus Berlin stammenden Mutec MC3+USB, auf dass die Hauptstadt-Connection stehen möge. Das AES-Signal wird vom linken dann an den rechten Monitor durchgeschleift. Die Musik kommt vom MacBook Pro, als Softwareplayer dient wegen seiner bitgenauen Präzision der klassische Audirvana-Player.
Den Anfang macht das 24 Bit/96 kHz-Remaster des immer noch grandiosen „Thriller-Albums von Michael Jackson und gibt es eine markantere Basslinie als die von „Billie Jean“? Eben. Nach sehr kurzem Gegencheck entscheiden wir uns für die Daueraktivierung des HEDD-Linearisers, denn das ohrenfälllige Mehr an Räumlichkeit und Akkuratesse bei der Verteilung der Schallereignisse wird auch Euch keine andere Wahl lassen. Dann kann der Type 05 MK2 zeigen, was in ihm steckt:

Eine ausgesprochen impulstreue Wiedergabe mit vielfarbigem, aber nicht etwa abgesetzten, sondern bestens ins Gesamtensemble integrierten Höhenbereich. Sehr schön gibt der Monitor die unteren Mitten wieder, was dem markanten Gitarrensolo bestens zu Gesicht steht. Die Bässe können sich auch hören lassen und auch ohne Erweiterung scheint alles da zu sein. Okay, echten Tiefbass dürfen wir nicht erwarten, aber wir vermissen auch nichts. Denn die Wiedergabe als solche ist in sich stimmig.
So unser Zwischenfazit – dabei haben wir bislang die CoP-Funktion noch gar nicht ausgetestet. Gut, dann flugs die Bassreflexports verschlossen, die CoP-Regler auf „Closed“ gestellt und Michael Jackson darf die Geschichte der liederlichen Billie Jean aufs Neue erzählen. Höre da: Die weltberühmte Basslinie erklingt vergleichbar tief wie in „Ported“-Einstellung, aber fokussierter und konturierter. Das hat Klasse und geht sehr gut ins Ohr. So gut, dass wir eine andere Basslegende zu verdienten Ehren kommen lassen: Bernard Edwards, kongenialer Partner von Nile Rodgers im Duo „Chic“, zeigt seine Kunst mit der geschäftigen Basslinie im 24 Bit/96 kHz-Remaster von „Everybody Dance“ und wir verneigen uns in Anerkennung vor dem Meisterbassisten und dem HEDD-Paar sowie seinen Schöpfern. Denn dieser Nahfeldmonitor belegt: Wenn schon digital, dann so.

Fazit
Der HEDD Type 05 MK2 ist ein vollauf überzeugender Nahfeldmonitor, der dank seines DSP-Linearisers und der genialen CoP-Funktionalität vieles in verschiedenen Setups – auch und gerade für Dolby Atmos - goldrichtig macht.
Type 05 MK2
Hersteller | HEDD Audio |
Vertrieb | https://hedd.audio |
Typ | Zwei-Wege-Aktiv-Monitor |
Farbe | Schwarz |
Maße | 245 x 180 x 308 mm (B x T x H) |
Gewicht | 6,4 kg |
Preis [UVP] | 800 Euro |
Ausstattung
Chassis | 1x HEDD AMT-Hochtöner, 1x 5-Zoll Tief-Mitteltöner |
Übergangsfrequenz | 2,5 kHz |
Frequenzspektrum | 45 Hz – 40 kHz (38 Hz – 40 kHz mit erweitertem Tiefenspektrum) |
Verstärker | 2x 100 Watt RMS |
Max. SPL | 112 dB SPL |
Eingänge | Analog: 1x XLR, Digital: 1x XLR (AES/EBU) |
Ausgänge | 1x XLR (digital AES Pass Through) |
Interne Signalverarbeitung | digital, AD/DA-Wandler mit 32 Bit/96 kHz-Auflösung, 32 Bit Sharc DSP |
Funktionen | Volume/Lautstärke, +/-12dB; Eingangsempfindlichkeit; Lineariser (Phasenkorrektur via DSP), CoP (Closed or Ported für Bassreflexöffnungen), Lo- und Hi-Shelving Filter, Desk Filter |
Lineariser-Latenz | 10 ms |
Lieferumfang | Netzkabel, Bassportstopfen, Werkzeug, Kurzanleitung |
Besonderheiten | In Berlin entwickelt und montiert, CoP-Funktion, HEDD Lineariser, umfangreiche Wiedergabeoptimierung via Hochleistungs-DSP, erweiterte Herstellergarantie von fünf Jahren (nach Produktregistrierung). |
Bewertung
Kategorie | Oberklasse |
Ausstattung | sehr gut |
Verarbeitung | sehr gut |
Bedienung | sehr gut |
Klang | sehr gut |
Gesamtnote | sehr gut |